Hallensaison der Frauen: Die acht Nord-Mannschaften im Check

Favorit auf die Nordmeisterschaft? (v.l.) Hinrike Seitz, Annika Kriger und Helle Großmann starten als amtierender Feldmeister in die Hallensaison. (Foto: DFBL/denDulk)
Verfasst am 3. November 2021
1. Bundesliga Nord Frauen Allgemein Bundesligen

Brettorf (DFBL/ssp). Es geht wieder los: Die 1. Bundesliga Nord der Frauen startet unter dem Hallendach – und das mit verkleinerten Ligagröße. Nach dem Rückzug des TSV Bayer 04 Leverkusen kämpfen zum ersten Mal seit 1992/93 (damals gab es noch Achterstaffeln) nur acht Mannschaften an jeweils sieben Spieltagen um Punkte im Hallen-Oberhaus der Frauen.

Neben zwei zu vergebenden DM-Tickets – der SV Moslesfehn ist als DM-Ausrichter bereits qualifiziert – wird es somit auch nur einen Absteiger geben. Wie lief die vergangene Feldsaison für die Teams? Mit welchem Personal haben sie in dieser Spielzeit welche Ziele? Und wo werden sie wohl landen? Im Teamcheck von Sönke Spille gibt es wie gewohnt Antworten.

TSV Essel

Es waren turbulente Zeiten, die Michael Heuckeroth im vergangenen Jahr erlebt hat. Voller Tatendrang war er vor der Hallensaison 2020/21 in seine Trainertätigkeit beim TSV Essel gestartet, hatte den Kader des Bundesliga-Aufsteigers mit den beiden Nachwuchsspielerinnen Mieke Heuckeroth (Angriff) und Mette Wohlers (Zuspiel) ergänzt. Doch dann fiel die Spielzeit der Corona-Pandemie zum Opfer – die Zeit konnte nur für Einzel- oder Zweiertraining sowie gemeinsames Online-Training und die Bundesliga-Laufchallenge genutzt werden, um auf die anstehende Zweitliga-Feldsaison vorbereitet zu sein. Doch hier musste der TSV gleich zu Beginn den Ausfall von zwei Stammspielerinnen verkraften. Statt das von Heuckeroth ausgegebene Ziel Aufstieg zu verfolgen, musste man die nötigen Zähler gegen den Abstieg sammeln. Das gelang mit Platz drei, das Ziel Aufstieg, ist auf den nächsten Sommer verschoben.

Umso größer ist die Vorfreude auf die Hallensaison im Faustball-Oberhaus. Viereinhalb Jahre sind seit der letzten Hallen-Partie des TSV Essel in Liga eins ins Land gezogen. Zweimal verpasste man den Aufstieg, ehe es 2020 endlich klappte. Zur anstehenden Spielzeit wird der Kader weiter verjüngt. Larissa Glüsing und Merle Hink (beide Abwehr) stehen nicht mehr zur Verfügung, dafür rutscht mit Julia Schomacker eine weitere U18-Spielerin ins Aufgebot, die mit dem Team direkt nach der kurzen Feldsaison in die Vorbereitung auf die Hallensaison startete. Für den TSV gilt es, sich mit dem Mix aus jungen und erfahrenen Spielerinnen nun in der Bundesligasaison zu beweisen. Auch wenn man Außenseiter ist, will man alles daran setzen, das Ziel Klassenerhalt zu erreichen.

Prognose: Der Mix aus Jung und Erfahren könnte sich als großer Pluspunkt erweisen. Dazu hat man so lange darauf gewartet, wieder in Liga eins auflaufen zu dürfen. Das hilft: Essel hält mit Platz 7 die Klasse.

TV Jahn Schneverdingen

Besser hätte die Feldsaison für den TV Jahn Schneverdingen wohl nicht laufen können. Deutscher Meister in Brettorf, Europapokalsieger in der Schweiz – und das alles bei nicht einer einzigen Niederlage über die gesamte Spielzeit. Dazu bejubelten Luca von Loh, Hinrike Seitz und Theresa Schröder den Weltmeistertitel der Frauen, Zoe Kleiböhmer und Kimberley Groß feierten mit der U18 den WM-Titel – goldene Zeiten im Heidekreis. Nun also geht es unter dem Hallendach weiter, unter dem man Anfang 2020 in eigener Halle die DM-Silbermedaille gewann. Personell gibt es dabei lediglich den obligatorischen Wechsel von Aniko Müller zurück zu ihrem Heimatverein Stern Kaulsdorf. Dafür rückt Theresa Schröder von der Abwehr wieder in den Angriff, den sie zusammen mit Helle Großmann bilden soll. In der Abwehr sind weiterhin Laura Kauk, Luca von Loh, Annika Kriger und Kimberly Groß sowie im Zuspiel Hinrike Seitz und Zoe Kleiböhmer im Kader. Das Ziel ist – nach den Erfolgen der vergangenen Saison – wenig überraschend: Wenn beim SV Moslesfehn Anfang März die DM-Medaillen verteilt werden, möchten die Heidschnucken dabei sein.

Prognose: Die Bilanz der Feldsaison ist schon beeindruckend. Ganz so deutlich wird es unter dem Hallendach aber nicht werden. Dennoch sind die Heidschnucken nach der Nordmeisterschaft 2019/20 und mit den vielen Nationalspielerinnen im Aufgebot auch 21/22 der große Favorit, den es zu schlagen gilt: Platz 1.

TV Brettorf

Versöhnlich endete die vergangene Feldsaison für den TV Brettorf. Platz vier sicherte sich die Mannschaft bei der Deutschen Meisterschaft auf eigener Anlage. Daran war, wenige Wochen zuvor nicht zu denken gewesen. In einer völlig verkorksten Bundesligasaison belegten die TVB-Faustballerinnen einen enttäuschenden siebten Platz, ehe sie Ende August in die nationalen Titelkämpfe starteten – der Wildcard als DM-Ausrichter sei Dank. Hier bewiesen die Brettorferinnen aber, was in ihnen steckt. Gegen den TV Segnitz feierte der TVB einen souveränen Sieg im Qualifikationsspiel. Im Bronze-Match gegen den TSV Calw fehlte zudem nicht viel, den favorisierten TSV in die Knie zu zwingen. Für Coach Tim Lemke endete mit diesem vierten Platz die Mission „Heim-DM“, ab sofort liegt das Training wieder in der Hand der Mannschaft.

Personell hat sich im Team wenig geändert. Der Stamm aus Laura Marofke, Karen Kläner, Jule Weber, Ida Hollmann und Laura Cording bleibt bestehen, dazu werden Spielerinnen aus der zweiten Mannschaft das Team an den Spieltagen unterstützen. Traditionell liegt den Brettorferinnen die Hallensaison etwas besser, das unterstrich nicht zuletzt der zweite Platz beim Vorbereitungsturnier in eigener Halle. Daher ist es wohl wenig überraschend, dass der TVB als Ziel ausgegeben hat, wieder in die obere Tabellenhälfte vorzurücken.

Prognose: In der Halle hat sich der TVB in den vergangenen drei Spielzeiten immer einen Platz unter den Top4 der Liga gesichert. So wird es auch in dieser Saison kommen. Am Ende landen die Brettorferinnen auf Rang 3.

VfL Kellinghusen

Sie sind eine feste Größe in der Faustball-Bundesliga der Frauen: Der VfL Kellinghusen startet am Wochenende in seine achte Bundesliga-Saison in Folge und ist damit aus dem Oberhaus kaum noch wegzudenken. Nach dem Abstieg von Stern Kaulsdorf im Frühjahr 2020 sind die Störstädterinnen nach Schneverdingen, Ahlhorn und Moslesfehn das Team der aktuellen Bundesligisten mit der längsten Ligazugehörigkeit in Folge.

Personell hat sich im Vergleich zur Feldsaison, in der sich das Team nach anfänglichen Schwierigkeiten merklich steigerte, hat sich kaum etwas verändert. Das Trainer-Duo Torbjörn Schneider und Marten Kabbe muss einzig auf Vemke Voß verzichten, die aktuell ein Auslandssemester in Österreich absolviert und sich dort fit hält. Ansonsten präsentierte sich der VfL bereits in den Vorbereitungsturnieren in guter Form, setzte sich unter anderem in Brettorf gegen die Bundesliga-Konkurrenz durch. Das lässt hoffen, das gesteckte Ziel, einen Platz in der oberen Tabellenhälfte, zu erreichen. Und: Die DM findet in diesem Jahr in Hundsmühlen statt. Hier feierte die Mannschaft 2019 mit dem Deutschen Vizemeistertitel ihren bisher größten Erfolg. Warum sollte es drei Jahre später nicht mit einer Wiederholung klappen?

Prognose: Die Ergebnisse und Leistungen der Vorbereitungsturniere sind vielversprechend. Nachdem man 2019/20 bis zum letzten Spieltag um den Klassenerhalt kämpfen musste, geht es diese Saison in die andere Richtung der Tabelle: Rang 4.  

Ahlhorner SV

Ein positives Fazit zog man beim Ahlhorner SV nach der abgeschlossenen Feldsaison – auch wenn es nicht mit dem dritten DM-Titel auf dem Feld in Folge klappte. Bereits in einem hochklassigen DM-Qualifikationsspiel mussten sich die Ahlhornerinnen gegen den späteren Finalisten TSV Dennach geschlagen geben. Umso besser lief es ein Wochenende zuvor. Dort sicherten sich die Blau-Weißen die Silbermedaille beim Europapokal. Der ASV und die europäischen Wettbewerbe – das passt einfach.

Für die Hallensaison kann Spielertrainerin Janna Köhrmann, die an den Spieltagen von Benjamin Burfeind an der Seitenlinie unterstützt wird, aus dem Vollen schöpfen. Julia Weber und Tokessa Köhler-Schwartjes stehen wieder zur Verfügung, damit starten die Ahlhornerinnen mit einem neunköpfigen Aufgebot in die Saison. Damit alle ihre Spielzeiten auf dem Feld erhalten, werden die Angreiferinnen im Kader wohl auch in der zweiten Mannschaft (2. Bundesliga) zum Einsatz kommen – insbesondere für die jüngeren Spielerinnen wichtig, um sie bestmöglich auf ihre zukünftigen Aufgaben in der Bundesliga-Mannschaft vorzubereiten. Ziel in Liga eins ist derweil, sich wieder für die DM zu qualifizieren. Da die Liga weiter sehr ausgeglichen ist und es nur zwei DM-Plätze gibt, kein leichtes Unterfangen. Unkonzentriertheiten, das ist den Ahlhornerinnen klar, darf man sich an keinem Spieltag erlauben.

Prognose: Einmal musste der ASV bei einer Hallen-DM in den vergangen 13 Spielzeiten zuschauen – und das ausgerechnet 2019 in Hundsmühlen. Dieses Mal lässt sich das Team die DM beim SV Moslesfehn nicht nehmen. Platz 2.

SV Düdenbüttel

In der Saisonverlängerungen machte der SV Düdenbüttel den Klassenerhalt dann doch noch perfekt: Nach einer eher durchwachsenen Kurzsaison auf dem Feld, in der es dem SVD nur in einem Spiel gelang, das Leistungsvermögen konsequent über das gesamte Spiel zu zeigen, endete die Saison noch versöhnlich. Bei den Relegationsspielen in Solingen feierte der SVD Siege gegen die Zweitliga-Teams aus Wangersen, Lemwerder und Hammah und sicherte sich somit den letzten verbliebenen Startplatz im Oberhaus.

Hier ist man – nach dem zweiten Platz bei den Aufstiegsspielen 2020 – auch in der Halle vertreten, in der das Ziel Klassenerhalt wieder an oberster Stelle steht. Wie schon auf dem Feld, haben die SVD-Frauen dabei mit Personalproblemen zu kämpfen. Aus der seit über vielen Jahren bestehenden Kernmannschaft stehen mit Jana Dubbels, Anna-Lena Rathjens, Lea Peters und Franziska Eckhoff nur vier Spielerinnen zur Verfügung. Sarah Guldan und Lena Brünjes befinden sich in Babypause, der Nachwuchs – Deutscher U19-Vizemeister auf dem Feld – will als Mannschaft geschlossen in Liga zwei Spielen. Somit werden an jedem Spieltag Spielerinnen aus dieser zweiten Mannschaft oder aus dem Kreis der „Ehemaligen“ aushelfen. Auch wenn das alles andere als optimal ist – im Kreis Stade freut man sich auf den Start der Hallensaison und will wieder das Beste geben.

Prognose: Die Ausgangslage ist alles andere als optimal. Sich als Mannschaft wirklich einspielen wird unter dieser Voraussetzung an den Spieltagen kaum möglich sein. Platz 8.

TK Hannover

Was für eine starke Feldsaison für die Frauen des TK Hannover: Erstmalig konnte die Mannschaft in dieser Besetzung den dritten Tabellenplatz erreichen und hätte sich mit diesem Ergebnis sportlich für die Deutsche Meisterschaft in Brettorf qualifiziert – musste ihren Startplatz aber an das Wildcard-Team vom TV Brettorf weiterreichen. Statt zum ersten Mal an einem großen Event auf Frauenebene aufzuschlagen, blieb den Leinestädterinnen somit nur die Zuschauerrolle. Trotzdem: Den Schwung gilt es nun auf den Hallenboden mitzunehmen und an die gezeigten Leistungen anzuknüpfen. Dafür konnte man beim Vorbereitungsturnier in Brettorf trotz kleiner Besetzung gegen die direkte Bundesligakonkurrenz verschiedene Aufstellungen ausprobieren und bereits wichtige Erkenntnisse sammeln. Personell bleiben die Klubberinnen unverändert, lediglich Annika Kohrs wird erst am zweiten Spieltag ins Team zurückkehren, nachdem sie drei Monate im Ausland gearbeitet hat. Ziel für die Hallensaison ist es – wie im Feld – oben mitzuspielen.

Prognose: In dieser Saison gilt es wieder, über sieben Spieltage in jeder Partie die Leistung abzurufen. Wenn dem TKH das gelingt, dann landet das Team – wie 19/20 – auf Platz 5.

SV Moslesfehn

Gut gestartet, sogar Chancen auf die DM-Qualifikation gehabt und dann zu sehr nachgelassen: So lässt sie sich wohl am besten beschreiben, die Feldsaison für den SV Moslesfehn. Auch wenn nach dem guten Auftakt vielleicht etwas mehr drin gewesen wäre, mit Platz vier konnte Trainer Till Oldenbostel am Ende zufrieden sein – zumal das Ziel ohnehin war, sich nach der langen Pause neu einzuspielen und die beiden Neuzugänge Anna Carstens (Wardenburger TV) und Anna Keyser (Ahlhorner SV) in das Moslesfehner Spiel zu integrieren. Das ist gelungen und macht Hoffnung auf die anstehende Spielzeit unter dem Hallendach. Denn hier haben die Mossis Anfang März einen Höhepunkt vor der Brust. In der Sporthalle Am Querkanal in Hundsmühlen findet die Deutsche Meisterschaft der Frauen statt, der SVM hat als Ausrichter das Ticket für die nationalen Titelkämpfe bereits sicher. Dennoch lautet das ausgegebene Ziel, neben der spielerischen Vorbereitung auf das DM-Wochenende, sich sportlich für die Meisterschaft zu qualifizieren – auch wenn das bei der starken Konkurrenz alles andere als einfach wird. Personell bleibt das Team für dieses Vorhaben zusammen, einzig Michele Werth wird aussetzen.

Prognose: Der große Druck, sich für die Heim-DM qualifizieren zu müssen, gibt es für Moslesfehn nicht. Das kann ein Vor- aber auch ein Nachteil sein. Am Ende können solche Nuancen aber den Unterschied machen. Daher Platz 6.

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