Start in die Hallensaison 2022/23: Die Nord-Frauen im Teamcheck

Im Angriff des amtierenden Deutschen Meisters TV Jahn Schneverdingen gefordert: Helle Großmann (Foto: DFBL/denDulk)
Verfasst am 2. November 2022
1. Bundesliga Nord Frauen Allgemein Bundesligen

Brettorf (DFBL/ssp). Eine Woche nach dem Auftakt der Männer geht es an diesem Wochenende auch für die Top-Teams des deutschen Frauenfaustballs in die Hallensaison 2022/23. Im Norden sind dabei alle neun Teams gefordert. Die beiden Aufsteiger MTV Wangersen und der Ohligser TV bekommen es mit dem SV Moslesfehn zu tun, für den amtierenden Deutschen Meister geht es gegen den Ahlhorner SV und VfL Kellinghusen. Und der TK Hannover empfängt den TSV Essel und TV Brettorf.

Bei einigen der arrivierten Bundesliga-Teams gibt es personelle Veränderungen, dazu dürften die beiden Aufsteiger über die Qualität verfügen, den Klassenerhalt zu schaffen. Wie gewohnt nimmt Sönke Spille die neun Bundesligisten unter die Lupe – und gibt eine Prognose zum Ausgang dieser Bundesligasaison ab.

TV Jahn Schneverdingen

Deutscher Meister in der Halle und auf dem Feld, Champions Cup-Sieger auf dem Feld, Bronze bei den World Tour Finals: Das Jahr 2022 ist ein erfolgreiches für die Faustballerinnen des TV Jahn Schneverdingen. Doch unter dem Hallendach schmilzt das Aufgebot der Heidschnucken zusammen. Mannschaftsführerin Hinrike Seitz hat ihre 16-jährige Bundesligakarriere beendet, dazu stehen mit Zoe Kleiböhmer und Annika Kriger (private Gründe) zwei weitere Defensivspielerinnen nicht mehr zur Verfügung. Im Angriff muss Trainerin Christine Seitz auf Theresa Schröder verzichten, die nach erfolgreicher Knieoperation noch einige Monate ausfallen wird. Den Platz neben Helle Großmann wird in der Offensive somit Aniko Müller besetzen, die nach sechs Jahren auf dem Feld nun auch zum ersten Mal unter dem Hallendach das Trikot der Heidschnucken überstreifen wird. Ins Zuspiel wird demnach Laura Kauk rücken, die Deckungsreihe wird durch Kimberley Groß, Luca von Loh und die 18-jährige Lena Meyer gebildet. Nach dem World Tour Finale Mitte Oktober und zahlreichen krankheitsbedingten Ausfällen lief dann auch die Vorbereitung alles andere als planmäßig. Auch deshalb hat man in Schneverdingen kein konkretes Saisonziel ausgegeben.

Prognose: Innerhalb kürzester Zeit ist der große Kader der Schneverdingerinnen auf ein Minimum geschrumpft, das Zusammenspiel auf den teilweise neuen Positionen muss ohne große Vorbereitungszeit gelingen. Dazu kommen mit Kellinghusen, Ahlhorn und Brettorf gleich an den ersten zwei Spieltagen starke Gegner. Im Laufe der Saison wird man sich besser zurechtfinden – und sich auf Platz 2 vorarbeiten.

SV Moslesfehn

Mit dem Abschied von Karen Meyer muss der SV Moslesfehn künftig auf eine der erfahrensten Bundesliga-Angreiferinnen verzichten. Rechnen muss man mit den Frauen vom Querkanal aber dennoch. Schließlich wurde in den vergangenen Spielzeiten mit Anna Carstens eine talentierte Nachwuchsspielerin ins Team integriert, die sich nun die Angriffslast mit Sabine Grüning teilen wird. Nina Löschen, die eine weitere Variante für die Offensive wäre, fällt mit Schulterproblemen dagegen wohl die gesamte Saison aus. Dazu befindet sich Abwehrspielerin Marleen Schmertmann nach ihrer Knieverletzung wieder im Aufbautraining – ansonsten bleibt der Kader von Trainer Till Oldenbostel aber unverändert. Nicht verwunderlich, dass sich die Mossis unter den Top-Teams der Liga wiederfinden wollen.

Prognose: Wenn die Aufgabenteilung im Angriff gelingt, dann dürfte der SVM an den dritten Platz auf dem Feld anknüpfen. Mit Platz 3 qualifiziert sich Moslesfehn für die DM in Ötisheim.

TK Hannover

Es war eine Feldsaison zum Vergessen – die am Ende aber immerhin noch ein versöhnliches Ende fand. Die gesamte Spielzeit über wurden die TKH-Faustballerinnen vom Verletzungspech heimgesucht, befanden sich somit schnell im Kampf um den Klassenerhalt – und standen nach dem achten Spieltag auf einem Abstiegsplatz. Doch: Bei den Relegationsspielen Mitte August sicherten sich die Leinestädterinnen in der Nachspielzeit doch noch den Ligaverbleib. Und den möchte man in der niedersächsischen Landeshauptstadt nun auch unter dem Hallendach unbedingt schaffen. Dabei wird es einmal mehr darauf ankommen, wie fit und einsatzfähig die TKH-Angreiferinnen Stine Burghardt und Cindy Ristel nach ihren Verletzungen zurückkehren. Die Defensive verfügt dagegen – wie in der Vergangenheit – über die nötige Breite und Ausgeglichenheit. Da man aber nur am frühen Vorbereitungsturnier in Brettorf teilnehmen konnte und somit der aktuelle Stand der Form nur schwer einzuschätzen ist, hat sich der TKH den Klassenerhalt als Ziel gesetzt.

Prognose: Entscheidend wird sicherlich sein, wie schnell der Angriff zu alter Stärke zurückkehren wird. Ganz ohne Abstiegskampf wird es für die TKH-Frauen wahrscheinlich nicht klappen, den Ligaverbleib schaffen sie aber – Platz 7.

Ahlhorner SV

14 Jahre lang war sie Bestandteil des Ahlhorner Bundesligateams, hatte maßgeblichen Anteil an den DM-Feld-Titeln 2019 und 2020: Mit der DM in Brettorf hat sich Imke Burfeind beim ASV verabschiedet, um künftig in den USA zu leben. Auf sie folgt nun ein Quartett, das die Lücke im Angriff der Blau-Weißen schließen soll. Die beiden U18-Weltmeisterinnen Jordan Nadermann und Mieke Kienast sowie Julia Weber und Tokessa Köhler-Schwartjes werden künftig die Offensivabteilung von Spielertrainerin Janna Köhrmann bilden. Ansonsten bleibt das Aufgebot um Nationalspielerin Michaela Grzywatz, die in der vergangenen Saison oftmals von der angestammten Abwehrposition in die Mitte wechselte, zusammen und möchte gemeinschaftlich an die guten Ergebnisse der vergangenen Jahre anknüpfen.

Prognose: In der Vergangenheit hat sich im Ahlhorner Angriff sehr viel um die Person Imke Burfeind gedreht, die von Jahr zu Jahr stärker aufspielte. Nun muss sich insbesondere der Nachwuchs behaupten, der den ASV auf Platz 4 führt.

VfL Kellinghusen

In ihre bereits neunte Bundesligasaison in Folge starten die Faustballerinnen des VfL Kellinghusen. Und in dieser Zeit haben die Störstädterinnen wohl so ziemlich alle Höhen (wie der Deutsche Vizemeistertitel 2019 in Hundsmühlen) und Tiefen (Klassenerhalt erst am letzten Spieltag in der Saison 2019/20). Der Kader hat sich über all die Zeit kaum verändert, Spielerinnen wie Jacqueline Böhmker, Lisa Maas und Nadja Zühlke standen bereits beim Bundesligaaufstieg im Aufgebot. Starten wird der VfL in die Saison auch mit internationaler Erfahrung. Nach der Teilnahme bei der Premiere 2018 traten die Schleswig-Holsteiner auch in diesem Oktober beim World Tour Finale an und belegten in Curitiba (Brasilien) den fünften Platz. Unter dem Hallendach will man sich in der anstehenden Saison in der Tabelle – wie schon mit dem vierten Platz auf dem Feld – wieder in der oberen Tabellenhälfte wiederfinden.

Prognose: Das Team verfügt unbestritten über viel spielerische Qualität.  Doch zu selten gelang es den Störstädterinnen in der Vergangenheit, dieses Können auch konstant über die Saison abzurufen. Höhen und Tiefen wird es auch an den nächsten acht Spieltagen geben – und somit ein Platz im Tabellenmittelfeld: Rang 5.

Ohligser TV

Nicht nur auf dem Feld, auch unter dem Hallendach ist der Ohligser TV nun Faustball-Erstligist der Frauen. Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte greifen die Rheinländerinnen dabei in der deutschen Beletage des Hallenfaustballs an. Und: Dass der OTV nicht mit einem „normalen“ Aufsteiger gleichzusetzen ist, bewies die Mannschaft auf dem Feld. Denn hier gelang im Jahr der Bundesliga-Rückkehr direkt ein achtbarer fünfter Tabellenplatz, bei dem man Top-Teams wie den Ahlhorner SV (2:3 und 2:3) oder SV Moslesfehn (0:3, 2:3) in einigen Begegnungen sogar an den Rand einer Niederlage brachte. Verwunderlich ist das nicht. Schließlich gehören mit Kaja Hutz, Jacqueline Börste, Katja Hofmann (alle Angriff) und Lina Hasenjäger (Zuspiel) allesamt gut ausgebildete ehemalige U18-Nationalspielerinnen zum unveränderten Aufgebot, die Trainer-Duo Timo Schatzschneider und Christoph Groß insbesondere in der Offensive verschiedenste Möglichkeiten bieten.

Prognose: Mit Spannung dürfen die Auftritte des OTV erwartet werden. Gelingt es ihnen wieder, die Top-Teams zu ärgern? In der Schlusstabelle wird Ohligs jedenfalls – nach Platz fünf auf dem Feld – wieder im Mittelfeld landen: Platz 6.

MTV Wangersen

Mit Bundesliga-Erfahrung hat sich Aufsteiger Wangersen zur anstehenden Hallensaison verstärkt. Janina von der Lieth, die früher mit dem TSV Bardowick in der Bundesliga spielte und mit dem TV Jahn Schneverdingen um Deutsche Meistertitel kämpfte, soll die Defensive des MTV stabilisieren, die in dieser Spielzeit auf Helke Meyer verzichten muss. Grundsätzlich haben die MTV-Frauen mit der Erfahrung durch von der Lieth und Olga Riske (Angriff) einen passenden Mix zu den talentierten Nachwuchsspielerinnen gefunden, die in der Vergangenheit in der Jugend bei Deutschen Meisterschaften stark aufspielten. Ihre Qualitäten unterstrich die Mannschaft um Hauptangreiferin Vivien Werner (U18-Weltmeisterin 2018) bei den Vorbereitungsturnieren, wo man immer wieder vordere Platzierungen erreichte.

Prognose: Es scheint ein guter Mix aus jungen und erfahrenen Spielerinnen zu sein, den der MTV für die anstehende Saison zur Verfügung hat. Spannend wird zu sehen sein, wie man mit dem knackigen Auftaktprogramm zurechtkommt. Am Ende könnte die Saison aber auf Platz 8 enden.

TSV Essel

Nach dem einjährigen Gastspiel 2016/17 will man beim TSV Essel nun an den Klassenverbleib im Vorjahr anknüpfen und sich in Zukunft zu einer festen Größe in der 1. Bundesliga Nord der Frauen entwickeln. Denn: Auf dem Feld gelang das gesteckte Ziel, die Qualifikation zu den Aufstiegsspielen, nicht – stattdessen musste man sich im Kreis Stade mit dem vierten Platz in der 2. Bundesliga Ost zufrieden geben. Personell bleibt die Mannschaft von Trainer Michael Heuckeroth unverändert, musste sich beim letzten Vorbereitungsturnier vor dem Saisonstart mit Niederlagen gegen den TV Brettorf, Zweitligist SV Düdenbüttel und VfL Kellinghusen aber ohne Sieg begnügen.

Prognose: In der vergangenen Hallensaison passte bei den vier Siegen gegen den SV Düdenbüttel und TK Hannover alles zusammen. In dieser Spielzeit wird es für den TSV dagegen – auch durch die starken Aufsteiger – unheimlich schwer: Platz 9.

TV Brettorf

Sieben Siege, neun Niederlagen, Platz sechs: So schließen die Faustballerinnen des TV Brettorf die vergangene Feldsaison ab und verpassten somit das gesteckte Ziel, sich auch sportlich für die Deutsche Meisterschaft auf eigener Anlage zu qualifizieren. Dank des Freiplatzes konnten die Schwarz-Weißen trotzdem an den nationalen Titelkämpfen teilnehmen, zeigten hier gegen den späteren Bronzemedaillengewinner TV Segnitz auch eine gute Leistung – zum Halbfinaleinzug, wie im Vorjahr, reichte das aber nicht. Umso größer dürfte die Vorfreude auf die Hallensaison sein – schließlich präsentierten sich die Brettorferinnen hier in der Vergangenheit deutlich stärker und gewannen 2019 die bisher einzige DM-Medaille. Das dürfte wohl auch mit dem starken Leinenspiel von Angreiferin Laura Marofke liegen, die dem TVB auch in der anstehenden Spielzeit, gemeinsam mit Karen Kläner, als Spielertrainerin zur Verfügung steht. Auch ansonsten bleibt der Kader unverändert, Abwehrspielerin Laura Koletzek gehört – nach überstandener Verletzung – wieder fest zum Team. Und: Dass man sich bereits in guter Form befindet, zeigte der TVB bei den Turnieren des TSV Essel, TV Brettorf und MTV Wangersen, die man allesamt gewann.

Prognose: Mit den drei Turniersiegen haben sich die Brettorferinnen die Latte selbst extrem hochgelegt. Viel wird davon abhängen, ob Laura Marofke verletzungsfrei durch die Saison kommt. Wenn das klappt, sichert sich der TVB Platz 1.

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