Silke Eber: „Wir können zeigen, dass der Frauenfaustball diese große Bühne verdient hat“

Mit Fokus auf die World Games: die beiden Frauen-Nationaltrainerinnen Silke Eber (rechts) und Eva Krämer (Foto: DFBL/denDulk)

Birmingham (DFBL/ssp). Es ist soweit: Zum ersten Mal in der Geschichte der World Games beginnt am Sonntag, 10. Juli, der erste Frauenwettbewerb im Faustball. Ein Ziel, auf das in Faustballkreisen lange hingearbeitet wurde. Sechs Nationen – mit Deutschland, der Schweiz, Brasilien und Österreich die Top4-Nationen der WM 2018 sowie Neuseeland und Gastgebernation USA – werden von Sonntag bis Mittwoch um die ersten Medaillen kämpfen.

Bundestrainerin Silke Eber bezeichnet dies als einen Meilenstein für den Frauenfaustball. Im großen Interview vor den World Games spricht sie über die bereits acht Jahre andauernde Siegesserie, die Stärke des deutschen Kaders und verrät, welches Team sie im Kampf um den Titel als den stärksten Konkurrenten einschätzt.  

48 Spiele in Folge ohne Niederlage, seit 2014 alle möglichen Titel abgeräumt: Die deutsche Faustball-Nationalmannschaft der Frauen eilt seit acht Jahren von Sieg zu Sieg. Wie groß ist die Vorfreude, die beeindruckende Serie bei den World Games weiter auszubauen?

Silke Eber: Riesig! Aber dabei geht es weniger um die Serie, sondern eher darum, dass wir uns sehr auf unsere erste Teilnahme bei den World Games freuen. Uns erwartet etwas ganz Besonderes und darauf fiebern wir hin. 

Woran machst du diese eindrucksvolle Serie fest? Profitiert man einfach von einer „goldenen Generation“, von der bei solchen Erfolgsserien immer gerne schnell gesprochen wird?

Silke Eber: Ich würde das schon so sagen, dass wir/ich das Glück hatten, eine „goldene Generation“ trainieren zu dürfen. Das Gros der Mannschaft ist jetzt schon seit fast zehn Jahren zusammen, das sind außergewöhnliche Spielerinnen nicht nur mit einer außergewöhnlichen Qualität, sondern auch mit einem außergewöhnlichen tollen Charakter. Und im Laufe der Jahre sind immer wieder junge, talentierte Spielerinnen dazu gekommen, die sich nahtlos in die Mannschaft eingefügt haben.

Was bedeutet dir diese Siegesserie persönlich? Was treibt einen bei alle diesen Erfolgen immer wieder an, weiterzumachen?

Silke Eber: Die Siegesserie ist cool, aber was mich persönlich immer wieder motiviert hat, weiterzumachen, waren die vielen Events, die tollen Erlebnisse, die ich gemeinsam mit dem Team erleben durfte. Wir waren in Chile, wir hatten eine Wahnsinns-Heim-WM in Dresden, wir waren in Brasilien, in Linz und Grieskirchen, das waren immer wieder tolle Erlebnisse, die ewig in Erinnerung bleiben werden. Das war persönlich immer meine Motivation, auch wenn die Siegesserie in Birmingham nun nicht unbedingt reisen sollte :). 

Zum ersten Mal wird es bei den World Games einen Faustball-Frauenwettbewerb geben. Welche Bedeutung hat das für den Frauenfaustball?

Silke Eber: Ich würde es schon als einen Meilenstein bezeichnen, wir haben nun wieder einmal die Gelegenheit, die Welt davon zu überzeugen, dass auch Frauenfaustball durchaus sehenswert ist und sich diese große Bühne auch verdient hat.

Du siehst die World Games-Teilnahme damit auch als den verdienten Lohn für die Entwicklung des Frauenfaustballs? Schließlich wurden zuletzt einige neue Nationen bei Welt- und Europameisterschaften begrüßt. Wie schätzt du das Niveau insgesamt ein?

Silke Eber: Grundsätzlich ist es immer gut, wenn auch bei den Frauen ein großes Teilnehmerfeld vorhanden ist. In Linz vor vier Jahren waren es elf Nationen, in Grieskirchen coronabedingt leider weniger. Man darf auch nicht vergessen, dass sich viele der teilnehmenden Mannschaften selbst finanzieren müssen, da scheitert dann eine Teilnahme manchmal auch aus finanziellen Gründen. Wichtig ist aber nicht nur die Teilnahme an dem jeweiligen Event, sondern das nachhaltig gut in den Ländern gearbeitet wird, so dass dauerhaft eine Entwicklung erkennbar ist. Insgesamt gibt es leider immer noch zwei Leistungsklassen – in der einen Klasse tummeln sich die Nationen Österreich, Schweiz, Chile, Brasilien – und wir und danach erkennt man dann schon einen kleinen Leistungsabfall. Es wäre natürlich sehr wünschenswert, wenn diese Nationen den Anschluss an die „großen“ Nationen schaffen könnten.

Euren Kader für die World Games-Premiere habt ihr bereits im September 2021 nominiert. Mit Annika Kriger und Steffi Dannecker gibt es nun zwei Spielerinnen, die nicht mitreisen können. Für sie sind Helle Großmann und Ida Hollmann, zwei große Talente, ins Team gerückt. Inwieweit schmerzt die Veränderung gerade mit Blick auf die große Erfahrung die Kriger und Dannecker – bereits 2014 im WM-Kader – vorweisen können?

Silke Eber: Es geht ja nicht immer um die rein sportliche Qualität, sondern auch um die Persönlichkeiten, die auf dem Platz stehen. Steffi und Annika haben das Bild der deutschen Frauennationalmannschaft die letzten Jahre auf eine entscheidende Art und Weise geprägt und waren mit verantwortlich für die großen Erfolge. Natürlich fehlen sie uns! Aber wir haben mit Ida, Luca, Helle, Henriette und auch Svenja junge Spielerinnen im Kader, die alles daran setzen werden, um die Lücke schließen zu können. Sie haben sicherlich noch nicht die Erfahrung, aber sie haben mittlerweile schon alle ein Niveau erreicht, dass sie uns sehr helfen können. 

Blicken wir einmal auf den gesamten Kader, mit dem ihr in Birmingham um den ersten Titelgewinn bei den World Games kämpft. Aus dem Aufgebot, das die beeindruckende Siegesserie bei der WM 2014 gestartet hat, sind mit Sonja Pfrommer, Hinrike Seitz, Anna-Lisa Aldinger und Theresa Schröder noch vier Spielerinnen verblieben, neben Großmann und Hollmann sind Michaela Grzywatz, Svenja Schröder, Henriette Schell und Luca von Loh über die Jahre zum Team dazugestoßen. Ist der Kader damit die perfekte Mischung aus Erfahrung und talentiertem Nachwuchs?

Silke Eber: Das würde ich schon so sagen, weil sie aber auch charakterlich sehr gut zusammenpassen. Wir haben Spielerinnen im Kader, die mittlerweile schon vier Weltmeistertitel haben, aber auch einige, die in Zukunft die Titel für Deutschland holen möchten. Die jungen Spielerinnen orientieren sich an den erfahrenen Spielerinnen und nehmen sehr viel mit, gerade auch was Einstellung und Motivation anbelangt. Sie wissen, ohne Fleiß, ohne Eigenmotivation sind diese großen Erfolge nicht möglich. Unsere Vierfach-Weltmeister leben das sehr gut vor und sind auch Vorbilder für die jungen Spielerinnen!

Mit den 48 Siegen im Rücken ist Deutschland sicherlich auch bei der World Games-Premiere in Birmingham der große Favorit. Wie geht ihr den Wettbewerb bei diesem Multisportevent an?

Silke Eber: Ich persönlich schätze Brasilien als extrem stark ein. Sie verfügen über einen tollen Kader. Ich sehe da zwischen uns und dem brasilianischen Team keine großen Unterschiede. Wir treffen ja bereits in der Vorrunde auf die Südamerikanerinnen, da werden wir schon einmal einen ganz guten ersten Vergleich haben.

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