DM-Vorschau Frauen: Wer jubelt in Moslesfehn?

Schneverdingen jubelte 2016 – wer feiert 2017? (Foto: DFBL/Schönwandt)

Moslesfehn (DFBL/ssp). Ähnlich ausgeglichen wie bei den Männern, geht es auch im Frauen-DM-Rennen zu. Vor dem Start der Endrunde von Moslesfehn am Samstag nimmt Experte und Stadionsprecher Sönke Spille die Frauenteams für die DFBL unter die Lupe. Hier kommt sein DM-Teamcheck.

Ahlhorner SV: der Nordmeister

Als Nordmeister macht sich der Ahlhorner SV auf die kurze Reise innerhalb des Landkreises Oldenburg nach Südmoslesfehn. Im Gepäck haben die Blau-Weißen dabei 13 Siege – aber auch drei Niederlagen. Ausgerechnet zwei davon gab es bei der Generalprobe, dem letzten Spieltag der laufenden Saison gegen Vizemeister Schneverdingen und Absteiger Hammah.

„Der Start und vor allem das Ende unserer Saison wirklich enttäuschend“, gab ASV-Spielerin Sandra Wortmann zu. „Gerade nachdem der erste Spieltag mit einer Niederlage begonnen hatte und der weitere Verlauf eine deutliche Steigerung war, haben wir gehofft, dass wir den Staffelsieg mit zwei Siegen am letzten Spieltag feiern können. Leider ist uns das nicht gelungen“, gab sie sich selbstkritisch. Zumindest wurde dem aktuellen Hallen-Champion noch einmal seine Defizite aufgezeigt, an denen in der Vorbereitung noch einmal gearbeitet wurde.

Im Halbfinale wartet auf den ASV nun entweder der TSV Dennach oder der SV Moslesfehn. Gegen beide musste Ahlhorn in der laufenden Saison bereits eine Niederlage einstecken. Gegen die Mossis zum Saisonauftakt im Ligabetrieb, gegen Dennach im Endspiel des Champions Cup. „Wir wissen, wie sehr es auf die Tagesform ankommen wird“, so Wortmann. „Dennach hat generell natürlich eine individuelle Klasse und ist uns diesbezüglich überlegen“, glaubt die Abwehrspielerin. Moslesfehn sei dagegen ist ein kompaktes Team, das kämpferisch stark sei und mittlerweile über genauso viel DM-Erfahrung verfüge.

Ob es das Team aus der Gemeinde Großenkneten seinen Finaleinzug aus dem letzten Sommer jedoch wiederholen kann, daran will Wortmann noch nicht so ganz glauben: „Ich hoffe, dass die Nominierung von Sarah Reinecke und Pia Neuefeind nochmal einen neuen Motivationsschub gegeben hat und wir alle davon profitieren können. Unser Ziel ist ganz klar eine Medaille, also mindestens ein Sieg!“

DM-Tipp von Sandra Wortmann: „Ich schätze, dass Dennach sich den Titel zurückholen will, allerdings zähle ich in diesem Jahr auch ganz klar Calw zu den Favoriten. Denen traue ich am ehesten zu, Dennach zu Fall zu bringen, die ansonsten zu den großen Favoriten zählen.“

 

TV Jahn Schneverdingen: der Titelverteidiger

Ein guter zweiter Platz stand zum Ende der Feldsaison 2017 in der Nordstaffel für den TV Jahn Schneverdingen zu Buche – und das punktgleich mit dem Staffelsieger aus Ahlhorn. Dazu nahm die Mannschaft am Champions Cup in Jona teil und belegte einen ordentlich fünften Platz. So ganz zufrieden zeigte sich Hinrike Seitz mit der abgelaufenen Spielzeit aber nicht: „Wir waren die komplette Saison über sehr mit Eigenfehlern behaftet, sodass das DM-Ticket erst am letzten Spieltag gelöst werden konnte“, blickte sie zurück. „Unser eigenes Spiel muss zur DM auf jeden Fall konstanter und sicherer werden“, weiß sie. Der Champions Cup sei dazu eine gute Möglichkeit gewesen, internationale Erfahrungen zu sammeln. „Das war besonders für unsere jüngeren Spielerinnen ein wertvolles Erlebnis“, so die Zuspielerin.

Gerade diese Nachwuchsspielerinnen sind es, die den TV Jahn im vergangenen Jahr auszeichneten. Seitz und Angreiferin Aniko Müller sind mit Abstand die Ältesten im Kader – ansonsten greift Trainerin Tine Seitz komplett auf die Talente aus dem eigenen U18-Kader zurück. „Wir sind in Schneverdingen sehr stolz auf unsere Jugendarbeit“, erklärte Hinrike Seitz. Damit werde immer wieder der Grundstein für die kommenden Bundesligateams gelegt. „Meine jüngeren Mitspielerinnen haben eine sehr gute und saubere Faustball-Technik gelernt. Hinzu kommen eine Portion Talent und Ehrgeiz“, charakterisiert die 18-malige A-Nationalspielerin ihre jungen Teamkolleginnen. „Zusammen mit Aniko und mir als erfahrene Spielerinnen ergibt das eine gute Mischung.“

In Moslesfehn gehen die Heidschnucken als Titelverteidiger ins Rennen – einen Druck, der auf dem Team lastet, fühlt die erfahrene Zuspielerin aber nicht. Zu sehr habe sich die Mannschaft im Vergleich zur DM in Bredstedt personell verändert. „Jede DM ist anders, sodass man sich nicht mit Loorbeeren vom letzten Jahr schmücken kann. Wir sind genauso motiviert wie jedes Jahr, unsere bestmögliche Leistung zu zeigen und eine gute DM zu spielen“, blickt sie auf das Wochenende und glaubt an die Chance ihrer jungen Mannschaft. „Ich denke jedes Team hat das Ziel ins Halbfinale und Finale einzuziehen. Wenn wir unser volles Potential abrufen können, ist ein Sieg gegen Hirschfelde und eventuell auch gegen Calw nicht auszuschließen.“

DM-Tipp Hinrike Seitz: „Mein persönlicher DM-Tipp ist, dass Dennach sich den Titel zurückholt.“

 

SV Moslesfehn: der Gastgeber

Platz vier in der abgelaufenen Spielzeit auf dem Feld – 18:14 Punkte hätten ohne die feststehende Teilnahme als Gastgeber in diesem Jahr für den SV Moslesfehn nicht für die DM gereicht. Dank des Freiplatzes dürfen die Mossis dennoch auf eigener Anlage aufschlagen. „Die Gewissheit, die DM-Qualifikation von Anfang an gesichert zu haben, ist irgendwie Fluch und Segen zugleich“, resümierte Sabine Grünining, Kapitänin des Teams. „Obwohl es der Mannschaft ja eigentlich Sicherheit bietet, setzt es jeden Einzelnen doch auch stark unter Druck.“

In den vergangenen Jahren schaffte es der SVM, sich sportlich für die Deutschen zu qualifizieren – startete mit diesem Anspruch auch in die Feldsaison 2017. Zumal, so Grüning, es für das Team kein gutes Gefühl sei, einer Mannschaft, die sich in der Saison den dritten Platz erkämpft hat, das DM-Ticket „wegzunehmen“. Der Auftakt in die Hinrunde gelang erfolgsversprechend – das Ziel, mindestens den dritten Platz zu schaffen – schien in Reichweite. In der Rückrunde ließ die Mannschaft vom neuen Trainer Till Oldenbostel aber, wie schon in den Spielzeiten zuvor, stark nach. „Wir haben uns zuweilen auch selbst im Weg, sodass es am Ende nur für den vierten Platz in der Tabelle reichte“, blickte Sabine Grüning zurück.

Im Qualifikationsspiel am Samstagmorgen wartet mit dem TSV Dennach jetzt eine echt harte Nuss auf Moslesfehn. Die Schwarzwälderinnen reisen als amtierender Europacup-Sieger an, gehen wohl leicht favorisiert in die Partie. Trotzdem glauben Grüning und Co. an ihre Chance. „Natürlich ist Dennach ein sehr starker Gegner, wobei es immer spannend und extra motivierend ist, sich mit einem so herausragenden Team zu messen. An einer DM gibt es nur starke Teams, sodass wir jeden schlagen müssen, wenn wir am Ende auf dem Treppchen stehen wollen“, so die Angreiferin. „Wir wollen für unsere Fans und die vielen Helfer alles geben, damit sie ihre Heimmannschaft auch am Sonntag noch spielen sehen und anfeuern können“, verspricht sie.

Als Ausrichter der Meisterschaft habe die Mannschaft immer im Hinterkopf, dass es für alle Teilnehmer, Zuschauer und Fans eine „geile“ DM werden soll. „Es ist manchmal schwer, sich voll auf das Spielen zu konzentrieren“, gibt Grüning dabei zu. „Gerade in der Woche vor der DM wird es noch einmal anstrengend. Neben dem normalen Training, helfen wir natürlich auch beim Aufbau. Dabei ist es manchmal schwer zu realisieren, dass wir am Samstag selbst auf diesem Platz stehen.“

DM-Tipp der Mannschaft: „Wir alle haben einen ganz klaren Favoriten. Und zwar Calw! Wir fanden die Mannschaft in den letzten Jahren schon immer sehr stark und mit Anni Bösch als Verstärkung in der Abwehr sind sie dieses Jahr unser Top-Favorit auf den Titel.“

 

TSV Calw: die Ungekrönten

32:0 Punkte, 48:6 Sätze – eine eindrucksvolle Bilanz. Ohne Niederlage ist der TSV Calw in dieser Saison durch die 1. Liga Süd marschiert. Nach acht Jahren in Folge heißt der Südstaffelsieger einmal nicht TSV Dennach. „Die Saison ist für uns sehr sehr gut verlaufen“, bewertet auch Stephanie Dannecker die acht Spieltage als erfolgreich. „Wir haben uns in dieser Saison alle weiter entwickelt und es gab bis zum letzten Spieltag keine Ausfälle“, so die zweifache Weltmeisterin.

Dabei habe die Mannschaft im Saisonverlauf viel ausprobiert – was meistens gelang. „Ich glaube das wir schon immer sehr stark waren, es nur teilweise nicht gemeinsam abrufen konnten“, so Dannecker die ihr Team für das kontinuirliche Niveau lobte.

Nicht ganz unbeteiligt daran dürfte Annika Bösch sein, der Top-Transfer zu Beginn der Feldrunde. Beruflich zog es die 22-malige A-Nationalspielerin nach Stuttgart – sie schloss sich den Calwer Löwinnen an. „Annika bringt eine unfassbare Ruhe in das Spiel rein. Sie ist eine unglaubliche Abwehrspielerin und kann uns von hinten ganz gut lenken“, lobt Dannecker.

Mit Bösch soll es nun endlich für eine Medaille bei einer Feld-Endrunde reichen. Denn während der Neuzugang mit dem MTSV Selsingen in der Vergangenheit schon Edelmetall unter freiem Himmel gewann, wartet Calw weiterhin auf den ersten Podestplatz. „Das wollen wir dieses Jahr auf jeden Fall ändern“, gibt sich Steffi Dannecker kämpferisch. Wirklich anders hat sich ihre Mannschaft aber auch als Südmeister nicht auf die DM vorbereitet. „Vielleicht sind wir ein wenig entspannter, weil wir schon für das Halbfinale gesetzt sind“, so die deutsche Nationalspielerinnen – schließlich müssen sich die Baden-Württembergerinnen nicht im Quali-Spiel „reinhängen“ und dürfen den Vormittag auf der Tribüne verbringen.

DM-Tipp Samantha Lubik: Einen DM-Tipp abzugeben ist in diesem Jahr schwer. Jeder hat das Potential Deutscher Meister zu werden. Es kommt immer auf die Tagesform an. Dennoch sehe ich Ahlhorn in der Favoritenrolle.

 

TSV Dennach: der Seriensieger

Achtmal Staffelsieger in der 1. Bundesliga Nord. Das ist die beeindruckende Bilanz des TSV Dennach auf dem Feld von 2009 bis 2016 gewesen. Eine Serie, die in diesem Jahr gerissten ist. Der TSV Calw präsentierte sich in der abgelaufenen Spielzeit stärker und fügte den Dennacherinnen zwei Niederlagen zu – die beiden einzigen. Eine Enttäuschung sei der zweite Platz für die TSV-Damen aber nicht gewesen, stellte Anna-Lisa Aldinger klar. „Vielleicht ist es eher ein kleiner „Weckruf“ gewesen“, glaubt sie. Denn dass Calw mit Annika Bösch definitiv stärker einzuschätzen ist habe sich nun bestätigt. „Die Spiele gegen Calw sind immer das Highlight in der Liga und beide verliefen spannend und knapp. Besonders das Hinspiel hätte auch wir gewinnen können. Aber so wussten wir an was wir dringend arbeiten müssen“, sah die Zuspielerin die beiden Pleiten positiv.

Für sie und ihr Team geht es somit zum ersten Mal seit 2008 in ein Qualifikationsspiel – und das ausgerechnet gegen den DM-Gastgeber. „Moslesfehn ist eine Mannschaft, die schwer auszurechnen ist. Sie kommen besonders über ihren wahnsinnigen Kampfgeist ins Spiel. Man darf sich dadurch nicht beirren lassen“, weiß Aldinger. In der Vorbereitung wurde mehrere zusätzliche Trainingseinheiten eingebaut, noch intensiver auf allen Positionen gearbeitet und so versucht, noch mehr Stabilität und Sicherheit in den Spielaufbau zu bekommen. Dazu sammelte die Mannschaft bei ihrem europäischen Ausflug zum Champions Cup nach Jona mit dem Sieg für Selbstvertrauen.

Nun richten die fünfmaligen Deutschen Meister der Frauen den Blick auf die DM am Wochenende. „Das Spiel gegen Moslesfehn wird bestimmt spannend und wir müssen sehr konzentriert von Anfang an sein. Wir hoffen natürlich mit einem Sieg und sind auch sehr motiviert und zielstrebig“, so Aldinger.

DM-Tipp der Mannschaft: „Wenn Calw die Nerven behält sind sie der Favorit und wenn Ahlhorn ihre Ruhe und Routine ausspielen, auch.“

 

FSV Hirschfelde: der Nachrücker

Eine echte Achterbahn der Gefühle erlebte der FSV Hirschfelde in der abgelaufenen Spielzeit. Viele Verletzungen, dann kurz vor dem Saisonende der TV Eibach, der dem FSV den dritten Platz streitig macht – aber auf die DM-Teilnahme verzichtet und dem Verein aus Sachsen somit doch die Reise nach Moslesfehn ermöglicht. „War es vor der Saison das ausgegebene Ziel sich für die DM zu qualifizieren, sind wir am Ende der Saison mit dem vierten Platz mehr als zufrieden“, analysierte Linda Scholze. Bereits vor der Saison musste der FSV den ersten Ausfall hinnehmen, beim ersten, dritten und auch sechsten Spieltag suchte die Mannschaft das Verletzungspech dann erneut heim. „Mit diesen großen Verletzungssorgen haben wir die Saison super überstanden“, wagte Scholze einen Blick zurück. „Vor allem durch unseren enormen Kampfgeist haben wir viele Spiele gewonnen.“ Zudem funktionierte auch die Integration der Jugendspielern – sodass am Ende der Saison zehn Spielerinnen für den FSV Hirschfelde auf dem Feld standen. „Seit der letzten DM hat sich der Kader aufgrund der Verletzungen sehr verjüngt“, erklärte Scholze.
Für Moslesfehn rechnen sich die Sächsinnen nur Außenseiterchancen aus. „Aber wir wollen alles geben, um es Schneverdingen so schwer wie möglich zu machen und an einer DM ist ja viel möglich“, verspricht die Weltmeisterin von 2014 einen heißen Tanz. Dafür trainierte jeder aus dem Team noch einmal mehr als sonst, am Wochenende wurde ein Turnier gemeinsam gespielt, um letzte Feinabstimmungen zu treffen – und sich auf Moslesfehn einzustimmen.
DM-Tipp Linda Scholze: Hier setze ich auf Calw. Sie haben die ganze Saison eine sehr starke Leistung gezeigt und sind auf allen Positionen super besetzt.

 

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