Philipp Kübler und Philip Hofmann: Vorfreude auf die ersten World Games

Fiebern dem Start der World Games entgegen: Philipp Kübler (links) und Philip Hofmann (Foto: DFBL/U.Spille)

Birmingham (DFBL/ssp). Der Countdown läuft: Am Sonntag starten für die Faustballerinnen und Faustballer die Wettbewerbe bei den World Games im amerikanischen Birmingham (Alabama). Bei den Männern ist Deutschland, nach dem Erfolg vor fünf Jahren in Polen, Titelverteidiger. Philip Hofmann, Rouven Kadgien, Philipp Kübler, Ole Schachtsiek und Felix Klassen stehen dabei zum ersten Mal im Aufgebot des A-Kaders bei einem internationalen Top-Event.

„Es ist mein erstes großes Turnier“, sagt Philip Hofmann, Angreifer von Faustball-Bundesligist TSV Hagen 1860: „Da ist es wohl normal, dass man schon im Vorfeld etwas Nervosität verspürt.“ Und davon dürfte in den nächsten Stunden wohl noch etwas dazu kommen. Am Sonntag, 10. Juli, tritt er mit der Faustball-Nationalmannschaft der Männer um 19.45 Uhr deutscher Zeit zum ersten Vorrundenspiel an. Und nicht nur für ihn dürfte der Auftakt der World Games ein besonderer sein. Auch für Philipp Kübler. Der Defensivspezialist vom TSV Calw steht ebenfalls zum ersten Mal im Aufgebot des deutschen A-Kaders bei einem großen Turnier. „Es ist für mich eine Ehre, die Nationalmannschaft bei den World Games zu vertreten“, sagt er: „Es geht ein Traum in Erfüllung, bei einer solchen Veranstaltung den Bundesadler tragen zu dürfen.“ Dem Auftakt wird deshalb gemeinsam entgegengefiebert. Hofmann: „Ich kann es kaum noch abwarten, endlich auf dem Platz zu stehen und mit dem Team, um jeden Ball zu kämpfen.“

Die Anfänge

Dass sie zum Faustball gekommen sind – das haben die beiden ihren Eltern zu verdanken. „Meiner Mutter hat in Voerde damals die Jugend trainiert“, erzählt Philip Hofmann: „Und da es schwierig war, jedes Mal einen Babysitter zu bekommen, hat sie mich und meiner Schwester mitgenommen – sogar im Schlafanzug, hat sie erzählt.“ Dass es da fast unmöglich war, nicht selbst mit dem Faustballsport anzufangen, versteht sich wohl von selbst. Bei Philipp Kübler war das ähnlich. „Mein Vater hat von klein auf Faustball gespielt und mich dann auch direkt mit auf den Sportplatz genommen.“

Die Jugend

Philipp Kübler beim TSV Calw und Philip Hofmann beim TV Voerde – so marschierten sie durch die Jugendmannschaften ihres Heimatvereins. Philipp Kübler holte einige Süddeutsche Meistertitel, schaffte es in der U18 mit dem Gewinn der Bronzemedaille einmal sogar auf das DM-Podest. So weit hinaus ging es für Hofmann nicht. „Bei den Norddeutschen Meisterschaften mussten wir uns oft den niedersächsischen Mannschaften geschlagen geben – und im Rheinland gab es kein Vorbeikommen am Leichlinger TV“, sagt er. Der größte Erfolg war der siebte Platz bei einer Hallen-DM der U14. „Die Qualifikation hatten wir nur geschafft, weil sich auch der Drittplatzierte der Norddeutschen qualifiziert und wir als Ausrichter unsere Fans im Rücken hatten.“

Das Nationalteam

Der U13-U15-Lehrgang: Viele Nachwuchstalente kommen hier zum ersten Mal in Kontakt mit der Faustball-Nationalmannschaft. Auf Meisterschaften und bei Beobachtungen in den Landesverbänden gesichtet, werden die Talentiertesten ihrer Jahrgänge einmal jährlich zusammengezogen. Fast alle späteren Nationalspieler sind dieses Prozedere durchlaufen – so auch Hofmann und Kübler, die später auch in der Jugend oder den Junioren mit dem Bundesadler auf der Brust auflaufen.

Kübler wird 2015 zur U18-EM in Kellinghusen in den Kader berufen, gewinnt hier den Titel. Besonders das Halbfinale gegen die Schweiz ist ihm dabei in Erinnerung geblieben. „Wir haben bereits mit 0:2 zurückgelegen und das Spiel noch gedreht – mit einem 15:14 im Entscheidungssatz. Diese Partie werde ich nie vergessen“, sagt er. Drei Jahre später tritt er dann noch einmal mit den U21-Junioren zur EM in Jona an, verliert mit dem deutschen Team aber das Endspiel gegen Österreich.

Philip Hofmann läuft in der U18 und U21 ebenfalls für Deutschland auf – auch wenn er gerade zu Ende seiner Jugendzeit mit Verletzungen zu kämpfen hat. „Meine erste Meisterschaft war die EM in Jona, bei der es – verletzungsbedingt – nur zu einem Kurzeinsatz gereicht“, erinnert er sich an den Gewinn der Silbermedaille, die aber nur wenig darüber hinwegtröstet. Anders sieht es in der U21 aus: 2013 ist Patrick Thomas im deutschen Angriff gesetzt, Hofmann kommt aber zu Einsätzen gegen die kleineren Nationen. 2014 und 2015 ist er dann wichtiger Bestandteil der deutschen Mannschaft – und gewinnt jeweils die Goldmedaille. Die Entscheidung im Finale 2014 gegen Österreich hat der Angreifer dabei heute noch vor Augen. „Marcel Stoklasa hatte bis dahin trotz verletztem Fuß und 30 Grad sehr viel gespielt und musste zum Ende der Anstrengung Tribut zollen“, sagt er. Dennis Gruber übernahm daraufhin die Angabe, Hofmann den Rückschlag – und punktet direkt mit dem ersten Ball zum Matchball. Den ersten setzte Hofmann noch knapp neben das Feld: Angabe Dennis Gruber. „Ich sehe noch vor meinen Augen, wie er den kurzen Ball spielt und ich beim zweiten Aufspringen auf ihn zulaufe.“

Der A-Kader

Wirklich damit gerechnet, einmal für die Männer-Nationalmannschaft zu spielen, damit hatten wohl beide nicht. „Mit Voerde haben wir in der 1. Bundesliga lange gegen den Abstieg und auch eins, zwei Jahre in der 2. Bundesliga gespielt“, erinnert sich Philip Hofmann: „Da war ich wohl nicht wirklich im Blickfeld der Nationaltrainer.“ Bei der DM in Bredstedt tritt er dann mit Voerde an – und erhält im Anschluss Lob von Bundestrainer Olaf Neuenfeld. „Ich glaube damals ist der Stein ins Rollen gekommen“, lacht Hofmann. Es folgt die erste Einladung zu einem Lehrgang. „Ich habe mich direkt wohlgefühlt“, sagt der Angreifer: „Natürlich ist man als neuer Spieler noch zurückhaltend, aber das komplette Team hat einem von Anfang an das Gefühl gegeben, dazuzugehören. Die Stimmung ist immer top. Und auch mit den vielen unterschiedlichen Charakteren ist es immer ein respektvoller Umgang mit lustigen Trainingstagen.“

Die World Games

Nun also steht für Hofmann und Kübler das erste große internationale Turnier bevor – die World Games in Birmingham. In der Vorrunde geht es gegen Chile, die Schweiz und Argentinien. „Die beiden Teams aus Südamerika kann man nicht so oft sehen. Deshalb bin ich auf die beiden Spiele sehr gespannt“, sagt Philipp Kübler. Ganz besonders fiebert er aber dem Duell gegen die Schweiz entgegen – schließlich trifft er dort auf seinen Schwager und Calwer Vereinskollegen Raphael Schlattinger.

Dass die World Games ein beeindruckendes Event wird, da sind sich die beiden einig. „Durch die Erzählungen beim Abschlusslehrgang in Waldkirchen wurde mir noch einmal klar, dass die World Games mit keiner Faustballveranstaltung vergleichbar sind“, sagt Philip Hofmann: „Es gibt ein Deutsches Haus für die deutschen Athleten und man hat viel Freizeit, die man nutzen kann. Ich kann mir das alles noch gar nicht richtig vorstellen, deshalb hoffe ich, dass die vielen Eindrücke positiver Natur sein werden und wir auch abseits des Faustballfeldes eine tolle Zeit haben werden.“

„Ich glaube, die Veranstaltung wird sehr gut organisiert sein“, sagt Kübler: „Ich freue mich schon darauf, in unserer Freizeit auch die anderen Sportarten anzuschauen und dort die Stimmung zu erleben.“

Das Ziel

Noch einmal zurück zum Sportlichen: Schließlich haben Hofmann und Kübler sich auch ihre ganz persönlichen Ziele für das Multisportevent gesetzt. „Ich möchte so viel Spielzeit wie möglich bekommen und diese nutzen, um mein bestes Spiel zu zeigen“, sagt Philip Hofmann, der gerade zu Saisonbeginn noch mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen hatte. „Das Timing hat nicht gepasst, die Angaben waren zu harmlos. Das macht einem schon zu schaffen“, gesteht er: „Zum Glück habe ich es vor dem Waldkirchen-Lehrgang in den Griff bekommen. Die Leistung möchte ich nun bei jedem Einsatz abrufen und so meinen Beitrag leisten.“ Das hat sich auch Philipp Kübler vorgenommen. „Mein persönliches Ziel ist es, gut zu spielen und das Team so gut es geht zu unterstützen“, sagt er: „Und natürlich will ich den Titel gewinnen!“

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