Trainingsstart nach Corona-Pause: Hier lauern die Verletzungsgefahren

Verfasst am 28. März 2021
Allgemein

Hagen/Brettorf (DFBL/ssp). Es kann wieder losgehen: Nach den Lockerungen für den Sport, können viele Faustballerinnen und Faustballer wieder trainieren. Eine gute Nachricht – schließlich steht die Feldsaison 2021 vor der Tür. Doch nach vielen Wochen, in denen man den Faustball in den Sporthallen oder auf den Sportplätzen nicht in die Hand nehmen konnte, lauern mit der Rückkehr Gefahren für die Faustballerinnen und Faustballer: Verletzungen.

Dr. Andreas Schmitz, Mannschaftsarzt der Faustball-Nationalmannschaft der Männer, gibt deshalb zum Trainingsstart einige Tipps.

Worauf sollte man beim Trainingsstart achten?

„Wir haben die Feldsaison vor uns: Hier ist der Boden schwerer und das stellt ohnehin schon eine größere Belastung als in der Halle dar“, sagt Andreas Schmitz. Wenn man sich im Training befinde, würde sich der Körper recht schnell auf die neue Situation einstellen. „Jetzt sind wir aber in einer Situation, dass viele bei ,Null‘ anfangen.“ Die Laufeinheiten, das viele Faustballerinnen und Faustballer für sich oder bei Laufchallenges in ihren Vereinen absolviert haben, diene nicht als Vorbereitung für das Faustballtraining auf dem Sportplatz. Schmitz: „Beim Laufen wird eine ganz andere Muskulatur beansprucht, als die wir beim Faustball brauchen.“ Die Rede ist von der Schnellkraft. Der Arzt des Nationalteams rät daher, den Fokus auf Schnellkraft-Training, beispielsweise schnelle Richtungswechsel, ohne den Ball zu legen. „Es geht dabei darum, das unter kontrollierten Bedingungen zu machen“, erklärt er. „Sobald der Ball im Spiel ist, ist die Wahrnehmung eine andere und Warnhinweise, die der Körper einem gibt, werden ignoriert“, sagt Schmitz, der damit rechnet, dass Faustballer – die sich nicht auf die Rückkehr vorbereitet haben – muskuläre Probleme bekommen könnten.

Wo lauern die größten Gefahren?

„Das Hauptrisiko sehe ich bei den Schlagleuten, die eine lange Zeit nicht gegen den Ball gehauen haben“, sagt Andreas Schmitz. Der Facharzt für Orthopädie sieht eine große Belastung, die wieder auf das Schultergelenk zukommt. „Ich hoffe, dass insbesondere die Bundesligaspieler ihre Schulter mit Krafttraining fitgehalten haben.“ Aber auch sie würden merken, dass sich fit halten und der Schlag beim Faustball große Unterschiede sind. „Das ständige Wiederholen vom Ballschlagen kann das Krafttraining logischerweise nicht darstellen“, so Schmitz. Er rät, wenn das Training wieder losgeht, langsam anzufangen – insbesondere bei denen, die in den bisherigen Spielzeiten mit Schulterproblemen zu kämpfen hatten. „Sie werden durch die Pause sehr wahrscheinlich schmerzfrei sein, laufen aber möglicherweise Gefahr, in die Überlastung zu gehen. Da sehe ich die größte Gefahr“, sagt der Hagener.

Was wird ebenfalls auffallen?

Egal ob Bundesligaspielerin oder Senioren-Faustballer, ob Nationalspieler oder Nachwuchs-Faustballerin: „Das werden alle haben“, muss Andreas Schmitz schmunzeln. „Die blauen Armen werden auch bei den sonst aktiven Faustballern vorprogrammiert sein.“ Er selbst habe das bereits zu spüren bekommen, als er, bei einer Challenge mit der Nationalmannschaft, den Ball möglichst oft gegen eine Wand spielen musste. „Die Arme taten mir am Ende schon weh“, gesteht der Hagener Faustballer. Der Körper müsse sich auch auf diese Belastung wieder einstellen. „Das dürfte bei den aktiven Faustballern aber recht schnell klappen“, ist er überzeugt.

Worauf sollte man beim Trainingsstart den Fokus legen?

Hier empfiehlt Andreas Schmitz so viel Training wie möglich – aber unter kontrollierten Bedingungen. „Man wird gleich am Anfang merken, wie der Körper reagiert und kann dann möglichst viel machen, was der Körper aushält.“ Es gehe darum, sich ein Grundniveau zu erarbeiten, auf das man in den Spielsituation zurückgreifen könne. „Ich kann nur empfehlen, so viel wie möglich an der Basis zu arbeiten.“ Dabei geht es Schmitz nicht vornehmlich um das Mannschaftstraining, sondern um Schnellkraft ohne den Ball. Und das gilt nicht nur für die Beine – sondern bei den Angreifern auch für die Schulter. „Sie müssen die Stabilität in der Schulter wieder auf ein Niveau bringen, um die ständigen Erschütterrungen beim Schlagen abzufedern“, erklärt Andreas Schmitz.

Sind die Tipps auf jeden anzuwenden?

„Wie sich jeder persönlich über die Zeit im Lockdown fit gehalten hat und wie der Körper bei jedem einzelnen beim Trainingsstart reagiert, weiß ich natürlich nicht“, betont Andreas Schmitz. „Ich kann nur dazu raten, mit Spielsituationen auf einem Nicht-Wettkampfniveau zu beginnen und sich dann langsam zu steigern.“

Zu wann empfiehlt der Mannschaftsarzt eine Rückkehr zum Spielbetrieb?

„Ich würde empfehlen, den Wettkampfstart möglichst nach hinten zu verschieben“, sagt Andreas Schmitz. „Das wäre aus medizinischer Sicht das sinnvollste.“ Aufgrund der aktuellen Corona-Situation erwartet er ohnehin nur eine verkürzte Feldsaison 2021. Mit seiner Empfehlung bezieht sich der Teamarzt aber auf die Wettkampfbedingungen. Denn: „Das Faustballspielen sollte man nach ein wenig Training aber natürlich machen – das ist klar“, sagt Andreas Schmitz. „Ohne geht es doch nicht.“

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