Bundestrainer Neuenfeld: „Diese WM darf keiner verpassen!“

Nachdenkliches Trainerduo: Bundestrainer Olaf Neuenfeld (.) und sein Co Chris Löwe (Foto: DFBL/Schönwandt)
Verfasst am 14. Februar 2019
Allgemein Nationalmannschaft

Schneverdingen (DFBL/bec). Die Hallensaison neigt sich so langsam ihrem Ende zu – und die Feldsaison mit dem absoluten Highlight Weltmeisterschaft in Winterthur kündigt sich schon an. Bei Olaf Neuenfeld in Schneverdingen ist das Event schon seit Monaten im Fokus – der Bundestrainer der Männer ist als akribischer Arbeiter bekannt und steckt schon mitten in den Vorbereitungen. Im Interview spricht der Weltmeister-Coach von 2011 und 2015 über den Start in die WM-Spielzeit.

Olaf, in diesem Jahr steht die Weltmeisterschaft in der Schweiz an. Wie ist euer Fahrplan?
Olaf Neuenfeld: „Wir starten bereits am 13. April mit einem kurzfristig verabredeten Länderspiel gegen Österreich. Es findet im Zuge der ‚Stuttgart Open‘ am Samstagabend in Stammheim statt. Im weiteren Saisonverlauf haben wir dann einige Lehrgänge u.a. in Delmenhorst und Schneverdingen sowie ein weiteres Länderspiel am 23. Juni in Aarau gegen die Schweiz. Unsere direkte WM-Vorbereitung findet wie schon häufig in Geislingen statt bevor dann am 11. August in Winterthur die WM beginnt.“

Ihr startet mit 24 Spielern. Das ist in einem WM-Jahr ein ungewöhnlich großer Kader?
Neuenfeld: „Aus der U21 kommen viele gute Spieler nach, denen wir die Möglichkeit geben wollen, auf höchstem Niveau trainieren zu können. Wir haben eine gute Mischung aus Erfahrung und jungen Wilden, die den ‚Alten’Druck machen sollen. Vielleicht schafft ja auch ein ‚Junger‘ direkt den Sprung in den WM-Kader?“

Als amtierenden Welt- und Europameister kann das Ziel doch nur die erneute Titelverteidigung sein, oder gibt es eine andere Vorgabe?
Neuenfeld: „Wir wollen den WM-Titel wieder gewinnen, nicht verteidigen. Wir legen viel Wert auf diesen feinen Unterschied, denn es gibt für uns nichts zu verteidigen, da im August ein neuer Weltmeister gesucht wird. Die Fußballer haben bei der WM in Russland im letzten Jahr immer von der Titelverteidigung gesprochen. Das Ergebnis ist bekannt.“ (lacht)

Wird es wie in den letzten sechs Jahren wieder ein Finale Deutschland gegen die Schweiz geben?
Neuenfeld: „Das ist gut möglich, aber außer diesen beiden werden auch Österreich und Brasilien ein Wörtchen bei der Titelvergabe mitreden wollen. Beide sind extrem stark und auf keinen Fall zu unterschätzen. Dazu kommen noch Chile, Argentinien und Italien, die auch für die eine oder andere Überraschung gut sind.“

Was erwartest du insgesamt von dieser Weltmeisterschaft?
Neuenfeld: „Ich denke es wird in vielerlei Hinsicht eine außergewöhnliche WM. Alle Spiele finden an einem Ort und in einem Stadion statt. Das ist gut für die Fans und auch für die Mannschaften, da man nicht das Quartier wechseln muss und die nervige Fahrerei entfällt. Außerdem wird es mit 18 Nationen die größte WM der Geschichte. Gerade die noch jungen Faustballnationen wie Holland, Belgien und Polen sowie die wieder reaktivierten Dänen haben bei der letzten Europameisterschaft viel Freude gemacht. Ich bin gespannt, wie sie sich in einem Jahr weiter entwickeln. Nicht zuletzt kenne ich einige Personen aus dem Organisationskomitee. Da weiß ich, dass das ein super Event wird. Ich kann nur allen Faustballfans raten, unbedingt im August nach Winterthur zu kommen und sich rechtzeitig Tickets zu kaufen. Das darf keiner verpassen.“

Dein Schweizer Trainerkollege Oliver Lang hat ein neues Nominierungskonzept eingeführt, in dem es keinen festen Kader und keine klassischen Lehrgänge gibt. Jeder Spieler hat dort im Laufe der Saison die Möglichkeit, sich über sein Vereinsteam zu beweisen und in den WM-Kader zu spielen. Wäre das auch ein Modell für euch?
Neuenfeld: „Der Ansatz ist sehr interessant und aus Schweizer Sicht vielleicht auch nachvollziehbar. Für uns sehe ich dieses Modell aber als nicht nachahmenswert. Für uns ist es wichtig, möglichst oft zusammen zu kommen und auf allerhöchstem Niveau gemeinsam trainieren zu können, gerade im taktischen Bereich. Davon profitiert jeder Einzelne und auch der gesamte Kader entwickelt sich so ständig weiter. Ganz zu schweigen vom Teamgeist, der bei uns einen hohen Stellenwert hat und sich im Laufe einer Saison gerade bei den Lehrgängen entwickelt. Außerdem freuen sich unsere Spieler immer, zu einem Lehrgang fahren zu dürfen – zumindest sagen sie mir das immer.“ (lacht)

Du bist jetzt im 14. Jahr Bundestrainer der Männer und warst vorher bereits 8 Jahre Bundestrainer der U18. Geht es nach der WM für dich weiter oder planst du deinen Rücktritt?
Neuenfeld: „Gedanken an einen Rücktritt habe ich derzeit nicht. Meine Planung geht schon noch etwas weiter, erstmal bis 2021. Wir haben so viele gute Spieler und es kommen immer wieder gute Jahrgänge nach, da macht es einfach zu viel Spaß, diese zu integrieren und an die Weltspitze zu führen.2

Haben bereits Spieler ihren Rücktritt nach dieser Saison angekündigt?
Neuenfeld: „Bisher noch nicht. Ich habe aber auch keinen explizit danach gefragt und es spielt auch keine Rolle. Wir werden wie in der Vergangenheit die zehn Spieler für die WM nominieren, von denen wir überzeugt sind, dass sie den Titel gewinnen können. Ob uns das gelingt kann ich genauer in der Nacht am 17. August nach dem Finale sagen.“

 

 

 

 

12.02.19

 

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