Feldsaison 2022: Die Nord-Frauen im Teamcheck

Mit guten Leistungen bei den Vorbereitungsturnieren: Nadine Zühlke (links) und Jacqueline Böhmker vom VfL Kellinghusen (Foto: Christian Kadgien)

Brettorf (DFBL/ssp). Am Sonntag starten die besten deutschen Frauenteams in die Feldsaison 2022. Im Norden verspricht bereits der Saisonauftakt Spannung. Der ambitionierte Aufsteiger Ohligser TV empfängt den Ahlhorner SV und DM-Gastgeber TV Brettorf, der SV Düdenbüttel und der SV SV Moslesfehn bekommen es mit dem amtierenden Deutschen Meister TV Jahn Schneverdingen zu tun und der Wardenburger TV, TK Hannover und VfL Kellinghusen treffen aufeinander. Sönke Spille nimmt zum Saisonstart wieder die neun Teams der 1. Bundesliga Nord unter die Lupe – samt Prognose, wie die Tabelle nach dem letzten Spieltag der Feldsaison 2022 wohl aussehen könnte.

Ohligser TV

Der Ohligser TV ist zurück: Nach dem Aufstieg in der vergangenen Feldsaison zogen die Rheinländerinnen auch unter dem Hallendach nach. Auch von zwischenzeitlichen Corona-Ausfällen ließ sich der OTV dabei nicht aus der Bahn bringen, konnte diese dank des ausgeglichenen Kaders gut kompensieren. Und auch bei den Aufstiegsspielen in Ahlerstedt performte die Mannschaft und machte hier den zweiten Aufstieg innerhalb eines halben Jahres perfekt. Und: Die Ohligserinnen sind gekommen, um zu bleiben. Denn das erklärte Ziel ist nicht nur der Klassenerhalt, man will auch versuchen, sich vorzeitig im Mittelfeld der Tabelle zu platzieren, um nicht bis zum Saisonende um den Verbleib in der Liga bangen zu müssen. Der Kader bleibt dabei nahezu unverändert. Neben den ehemaligen U18-Nationalspielerinnen Lina Hasenjäger, Katja Hofmann, Jacqueline Börste und Kaja Hutz gehören auch Jana Hasenjäger, Verena Heidelberg und Jessica Marks, die nach einer Schwangerschaftspause zurück im Kader ist, zum Aufgebot. Dazu wird das Betreuergespann um Timo Schatzschneider und Christoph Groß je nach Verfügbarkeit und Notwendigkeit auch auf Spielerinnen der zweiten Mannschaft (2. Bundesliga) zurückgreifen.

Prognose: Die OTV-Frauen sind alles andere als ein normaler Aufsteiger. Anders als beim Gastspiel 2019, als es nach nur einer Spielzeit zurück ins Unterhaus ging, verfügt die Mannschaft nun über die Klasse, um an guten Tagen sogar die Top-Teams zu ärgern. Und das wird das eine oder andere Mal klappen: Platz 6.

Ahlhorner SV

Erfolgreich verlief für die Faustballerinnen des Ahlhorner SV der Abschluss der Hallensaison. In einer Bundesligasaison mit schwankenden Leistungen und unterschiedlicher Aufstellungen gelang dem ASV mit Platz zwei dennoch die DM-Qualifikation. In Hundsmühlen belohnte sich das Team dann mit der Bronzemedaille – und sorgte für strahlende Gesichter im eigenen Lager. Die DM soll auch das Ziel in dieser Feldsaison sein. Den Ahlhornerinnen ist dabei bewusst, dass Titelverteidiger Schneverdingen wohl wieder nur schwer zu schlagen sein wird und mit Moslesfehn, Kellinghusen und dem TK Hannover starke Konkurrenz um den zweiten zu vergebenen DM-Platz herrscht. Dem Team ist deshalb bewusst, das wohl immer eine gute bis sehr gute Leistung nötig ist, um das gesetzte Ziel zu erreichen.

Bei diesem Vorhaben erst einmal nicht helfen kann Julia Weber, die sich bei der Hallen-DM die Hand gebrochen hat und voraussichtlich erst zur Hälfte der Saison ins Spielgeschehen eingreifen kann. Deshalb wird U18-Weltmeisterin Mieke Kienast in dieser Saison zum Bundesliga-Kader gehören. Dazu kehrt auch Felicia Gißler wieder fest ins Team zurück. Ihre Erfahrung wird auch Janna Köhrmann einbringen, die wie weiterhin als Spielertrainerin agiert. Offen ist aber noch, inwiefern sie noch selbst ins Spielgeschehen eingreifen wird.

Prognose: Bei den vergangenen sechs Deutschen Feldmeisterschaften gehörten die Ahlhornerinnen zu den Teilnehmerteams. Daran wird sich auch 2022 nichts ändern. Die Mischung aus erfahrenen Spielerinnen und den jungen Talenten führt den ASV auf Tabellenplatz 2 – und zur DM vor der Haustür nach Brettorf.

VfL Kellinghusen

So wirklich rund lief die Hallensaison beim VfL Kellinghusen nicht. Mit großen Ambitionen gestartet, ging es dem Team am Ende nur noch darum, sich über die Spieltage zu retten und die Pflichtspiele zu gewinnen. Abhaken, den Tiefpunkt hinter sich lassen, nach vorne schauen und wieder souverän mit mehr Spielfreude auftreten, dürfte somit die Devise für die anstehende Spielzeit auf dem Feld lauten. Dabei gilt es vornehmlich, an der Kontinuität der Leistung zu arbeiten. Während beim Turnier in Essel nicht alles nach Plan lief, konnte man beim Turniersieg in Karlsdorf und Platz drei beim TKH-Turnier bereits einige Umsetzungen der gesteckten Ziele sehen. Vemke Voß kehrt zur Saison von ihrem Auslandssemester zurück ins Team, dazu soll Annika Rennekamp für mehr Optionen im Angriff sorgen. Levke Voß rutscht dagegen zurück in die zweite Mannschaft (2. Bundesliga Ost). An der Seitenlinie steht mit Torbjörn Schneider und Marten Kabbe ein eingespieltes Duo, das einen Platz in der oberen Tabellenhälfte in Angriff nehmen will.

Prognose: Die Ansätze in Karlsdorf und Hannover waren gut, insbesondere im Halbfinale gegen Ahlhorn zeigte der VfL eine starke Leistung. Wenn es den Störstädterinnen gelingt, diese Leistung über die gesamte Saison so abzurufen gelingt der Sprung auf Tabellenplatz 3.

SV Moslesfehn

Im Großen und Ganzen war es eine solide Leistung, die der SV Moslesfehn in der abgeschlossenen Spielzeit auf dem Hallenboden zeigte. Ein 3:0-Sieg gegen den späteren DM-Bronzemedaillensieger Ahlhorner SV sprang sogar heraus, ansonsten war es ein wenig die fehlende Konstanz, die dafür sorgte, dass man sich hinter den Top 3 der Liga einreihen musste. Bei der DM schlugen die Mossis als Gastgeber dennoch auf, hatten aber Probleme ins eigene Spiel zu finden und mussten sich so bereits am Samstag aus dem Kampf um den Titel verabschieden. Dank der tollen Helfer rund um die Veranstaltung hatten die SVM-Faustballerinnen aber trotzdem eine tolle Heim-DM.

Nun gilt auf dem Feld, sich in den verschiedenen Konstellationen gut miteinander einzuspielen und dann möglichst schnell den Klassenerhalt klarzumachen. Wenn das geschafft ist, will man am Querkanal den Blick nach oben richten und schauen was in dieser Richtung noch machbar ist. Neu ins Team rückt dabei Angreiferin Nina Löschen, die in der Jugend für den Ahlhorner SV spielte, seit Beginn der Hallensaison aber beim SVM mittrainiert. Dazu meldet sich Defensivspielerin Michele Werth aus ihrer Babypause zurück. Verzichten muss Trainer Till Oldenbostel, der auch weiterhin von Betreuer Manfred Grüning unterstützt wird, dagegen auf Marleen Schmertmann. Die Abwehrspielerin fällt nach einem Kreuzbandriss die gesamte Saison aus.

Prognose: Bei kaum einem Team fällt es Jahr für Jahr so schwer, eine Prognose abzugeben. Das bestätigt ein Blick auf die letzten vier der abgegebenen Tipps. Auf Platz 3 oder 4 getippt, blieb Moslesfehn hinter den Erwartungen zurück, kam nach zuletzt zwei Tipps auf Rang 6 aber jeweils klar davor ins Ziel. Nach der Tipp-Pause über Corona gibt es nun also ein neuer Versuch – und zwar mit der goldenen Mitte: Platz 5! Mal schauen, wie es jetzt ausgeht…

TV Jahn Schneverdingen

Seit der Halbfinalniederlage bei der Feld-DM im September 2020 eilt der TV Jahn Schneverdingen von Sieg zu Sieg – und von Titel zu Titel. Daran änderte sich auch in der Hallensaison nichts. Ungeschlagen qualifizierten sich die mit Nationalspielerinnen gespickten Heidschnucken für die DM und gewannen, nach dem Triumph auf dem Feld, auch unter dem Hallendach die nationale Meisterschaft. Besser hätte die Saison nicht laufen können. Eigentlich. Denn ausgerechnet im DM-Finale verletzten sich mit Theresa Schröder und Helle Großmann gleich zwei Spielerinnen. Somit waren bei den Heidschnucken während Saisonvorbereitung – in der Angreiferin Aniko Müller wie gewohnt wieder zum Team gestoßen ist – nicht alle Spielerinnen voll einsatzbereit.

Am Ziel der ersten Etappe – die DM-Qualifikation – ändert sich deshalb aber nichts. Sollte der TV Jahn Ende August dann in Brettorf aufschlagen können, hat das Team von Trainerin Tine Seitz dann die Titelverteidigung fest im Blick. Es ist ohnehin nicht das einzige Highlight, das für die Mannschaft ansteht. Neben dem Europapokal, hier ist Schneverdingen ebenfalls Titelverteidiger, geht es Anfang Oktober noch zum World Tour Finale (ehemals Weltpokal) nach Brasilien. Seitz ist somit gefordert die Regenerationsphasen so einzuteilen, dass der amtierende Deutsche Meister an allen Events die Bestleistung abrufen kann. Dazu nehmen einige Spielerinnen zusätzlich noch an den World Games teil. So viel steht fest: Die Belastung wird dieses Jahr extrem hoch sein.

Prognose: Die Erfolge der vergangenen beiden Spielzeiten, dazu die beeindruckende Bilanz seit 2020: Der TV Jahn Schneverdingen geht als absoluter Topfavorit auf die Nordmeisterschaft. Spannend wird wohl nur sein, wie weit die Siegesserie weiter ausgebaut wird – oder welches Team die Heidschnucken dann doch noch in einem Spiel stoppen kann. Denn in der Endplatzierung wird das nicht gelingen: Platz 1.

Wardenburger TV

Sie lief ganz nach Plan, die Hallensaison für den Wardenburger TV – bis zu den Aufstiegsspielen. Mit Platz zwei in der abgeschlossenen 2. Liga Nord reiste der WTV nach Ahlerstedt und wollte auch im Winter den Sprung ins Oberhaus schaffen. Am Ende reichte es mit Platz drei, aber knapp nicht. Umso größer dürfte die Freude wohl sein, dass man auf dem Feld ins dritte Bundesliga-Jahr in Folge startet. Nach der coronabedingten Mini-Saison 2020 (Platz 9) mischte der WTV in der verkürzten Spielzeit 2021 die Liga auf und belegte Platz fünf.

Für diese Saison verstärkt nun Lenya Wöbken das Team, die in der Halle noch in der zweiten Mannschaft in der 2. Liga auflief und den beiden Trainern Jörn Büsselmann und Julian Schödler somit noch mehr Flexibilität ermöglichen soll. Bewusst ist den Wardenburgerinnen dabei, dass sie trotz des guten Ergebnisses im vergangenen Sommer womöglich wieder im Abstiegskampf stecken werden. Das gesetzte Ziel ist es, die eine oder andere Mannschaft im Oberhaus vor Herausforderungen zu stellen. Dass die WTV-Frauen das können, haben sie nicht zuletzt in der Feldsaison 2021 gezeigt…

Prognose: Es muss schon ähnlich perfekt laufen, wie in der vergangenen Saison, damit die Wardenburgerinnen erneut über dem Strich landen. Doch über die Saison mit acht Spieltagen wird es dem WTV knapp nicht gelingen, auch die vierte Bundesligasaison in Folge perfekt zu machen: Platz 8.

TK Hannover

Die zurückliegende Hallensaison verlief nicht nach den Vorstellungen der Leinestädterinnen. Mit dem vorletzten Platz wurde man den eigenen Ansprüchen nicht gerecht und konnte über die gesamte Saison nicht die Leistung zeigen, die das Team von sich erwartet. Doch der Blick geht nach vorne auf die bevorstehende Feldsaison, in der sich die Mannschaft zumeist stärker präsentiert. Personell wird es auf den Positionen keine Veränderungen geben – ob Cindy Ristels in dieser Saison angreifen kann – bleibt aber noch abzuwarten. Bislang geht die Mannschaft davon aus, ohne sie planen zu müssen. Dafür können die Hannoveranerinnen eine personelle Verstärkung im Trainerteam verkünden. Ole Hermanns – langjähriger Nationalschlagmann und TKH-Urgestein – übernimmt eine Trainingseinheit in der Woche und wird mit Suse Schulz, die weiterhin Trainerin der Mannschaft sein wird, an den Heimspieltagen an der Seitenlinie stehen.

In der Feldsaison soll der Blick der TKH‘lerinnen wieder nach oben in der Tabelle gerichtet werden, nach Möglichkeit sollen die starken Leistungen aus dem vergangenen Sommer wiederholt werden. Zur Vorbereitung spielte das Team in Essel (allerdings ohne etatmäßige Hauptangreiferin) und konnte dort wichtige Erfahrungen in einer starken Gruppe sammeln, beim TKH-Turnier auf eigener Anlage belegten die Leinstädterinnen Platz sechs.

Prognose: In der vergangenen Spielzeit überraschte der TKH mit starken Leistungen und Platz 3. Doch insbesondere, wenn die Erfahrung von Cindy Ristel fehlt, wird es schwer werden, diesen Erfolg zu wiederholen – wie in den Jahren 2018 bis 2020 wird es Platz 7.

SV Düdenbüttel

In der Feldsaison gelang der Klassenerhalt bei den Relegationsspielen in der Saisonverlängerung, unter dem Hallendach musste Düdenbüttel mit Platz acht am Ende den Gang in Liga zwei antreten – im Anschluss folgte der Rücktritt des Teams aus der ersten Mannschaft des SVD. Das Gesicht der Mannschaft hat sich zu dieser Saison nun also komplett verändert – größtenteils ist es die ehemalige U18, die in der Jugend bereits zahlreiche DM-Medaillen gewann, die nun für das Bundesligateam aufläuft. In der Hallenrunde mischte die Truppe dabei in der 2. Bundesliga Ost mit. Nach einer starken Hinrunde, schmolz aber das Personal etwas zusammen. Johanna Brunswig und Swantje Borchardt halfen in der ersten Mannschaft aus, nach der Verletzung von Mara Zastrow am Anfang, war es am Ende der Saison Marie Busch, die ausfiel. Die Saison endete somit auf Platz vier.

Nun also erlebt die Mannschaft ihre erste gemeinsame Saison in der 1. Bundesliga. Wie auch schon in der Hallensaison muss das Trainer-Duo Karen Mügge und Sandra Feick dabei auf Saskia Zühlsdorff (Auslandsjahr) verzichten. Die Vorbereitung lief dazu nicht optimal. Da der Großteil der Mannschaft dieses Jahr ihr Abitur schreibt und es einige Coronafälle gab, musste der SVD auf Turnierteilnahmen verzichten, bestritt dafür aber Testspiele gegen die Zweitligisten TSV Essel und MTSV Selsingen. Dem Team ist bewusst, dass die Bundesliga eine große Herausforderung wird, hat sich aber vorgenommen, zusammenzuwachsen, alles aus sich herauszuholen, über sich hinauszuwachsen und so zu versuchen, den einen oder anderen Sieg einzufahren.

Prognose: Auch wenn das junge Team die Qualität besitzt, etablierten Teams ein Bein zu stellen und so für die eine oder andere Überraschung zu sorgen – der Sprung in das Haifischbecken Bundesliga dürfte für das junge Team dann doch noch eine Nummer zu groß sein. Platz 9.

TV Brettorf

Sportlich qualifiziert, mussten sich die Faustballerinnen des TV Brettorf dann doch mit der Zuschauerrolle begnügen, als in Hundsmühlen Anfang März die Deutschen Meisterschaften über die Bühne gingen. Als Drittplatzierter mussten die Brettorferinnen ihren Startplatz an Ausrichter SV Moslesfehn abtreten. Dabei stand der TVB bis zum letzten Spieltag auf Platz zwei – doch zwei Niederlagen am Doppel-Spieltag gegen den späteren Deutschen Meister TV Jahn Schneverdingen machte alle Hoffnungen auf die dritte DM-Teilnahme in der Halle zunichte.

Auf dem Feld müssen sich die TVB-Faustballerinnen nun keine Sorgen um ihre DM-Qualifikation machen. Wie schon im vergangenen Sommer profitieren die Schwarz-Weißen jetzt von der Ausrichterreglung. Viel Möglichkeit also für die Brettorferinnen, sich bestmöglich auf die nationalen Titelkämpfe vorzubereiten. Vor einem Jahr sprang über die vier Spieltage nur ein enttäuschender siebter Rang heraus – das soll in diesem Jahr besser laufen. Personell gibt es dabei keine echte Veränderung. Christin Hirsch gehört nun von Saisonstart an zum Aufgebot, zudem auch Laura Marofke, Karen Kläner (beide unter der Woche in Doppelfunktion als Spielertrainerinnen tätig), Jule Weber, Ida Hollmann und Laura Cording. An den Spieltagen werden dazu Christian Kläner und Tanja Brinkmann das Team betreuen. Ziel ist es, von Beginn an die erforderliche Leistung abzurufen – und sich optimal auf die Heim-DM vorzubereiten. 

Prognose: Die Brettorferinnen haben traditionell so ihre Schwierigkeiten mit dem Saisonstart. Wenn der gelingt, können die Schwarz-Weißen aber deutlich weiter nach oben in der Tabelle schielen, das schwache Abschneiden in der vergangenen Feldsaison vergessen machen und an die Ergebnisse der Jahre zuvor anknüpfen: Platz 4.

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