Michaela Grzywatz im „Interview des Monats“

Michaela Grzywatz, Europameisterin und Doppel-Weltmeisterin. Foto: DFBL/Stöldt

Bardowick (DFBL/bec). Mit dem “Interview des Monats” startet das Medienteam der DFBL ab sofort eine neue Beitragsreihe. Wir wollen künftig einmal im Monat Personen und Persönlichkeiten aus dem Faustball ausführlich zu Wort kommen lassen. Den Anfang macht – auch aus aktuellem Anlass – die Doppel-Weltmeisterin und aktuell als World-Games-Athletin des Jahres nominierte Michaela Grzywatz vom Ahlhorner SV.

Michaela, herzlichen Glückwunsch zu Deiner Nominierung. Wie hast du sie denn aufgenommen?

“Ich habe davon Null gewusst! Ich hab’s erst mitbekommen, als meine Mitspielerin Janna Köhrmann mir abends einen Screenshot schickte und schrieb, dass sie total stolz ist. Mir ist bis jetzt ein großes Rätsel, wie es dazu gekommen ist.”

Es ist doch sicher eine Riesen-Ehre?

“Auf jeden Fall. Aber für mein Empfingen wären 20 andere vor mir dran gewesen, die schon so viel für unseren Sport geleistet haben. Eine Sonja Pfrommer, Hinni Seitz oder Steffi Dannecker zum Beispiel hätten es aus meiner Sicht viel mehr verdient gehabt. Aber jetzt steht da mein Name und ich freue mich natürlich riesig – auch über die vielen,  durchweg positiven Rückmeldungen. Aber nochmal: Wenn Du siehst, dass vorher mal ein Patrick Thomas oder ein Fabian Sagstetter nominiert waren, dann sehe ich mich nicht auf derselben Messlatte (lacht).”

Aber ist die Nominierung nicht auch ein Lohn für die viele Arbeit?

“Schon, ich habe auch immer viel dafür gearbeitet. Faustball ist mein Lebensinhalt, es ist das, was mir Halt gibt, woran ich mich hochziehe. Aber das passiert ja auch nur,, weil ich Menschen wie zum Beispiel die eben genannten Mädels um mich habe.”

Man könnte also sagen: Der Sport dominiert dein Leben?

“Total! Mein Alltag ist schon sehr auf den Faustball angepasst. Das fängt schon früh morgens an, wenn ich mit dem Rad zu meinen Pferden fahre, danach Joggen gehe, mich auch bei der Arbeit in der Mittagspause auch noch mal bewege und abends dann entweder Training gebe oder selber Training habe. Bestimmt kommen da 15 Stunden in der Woche zusammen.”

Wie ging das Ganze denn bei dir los?

“Ich habe mit vier Jahren in Bardowick das erste Mal auf dem Faustballplatz gestanden, wo meine größere Schwester damals schon spielte. So mit fünf hatte ich dann schon das erste Punktspiel. Danach habe ich eigentlich alle Positionen auf dem Feld mal gespielt. Ich war ja auch in der Hallenbundesliga mal eine Zeitlang Hauptangreiferin beim TSV Bardowick. Und heute bin ich plötzlich Zuspielerin in Ahlhorn, weil uns aktuell jemand auf dieser Position fehlt.”

Wie läuft es denn beim ASV in dieser Saison?

“Es ist eng in Sachen DM-Endrunde. Wir müssen schon alle verbleibenden Spiele gewinnen, um noch dabei zu sein. Aber gerade in Ahlhorn ist es eigentlich immer der Anspruch, in jedem Spiel als Gewinnerinnen vom Feld zu gehen. Das Gefühl haben wir vor Weihnachten leider mal kurz verloren. Wir sind als Team aber auch immer sehr selbstkritisch, möchten zusammen immer besser werden.”

Und wie sieht es in Sachen Nationalmannschaft aus? Wann geht’s nach Birmingham in die USA?

“Gerade heute haben wir die Flugzeiten bekommen. Wir fliegen am 6. Juli und die Spiele beginnen dann am 11. Juli. Für mich geht es am 16. Juli schon wieder zurück, weil ich wieder arbeiten muss. Die anderen aus der Mannschaft hängen noch ein paar Tage Urlaub dran. Aber das ist okay für mich, weil ich ja gerade noch eine Ausbildung zu Physiotherapeutin absolviere.”

Wisst Ihr denn schon, was euch erwarten wird?

“Wir wissen es noch nicht. Bestimmt gibt es verschiedene Planungsszenarien. Aber die Staaten sind bekanntlich sehr sportverrückt, und wenn man sich gerade die vollen NFL-Stadien anschaut, dann glaube ich schon, dass die Organisatoren alles dafür geben werden, dass Zuschauer zu den Sportstätten kommen. Und in den USA ist die Impfquote ja nochmal eine andere. Da wird ja gefühlt in jedem Supermarkt geimpft …”

… und sportlich?

“Klar wollen wir auch da gewinnen! Aber das wird sicher eine harte Nuss ohne Steffi Dannecker, die aus gesundheitlichen Gründen erstmal kürzer treten wird. Aber dafür haben wir ja unser Küken Helle Großmann dabei (lacht).” 

Dann bist du diesmal ja schon einer der alten Hasen …

“Fast. Ich sag immer: Ich liege so in der Mitte, bin der Bisquitboden der Torte… Aber unsere Jüngeren haben ja auch schon einige Erfahrungen gesammelt – die haben schon viele Jugend-Meisterschaften mit der Nationalmannschaft gespielt. Das habe ich nie.”

Fehlt Dir das?

“Nein, denn ich glaube, die Frauen-Nationalmannschaft ist nochmal eine ganz andere Nummer. Auch die, die in der Jugend selbstbewusst vorneweg gegangen sind, erleben sich hier noch einmal in einer neuen Rolle. Hier ist wirklich jeder ein gleichwertiger des Teams. Ein gutes Beispiel ist da die WM in Grieskirchen: Ob die fünf auf dem Platz das Endspiel gewinnen oder die fünf auf der Bank – das war damals wirklich egal.” 

 

 
 
 
 
 
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Das macht eine richtige Mannschaft ja aus …

“Genau! Wir waren und sind eine echte Mannschaft. Und das ist ein ganz großer Verdienst auch des Trainerteams. Ich habe ja das Privileg, als Abwehrspielerin das Spiel vor mir zu haben. Und wenn ich dann von hinten erlebe, wie eine Sonja oder eine Steffi einen Punkt bejubelt – das ist ein Gefühl, das macht süchtig!”

Dann erübrigt sich ja eigentlich die Frage: Was soll da noch an Erfolgen kommen? Wie will man sich denn noch motivieren, sollten auch die World Games so erfolgreich laufen, wie die letzten WMs und EMs?

“Natürlich ist es toll, auf dem Treppchen zu stehen, die Emotionen, das Publikum. Aber am Ende ist es das, was dazwischen und auf dem Weg dahin passiert. Unsere frühere Physiotherapeutin Kerstin hat mir mal gesagt: ‘Weißt Du, wenn Du richtig gut sein wirst? Wenn Du richtig Spaß hast auf dem Platz!’ Und das stimmt.”

 

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