DM in Kellinghusen: Die Frauen im Teamcheck

Wer liegt sich 2019 jubelnd in den Armen? Fünf Teams treten in Kellinghusen gegen Titelverteidiger TSV Dennach (Bild) an. (Foto: DFBL/Schönwandt)

Kellinghusen (DFBL/ssp). Europameisterschaften, Weltmeisterschaft: Nachdem die Wettbewerbe der Nationalmannschaften für diesen Sommer abgeschlossen sind, greifen nun noch einmal die deutschen Vereinsmannschaften bei ihren Titelkämpfen an. In Kellinghusen findet an diesem Wochenende die Deutsche Meisterschaft der Männer und Frauen statt. Im Vorfeld der Veranstaltung hat Stadionsprecher Sönke Spille – wie gewohnt – die Mannschaften im Frauen-Wettbewerb genau unter die Lupe genommen.

Quali-Spiel 1: Ahlhorner SV – TV Segnitz

Geballte DM-Erfahrung trifft auf jede Menge DM-Neulinge. Das erste Duell bei der Deutschen Meisterschaft in Kellinghusen verspricht dennoch jede Menge Spannung. Spannung, die den ASV und den TVS bereits in der abgelaufenen Bundesliga-Saison begleiteten.

Spannung am letzten Spieltag

Bei beiden Mannschaften entschied der letzte Spieltag über die Qualifikation. Ahlhorn lieferte sich dabei ein Fern-Duell mit Landkreis-Rivale TV Brettorf. Am Ende waren beide Teams punkt- und satzgleich. Da der ASV über die 16 Saisonspiele aber zwei Sätze mehr gewonnen hatte als die Brettorferinnen, konnte das Team von Trainerin Edda Meiners die Fahrt nach Schleswig-Holstein planen. „Die Freude über die Qualifikation war riesig“, berichtet Abwehrspielerin Sarah Reinecke. „Wir haben bangend vor unseren Handys auf das Ergebnis aus Kellinghusen gewartet.“ Beim Doppelspieltag habe die Mannschaft nicht ihre Leistung abrufen können und wichtige Punkte liegen gelassen. „Damit es am Ende doch gereicht hat, war bestimmt auch etwas Glück im Spiel“, so Reinecke.
Fast noch packender verlief das Duell zwischen dem TV Segnitz und dem TV Unterhaugstett. Am letzten Spieltag trafen sie direkt aufeinander. Der Sieger der Partie, das stand fest, konnte sein Hotel für Kellinghusen buchen. „Uns war bereits vor dem Spiel klar, dass es ein sehr enges Duell wird“, sagt Helen Gernet. Mit einem 2:2 ging es gegen den TVU in den Entscheidungssatz, beim Stand von 14:14 erzielten die Bayern den entscheidenden letzten Punkt. „Wir hatten am Ende das kleine bisschen mehr Glück“, resümiert die Segnitzer Abwehrspielerin. „Aufgrund der Anspannung vor und während des Spiels war die Erleichterung und Freude nach dem knappen Sieg sehr groß.“

Die „Neuen“ im Team

Bei beiden Mannschaften gab es vor dem Saisonstart Neuzugänge. Zum TVS stießen mit Antonia Fuchs und Nationalspielerin Svenja Schröder vom TV Eibach zwei Spielerinnen, die bereits ein wenig DM-Erfahrung haben. „Für den Rest von uns ist es die DM-Premiere“, erklärt Helen Gernet. „Uns zeichnet vor allem die Motivation aus, die jeder einzelne hat.“ Gerade einmal drei Spielerinnen würden derzeit in Segnitz wohnen. Daher müsse sich jeder selbstständig fit halten. „Trotz der Entfernung von Svenja und Toni aus Eibach und Ursina Sagstetter aus Schweinfurt, haben wir versucht, so oft es geht etwas zusammen zu unternehmen“, so Gernet.
Die Ahlhornerinnen haben zur Feldsaison mit Michaela Grzywatz ebenfalls die Verpflichtung einer Nationalspielerin vermeldet. „Menschlich sowie spielerisch hat Michi sich super in das Team integriert“, lobt Sarah Reinecke ihre neue Nebenspielerin in der Defensive. „Durch ihre Schnelligkeit erreicht sie Bälle, die manche vielleicht schon abschreiben. Das ist auf jeden Fall ihre große Stärke.“

Vorbereitung auf die DM

Zwischen dem letzten Spieltag in der Bundesliga-Saison und der Deutschen Meisterschaft liegen bei beiden Mannschaften insgesamt zwei Monate. Für den ASV stand in der Zwischenzeit dabei der Europapokal im österreichischen Laakirchen auf dem Programm, von dem die Blau-Weißen mit der Bronzemedaille heimkehrten. „Danach haben wir eine kurze Regenerationspause eingelegt“, berichtet Sarah Reinecke. Im Anschluss stand dann das normale Mannschaftstraining auf dem Programm. „Dabei wurden wir mehrfach von unseren Männern und der männlichen Jugend unterstützt“, sagt die Ahlhornerin. In der letzten Woche lieferte sich der ASV noch mit dem SV Moslesfehn ein Trainingsspiel.
Auch der TV Segnitz bereitete sich mit einem Sparringspartner – den Männer 55 aus dem Verein – auf die nationalen Titelkämpfen vor. „In der Vorbereitung hat jeder von uns nochmal an seinen Schwächen, egal ob spielerisch oder mental, gearbeitet“, verrät Helen Gernet. „Die Männer haben uns immer tatkräftig unterstützt.“

Das Aufeinandertreffen

„Segnitz wird sicherlich nichts zu verlieren“, warnt ASV-Spielerin Sarah Reinecke vor dem DM-Neuling. „Svenja Schröder gehört zu den besten Angreiferinnen Deutschlands und wir haben weder gegen sie noch das Team bisher gespielt.“ Einzig über den Stream bei der Frauen-Europameisterschaft habe man sich ihre Schläge angeschaut, „ob uns das dann vor Ort helfen wird, werden wir sehen“, so Reinecke.
Ähnlich groß ist der Respekt bei den Segnitzerinnen. Helen Gernet: „Ahlhorn schätzen wir als starken Gegner ein, vorallem da sie schon einiges an DM-Erfahrung mitbringen. Für uns als Neuling ist es wichtig, unsere beste Leistung abrufen zu können – alles andere lassen wir auf uns zukommen.“


 

Quali-Spiel 2: TSV Dennach – VfL Kellinghusen

Titelverteidiger gegen DM-Ausrichter heißt es im zweiten Quali-Spiel der Frauen. Der TSV Dennach dürfte im Duell Nord gegen Süd dabei als Favorit in die Begegnung gehen.

Schwieriger Saisonverlauf

So richtig zufrieden mit der abgeschlossenen Bundesliga-Saison sind beide Teams nicht. Der VfL Kellinghusen befand sich – nach dem Deutschen Vizemeistertitel in der Halle – auf dem Feld schnell auf dem Boden der Tatsachen wieder. „Der Vize-Titel war ein riesiger Erfolg, aber wir wussten bereits vor der Saison, dass es eine schwierige Spielzeit wird“, gesteht Anika Bruhn. Einige Spielerinnen hätten sich in den Abschlussprüfungen ihrer Ausbildungen befunden. „Dazu waren beide Angreiferinnen in der Vorbereitung verletzt und konnten erst eine Woche vor dem Start eingreifen.“Auch in der Saison habe das Team von Trainer Rouven Kadgien mit Verletzungssorgen zu kämpfen gehabt. „Wir haben versucht das Beste daraus zu machen“, sagt die Angreiferin vom Liga-Sechsten.
Auch der TSV Dennach trat in dieser Saison selten in Bestbesetzung an und kassierte im Verlauf drei Bundesliga-Niederlagen. „Wir waren fast nie mit dem vollständigen Kader untewegs und vielleicht hat deshalb auch die eine oder andere Option gefehlt“, vermutet Anna-Lisa Aldinger. „Allerdings war es toll, so auch die jungen Spielerinnen etwas mehr in das Ligageschehen heranzuführen.“ Und spätestens beim Europapokal-Triumph in Laakirchen bewies der TSV dann sein Können. „Diesen Schwung müssen wir auch für die DM finden“, so Aldinger.

Vorbereitung auf die DM

„Wir haben nochmal versucht uns in der Mannschaft ein gemeinsames Ziel zu setzen, uns zu motivieren und so versucht, das Training abzustimmen“, berichtet Anna-Lisa Aldinger von der Vorbereitung des Titelverteidigers auf die nationalen Titelkämpfen. Besonders an der Abstimmung im Team, das Zusammenspiel und die eigenen Stärken wurde dabei gearbeitet.
In Kellinghusen setzte man derweil drei Trainingseinheiten in jeder Woche an. „Dazu hat jeder individuell noch etwas getan“, sagt Anika Bruhn. Die Obersee Masters in Jona nutzte der DM-Gastgeber dazu als Vorbereitung und belegte hinter Union Nussbach den zweiten Platz. Dazu waren die Spielerinnen auch bei den DM-Vorbereitungen involviert. Bruhn: „Jeder hat seine Aufgaben übernommen. Wir wollen allen Mannschaften und Besuchern eine tolle Veranstaltung bieten. Deshalb steht in dieser Woche der ganze Aufbau und letzte Feinschliff auf der VfL-Anlage an.“

Das Aufeinandertreffen

Das letzte DM-Duell der beiden Teams liegt gerade einmal ein Jahr zurück. Im Halbfinale in Ahlhorn setzte sich der späteren Deutsche Meister aus Dennach souverän durch. „Man darf sie mit ihren Trainern aber nie unterschätzen“, warnt TSV-Spielerin Anna-Lisa Aldinger. „Vor heimischer Kulisse werden sie natürlich alles geben und bekommen noch einmal ordentlich Rückendeckung.“ Das wichtigste sei deshalb, selbst in die DM zu finden und das eigene Spiel zu spielen.
Gegenspielerin Anika Bruhn vom VfL erwartet den „schwerstmöglichen Gegner“: „Dennach spielt seit Jahren auf einem extrem hohen Niveau aber im Sport hat man immer eine Chance“, sagt sie. Man müsse aber die bestmögliche Tagesform erreichen, um Dennach in Gefahr zu bringen. „Wir wollen uns zu Hause aber nicht verstecken“, so Bruhn.


 

Die DM-Halbfinalisten: TSV Calw & TV Jahn Schneverdingen

Die Quali-Spiele aufmerksam verfolgen werden der TSV Calw und der TV Jahn Schneverdingen. Mit dem ersten Platz im Süden und Norden sind sie bereits für das Halbfinale qualifiziert.

Gegen Konkurrenz behauptet

Eine Niederlage aus 16 Spielen – für den TV Jahn Schneverdingen verlief die abgelaufene Bundesliga-Saison zumindest von den Ergebnissen her zufriedenstellend. So marschierte der bereits vor der Saison favorisierte TV Jahn  zu Platz eins in der Nordstaffel. „Ich denke, dass bei uns mittlerweile nicht mehr so der Druck von außen entscheidend ist, sondern eher die eigenen Erwartungen an sich selbst“, zeigt sich Hinrike Seitz dennoch nicht ganz zufrieden. „Wir freuen uns, als Nordmeister bereits für das Halbfinale gesetzt zu sein. Wenn wir jedoch die eigene Leistung im Vergleich zu unserem Potenzial betrachten, haben wir selten unsere Bestleistung abgerufen.“ Wie schon in den vergangenen Feld-Spielzeiten konnten die Heidschnucken im Angriff auf Aniko Müller zurückgreifen, in der Abwehr stieß Nationalspielerin Annika Bösch zum Team. „Durch die Knieverletzung von Theresa Schröder gleich zu Beginn der Saison, waren wir direkt auf Annika als Spielerin angewiesen“, sagt Seitz. So konnte sie schnell ins Team integriert werden.
Der TSV Calw, Ex-Verein von Annika Bösch, machte es in der Bundesliga-Süd derweil noch etwas besser. Ohne Niederlage und nur sieben abgegebenen Sätzen marschierte der Deutschen Hallenmeister durch die Spielzeit. Von einer perfekten Saison will Angreiferin Steffi Dannecker aber nicht sprechen – zumindest noch nicht. „Um das wirklich machen zu können, gehört da noch der Meistertitel zu“, sagt sie und betont: „Luft nach oben gibt es immer und in jeder Situation. Ich muss aber sagen, dass die Saison bisher unsere stärkste war und ich hoffe, wir können das auch an der Deutschen Meisterschaft zeigen.“

Die DM-Vorbereitung

Die zwei Monate DM-Vorbereitung wurden beim TV Jahn Schneverdingen intensiv genutzt. „Wir haben während der spielfreien Zeit versucht, unsere Kondition oben zu halten“, verrät Hinrike Seitz. Zudem hatten viele von uns bei dem Europapokal, der EM und diversen Jugendauswahllehrgängen noch weitere Saisonhöhepunkte, für die es zu trainieren galt. So hat jeder an seinen eigenen Schwerpunkten gearbeitet.“
Beim TSV Calw wurde nach dem letzten Bundesliga-Spieltag eine zweiwöchige Pause gemacht, um „wieder heiß auf den Ball zu sein“, wie Steffi Dannecker betont. Anschließend wurden einige Turniere gespielt und viel Fitnesstraining mit Physiotherapeut Philipp Löwe gemacht. „Alle sind fit“, so Dannecker.

Die Ziele bei der DM

2016 und 2017 gewann der TV Jahn Schneverdingen den Deutschen Meistertitel auf dem Feld, musste sich im vergangenen Jahr dann mit der Bronzemedaille begnügen. „Selbstverständlich reist man zur DM mit gewissen Zielen und es wäre gelogen, wenn ich sage, mir reicht eine Medaillenplatzierung“, gesteht Hinrike Seitz. „Dafür sind unsere Ansprüche an uns selbst zu hoch.“ Sie sehe das Wochenende aber auch realistisch. „Ich weiß, wie schnell man auf der DM ein Spiel verlieren kann. Dafür sind die Mannschaften einfach zu gut, als dass es einen selbstverständlichen Sieg geben würde.“ Deshalb zähle auch für das Halbfinale gegen den Sieger der Partie zwischen Dennach und Kellinghusen, von Beginn an die Bestleistung abzurufen.
Ähnliche Ambitionen haben die Calwerinnen – zumal es bei ihnen in der Halle, nach 17 Anläufen in Folge, endlich mit dem DM-Titel geklappt hat. „Für mich sind die Halle und Feld aber sehr getrennt voneinander zu betrachten und irgendwie nicht ganz vergleichbar“, will Steffi Dannecker nicht zu viel Erwartungsdruck schüren. Im Halbfinale wartet der Sieger der Partie Ahlhorn gegen Segnitz. „Der Ahlhorner SV ist sehr erfahren und gefühlt seit Jahrzehnten schon sehr erfolgreich auf Deutschen Meisterschaften vertreten. Der TV Segnitz ist nun das erste Mal auf so einem Event dabei. Beide Teams dürfen wir nicht unterschätzen – könnten aber kaum unterschiedlicher sein. Man müsse sehr konzentriert und fokussiert in das Spielen gehen. „Wir dürfen zu keinem Zeitpunkt nachlassen“, so Dannecker. Auch auf dem Feld, am Ende der nationalen Titelkämpfe, ganz oben auf dem Podest zu jubeln wäre für die Calwer Löwinnen aber ein Traum. Dannecker: „Wie sagt man so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Aber man weiß nie, was an so einem DM-Wochenende alles passiert.“

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