„Die WM ist unsere große Chance“

Verfasst am 13. Oktober 2022
Allgemein faustballkannmehr

Leipzig (DFBL/sbs). Faustball kann mehr! Davon ist Jörn Verleger überzeugt – und das stellte der Präsident der Deutschen Faustball-Liga (DFBL) beim Livetalk mit Moderator Jan Beckmann in Leipzig noch einmal heraus. Der 50-Jährige betonte dabei nicht nur die Entwicklungschancen der Sportart, er erläuterte zugleich die Notwendigkeit gezielter Nachwuchsarbeit, neue Ansätze in der Mitgliedergewinnung und sprach über die Neuaufstellung der DFBL.

Auf dem Weg dorthin sieht er die Weltmeisterschaft 2023 in Mannheim als große Chance. Es gelte, deren Strahlkraft zu nutzen, um die Weichen für die Zukunft des Faustballs zu stellen. Ein halbes Jahr nach seinem Amtsantritt beantwortete Verleger die Fragen der Faustball-Community. Nachfolgend sind seine wichtigsten Aussagen zusammengefasst.

Das sagte Jörn Verleger über…

… DIE JUGENDARBEIT: Die Nachwuchsgewinnung ist eine der zentralen Fragen. Wir wollen mehr Kinder und Jugendliche zum Faustball bringen – in die Vereine und in den Schulen. Die Sportart ist prädestiniert dafür. Der Sport macht Spaß, ist leicht zu erlernen, und um Faustball zu spielen, braucht es kein Equipment. Diese Stärken sollten wir nutzen! Auf dem Weg dorthin müssen wir alters- und leistungsgerechte Spielformen finden, die einfach zugänglich sind. Zu einer erfolgreichen Jugendarbeit gehört aber auch, dass Trainerinnen und Trainer auf ihren Niveaus entsprechend aus- und fortgebildet werden.

… PLÄNE GEGEN DEN MITGLIEDERSCHWUND: Diesem entgegenzuwirken, kann nur über die Jugendarbeit gelingen. Der Schlüssel dazu ist, in den Schulsport zu kommen. Dort müssen wir ansetzen, Initiativen anregen und Vereinen konkret aufzeigen, dass es funktionierende Modelle gibt. Ich denke beispielsweise an Schularbeitsgemeinschaften, den offenen Ganztag. Kinder und Jugendliche zu beschäftigen über die Schule und den Verein – das muss der Weg sein.

… EHRENAMTLICHES ENGAGEMENT: Ich kann nur dazu animieren. Wir haben durch die Umfrage „Faustball kann mehr“ – und davon bin ich wirklich überzeugt, dass Faustball mehr kann – so viel positive Anregungen bekommen. Viele Menschen möchten sich einbringen, die sagen: Eure Ideen sind spannend. Die Antworten gilt es nun zu strukturieren. Über die erste Auswertung wollen wir am 18. Oktober um 19.10 Uhr in einer Präsentations-Sendung informieren und im Anschluss in Regionalgruppen diskutieren. Wir wollen anschließend Arbeitsgruppen einrichten und die Ideen in Kommissionen ausarbeiten. Unser Vize-Präsident Torsten Woitag leistet da wirklich gute Arbeit.

… DIE STÄRKUNG VON VEREINEN: Neben der Aus- und Weiterbildung der Trainerinnen und Trainer sollen Vereine organisatorische Unterstützung erhalten. Wir wollen die DFBL noch mehr als Servicestelle aufstellen.

… DIE STÄRKUNG VON TURNIEREN: Bundesligen sind nicht das, wovon der Sport profitiert. Unser Sport profitiert von Turnieren, wo auf Augenhöhe und leistungsgerecht gespielt wird. Turniere und Turnierspieltage könnten eine Alternative zum bisherigen Spielsystem sein. Es macht womöglich mehr Spaß, drei bis vier Turniere innerhalb eines Jahres zu spielen gegen Teams auf ähnlichem Niveau als über eine lange Strecke Einzelspieltage auszutragen. Das ermöglicht auch einen völlig anderen Austausch. Entsprechend unserem Namen sind wir eine Faustball-Liga, aber ich sehe uns in erster Linie als Faustball-Gemeinschaft. Menschen, die sich auf einem Turnier kennengelernt haben, pflegen häufig eine lebenslange Freundschaft. Bei solchen Überlegungen müssen wir die Spieler mehr mitnehmen.

… DIE WM-VORBEREITUNG: Die WM in Mannheim ist unsere große Chance. Wenn wir der Welt beweisen, wie attraktiv Faustball ist, wie einfach es ist und wie begeisternd, dann haben wir mit der WM eine richtig gute Gelegenheit, den Faustball voranzubringen. Mit Sönke Spille beschäftigen wir einen hauptamtlichen Geschäftsführer. Er ist angestellt bei der IFA und derzeit ausgeliehen an den Organisationsverein, den Förderverein Faustball² in Mannheim. Die Förderanträge sind kurz vor der Bewilligung, die Schirmherrschaft kurz vor der Unterschrift. Die Verlegung der World Games hat uns sicher ein Jahr in der Vorbereitung gekostet, aber da ist zurzeit viel Zug drin. Ich bin sehr zuversichtlich, was die Planungen angeht.

… WM als Zugpferd: Die WM bringt Aufmerksamkeit. Wir wollen diese WM zum Anlass nehmen und in einigen Regionen zeigen, was Faustball kann. Uns ist dabei bewusst, dass eine WM, die lediglich eine super Show war, langfristig gar nichts bewirkt. Wir müssen es schaffen, die DFBL über den parallellaufenden Prozess, über die Bewegung „Faustball kann mehr“, so aufzustellen, dass sie Servicedienstleister ist und gleichzeitig in mehr Vereinen Kinder und Jugend-Faustball gespielt wird.

… OLYMPIA-TRÄUME: Faustball wird nicht olympisch werden, das werden wir zu meiner Lebzeit nicht erleben. Und das ist auch nicht das Ziel. Man muss davon aber unterscheiden: Eine Anerkennung als Sportart beim IOC, die Faustball weltweit als bedeutende Sportart akzeptiert, ist sehr wohl wichtig. Denn es geht darum, dass wir Fördermittel eröffnen – insbesondere in nicht-europäischen Ländern, dort ist eine solche Anerkennung viel Wert. All diese Schritte machen nicht um Selbstzweck, sondern diese Schritte bringen etwas in der Organisationsentwicklung.

… DEN AUSSTIEG AUS DEM DTB: Bei meiner Wahl habe ich gesagt, dass es auf meiner Agenda nicht ganz oben steht. Aktuell ist ein Austritt kein Thema.

… EINE TEILNAHME AN MULTISPORT-EVENTS WIE DIE EUROPEAN CHAMPIONCHIPS: Das muss Ziel sein – egal ob bei einer Multiveranstaltung wie bei den Finals oder den European Championships. Bei den Finals in Dresden 2024 könnte es eine spannende Einführung geben, dort gibt es eine Faustball-Tradition. Wir haben mit der Stadt Gespräche geführt. Letztlich entscheiden aber die Fernsehsender. Wenn man mit Faustball bei Finals dabei sein will, wird man über neue Spielformen sprechen müssen.

… DIE NEUE BUNDESTRAINERIN: Ich bin nicht in den Prozess eingebunden. Unsere Vize-Präsidentin Leistungssport Steffi Dannecker steuert diesen Prozess, sie hat sich mit allen Beteiligten beschäftigt. Ich kann es nicht beantworten, wer es wird.

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