WM-Story: Als Einheit ins WM-Endspiel gegen Österreich

Freut sich auf das WM-Finale gegen Österreich: Angreifer Lukas Schubert (Foto: Weber/IFA)

Winterthur (DFBL/ssp). Ein Sieg fehlt noch auf dem Weg zum dritten WM-Titel in Folge: Am Samstagabend, 18 Uhr, trifft Deutschland im Endspiel von Winterthur auf Österreich. Angreifer Lukas Schubert (VfK Berlin) kann sich noch bestens an das letzte Finale der beiden Teams erinnern. Schließlich war es für ihn das erste Turnier im Dress der Nationalmannschaft – und der Startschuss für eine beeindruckende Titelsammlung in den vergangenen acht Jahren.

Samstag, 13. August 2011: Im Fußballstadion in Pasching trifft im Finale der Faustball-Weltmeisterschaft Titelverteidiger und Gastgeber Österreich auf Deutschland. Unter Flutlicht liefern sich die beiden Team einen offenen Schlagabtausch, den Deutschland am Ende mit 4:2 gewinnt. Zum ersten Mal seit 1995 jubelt der Rekordweltmeister wieder ganz oben auf dem Podest – und eine neue Ära bricht an. Nur im Jahr darauf (EM 2012 in Schweinfurt) gewinnt Deutschland bei einem internationalen Anlass nicht die Goldmedaille. Ansonsten stehen seeit 2011 drei Europameistertitel, zwei Siege bei den World Games und zwei Weltmeistertitel zu Buche. Angreifer Lukas Schubert hat großen Anteil an den Erfolgen der vergangenen acht Jahre. Im Finale am Samstag will er ab 18 Uhr mit dem deutschen Team das WM-Triple holen – und das ausgerechnet in der Neuauflage des WM-Endspiels von 2011 gegen Österreich.

Drei unterschiedliche Weltmeisterschaften

Winterthur 2019: Für Lukas Schubert ist es in der Schweiz, so wie für Steve Schmutzler, Patrick Thomas und Fabian Sagstetter, bereits die dritte WM. Und alle drei Weltmeisterschaften hätten für ihn nicht unterschiedlicher sein können. „In Österreich 2011 war für uns alles noch komplett neu, 2015 in Argentinien war es eine Art Abenteuer“, sagt der Spieler vom VfK Berlin. In der Schweiz sei er nun gereift und abgeklärter. „Trotzdem ist es natürlich noch immer etwas besonderes, wenn man vor unter Flutlicht vor so einer Kulisse spielt.“ Beinahe hätte er auch schon 2007 die Heim-WM in Oldenburg im Team miterlebt – ohne zuvor überhaupt ein Länderspiel absolviert zu haben. „Ich gehörte damals zum 13-er Kader und habe den Sprung nur knapp verpasst“, erinnert sich Schubert.

Großer Erfolg beim ersten Turnier im A-Kader: Lukas Schubert holte mit Deutschland den WM-Titel (Foto: DFBL/Schönwandt)

Zu seinem ersten Spiel im A-Kader dauert es dann aber noch vier Jahre – Schulterprobleme sind der Hauptgrund. Erst im Vorfeld der WM 2011 gibt der U18-Weltmeister von 2006 sein Länderspieldebüt bei den Männern. „Ich bin niemand, der seine Länderspiele zählt. Deshalb trauere ich auch keinem der verpassten Spiele hinterher“, sagt Schubert. 58 Spiele stehen für ihn inklusive der bisherigen WM-Begegnungen auf dem Konto – im Endspiel soll nun unbedingt ein weiteres dazukommen. Denn: „Ich bin ein ganz schlechter Ersatzspieler“, gesteht Lukas Schubert. „Ich habe zwar vollstes Vertrauen in die Spieler die auf dem Platz stehen, wenn ich aber selbst nicht eingreifen kann, dann bin ich viel aufgeregter.“ So auch im Halbfinale gegen WM-Gastgeber Schweiz, als der Linkshänder die gesamte Partie von der Seitenlinie beobachtete. „Wir haben Nervenstärke bewiesen“, sagt er mit Blick auf die zwischenzeitlichen Rückstände in den ersten beiden Sätzen.

Hervorragender Teamgeist

Dass sich das Team dennoch zurückgekämpft hat, das spreche für einen hervorragenden Teamgeist. „Als ich damals als junger Spieler in den A-Kader gekommen bin, wurde ich ganz sicher nicht weich gebettet“, sagt Lukas Schubert. „Heute verfolgen wir da ein etwas anderes Konzept. Jeder wird gut aufgenommen, wir nehmen die jüngeren und neuen Spieler im Kader an die Hand.“ Gerade dieses Zusammengehörigkeitsgefühl sei die Stärke im deutschen Team und habe maßgeblichen Anteil an den Erfolgen seit 2011, die häufig nur an Patrick Thomas festgemacht werden. „Natürlich ist auch Patrick dafür verantwortlich, dass wir so erfolgreich sind. Ich finde aber, dass wir auf allen Positionen überragend besetzt sind. Und was noch viel wichtiger ist: Wir sind immer eine richtige Einheit.“

Voll fokussiert: Lukas Schubert im WM-Finale 2015 (Foto: DFBL/Schönwandt)

Diese Einheit hat es auch 2019 wieder ins WM-Finale geschafft. Mit dem Turnierverlauf ist Lukas Schubert sehr zufrieden, auch wenn es zwischenzeitlich einige Unsicherheiten gab. „Der Anspruch an uns ist mit den Jahren viel höher geworden, da wird dann ein durchschnittliches Spiel gleich etwas schlechter bewertet als es eigentlich war“, sagt er. „Ich finde nicht, dass man die Spiele hier mit denen bei der Weltmeisterschaft 2015 in Argentinien vergleichen sollte.“ Man habe jetzt sehr gut ins WM-Turnier gefunden und würde auf die unterschiedlichsten Situationen „toll reagieren“.

Erinnerungen an 2011

Nun hat die deutsche Mannschaft noch einmal Österreich vor der Brust. Bisher ist das Team von Trainer Martin Weiß das einzige, das dem Titelverteidiger im Vorrunden-Spiel einen Satz abgenommen hat. Bei Lukas Schubert werden mit Blick auf das Duell am Samstagabend auch Erinnerungen an das WM-Finale 2011 wach – dem, wie er sagt, tollsten Spiel seiner bisherigen Karriere. „Es war bereits eine kleine Überraschung, dass wir es bis ins Finale geschafft haben. Österreich war im eigenen Land als Titelverteidiger der Favorit. Schon in der Kabine konnten wir die Zuschauer hören. Als wir dann zum Einlaufen gegangen sind, mussten wir am österreichischen Fanblock vorbei, in dem Bengalos gezündet und wir beleidigt wurden. Das hat uns noch einmal einen richtigen Motivationsschub gegeben.“ Das ganze Spiel sei dann ein besonderes Erlebnis gewesen. „An den letzten Satz im WM-Finale 2011 konnte ich mich vor lauter Adrenalin aber nicht mehr erinnern – den musste ich mir später erst einmal auf DVD anschauen“, gesteht der VfK-Angreifer.

Ein ähnlich packendes Duell erwartet er gegen eine verjüngte österreichische Mannschaft auch für das Finale in Winterthur. „Wir haben uns das Halbfinale gegen Brasilien intensiv angeschaut, ich persönlich lange Zeit aus der Perspektive meiner Position vorne rechts“, berichtet Schubert. So könne man das Spiel für sich schon einmal als „Trockenübung“ durchgehen. „Die Österreicher spielen im Angriff und in der Abwehr sehr physisch und aggressiv. Da müssen wir später mit sauberen spielerischen Elementen gegenhalten.“ Aufregung verspüre er vor dem Duell aktuell noch nicht. „Ehrlich gesagt habe ich heute morgen keine speziellen Gedanken zum Finale gehabt und bin total entspannt. Im Gegensatz zu früher habe ich mittlerweile auch beim Frühstück einen guten Appetit vor wichtigen Spielen.“ Die Aufregung beginne dann je näher der Anpfiff rücke.

Bis zum Start um 18 Uhr stand noch eine lockere Trainingseinheit auf dem WM-Gelände mit kleinen Ballspielen an. „Am Nachmittag werden wir dann, so wie in den letzten Tagen auch, für 20 bis 30 Minuten auf dem Fahrrad-Ergometer verbringen.“ Danach könne sich jeder individuell auf das Endspiel vorbereiten. „Einige schlafen etwas, andere suchen den Kontakt zur Familie.“ Die Vorfreude sei aber jetzt schon riesig. Schubert: „Die ist bei so einem Großevent über den gesamten Zeitraum vorhanden und steigert sich jetzt noch, wenn man das letzte Spiel des Turniers bestreiten darf.“

Bisherige WM-Endspielgegner

  • Österreich: 6 Siege (1968, 1979, 1986, 1990, 1992, 2011)
  • Brasilien: 3 Siege (1972, 1976, 1982), 2 Niederlagen (1999, 2003)
  • Schweiz: 2 Siege (1995, 2015)

Das Finale der Faustball-Weltmeisterschaft 2019 wird ab 17.50 Uhr im Internet auf faustball.tv übertragen. Der SRF (Schweiz) und ORF Sport Plus (Österreich) übertragen das Aufeinandertreffen der deutschen und österreichischen Mannschaft ebenfals live im Fernsehen.

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