Teamcheck 1. Bundesliga Süd Frauen

Der neue Qualifikationsmodus zur deutschen Meisterschaft (siehe Teamcheck 1. Bundesliga Nord Frauen) wird auch im Süden diskutiert und begrüßt. „Eine große Chance, was mediale Aufmerksamkeit angeht“ (Kim Trautmann, Pfungstadt), „das Final Four in Dresden wird etwas Besonderes“ (Anna-Lisa Aldinger, Dennach) – so oder ähnlich lauten die Stimmen aller neun Teams. Mit dem SV Energie Görlitz kehren Sächsinnen ins Oberhaus zurück – und mit dem TV SW-Oberndorf aus Schweinfurt ein echter Bundesliga-Neuling. Beide nehmen die Plätze vom TSV Staffelstein und TV Unterhaugstett ein, die sich letzten Sommer nach einem wahren Hitchcock-Finaltag verabschieden mussten.

Ob sich an der Zweiklassengesellschaft der letzten Jahre etwas ändert? Dennach, Calw, Segnitz und Pfungstadt machen seit über 10 Jahren die DM-Plätze unter sich aus, Käfertal komplettiert die Top-5. Alle anderen kämpfen gegen den Abstieg. Wir stellen die Teams in der Reihenfolge der vorjährigen Süd-Tabelle vor und wagen Prognosen.

TSV Calw

Nach der deutschen Meisterschaft in Stuttgart-Stammheim (Platz 4) verabschiedete sich Kapitänin Sandra Janot nach 15 Jahren aus ihrem Löwenrudel und nach Hallen-Silber zuletzt legt Laura Flörchinger eine Pause ein. Dafür rückt mit Nadine Maisenbacher vom TV Unterhaugstett eine erfahrene Zuspielerin ein. Aus der zweiten Mannschaft (2. Bundesliga Süd) dürfte Julia Maier die Gelegenheit bekommen, ihr Talent zu präsentieren. „Wir wollen uns erneut für die DM qualifizieren. Das ist nun noch schwerer, aber machbar“, sagt die neue Mannschaftsführerin Leonie Pfrommer. Bleibt Nationalspielerin Henriette Schell von Verletzungen verschont und ruft Fenja Stallecker ihre starken Leistungen der letzten Monate erneut ab, ist der Angriff definitiv DM-reif. Prognose: Die Calwerinnen dürfen als Zweite oder Dritte ein Qualifikationsspiel im Norden absolvieren.

TSV Dennach

Die Pink Ladies zeigten sich in den vergangenen Monaten in bestechender Form. Zweite bei den World Tour Finals, in der Halle dann die Siege im European Champions Cups sowie bei der deutschen Meisterschaft… die vielleicht beste Formation seit Jahren scheint gefunden, auch wenn Martina Bortolotto eine Pause einlegt. Spielertrainerin Anna-Lisa Aldinger, nach wie vor Weltklasse im Zuspiel, verfügt über ein Top-Trio im Angriff (Sonja Pfrommer, Pia Neuefeind, Maya Mehle) und herausragende Abwehrspielerinnen. Laura Schinko kehrt nach Hallenpause zurück. „Es macht wahnsinnig Spaß, wir haben eine große Harmonie im Team – und jeder Erfolg ist einzigartig. Das motiviert uns“, so Aldinger. „Unser Ziel die DM-Teilnahme, am besten als Südmeister.“ Prognose: Genau dies – Platz 1 im Süden – wird den Pink Ladies gelingen.

TSV Pfungstadt

Im Vorjahr durften die Hessinnen in Stuttgart erstmals bei einer DM ran. Sie besiegten in der Vorqualifikation den Gastgeber TV Stammheim, am Ende blieb Platz 5. Und nun? Die frühere Weltfaustballerin Stephanie Thomas vergrößert ihre Familie und wird höchstens als Betreuerin am Spielfeldrand bereit stehen. Kim Trautmann: „Wir verfügen nun nach dem Abgang von Paula Sator nur über sechs Stammspielerinnen und werden Nachwuchskräfte mitnehmen.“ Die Vorbereitung verlief gut, allerdings hatten die Angreiferinnen mit leichten Verletzungen zu kämpfen. Sophia Meister und Kim Trautmann konnten beim Nationallehrgang weitere Praxis sammeln. „Wir wollen unter die ersten Drei. Das war im Vorjahr einfacher als jetzt – ist aber nicht unmöglich.“ Prognose: Wenn alles passt, ist Platz 3 drin – aber eher der undankbare vierte.

TV Segnitz

Mit Svenja Schröder fiel im Vorjahr der Erfolgsgarant im weißblauen Trikot zeitweise aus – und ohne sie gingen Spiele unerwartet verloren. Nur Platz 4 für die Fränkinnen, die zuletzt eigentlich Stammgast bei den DM-Teilnahmen waren. In dieser Feldrunde fallen beide TVS-Tatjanas aus: Die eine (Nachname Müller) aufgrund ihrer Familienplanung, die andere (Kaemmer) legt eine Sportpause ein. „Dafür wird uns die argentinische Angreiferin Giuliana Francesca Raggio unterstützen“, berichtet Luisa Kaemmer. Die Kapitänin und Schlagfrau der Fränkinnen äußert sich erwartungsvoll: „Aufgrund unseres gut aufgestellten Kaders schätze ich unsere Chancen für die Teilnahme am Final Four in Dresden sehr gut ein – und auch auf eine Medaille.“ Prognose: Der TV Segnitz wird Zweiter oder Dritter im Süden.

TV 1880 Käfertal

Seit geraumer Zeit gehören die Kurpfälzerinnen zu den Mannschaften, die sich brav zwischen Gut und Böse einordnen: Das Abstiegsgespenst ist ihnen fremd, aber auch nach oben gab es keinen Ausreißer – sprich, das Team aus Mannheim sehnt die erste DM-Teilnahme noch herbei. Zuletzt in Feld und Halle nahmen sie ihren Stammplatz (5.) ein, hinter ihnen klafften Punktelücken zum Rest der Liga. Sophia Mahr fällt diesen Sommer berufsbedingt aus, dafür kommt Lisa Lenzing aus Langen. „Unser Ziel ist der frühe Klassenerhalt und dann im oberen Feld mitzuspielen“, erklärt Kapitänin Nadine Conrad. Die solide Abwehr und der Angriff mit einem gemischten, variablen Doppel aus der schlagstarken Marie Hodel und der flinken wie cleveren Franziska Habitzreither kann jeden Gegner ärgern, aber auch gegen nominell Schwächere patzen. Prognose: Platz 5, vielleicht 4.

TV Stammheim

Die Stuttgarterinnen überzeugten 2024 als Team, das man nie unterschätzen durfte. Am Ende waren die Schwäbinnen zwar nur punktgleich mit ASV Veitsbronn (7.) und Absteiger Unterhaugstett – hatten aber manchem Großen das Siegen schwer gemacht. Nun muss sich zeigen, wie es ohne Anika Gruner und Angreiferin Melanie Israel läuft, die beide aufgehört haben. Dafür bringt die 16-jährige Sarah Abramek ihr Talent ein. Trainer Flo Gruner: „Jetzt gilt es, sich auch im Oberhaus zu behaupten. Der Kader steht bereit“, unter anderem mit Larissa Keser und Anja Brezing im Angriff sowie U18-Weltmeisterin Lisa Knodel. Auf Spannung wie im Vorjahr kann der Coach verzichten. Seine Schützlinge machten den Klassenerhalt im allerletzten Saisonspiel mit einem 3:2-Sieg und 15:14 im letzten Durchgang in Pfungstadt fix. Prognose: Maskottchen „Stammi“ freut sich erneut über den Klassenerhalt und Platz 6.

ASV Veitsbronn

Die junge Mannschaft aus dem Landkreis Fürth überraschte im Vorjahr manchen: Immer wenn‘s darauf ankam – gegen die direkten Gegner im Abstiegskampf –, waren die Fränkinnen da. Sie punkteten gegen Stammheim, Staffelstein und im Finalkrimi beim TV Unterhaugstett. „Bei uns ist alles wie immer, keine Veränderungen im Kader“, so Allrounderin Annika Hußnätter, deren Team auch weiter mit unkomfortablen Trainingsmöglichkeiten kämpft. Illusionen gibt sich der ASV nicht hin: „Wir wissen, dass uns wieder eine schwere Saison erwartet. Jeder gewonnene Satz wird wichtig werden.“ Mit Görlitz und Schweinfurt trifft Veitsbronn auf altbekannte Gegner, „die wir auf keinen Fall unterschätzen werden.“ Die bereits gesammelten Erfahrungen im Liga-Oberhaus können den Unterschied ausmachen. Prognose: Der Klassenerhalt ist erneut machbar.

SV Energie Görlitz

Zuletzt hatten die Sächsinnen in der Halle der 1. Bundesliga angehört, waren Anfang 2024 aber abgestiegen. Nun geht’s an die frische Luft nach einer guten Vorbereitungsphase und Turnierteilnahmen in den letzten Wochen. Hauptangreiferin Lara Olbrisch: „Wir haben uns mit Lydia Goldmann aus Schwabach und Lia Vetter aus Dresden verstärkt und sind guter Dinge. Ich schätze unsere Chancen besser ein als vor anderthalb Jahren. Unser Ziel ist klar der Klassenerhalt.“ Die intensive Vorbereitung wollen die Energie-Geladenen gleich am Sonntag in einen ersten Erfolg ummünzen „und den Grundstein für die gesamte Saison legen“. Gegner in der Lausitzer Heide sind die Teams aus Käfertal und Oberndorf. Als Vorteil sieht Lara Olbrisch auch „den breiten Kader, der uns viele Möglichkeiten gibt“. Prognose: Der Aufsteiger muss hart für den Klassenerhalt arbeiten.

TV SW-Oberndorf

Die Schweinfurter Männer gehören seit Jahren zum Establishment, nun dürfen sich die Frauen erstmals in der Beletage beweisen und sind realistisch genug, die Erwartungen nicht hochzuschrauben. Vorteil der Mannschaft: Sie arbeitete sich kontinuierlich von der Landesliga in die höchste Klasse empor. Das schweißt zusammen. Für die ausgeschiedene Katharina Simon ist Helene Göppner eingerückt. Allrounderin Ursina Sagstetter hat mit Segnitz Erstligaerfahrung gesammelt, Annalena Schmid (Schlag) gehörte der U18-Nationalmannschaft an und ist für den U21-Lehrgang im Mai nominiert. Abwehrspielerin Annabell Klopf: „Wir wollen erst mal Spielpraxis auf hohem Niveau sammeln und setzen uns kein festes Ziel. Gegen uns bekannte Mannschaften wie Görlitz und Veitsbronn rechnen wir uns aber Chancen aus.“ Prognose: Abstiegskandidat.

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