Lina Hasenjäger: Bei den World Games an der Pfeife
Birmingham (DFBL/ssp). Es sind die Faustballerinnen und Faustballer, die bei den World Games in Birmingham (USA) im Fokus stehen. Sie sorgen mit spektakulären Abwehraktionen für tosenden Beifall, mit beeindruckenden Schlägen für Erstaunen oder mit packenden Duellen für jede Menge Spannung. Doch dass die Begegnungen überhaupt über die Bühne gehen können, ist noch ganz anderen Personen zu verdanken: den Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern. Aus Deutschland ist Lina Hasenjäger (Ohligser TV) als Unparteiische in den USA dabei.
Deutsche Meisterschaft der Männer und Frauen auf dem Feld 2017 in Moslesfehn: Im Bronze-Spiel zwischen dem TSV Calw und TSV Dennach läuft der vierte Satz, als es zwischen Calws Trainer Björn Gumbinger und Schiedsrichterin Lina Hasenjäger zur Diskussion kommt. Es dauert nur kurz, dann zeigt die Unparteiische die Rote Karte und schickt den Coach vom Platz. „Es war meine erste Karte überhaupt, die ich verteilt habe“, erinnert sich Hasenjäger an den Moment, auf den sie auch heute – fünf Jahre später – noch immer angesprochen wird.
Begonnen hat Lina Hasenjäger ihre Schiedsrichter-Karriere, wie so viele: „In der Bundesliga muss jeder auch A-Schiedsrichter stellen“, erzählt sie. Gemeinsam mit vier Mitspielerinnen absolviert sie so erst die Ausbildung zur B- kurze Zeit später zur A-Schiedsrichterin und pfeift fortan in den zwei höchsten Ligen des deutschen Faustballs – und fällt mit guten Leistungen auf. Auch deshalb wird sie 2016 für die Hallen-DM der Frauen in Selsingen als Schiedsrichterin nominiert. Es soll nicht die einzige bleiben. Auch in den Jahren danach, ist die Rheinländerinnen bei zahlreichen nationalen Titelkämpfen als Unparteiische im Einsatz. „Bei den Meisterschaften, aber auch bei Bundesligaspielen wird man beobachtet, ob die Leistungen und die Präsenz stimmen“, erzählt Hasenjäger. 2018 wird sie zur I-Schiedsrichterin berufen, darf nun auch bei internationalen Veranstaltungen pfeifen.
Ihre Nominierung unterstreicht auch das Ziel, das sich der Internationale Faustballverband (IFA) vorgenommen hat: mehr Frauen als Schiedsrichterinnen ausbilden, die auf internationaler Ebene zum Einsatz kommen. Um das zu erreichen, ist besonders die Ausbildung in den Verbänden wichtig. Das weiß auch Hasenjäger, die sich im Rheinland als Landesschiedsrichterwartin genau darum kümmert. „In den vergangenen Jahren habe ich schon einige bundesligaerfahrene Faustballerinnen ausgebildet. Das wollen wir auch in Zukunft fortsetzen.“
International feierte Hasenjäger im vergangenen Jahr ihr Schiedsrichter-Debüt. „Mein erster internationaler Einsatz war 2021 der Champions Cup der Frauen in Diepoldsau“, erzählt Hasenjäger. Die nächste Station: Birmingham in den USA. „Wenn der Frauenwettbewerb nicht ins Programm der World Games aufgenommen worden wäre, dann wäre ein Einsatz hier wohl kaum möglich gewesen. So freue ich mich riesig, dass ich dieses Event miterleben darf.“
Neben Lina Hasenjäger ist mit Tanja Simadar (Österreich) noch eine zweite Frau als Schiedsrichterin im Einsatz, hinzu kommen Fredy Sprenger (Schweiz), Cristian Kloos (Argentinien) und Jose Luis Eltz (Brasilien). „So ein Turnier ist schon etwas ganz anderes, als wenn man in der Bundesliga pfeift“, erzählt die Deutsche. „Die komplette Kommunikation mit dem Schiedsrichter-Team, aber auch mit den Aktiven, läuft auf Englisch ab, man muss trotz der heißen Temperaturen die gesamte Zeit super konzentriert sein. Jedes Spiel ist etwas Besonderes.“
Das Ziel – das betont Lina Hasenjäger noch einmal – ist es nicht, im Mittelpunkt zu stehen. „Wir wollen die Spielerinnen und Spieler, das Spiel supporten“, sagt sie: „Der Faustballsport soll im Vordergrund stehen.“ Doch: Wenn es einmal sein muss, dann gilt es für die Schiedsrichter auch durchzugreifen. Dass sie das auch kann hat Lina Hasenjäger nicht zuletzt 2017 in Moslesfehn gezeigt…
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