Bundestrainerin Krämer: EM-Titel wird kein Selbstläufer

Bundestrainerin Eva Krämer – hier im World-Games-Finale (Foto: Uwe Spille)

Grieskirchen (bec). Dieser Sommer ist an Faustball-Höhepunkten kaum zu überbieten. Erst die DM von Unterhaugstett, dann die bombastische WM von Mannheim – und am kommenden Wochenende dann die EM der Frauen in Grieskirchen. Deutschland geht als Titelverteidiger ins Rennen, steckt aber gerade mitten in einem großen Umbruch. Darüber sprach Faustball Deutschland mit Bundestrainerin Eva Krämer.

Eva, nur wenige Tage nach der Männer-Weltmeisterschaft spielen Deutschlands Frauen um den Europameistertitel. Vorab: Wie hast Du die WM in Mannheim erlebt?

Eva Krämer: „Zum Abschluss unseres letzten Lehrgangs haben wir das Eröffnungsspiel Deutschland-Namibia besucht. Da hat man schon sehr viel Vorfreude auf die WM-Woche gespürt. Sehr erfreulich fand ich, dass sich diese gute Stimmung während der Woche fortgesetzt und auch auf die ganze Stadt übertragen hat. Ich hatte vor Ort schon das Gefühl, dass auch viele Neulinge zur Faustball-WM gelockt wurden. Die Stimmung in der SAP-Arena an den Finaltagen war dann natürlich schon einzigartig und beeindruckend!“

Erwartest Du Dir einen medialen Schub und mehr Interesse auch für Eure EM in Grieskirchen?

Krämer: „Ich denke, die WM hat gezeigt, wie attraktiv der Faustballsport für die Medien sein kann. Sowohl vor Ort als auch im Fernsehen konnten wir auch das Interesse vieler Faustball-Neulinge wecken. Es wäre natürlich schön, wenn sich die Resonanz der Männer-WM auch auf unsere EM überträgt. Da müssen wir aber auch realistisch bleiben, dass die Initiative immer noch von uns Faustballern ausgehen muss, wir extrem viel Zeit und Mühe investieren müssen, um auch nur einen Bruchteil dieser Berichterstattung wieder zu erhalten. Nur weil Faustball einmal bei den Zusehern gut ankam, wird das noch lange kein Selbstläufer.“

„Die WM hat gezeigt, wie attraktiv Faustball sein kann“

Mit acht Mannschaften ist die EM zahlenmäßig gut besetzt. In einem Interview hatte zuletzt Schweiz-Trainer Oli Lang jedoch vorm Aussterben des Frauenfaustballs – zumindest in seinem Land – gewarnt. Wie siehst Du die Situation in Deutschland?

Krämer: „Ich finde es zunächst einmal sehr erfreulich, dass acht Nationen an der EM teilnehmen. Ich kann mich nicht erinnern, so ein großes Teilnehmerfeld jemals bei einer EM gehabt zu haben. In Deutschland sehe ich das Problem nicht explizit beim Frauenfaustball, eher beim Nachwuchs im Allgemeinen. Wir müssen wieder mehr Kinder und Jugendliche für Faustball gewinnen. Ich bin überzeugt davon, dass eine Sportart in der heutigen Zeit und in unserer Gesellschaft nur wachsen kann, wenn man Jungs und Mädels gleichermaßen anspricht und fördert.“

Zum Sportlichen: Ihr geht als Titelverteidigerinnen an den Start, habt in den vergangenen Jahren alles abgeräumt, was es zu gewinnen gibt. Nun gibt es den großen Umbruch . Erzähl bitte nochmal: Wer, bzw. was ist neu – und was können die Fans erwarten?

Krämer: „Nach den World Games haben viele Spielerinnen, die das Bild der Frauen-Nationalmannschaft in den vergangenen Jahren geprägt haben, ihren Rücktritt erklärt. Zusätzlich kamen noch längerfristige Verletzungen bei ein paar Spielerinnen dazu, sodass vom letztjährigen Kader nur noch vier Spielerinnen bei der EM dabei sein werden. Andererseits sehen Spielerinnen, die bisher eher in der zweiten Reihe standen oder die erst aus der Jugend herausgekommen sind, nun auch ihre Chance sich in der Vordergrund zu spielen. Für die EM haben wir eine gute Mischung aus erfahrenen und jungen Spielerinnen. Wir werden eine sehr engagierte, motivierte und spielfreudige Mannschaft bei der EM sehen!“

„Die Mannschaft hat sich den Totel als Ziel gesetzt“

Ist denn auch mit dem runderneuerten Team der Titel das erklärte Ziel?

Krämer: „Wir haben uns beim letzten Lehrgang auch mit der Zielsetzung für die EM auseinandergesetzt. Die Mannschaft selbst hat sich den Titel als Ziel gesetzt. Das zeigt wie ehrgeizig die Spielerinnen sind. Dass dies aber kein Selbstläufer wird, ist uns allen klar!“

Sind Österreich und die Schweiz wie immer die größten Konkurrenten?

Krämer: „Definitiv, auf europäischer Ebene sind dies die beiden härtesten Widersacher. Gespannt sein, darf man aber auch wie sich Serbien in dieser Gruppe schlägt oder ob sich eine andere Nation nach oben spielt…“

Wer übernimmt nach dem Rücktritt der Routiniers das Amt der Kapitänin? 

Krämer: „Wir haben bislang einen Spielerrat gewählt, um die Interessen der Mannschaft zu vertreten. Die Spielführerin werden wir vor Ort benennen.“

Abschließende Frage: Wie geht es mit Dir persönlich nach der EM weiter? Bleibst Du Bundestrainerin?

Krämer: „Bisher haben wir dahingehend keine weiteren Gespräche geführt. Nach der EM wird da sicherlich bald eine Entscheidung fallen.“
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