World Games-Premiere der Faustballerinnen: Zeit, Geschichte zu schreiben

Birmingham (DFBL/ssp). Das hat es in den bisherigen zehn Austragungen der World Games noch nicht gegeben: Zum ersten Mal in der Geschichte treten von Sonntag, 10., bis Mittwoch, 13. Juli, sechs Faustball-Mannschaften der Frauen zum Multisportevent im amerikanischen Birmingham (Alabama) an. Die Deutsche Nationalmannschaft geht als amtierender Welt- und Europameister in die Titelkämpfe.

Nicht verwunderlich also, dass die Faustball-Experten bei der Titelvergabe insbesondere die deutsche Mannschaft auf dem Zettel haben. Und das aus gutem Grund: Seit 48 Spielen ist die Nationalmannschaft der Frauen ungeschlagen, hat – begonnen mit dem WM-Triumph 2014 in Dresden – alle möglichen Titel abgeräumt. Doch ein Selbstläufer wird der Titelgewinn deshalb gewiss nicht. Die Konkurrenz um Österreich, der Schweiz und insbesondere Brasilien brennen darauf, die Siegesserie zu brechen. Gegen die Brasilianerinnen trifft Team Deutschland bereits in der Vorrunde – mutmaßlich zur ersten Standortbestimmung.

Seit fast einem Jahr laufen die Vorbereitungen auf die Premiere. Eingeläutet wurde diese direkt im Anschluss an den WM-Titel 2021 in Grieskirchen mit einem Lehrgang im Herbst. Im neuen Jahr luden Bundestrainerin Silke Eber und Co-Trainerin Eva Krämer dann zum Auftaktlehrgang nach Stuttgart ein – inklusive erfolgreichem 4:0-Erfolg im Testländerspiel gegen Österreich. Mitte Juni wurde sich in Hallerstein dann der letzte Feinschliff für die World Games geholt. „Wir hatten beim ersten Lehrgang in Stammheim klar und deutlich kommuniziert, dass die entscheidende Phase für die Vorbereitung auf die Spiele zwischen dem ersten und zweiten Lehrgang liegt“, erklärt Silke Eber. Die Wochen im Anschluss dürften dann nur noch für die Feinheiten genutzt werden. „Wir waren mit dem Niveau in Hallerstein extrem zufrieden“, betont die Bundestrainerin, die aus privaten Gründen nicht in Birmingham sein kann und deshalb von Co-Trainerin Eva Krämer vertreten wird: „Die Spielerinnen haben das beherzigt, was wir gefordert haben und haben sich in einer richtig guten Verfassung präsentiert. Bis zum Auftakt der World Games war es die Aufgabe, diese Form noch ein wenig zu steigern. Dann sehe ich uns sehr gut vorbereitet.“

Personell musste das Trainer-Duo im Laufe des Frühjahrs noch einmal umplanen. Angreiferin Stephanie Dannecker und Annika Kriger stehen in Birmingham nicht zur Verfügung. Natürlich ist es sehr schade, dass Steffi und Annika nicht dabei sein können“, sagt Eber. Dafür rückten mit Helle Großmann und Ida Hollmann zwei vielversprechende Talente ins Team, die 2018 gemeinsam den U18-Weltmeistertitel in den USA gewannen. Unklar war dazu lange der Einsatz von Theresa Schröder. Sie gehört aber zum Birmingham-Aufgebot. Probleme erwartet Eber trotz der Umstellungen nicht. „Die große Stärke der Mannschaft ist die Teamstärke“, sagt sie: „Auch wenn sich im Kader immer mal wieder etwas verändert, merkt man nur wenig davon. Das liegt vor allem daran, dass alle Spielerinnen super schnell integriert werden. Neben der individuellen Klasse ist das sicherlich unser großes Plus.“

Und das soll sich in Birmingham auch auf dem Spielfeld wiederfinden. In der Vorrundengruppe trifft Deutschland auf Außenseiter Neuseeland und Mitfavorit Brasilien. Insbesondere das Gruppen-Duell mit den Südamerikanerinnen dürfte dabei ein Fingerzeig in Richtung Titelvergabe sein. „Persönlich sehe ich Brasilien mit uns auf absoluter Augenhöhe“, verrät Silke Eber: „Sie treten in Top-Besetzung an und wir wissen somit, welch gute Mannschaft uns erwartet. Es wird wohl entscheidend sein, wer an den Turniertagen seine beste Leistung abrufen kann.“ Die Partie gegen Brasilien wird die zweite Vorrunden-Begegnung sein und womöglich die Entscheidung um den Gruppensieg bringen. Ozeanien-Vertreter Neuseeland, der Auftakt-Gegner am Sonntag, dürfte im Kampf um den Halbfinaleinzug wohl nur krasser Außenseiter sein. „Ich bin sehr gespannt, ob sie die tollen Leistungen der WM in Linz 2018 bestätigen können“, so Eber. Die beiden Erstplatzierten ziehen ins Halbfinale ein und treffen dort mutmaßlich auf Österreich und die Schweiz, die mit Gastgeber USA in der Vorrunde antreten.

In der K.o.-Runde gilt den „Verlieren verboten“. Schließlich ist mit fast 50 Siegen in Folge und den Erfolgen der vergangenen Jahre auch ein Triumph bei der World Games-Premiere der große Traum. „Wir streben immer nach dem größtmöglichen Ziel“, sagt Silke Eber und wird konkreter: „Natürlich wollen wir in Birmingham um den Titel mitspielen. Wir haben die Qualität, dass wir uns dieses Ziel setzen dürfen.“ Vier Erfolge und der damit verbundene Ausbau der so eindrucksvollen Siegesserie wäre der optimale Ausgang. Eber: „Wir wollen der erste World Games-Sieger bei den Frauen werden. Getreu dem Motto in unserem Team-Logo: ,Time to write history!‘

Kader Frauen: Sonja Pfrommer (TSV Dennach), Svenja Schröder (TV Segnitz), Henriette Schell (TSV Calw), Helle Großmann (TV Jahn Schneverdingen), Anna-Lisa Aldinger (TSV Dennach), Hinrike Seitz (TV Jahn Schneverdingen), Michaela Grzywatz (Ahlhorner SV), Theresa Schröder, Luca von Loh (TV Jahn Schneverdingen), Ida Hollmann (TV Brettorf)

 

Zurück
Kempa GHP Kammachi Sportastic Ludwig Lobi