Tiefgreifende Veränderungen eingeleitet
Fulda (DFBL/bec). „Nur gemeinsam kommen wir voran“ – mit diesen Worten eröffnete Uwe Schneider die Strategie-Konferenz der Deutschen Faustball-Liga in Fulda. Rund 30 Vertreter aus den Verbänden, Landesfachwarte, Präsidiumsmitglieder und andere Mitgestalter, brachten dort am vorigen Wochenende tiefgreifende strategische Veränderungen in der Deutschen Faustball-Liga auf den Weg.
„Die Veranstaltung ist ein Meilenstein, vielleicht sogar die wichtigste seit der Gründung der DFBL“, sagte Präsident Jörn Verleger und warf einen Blick zurück: Vor 13 Wochen stand der Slogan „Faustball kann mehr“ erstmals im Raum bei der DM in Brettorf. Seitdem hat sich einiges getan. Unter der Regie von Uwe Schneider wurden in der Strukturentwicklungskommission – die der Einfachheit halber schnell in „Schneider-Kommission“ umgetauft wurde – verschiedene Aktions- und Handlungsfelder erarbeitet.
„Wir müssen uns den Realitäten stellen“
Torsten Woitag, Vizepräsident für Öffentlichkeitsarbeit und Marketing, lieferte zu Beginn der Fulda-Tagung knallharte Fakten: „Wir müssen uns den Realitäten stellen“, sagte er, denn aktuelle Statistiken sprechen eine deutliche Sprache: 1587 Teams waren in der Feldsaison im aktiven Spielbetrieb online gemeldet. Seit 2018 sind es allein im Erwachsenenbereich z. B. 100 Männer- und Frauenteams weniger. 23 Prozent der aktiven Teams kommen aus Niedersachsen, je 15 Prozent aus Bayern und Schwaben. Die anderen Verbände stellen allesamt nur einstellige Prozentanteile.
Andere Zahl: 8682 DTB-Startrechte, bzw. 10.247 DFBL-Startrechte stehen im Kontrast zu den in der Vergangenheit immer wieder kolportierten 25.000 Aktiven. Ähnlich ernüchternd: Die Zuschauerzahlen in den Bundesligen liegen laut einer (nicht repräsentativen) Umfrage unter Nationalspielern im Schnitt bei gerade einmal 60 Zuschauern. „Die nackten Zahlen sind bestürzend. Wir haben eine handfeste Krise“, sagte Woitag und skizzierte, was der Faustball jetzt nicht brauche: faule Kompromisse, Zwischenlösungen, Regeln und Wettkämpfe, die die aktuelle Lebensrealität nicht berücksichtigen oder gar ignorieren. Dennoch könne man nach der Auswertung der Umfrageergebnisse schlussfolgern: „Faustball lebt – wenn auch auf kleinem Format.“
Kommissionsmitglied Martin Beils machte den Anwesenden Mut: „Es gibt noch andere Realitäten, als nur die nackten Zahlen. Es gibt zum Beispiel das Familiäre, was den Faustball ausmacht. Aber auch ein hohes Maß an Professionalität, wie bei der gelungenen DM in Brettorf zu erkennen war.“ Und Männer-Bundestrainer Olaf Neuenfeld ergänzte: „Wenn Brettorf unser Standard wird und wir vielleicht noch etwas draufsatteln, dann kann das doch noch was werden mit dem Faustball.“
Verabschiedet wurde dafür der sogenannte „Faustball-Weg“ als eine Art Präambel.
Als Resultat aus der Umfrage mit gut 900 Teilnehmern wurden in der „Schneider-Kommission“ Aktionsfelder erarbeitet. Sie werden nun in verschiedenen Umsetzungsgruppen bearbeitet. Im Fokus stehen dabei die Alleinstellungsmerkmale der Sportart. Tenor: DIe Faustball-Familie muss sich ihrer Bedeutung und ihres Potenzials bewusst sein. Faustball steht nicht am Rand, sondern mitten in der Gesellschaft. „Wir Faustballer müssen mit breiter Brust auftreten, wir sind ein wertvoller Teamsport.“
Ziel des Aktionsfeldes Nachwuchs beispielsweise: Eine stetig wachsende Anzahl Kinder- und Jugendliche spielen Faustball im Verein. Ein wichtiger Weg führt dabei über die Schulen. Die Faustballer wollen sich aktiv in ganz Deutschland damit befassen, Jugendliche in die Vereine zu holen. Ein entscheidender Weg geht dabei über die Schulen. Idee: Auch Schulmannschaften nehmen am Spielbetrieb teil. Eine der gebildeten Umsetzungsgruppen widmet sich dem Thema „Faustball in die Schulen“. Beeindruckend: 32 Personen beteiligen sich alleine in dieser Umsetzungsgruppe.
Eine andere Idee zur Jugendförderung: In strukturschwachen Regionen könnten Poolsysteme länderübergreifend geschaffen werden, um vergleichbar spielstarke Mannschaften/Gegner zu erhalten. Eine gewagte Idee, die natürlich Auswirkungen auf das Ligensystem haben würde. Dennoch: Auch diese Möglichkeit wird in einer Umsetzungsgruppe gedacht.
Frauen und Männer spielen auf jedem Level gemeinsam
Von den Kleinen zu den Großen: Top-Probleme der Aktiven im Erwachsenen-, aber auch im Jugendbereich sind Spielbetrieb, Spielsystem und Regeln. Bundestrainer Olaf Neuenfeld regte mit einer steilen These die Diskussionen an: „Was hindert uns daran, dass Frauen auch bis zur Bundesliga bei den Männern mitspielen?“ Auch hier wurde sich am Ende auf eine gemeinsame Definition des Aktionsfeldes geeinigt.
Eine weitere Baustelle, die nicht nur die Faustballer betrifft, ist das rückläufige Ehrenamt. Auch hier wurden Aufgaben und Ziele definiert: Ehrenamtliches Engagement soll attraktiv gestaltet werden – von der Trainertätigkeit über die Schiedsrichterei und die Funktionäre bis zu den Helferinnen und Helfer. Zudem soll der Vereinsservice ausgebaut werden, also die Unterstützung für Vereine und Abteilungen durch eine zentrale Servicestelle. Und im Bereich Qualifizierung sind niedrigschwellige Angebote für angehende Trainer, Schiris, etc. ein Ziel.
Das sind nur drei Beispiele für die verschiedenen Arbeitsfelder der Beteiligten in den kommenden Wochen. Um das Vorhaben auch symbolisch zu unterstreichen, signierten am Ende der Tagung alle Teilnehmer den „Beschluss von Fulda“ auf einer Serviette. Die Hoffnung ist groß, dass dieses Zeitdokument einmal seinen Platz in der Geschichte des deutschen Faustballs finden wird. Denn Faustball kann mehr!
Wie geht es nun weiter?
Einige Umsetzungsgruppen sind bereits gestartet, andere nehmen ihre Arbeit in den kommenden Tagen auf. Ihre Arbeit wird im 120-Tage-Rhythmus auf den Prüfstand geholt, erste Ergebnisse ins Präsidium getragen und vielleicht schon umgesetzt. Weitere Teilnehmer sind in den Gruppen ausdrücklich erwünscht!
Hier geht‘s zu den Umsetzungsgruppen
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