Die Nord-Männer vor der Hallensaison 2019/20
Brettorf (DFBL/ssp). Ahlhorner SV, TV Brettorf und VfK Berlin: Das waren im vergangenen März die drei Mannschaften, die die 1. Bundesliga Nord der Männer bei der DM in Mannheim vertreten haben. Auch 2020 ist die Stadt in Mannheim wieder das Ziel für die Teams. Im Kampf um die DM-Tickets könnte es dabei so spannend wie schon lange nicht mehr werden. Es gibt keinen klaren Favoriten, die Aufsteiger vom Leichlinger TV und der Berliner Turnerschaft wollen alles daran setzen, die Klasse zu halten. Wie gewohnt hat Sönke Spille für die DFBL alle Neuigkeiten der acht Bundesligisten zusammengestellt und seine Prognose für den Saisonverlauf abgegeben.
Ahlhorner SV (Vorjahr: Platz 1)
Die Feldsaison verlief für den Dino der Bundesliga alles andere als geplant. Zwar schaffte das Team um Nationalspieler Tim Albrecht den Sprung in die Endrunde der besten vier Mannschaften, konnten hier aber keines der letzten drei Spiele mehr gewinnen. Zu den sehr wechselhaften Leistungen über die gesamte Saison kam auch eine Verletzung von Christoph Johannes hinzu, die nicht zu kompensieren war. Für die Hallensaison sieht es bisher nicht besser aus. Bei Hauptangreifer Johannes wird sich zeigen, inwieweit er mitwirken kann. Die Probleme mit dem Knie sind bei ihm immer noch zu spüren. Wäre das nicht schon schlimm genug, hat sich Paul Barklage dazu entschlossen, die Sportschuhe an den Nagel zu hängen und neue Herausforderungen zu suchen. Damit wird er der Mannschaft, der erneut Christoph Johannes und Tim Albrecht als Teamverantwortliche vorstehen werden, nicht mehr zur Verfügung stehen. Dazu hat Erik Grotelüschen eine Ausbildung in Osnabrück begonnen und kann so nicht regelmäßig am Training teilnehmen. Es wird sich zeigen, wer in dieser Saison mit aufläuft. Neben jungen Spielern wie Jan Hermes ist auch ein Comeback von Nils-Christoffer Carl und Sören Dahms im Angriff durchaus denkbar, um das gesetzte Ziel – den vorzeitigen Klassenerhalt – so früh wie möglich zu realisieren.
Tipp: Nach der Nordmeisterschaft im vergangenen Jahr hängt nun alles von der Genesung von Christoph Johannes ab. Doch in den Kampf um die DM-Plätze kann der ASV mit Rang 5 nicht eingreifen.
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TV Brettorf (Vorjahr: Platz 2)
Der Generationswechsel ist geglückt: Das kann man beim TV Brettorf spätestens nach der diesjährigen Feldsaison sagen. Nach der etwas überraschenden DM-Qualifikation in der vergangenen Hallensaison gelang den Schwarz-Weißen nun auch auf dem Feld der dritte Platz – nur durch den Ausrichterfreiplatz des VfL Kellinghusen verpasste das Team von Klaus Tabke die nationalen Titelkämpfe. Unter dem Hallendach wollen die „jungen Wilden“ nun wieder an die Leistungen der Spielzeiten zuvor anknüpfen. Personell wird sich dabei wenig tun. Marcel Osterloh steht nach seiner verletzungsbedingten Auszeit auf dem Feld wieder zur Verfügung, dafür wird Moritz Cording zunächst die 2. Mannschaft unterstützen. Zuspieler Hauke Spille wird berufsbedingt in den ersten beiden Spielen gegen den VfK Berlin und Hannover definitiv ausfallen, dann aber wieder zur Mannschaft stoßen. Coach Tabke hat als Ziel ausgegeben, zu Beginn möglichst viele Punkte gegen den Abstieg zu sammeln und dann den Blick nach oben zu richten.
Tipp: Die DM-Quali im vergangenen Jahr war keine Eintagsfliege. Auch in dieser Hallensaison schafft es die Brettorfer Truppe mit Platz 3 wieder nach Mannheim.
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VfK Berlin (Vorjahr: Platz 3)
Kaum ein Verein stand in der Vergangenheit so für personelle Konstanz wie der VfK. Doch das ändert sich zur kommenden Spielzeit. Nachdem die Mannschaft in den Vereinswettbewerben nur vom TSV Pfungstadt zu stoppen war und sowohl beim Europacup in Pfungstadt als auch bei der DM in Kellinghusen die Silbermedaille gewonnen hat, wird nun personell durchgewechselt. Jascha Ohlrich und Tobias Andres stehen nur noch bei personellen Engpässen zur Verfügung, Ruben Schwarzelmüller hat sein Gastspiel in der Hauptstadt beendet. Dafür kehrt Daniel Hlebaroff nach seiner Auszeit im Sommer ins Team zurück. Mit Jonas Brune (TK Hannover) präsentieren die Hauptstädter zudem einen Neuzugang, der aufgrund seines Studiums in Potsdam bereits seit einigen Monaten bei den Hauptstädtern mittrainiert. Aufgrund der vielen Umstellungen wollen die Berliner vor der anstehenden Spielzeit kein explizites Saisonziel ausgeben – auch, weil ohne Vorbereitungsturniere und einer erst Ende Oktober startenden Saisonvorbereitung in die ersten Spieltage gegangen wird.
Tipp: Trotz der personellen Änderungen verfügt der VfK über ein eingespieltes Team. Nach Platz drei im Vorjahr wird es 2019/20 wieder zur Nordmeisterschaft reichen.
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TSV Hagen 1860 (Vorjahr: Platz 4)
Die Feldsaison war für den TSV Hagen 1860 die beste seit fast zwei Jahrzehnten: Zum ersten Mal seit 18 Jahren qualifizierten sich die Westfalen für die Deutsche Meisterschaft, um hier, im Halbfinal-Flutlichtspiel, Seriensieger TSV Pfungstadt beinahe in die Knie zu zwingen. Doch auch wenn es am Ende nicht ganz zur Medaille reichte – das Team hat Blut geleckt. Unter dem Hallendach will die Mannschaft von Trainer-Trio Dirk Schachtsiek, Andreas Schmitz und Holger Bock an die Leistung auf dem Feld anknüpfen. Nicht dabei helfen können Olaf Machelett, der seine Bundesliga-Karriere nach der DM beendet hat, und Leo Eckerle, der derzeit ein Auslandssemester absolviert. Deshalb geht die Mannschaft mit keinem klaren Ziel in die anstehende Spielzeit. Mit dem Abstieg wollen die Westfalen nicht zu tun haben, ob es aber für die Spitzengruppe reicht, bleibt abzuwarten. Deshalb will man sich nach der vierwöchigen Trainingspause möglichst schnell an neue Aufstellungen und taktische Varianten gewöhnen, den unteren Rängen schnell entkommen und dann ohne Druck gegen die favorisierten Teams spielen.
Tipp: Der DM-Auftritt in Kellinghusen gibt den Westfalen mächtig Schwung. Doch mit Platz 4 verpasst der TSV die Hallen-DM denkbar knapp.
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VfL Kellinghusen (Vorjahr: Platz 5)
Es war ein beeindruckender Auftritt bei der Heim-DM, mit dem so wohl nur die Wenigsten gerechnet hatten: Nach einer völlig verkorksten Hinrunde herrschte bei den Störstädtern statt der DM-Vorfreude die pure Abstiegsangst. Doch die Mannschaft von Trainer Bernd Schneider kämpfte sich in der zweiten Saisonhälfte auf einen Nichtabstiegsplatz und legte fortan die volle Konzentration auf die nationalen Titelkämpfe auf heimischem Platz. Mit dem wiedergenesenen Rouven Kadgien im Angriff bot der VfL dem späteren Bronzemedaillengewinner TV Schweinfurt-Oberndorf die Stirn und hätte sich beinahe ins Halbfinale gekämpft.
Die Vorzeichen haben sich im Vergleich zu den vergangenen beiden Spielzeiten klar verbessert. Das Offensiv-Trio um Rouven Kadgien, Sascha Heidrich und Tom Kröger präsentiert sich vor dem Saisonstart in guter körperlicher Verfassung und hat vielversprechende Ansätze in den beiden Vorbereitungsturnieren gezeigt. Auch die Defensive um Erik Maas, Torbjörn Schneider und Marten Kabbe wirkt stabil. Allerdings haben die Störstädter mit Christopher Böhmker (Auslandsaufenthalt bis jetzt), Dirk Sager (Verletzung) und Thorben Schütz (Studium) drei Akteure, die bis jetzt gar nicht bzw. kaum trainieren konnten. Till Pietsch wird als Angreifer vorrangig in der 2. Mannschaft eingesetzt. Als Zugang kann Kellinghusen Tobias Jung vom SV Eschhofen melden, der seit mehreren Wochen im Mannschaftstraining ist und sich bereits beim Vorbereitungsturnier in Brettorf in der 1. und 2. Mannschaft des VfL agierte. Das Team erwartet eine umkämpfte Nordliga, die wieder viele knappe Spiele bringen wird.
Tipp: Dass es für Kellinghusen brenzlig werden kann, hat die Feldsaison gezeigt. Doch wenn alle fit bleiben und es spielerisch zusammenpasst, ist die DM-Qualifikation möglich. Der VfL marschiert zur Deutschen – Rang 2.
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TK Hannover (Vorjahr: Platz 6)
Zufrieden blicken die Verantwortlichen beim TKH auf die Feldsaison zurück. Auch wenn mit einem besseren Satzverhältnis die Siegerrunde möglich gewesen wäre, wurde der Klassenerhalt frühzeitig gesichert. Es war bisher die beste Saison, die in dieser Mannschaftskonstellation im Feld gespielt wurde. In der Halle lautet das Ziel: Klassenerhalt. Denn zur neuen Saison, sind drei hochkarätige Abgänge beim TKH zu verzeichnen. Alvaro Mödinger kehrt nach Chile zurück, dazu müssen Jan Bozionek (Auslandsstudium) und Jonas Brune (Studium in Potdsam) ersetzt werden. Das Team war somit gezwungen, sich auf dem Transfermarkt umzusehen. Neu im Kader sind der 18-jährige Tim Vollmer (früher TuS Spenge) und Yannick Hermann (früher TuS Empelde), der die Leine nur von West nach Ost wechselt. Dazu stehen Coach Ole Herrmanns die bewährten Kräfte um Ole Brune, Aaron Dumke, Christos Michalakis und Merlin Sommer zur Verfügung. Bei den Vorbereitungsturnieren in Bardowick und Brettorf stand im Fokus, die neuen Akteure nicht nur spielerisch zu integrieren.
Tipp: Die Klubberer könnten zur großen Wundertüte werden. Fest steht: Verletzen darf sich niemand, ansonsten gerät das Konstrukt ins Wanken: Rang 6.
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Leichlinger TV (Aufsteiger 1)
Nach direkten Wiederaufstiegen in der Halle sowie auf dem Feld geht der Leichlinger TV gestärkt und voller Motivation in die neue Saison im Faustball-Oberhaus. Seit den Abstiegen ist das Team deutlich gereift und konnte sich auch personell nochmals verstärken. Jüngster Neuzugang ist Maximilian Hoverath vom TuS Wickrath. Der frischgebackene Jugendeuropameister wird ab dieser Saison für den LTV an den Start gehen. Ebenfalls Jugendeuropameister wurde Angreifer Chris Dabringhaus aus der eigenen Talentschmiede. Er und Donovan Daum aus der eigener Jugend zählen ebenfalls zum neuen neunköpfigen Kader. Trainer Andreas Weber sieht seine Truppe für die anstehenden Aufgaben optimal aufgestellt. Sollte die Saison ohne Verletzungen verlaufen, hält er den Klassenerhalt in dieser Saison für realistisch.
Tipp: Der LTV verfügt zwar über jede Menge Potenzial – doch in der regulären Saison wird es mit dem Klassenerhalt nicht klappen: Platz 7.
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Berliner TS (Aufsteiger 2)
In der abgelaufenen Feldsaison konnte die Mannschaft in aktueller Besetzung erstmals den Klassenerhalt sichern – wenn auch erst in der Relegation. Hier belohnten sich die Hauptstädter aber für die vielen vorangegangenen guten Spiele, die zum Teil nur knapp verloren gingen. Personell wird sich das Team im Vergleich zum Sommer nicht verändern. Mit den beiden groß gewachsenen Angreifern Timon Lützow (1,95 Meter) und Linus Richter (1,91 Meter) will die Turnerschaft den Schwung der Feldsaison nun auch unter das Hallendach mitnehmen. Nach dem Abstieg 2017/18 folgte dort zuletzt der direkte Wiederaufstieg. Ohne Punktverlust konnte die 2. Liga Ost klar gewonnen werden. Einzig bei den Aufstiegsspielen musste sich Berlin im vergangenen Winter Mitaufsteiger Leichlingen knapp geschlagen geben.
Tipp: Die Klassenerhalt-Wiederholung der Feldsaison gibt es für die Hauptstädter nicht. Mit Platz 8 geht es zurück in Liga zwei.
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