Nach EM-Absage: So plant Bundestrainer Olaf Neuenfeld 2021
Schneverdingen (DFBL/ssp). Keine Faustball-Europameisterschaft 2021: Die Europäische Faustballverband (EFA) hat am Freitag, in Absprache mit dem Organisationskomitee, die Faustball-Europameisterschaft im italienischen Kaltern abgesagt. Während die International Fistball Association in einer Mitteilung betonte, weiter von einer Austragung der Weltmeisterschaften der U18 in Grieskirchen (Österreich) und der Frauen in Jona (Schweiz) auszugehen, hat man auf europäischer Ebene bei der Organisation frühzeitig die Notbremse gezogen.
Wir haben Bundestrainer Olaf Neuenfeld nach seiner Einschätzung zur Absage, den weiteren Planungen für das Jahr 2021 mit der Nationalmannschaft der Männer, die Bundesliga-Feldsaison und seine Wünsche für den internationalen Faustballsport gesprochen.
Olaf, am vergangenen Wochenende wurde die für Ende Juni geplante Europameisterschaft der Männer abgesagt. Wie hast du von der Absage erfahren, wie überrascht warst du darüber?
Olaf Neuenfeld: Die EM stand ja die ganze Zeit auf der Kippe und von daher war es aufgrund der überall steigenden Zahlen keine Überraschung mehr. Dass die Veranstalter nun doch früher als geplant die Absage kommuniziert haben finde ich nachvollziehbar. So hat jeder Planungssicherheit und man kann über Alternativen nachdenken.
Neben möglichen Quarantänevorschriften haben EFA und Organisationsteam die Absage auch damit begründet, dass ein hoher Zuschauerzuspruch den angemessenen Rahmen bei einer solchen Spitzenveranstaltung bieten sollte. Wäre für euch auch eine Veranstaltung vor leeren Rängen vorstellbar gewesen?
Olaf Neuenfeld: Da die EM im Juni extrem früh gespielt worden wäre habe ich ohnehin nicht mit Zuschauern gerechnet. Das wäre zwar nicht schön gewesen, aber allemal besser als gar nicht zu spielen. Geisterspiele kennen wir ja bereits seit längerem vom Fußball. Nicht schön, aber besser als nichts.
Ihr habt bis zur Absage mit dem erweiterten Kader mitten in der Vorbereitung gesteckt. Wie habt ihr die Zeit im Lockdown ohne Faustball-Bundesliga und Meisterschaften genutzt, um als Team in Kontakt zu bleiben?
Olaf Neuenfeld: Wir haben im Januar und Februar eine Challenge mit allen 26 Spielern und dem Trainerstab ins Leben gerufen. Damit wollten wir untereinander im Kontakt bleiben, eine gemeinsame Vorbereitung in das EM-Jahr einläuten und vor allem viel Spaß haben. Neben insgesamt 6.000 gelaufenen Kilometern musste jeder wöchentlich gewisse Aufgaben und Übungen erledigen und per Video dokumentieren. Bei knapp 500 Videos kamen teilweise sehr lustige Ergebnisse dabei raus. Und für mich war die Auswertung der Videos jeweils das Sonntagshighlight in dieser trostlosen Zeit :-).
Inwieweit wirkt sich die EM-Absage für euch in der Vorbereitung aus? Haltet ihr am geplanten Lehrgang in Hohenlockstedt im Mai fest? Wie sieht es mit weiteren Lehrgängen aus? Und: Könnte euch die Corona-Pandemie bei euren Planungen noch einmal einen Strich durch die Rechnung machen?
Olaf Neuenfeld: Wir möchten die beiden ersten Lehgänge im Mai in Hohenlockstedt und im Juni in Waldkirchen unbedingt wie geplant durchführen. Grünes Licht von den Ausrichtern und der DFBL haben wir zum Glück schon bekommen. Auch auf die Gefahr hin, dass die Bundesligasaison vielleicht erst später beginnen kann, wollen wir an unserem Plan festhalten. Es geht ja dabei nicht nur um dieses eine Jahr sondern wir haben einen Fahrplan bis zur WM 2023 in Mannheim und möchten bis dahin so viele Maßnahmen wie möglich bestreiten.
Für wie realistisch hältst du einen Bundesligastart am ersten Maiwochenende?
Olaf Neuenfeld: Das kann ich mir gerade nach den aktuellen Beschlüssen der Bundesregierung nur schwer vorstellen. Unter den Nationaltrainern waren wir uns einig, dass jeder nach der langen faustballosen Zeit eine Vorbereitungszeit von 4 Wochen haben sollte, nicht zuletzt um Verletzungen vorzubeugen. Ich habe bereits einen Vorschlag einer verkürzten Saison innerhalb von 5 Wochen mit einer einfachen Runde an die DFBL gegeben. Diese könnte am 12. Juni beginnen und am 11. Juli enden, mit Auf- und Abstieg und der DM im August in Brettorf.
Die EFA hat berichtet, dass derzeit intensiv an einer Alternativlösung gearbeitet wird. Denkbar sei demnach eine Ersatzveranstaltung, wie ein EFA-Nationencup Ende September, oder eine weitere Verschiebung der EM – mit der Ausrichtung durch Italien Anfang Juni 2022. Hältst du eine dieser Varianten für realistisch? Welchen Wunsch hättest du?
Olaf Neuenfeld: Wenn Italien die EM 2022 im Juni, also kurz vor den World Games ausrichten möchte, fände ich das sehr gut. Zwei Events innerhalb kurzer Zeit halte ich für zumutbar, zumal die physische Belastung einer EM vergleichsweise gering ist. Und ausgeruht haben wir uns durch den Dauerlockdown jetzt lange genug :-). Unabhängig davon halte ich es aber für zwingend notwendig, dass wir in diesem Jahr noch ein internationales Event für Nationalmannschaften haben. Dabei geht es mir in erster Linie nicht nur um uns selbst, sondern auch um die kleineren und neueren Nationen, die dann ein weiteres Jahr ohne richtigen Wettkampf hätten, zumal sie bei den World Games 2022 auch nicht spielen dürfen. Das muss unbedingt verhindert werden.
Ein Nationenpokal im September wäre eine tolle Alternative. Aufgrund der Kürze der Vorbereitungszeit sollte dann der reine Faustballsport im Mittelpunkt stehen. Ich kann sehr gut auf Dinge wie VIP-Raum, Videowand, LED-Banden, Zusatztribünen usw. verzichten. Wir können gerne mal wieder 1-2 Schritte zurück gehen und uns auf das Wesentliche, unseren Sport, beschränken. Wenn man die ganzen Regularien und Pflichtenhefte mal überarbeitet, würde man auch leichter Ausrichter für Großveranstaltungen finden.
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