Teamcheck: Die Lage in der Frauen-Bundesliga Nord

Teamcheck: Die Lage in der Frauen-Bundesliga Nord

Brettorf. Es geht wieder los – nach World Tour Finale und diversen Vorbereitungsturnieren starten die Bundesligen. Als Experte im Norden hat Sönke Spille die Frauenteams unter die Lupe genommen. Hier sein traditioneller Teamcheck.

TV Jahn Schneverdingen

Personelle Ausfälle bestimmten beim TV Jahn Schneverdingen die vergangene Hallensaison. Dennoch konnte Trainerin Tine Seitz mit 20:12 Punkten und Platz vier sehr zufrieden sein – war zu Saisonbeginn ohnehin nur der Klassenerhalt als Ziel ausgerufen. Besser lief es für die weiblichen Jugendteams des TV Jahn. Die weibliche U18, die aus sechs Spielerinnen der Bundesligamannschaft besteht, wurde genauso wie die weibliche U16 Deutscher Meister. Somit ist es auch nicht verwunderlich, dass sich der Kader für die Feldsaison wieder aus den jungen, vereinseigenen Spielerinnen zusammensetzt und nahezu identisch zur Hallensaison bleibt. Lediglich Nationalangreiferin Aniko Müller stößt – wie schon in den letzten beiden Sommerspielzeiten – erneut zum TV Jahn. Als amtierender Deutscher Meister hat Trainerin Tine Seitz gleich zwei Ziele ausgegeben, die nun deutlich über denen der Hallensaison liegen: Neben der DM-Qualifikation will man eine Medaille beim Heim-Europapokal im Juli gewinnen. Zusätzliche Motivation dürfte sein, dass gleich sechs Spielerinnen im Jahr 2018 an einer WM teilnehmen möchten. Laura Kauk, Luca von Loh und Helle Großmann haben ihr Ticket für die U18-WM in den USA bereits gebucht, für die Frauen-WM in Österreich versuchen nun Aniko Müller, Theresa Schröder und Hinrike Seitz sich zu qualifizieren.
Tipp
: Zwei Deutsche Feld-Meistertitel in Folge sind ein klarer Fingerzeig. Die talentierten Nachwuchsspielerinnen haben den Sprung in die höchste deutsche Spielklasse innerhalb kürzester Zeit umgesetzt. Dazu kommt die Erfahrung von Aniko Müller, Hinrike Seitz und Theresa Schröder – der TV Jahn ist Topfavorit auf die Nordmeisterschaft.

 

Ahlhorner SV

Zufriedenstellend – so werteten die Faustballerinnen des Ahlhorner SV die Hallensaison 2017/18. Auf den Deutschen Meisterschaften in Illertissen reichte es zu Platz drei, mit Blick auf den Saisonverlauf ein Ergebnis, mit dem die ASV-Frauen leben konnten. Enttäuschend wäre es schon gewesen, als bis dahin amtierender Meister ohne Medaille zurückzukehren. Nun geht der Blick nach vorne – in eine Saison mit einigen Besonderheiten. Zum einen werden die Ahlhornerinnen voraussichtlich als Ausrichter der DM bereits vorzeitig qualifiziert sein. Das ändert allerdings an der Zielsetzung nichts: oberste Priorität ist es, auch sportlich die DM-Quali zu erreichen. Den Spielerinnen sei klar, dass die Konkurrenz groß ist. Deshalb wolle man in dieser Saison den Aufwand und Einsatz erhöhen, um die bestmögliche Leistung abzurufen. Noch immer wird Angreiferin Pia Neuefeind aufgrund ihres Studiums nicht an allen Trainingseinheiten der Mannschaft teilnehmen können. Zum anderen weht brasilianisches Flair über den Ahlhorner Sportplatz. Isabella Lucchin, brasilianische Nationalangreiferin aus Sogipa, wird für einige Monate nach Ahlhorn kommen und das Team ergänzen: eine sicherlich spannende Erfahrung, sowohl auf als auch neben dem Spielfeld. Dazu nehmen die Blau-Weißen am Champions Cup in Schneverdingen teil. Die Spielerinnen fiebern den europäischen Titelkämpfen der Vereinsmannschaften bereits jetzt entgegen und wollen sich intensiv vorbereiten
Tipp
: Mit Isabella Lucchin – die beim World Tour Final in Vaihingen/Enz stark aufspielte – verfügt der ASV um eine weitere ganz starke Alternative im Angriff. Der ganz große Druck, die DM-Quali zu schaffen, ist durch die Ausrichtung nicht mehr da. Somit wird der ASV die Saison auf Rang zwei abschließen. 

 

VfL Kellinghusen
Der Saisonauftakt war zum Vergessen – zunächst sah es gefährlich nach Abstiegskampf für die Faustballerinnen des VfL Kellinghusen aus. Doch mit einer deutlichen Steigerung im Saisonverlauf, kletterten die Schleswig-Holsteinerinnen in der Tabelle Platz für Platz nach oben und wurden am Ende Fünfter. Auch in der Feldsaison wollen die Kellinghuserinnen wieder oben mitspielen – zumal es in der vergangenen Spielzeit unter freiem Himmel hervorragend lief. Hier spielte das Team vom jungen Trainergespann Rouven Kadgien und Torbjörn Schneider einen guten dritten Platz heraus und verpasste nur durch den Moslesfehner DM-Freiplatz die nationalen Titelkämpfen. In dieser Saison rechnen die Frauen vom VfL mit dem TV Jahn Schneverdingen und dem Ahlhorner SV an der Tabellenspitze. Dahinter will sich die VfL-Mannschaft platzieren, die dank eines starken Unterbaus personell aus dem Vollen schöpfen kann. Neben Mannschaftsführerin Anika Bruhn gehören im Angriff auch Jacqueline Böhmker und Nadine Zühlke, sowie in der Defensive Nadja Zühlke, Katrin Wauer, Lisa Maas und Vemke Voß. Dazu gesellen sich Laura Schneider und Youngster Levke Voß (16 Jahre), die zum Stamm der zweiten Mannschaft in der 2. Bundesliga gehören und im Notfall eingesetzt werden können. Besonders wichtig erscheint es für das Trainer-Duo, einen guten Saisonstart hinzulegen, um im weiteren Verlauf erfolgreich spielen zu können. Dabei könnte helfen, dass Kellinghusen am IFA-World-Tour-Finale der weltweit besten acht Frauenmannschaften in Vaihingen/Enz und dem anschließenden Turnier teilnahm.

Tipp: Auf dem Feld ist der VfL traditionell stärker als in der Halle. Und dass die Form zu Saisonbeginn stimmt, haben die Schleswig-Holsteinerinnen beim World Tour Finale in Vaihingen/Enz gezeigt. Dort gewannen sie 3:0 gegen den Schweizer Meister Jona und brachten Dennach und Porto Alegre an den Rand einer Niederlage. In der Nord-Liga ist es wie im Vorjahr Platz drei – die DM-Quali wird damit geschafft. 

 

TSV Bardowick
Nach 16 Jahren Abstinenz kehrt der TSV Bardowick auf dem Feld ins Faustball-Oberhaus zurück und ist dementsprechend hochmotiviert. Zumal es in der Halle eine ganz enge Kiste um den Klassenerhalt war. Nach perfektem Saisonstart rutschte der TSV in Richtung Abstiegsränge – erst am letzten Spieltag machte die Mannschaft um Europameisterin Michaela Grzywatz den Klassenerhalt perfekt. Das wollen die Bardowickerinnen in dieser Saison unbedingt vermeiden. Der Aufsteiger hat sich vorgenommen, jedes Mal individuell auf die gegnerischen Mannschaften eingestellt zu sein und vielleicht die eine oder andere Überraschung zu schaffen. Innerhalb des Teams gibt es zur neuen Spielzeit einige Veränderungen. Chantal Heins muss den Faustballsport aus gesundheitlichen Gründen hinter sich lassen und auch Kathrin Wolter wird beruflich bedingt etwas kürzer treten – das Team aber dennoch an einigen Spieltagen unterstützen. Dafür können die Lüneburgerinnen zwei Neuzugänge vermelden. Frauke Cordes (früher TV Jahn Schneverdingen) und Janina Jirjahlke, werden in der kommenden Saison im Angriff agieren. Eine weitere Veränderung gibt es auf der Trainerbank. Da Trainer Falk Fedders die Mannschaft aus beruflichen Gründen abgibt, wird der TSV nun von Kevin Blanquett trainiert. An seiner Seite hat er Betreuer Michael Reukauf, der das Team bereits in den vergangenen Jahren unterstützte.

Tipp: In der Halle hat der TSV den Abstieg in Liga zwei gerade noch so abwenden können. Das wird auf dem Feld deutlich schwerer. So werden die Lüneburgerinnen auch in dieser Spielzeit bis zum Saisonende darum kämpfen müssen, über dem Strich zu stehen. Doch was in der Halle noch klappte, wird dem Aufsteiger auf dem Feld wohl nicht gelingen. 

 

SV Moslesfehn
Drei Wochen nach der DM-Teilnahme in Tannheim starteten die Damen des SV Moslesfehn ohne Kaderveränderung in die Vorbereitung für die Feldsaison. Nach einer guten Hallen-Saison in der Bundesliga Nord, wo bei den Deutschen Meisterschaften am Ende aber der große Erfolg ausblieb, schaut das Team um Trainer Till Oldenbostel nun seinen neuen Ziel entgegen: der DM in Ahlhorn. Gestartet wurde die Saison mit einigen Fitness-Einheiten. Die Faustbälle mussten zu dieser Zeit noch nach dem Motto „Nur gucken – nicht anfassen“, am Rande des Sportplatzes liegen bleiben. Trotz der noch nicht ganz optimalen Platzverhältnisse, stehen seit Mitte April auch wieder Einheiten mit Ball auf dem Programm. Ebenfalls zur Vorbereitung gehören seit Jahren die Turniere in Essel und Hannover. In Essel startete die Truppe bereits mit einem Turniersieg. Das ausgerufene Ziel ist aber zunächst eine gute Saison mit Platzierung in der oberen Tabellenhälfte zu spielen und sich nach Möglichkeit mit der DM-Teilnahme zu belohnen. Einen ihrer Heimspieltage werden die Moslesfehnerinnen „auswärts“ auf der Sportanlage in Döhlen, der Heimat von Nane Ahrens und Karen Meyer, bestreiten, da der heimische Platz belegt ist. Wie immer verspricht die Oldenbostel-Crew ungebrochenen Teamgeist, die stets zu erwartende Lautstärke innerhalb der Mannschaft und großer Kampfgeist – um die gesteckten Saisonziele wieder zu erreichen.

TippDie Mossis greifen in jeder Saison im Kampf um die DM-Plätze ein. Auch in der Feldsaison 2018 wird das wieder so sein. Im Duell mit dem VfL Kellinghusen um Rang drei werden die Mossis aber den Kürzeren ziehen und die Saison auf dem vierten Platz abschließen. 

 

TSV Bayer 04 Leverkusen

In ihre zweite Saison im Feld-Oberhaus in Folge geht die Mannschaft vom TSV Bayer 04 Leverkusen. Gleich in ihrer ersten Spielzeit überzeugte die Truppe um Angreiferin Marie Hodel mit 14:18 Punkten und Rang sieben, setzte sich im Kampf um den Klassenerhalt deutlich gegen den Tabellenachten Hammah durch und präsentierte sich als Aufsteiger auf Augenhöhe mit den arrivierten Bundesligavereinen. Auch in der Hallensaison schlugen die Rheinländerinnen in Liga eins auf – jedoch mit einem deutlich unglücklicheren Ausgang. Auch ein Sieg am letzten Spieltag gegen den TV Brettorf reichte nicht, den Ligaerhalt vom Feld zu wiederholen. Somit erwartet das junge Team des Trainergespanns Kerstin und Jörg Müller in der Feldsaison eine wohl schwierige Spielzeit. Nach dem unglücklichen Abstieg, bleibt das primäre Ziel für die Feldsaison 2018 der Klassenerhalt in der 1. Bundesliga. Viel hängt wahrscheinlich von den ersten Spieltagen ab. Wenn diese erfolgreich laufen, glauben die Spielerinnen, dass ein Mittelfeldplatz in der Liga durchaus möglich ist. Der Kader bleibt gegenüber der Hallensaison unverändert. Lina und Jana Hasenjäger, Marie und Ayleen Hodel, Michelle Ihnken, Katrin Hagen, Maya Mehle, Stefanie Lebensorger möchten neben der Bundesliga auch einen guten Eindruck auf den IFA-World Tour Turnieren hinterlassen.
Tipp: In der Halle ging es nach nur einer Saison wieder zurück in die zweite Liga. Auf dem Feld ist Bayer dagegen – wie in der Vorsaison – stärker einzuschätzen. So gelingt wie im Vorjahr der Klassenerhalt auf Rang sieben. 

TSV Schülp
Mit einem veränderten und deutlich verjüngten Kader startet der TSV Schülp in die Feldsaison. In der Halle gelang dem TSV mit Platz zwei in der Ost-Staffel und bei den Aufstiegsspiele nach nur zwei Jahren Abstinenz die Rückkehr in Liga eins. Auf dem Feld ist der nördlichste Verein der Frauen-Bundesliga seit fünf Spielzeiten ununterbrochen im Faustball-Oberhaus. Für Anja Baltz und Cara Seidel, die aus der eigenen Jugend in das Bundesligateam rückt, ist es die erste Saison in der höchsten deutschen Spielklasse. Gemeinsam mit Nora Auffahrt, die nach kurzer Unterbrechung in der Hallensaison, wieder zum Team stößt, will das Team in Liga eins angreifen. Nicht dabei sein wird Spielertrainerin Nadine Kowalczyk, die dem Team in dieser Saison nicht zur Verfügung steht. Deshalb werden die Geschicke an der Seitenlinie nun auf unterschiedliche erfahrene Schultern verteilt. Besonders stolz sind die TSV-Frauen, dass sie nicht mehr der einzige Bundesligist im Verein sind. Die Männer schafften im vergangenen Sommer den Aufstieg in die 2. Bundesliga Ost – und eifern den Damen nun nach. Bei den TSV-Frauen ist nach dem Wiederaufstieg in der Halle jetzt das Ziel, auf dem Feld schnellstmöglich genug Punkte für den Klassenerhalt zu sammeln. Dabei wird sich zeigen, wie schnell die neuformierte Mannschaft dies umsetzen kann.
Tipp: Es wird eine schwierige Saison für den TSV. Nachdem man sich fünf Jahre lang im Oberhaus behaupten konnte, zieht der TSV im Abstiegskampf den Kürzeren. Mit Rang acht geht es – zumindestens vorerst – in Liga zwei.

TK Hannover

Mehrfach hatten die Frauen vom TK Hannover in den vergangenen Jahren Anlauf zur 1. Bundesliga genommen und waren spätestens bei den Aufstiegsspielen gescheitert. Umso erfolgreicher verlief es für die Mannschaft aus der niedersächsischen Landeshauptstadt im vergangenen Jahr. Erst feierte die Truppe im Sommer in Bardowick den Aufstieg in die 1. Bundesliga – und wiederholte diesen Erfolg dann ein halbes Jahr später in der Solinger Sporthalle. Hochmotiviert will der Aufsteiger somit im Faustball-Oberhaus angreifen, befreit aufspielen und das ausgegeben Ziel „Klassenerhalt“ möglichst frühzeitig sichern. Dazu soll der eine oder andere Favorit ein wenig geärgert werden. Personell bleibt in Hannover alles beim Alten. Einzig hinter Cindy Ristel, die zum zweiten Mal Mutter geworden ist, steht in dieser Saison noch ein kleines Fragezeichen.
Tipp
: Das Team hat bereits in der Jugend bewiesen, über welche Qualitäten es verfügt. Mit den verpassten Aufstiegen in den vergangenen Jahren sind die Spielerinnen gereift. Die Niederlagen helfen in dieser Saison, dass der TKH die Klasse – mit Platz 6 – hält.

 

TV Brettorf

Es war ein historischer Erfolg, den die Frauen des TV Brettorf ihrem Verein in der vergangenen Saison bereiteten. Zum ersten Mal überhaupt qualifizierte sich eine Frauenmannschaft des TVB für die Deutschen Meisterschaften. In Illertissen verpassten die Schwarz-Weißen in einer Vorrundengruppe gegen die späteren Finalisten Dennach und Eibach zwar das Weiterkommen – blicken trotzdem stolz auf die Spielzeit in der Halle zurück. Zur Feldsaison werden die Ziele trotz dieser ersten DM-Teilnahme aber realistisch formuliert, ein Platz unter den ersten fünf Teams könnte bereits als Erfolg gewertet werden. Nicht mehr dabei sein werden in der startenden Spielzeit Angreiferin Rika Meiners und Trainerin Rieke Buck. Während für Meiners die nach einer langen Verletzungspause wiedergenesene Laura Koletzek gemeinsam mit Jule Weber ins Team rückt, bleibt der Trainerposten noch vakant. Die Saisonvorbereitung leiteten die Spielerinnen untereinander.
Tipp
: Gerade wenn auf der Trainerposition nicht noch eine Lösung gefunden wird, könnte es eine schwere Saison werden. Ansonsten wird der TVB das Saisonziel erreichen und sich im Mittelfeld der Liga – auf Rang fünf – platzieren.

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