Die Nord-Frauen vor der Feldsaison 2019

Hat mit dem VfL Kellinghusen das DM-Ticket bereits sicher: Jacqueline Böhmker (Bild: DFBL/Schönwandt)
Verfasst am 29. April 2019
1. Bundesliga Nord Frauen Allgemein Bundesligen

Brettorf (DFBL/ssp). Es ist wieder soweit: Nur drei Wochen nach der letzten Deutschen Meisterschaft in der Halle starten die Faustball-Bundesligen in die Feldsaison. Zum Ligastart wirft die DFBL wieder einen Blick auf die vier Bundesligastaffeln. Den Auftakt macht die Frauen-Bundesliga Nord. Wer löst sich hier ein DM-Ticket für Kellinghusen, wer kämpft um den Klassenerhalt? Sönke Spille wirft den Blick in seine Glaskugel.

Ahlhorner SV

Als die Deutschen Meisterschaften Anfang März in der Hundsmühler Sporthalle stattfanden, waren die Frauen vom Ahlhorner SV nicht dabei. Zum ersten Mal, nach elf DM-Teilnahmen in der Halle, waren die ASV-Frauen zum Zuschauen verdammt. Dabei hatten die Blau-Weißen eine gute Saison gespielt, die mit Rang drei sogar besser verlaufen war als erwartet. Den dritten DM-Startplatz erhielt aber nicht Ahlhorn, sondern Landkreis-Rivale Moslesfehn – für den ASV, der sich mit dem eigenen Zusammenspiel sehr zufrieden zeigte, zu verschmerzen.
Zur Feldsaison will das Team von Trainerin Edda Meiners nun wieder angreifen. Nicht mehr dabei ist Abwehrspielerin Sandra Wortmann, die sich fortan voll und ganz auf ihre Arbeit als Jugendtrainerin im Verein konzentriert. Dafür erhält das Team aus der Gemeinde Großenkneten Verstärkung von Michaela Grzywatz. Die Nationalspielerin aus Bardowick hatte bereits während der Hallensaison beim ASV angefragt und sich kurz darauf für den Wechsel entschieden. Mit ihr hofft Ahlhorn auf frischen Wind und eine echte Verstärkung für die anstehende Spielzeit, in der es vornehmlich darum geht, zusammenzufinden und sich einzuspielen. Als Ziel haben sich die Ahlhornerinnen gesetzt, wie schon in der Hallensaison in der oberen Tabellenhälfte zu landen.
Prognose: Nach der Hallen-DM ohne die Ahlhornerinnen sind sie auf dem Feld wieder bei den nationalen Titelkämpfen vertreten. Mit Michaela Grzywatz als variabler Neuzugang schafft es der ASV, wie in der Halle, auf Platz 3. Der reicht dieses Mal aber für das DM-Ticket.

VfL Kellinghusen

Eines steht bereits vor dem Saisonstart fest: Die Faustballerinnen des VfL Kellinghusen treten zum dritten Mal in Folge bei einer Feld-DM an. Als Ausrichter hat das Team seinen Startplatz für die nationalen Titelkämpfe sicher. Die Motivation soll das aber nicht schmälern – ganz im Gegenteil: Auch sportlich wollen sich die Störstädterinnen einen der ersten drei Ligaplätze sichern. Rückenwind soll dabei die vergangene Hallensaison geben, die erfolgreichste für das junge Team. Zum ersten Mal gelang unter dem Hallendach, dank konstant solider Leistungen, die Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft in Moslesfehn. Mit viel Kampf schaffte der VfL dort den Halbfinaleinzug, überzeugte dann mit einer guten Leistung und jubelte am Ende über die Silbermedaille. Personell wird es zur kommenden Spielzeit einige Änderungen geben. Torbjörn Schneider hat seinen Trainerjob bereits am Ende der Hallenspielzeit beendet, dazu werden wohl einige personelle Engpässe aufgrund von berufs- und berufsperspektivischen Gründen entstehen. Coach Rouven Kadgien, der die Mannschaft nun alleinverantwortlich trainiert, werden wohl meist nur fünf Spielerinnen aus der Stammmanschaft zur Verfügung stehen. Zurückgreifen wird Kadgien daher immer wieder auf Spielerinnen der 2. Mannschaft. Bei den zuletzt verletzten Spielerinnen stand im Vordergrund, zum Ligastart wieder fit zu werden.
Prognose: Auch wenn die DM-Quali bereits fix ist: Die Vizemeisterschaft aus der Halle beflügelt die Mannschaft von Rouven Kadgien. Mit Rang 2 schafft Kellinghusen auch die sportliche Qualifikation für die Heim-DM.

Lemwerder TV

Premiere im niedersächsischen Landkreis Wesermarsch: Zum ersten Mal in seiner 115-jährigen Vereinsgeschichte tritt der Lemwerder TV in der 1. Faustball-Bundesliga an. In der Halle hatte der LTV bereits zweimal den Anlauf für das Oberhaus genommen, war aber bei den Aufstiegsspielen gescheitert. Umso überraschter war das Team nun, dass es in der vergangenen Saison – nach 10 Spielzeiten in Liga zwei – auf dem Feld endlich klappte.
Für die anstehenden acht Spieltage sieht sich die Mannschaft von Trainer Arthur Dick und Patrick Bartelt, die seit 2012 an der Seitenline stehen, als krasser Außenseiter, rechnet sich im Kampf um den Ligaverbleib aber Chancen gegen die ehemaligen Konkurrenten aus Liga zwei aus. Dazu will man sich gegen die Spitzenteams mit einer eingespielten Einheit möglichst teuer verkaufen. Denn: Personell hat sich im Kader in den vergangenen Jahren wenig getan. Mit Angreiferin Andrea Besser (ehemals Ahlhorner SV) verfügt eine Spielerin sogar über Erstligaerfahrung. Sie hatte aber, genauso wie ihre Nebenfrau Anika Langpaap, in der Saisonvorbereitung mit Verletzungen zu kämpfen. Dennoch nimmt der LTV die Herausforderung Bundesliga an und hofft, vor heimischer Kulisse Werbung für den Faustballsport zu machen.
Prognose: Bereits der Aufstieg war für den LTV ein toller Erfolg. In der ausgeglichenen Bundesliga reicht es für das Team nur zu Rang 9.

TV Jahn Schneverdingen

Mit einem klassischen Fehlstart von fünf Niederlagen hatte die Hallensaison für den TV Jahn Schneverdingen katastrophal begonnen. Doch mit einer Leistungssteigerung im weiteren Verlauf kletterten die Heidschnucken in der Tabelle noch Stück für Stück nach oben und schafften es in der Endabrechnung sogar noch auf Platz vier. Zur kommenden Feldsaison begrüßt Jahn-Trainerin Tine Seitz nun zwei „neue“ Spielerinnen in ihren Reihen. Nationalangreiferin Aniko Müller wechselt, wie schon in den Vorjahren, von der SG Stern Kaulsdorf in den Heidekreis. Im Kampf um Bundesliga-Punkte erhält sie dabei fortan auch Unterstützung von Annika Bösch, ebenfalls Nationalspielerin, die vom frischgebackenen Deutschen Hallenmeister TSV Calw in die Heideblütenstadt wechselt. Die Abwehrspielerin hat ihren Wohn- und Arbeitsort von Stuttgart nach Hamburg verlegt. Auf U18-Weltmeisterin Laura Kauk, die sich nach ihrem Kreuzbandriss noch in der Aufbauphase befindet, muss Schneverdingen dagegen verzichten. Ebenfalls fraglich ist zu Saisonbeginn der Einsatz von Theresa Schröder, die sich am Knie verletzt hat. Neben Zuspielerin Hinrike Seitz sowie den U18-Weltmeisterinnen Luca von Loh und Helle Großmann stehen weiterhin Alina Karahmetovic, Zoe Kleiböhmer, Nathalie Domurath und Kimberly Groß aus der eigenen U18 im Kader. Als Ziel hat der Deutsche Feldmeister von 2016 und 2017 Medaillen bei der Deutschen Meisterschaft und beim Europapokal in Österreich ausgegeben.
Prognose: Vier Weltmeisterinnen der Frauen, drei U18-Weltmeisterinnen – der TV Jahn Schneverdingen läuft in dieser Saison mit einem extrem starken Kader auf, bei dem Trainerin Tine Seitz bereits in der Aufstellung die Qual der Wahl hat. Die Heidschnucken werden Nordmeister.

TSV Bayer 04 Leverkusen

In die bereits dritte Bundesliga-Saison in Folge startet der TSV Bayer 04 Leverkusen. Nach dem Klassenerhalt 2017 platzierten sich die Rheinländerinnen 2018 mit Rang vier (16:16 Punkte) sogar direkt hinter dem DM-Trio. In der Hallensaison trat der TSV in Liga zwei an, erwischte einen schwachen Start mit 6:6 Punkten. Die restlichen Spieltage absolvierte die Mannschaft von Kerstin und Jörg Müller dann im „Turbo-Gang“. Mit gleich sieben 3:0-Siegen und einem 3:1-Erfolg marschierte Leverkusen noch auf Rang eins der Liga und gewann – mit Unterstützung der mitgereisten Fans – auch bei den Aufstiegsspielen beide Begegnungen 3:0.
Zur Feldsaison ist die U18-Weltmeisterin von 2016, Marie Hodel, die bereits in der Halle aussetzte, aus privaten Gründen nicht mehr dabei. Ebenfalls verzichten muss der TSV auf Michelle Ihnken (Studium). Dafür ist Katrin Hagen nach ihrem Kreuzbandriss wieder genesen und mit Kati Hofmann, die sich vom TV Voerde der Mannschaft anschließt, präsentiert Leverkusen einen flexiblen Neuzugang. Als Ziel hat sich die Mannschaft gesetzt, den Klassenerhalt möglichst schnell zu erreichen und dann einen Mittelfeldplatz in der Liga zu belegen. Dazu will man sich mit guten Platzierungen auf internationalen Turnieren in die Top15 der IFA World Tour Rangliste vorkämpfen. Bei verschiedenen Veranstaltungen machen die Spielerinnen Werbung für den Faustballsport, an den drei Heimspieltagen setzt die Mannschaft zudem auf ein großes Publikum als Unterstützung.
Prognose:
In der vergangenen Feldsaison war der TSV der erste Verfolger der drei DM-Qualifikanten. In diesem Jahr finden sich die Rheinländerinnen in der Abschlusstabelle einen Platz tiefer – auf Rang 5 – wieder.

TK Hannover

Eine Saison voller Pech und Pleiten liegen hinter dem TKH – und doch kam mit dem unverhofften „Angebot des Klassenerhalts“ das große Glück zum Ende der Saison. In der gesamten Hallensaison gelang es der Mannschaft nicht, auf ihren eigentlichen Kader zurückzugreifen. Trotz vieler Niederlagen und Rückschläge zeigte sich das Team stets kampfstark und mit einer tollen Moral – nach dem Rückzug des TSV Bardowick dürfen die Landeshauptstädterinnen trotz Rang neun auch in der kommenden Hallensaison in Liga eins angreifen.
Auf dem Feld gilt es für die Klubberionnen nun, neu anzugreifen. Um die Personalsorgen zu minimieren wird Insa Schulze aus der 2. Mannschaft in den Kader rücken. Dadurch kann sich Allrounderin Swantje Kohrs im Sommer auf den Angriff konzentrieren, während Insa Schulze mit Annika Kohrs, Maike Schulz und Charlotte Salzmann die Abwehr- und Zuspielformation bilden wird. Im Angriff stehen neben Kohrs auch Linksschlägerin Melanie Heidecke und Cindy Ristel zur Verfügung. Wencke Doil wird wohl auch im Sommer nicht für den TKH angreifen – die endgültige Entscheidung wird aber erst kurzfristig getroffen. Das Ziel des TKHs wird es sein, möglichst früh den Klassenerhalt zu erreichen. Ob das gelingen wird, hängt vor allem davon ab, ob die Spielerinnen verletzungsfrei durch die Saison kommen. An der Motivation soll es nicht liegen!
Prognose: Auch wenn sich die personelle Situation beim TKH etwas entspannt und mit Cindy Ristel eine erfahrene Spielerin zurückkehrt – im Zweikampf mit dem Ohligser TV um den Klassenerhalt ziehen die Niedersachsen den Kürzeren und belegen Rang 8.

Ohligser TV

Besser als vor zwei Jahren möchten es die Frauen des Ohligser TV in dieser Bundesliga-Feldsaison machen. Im ersten Jahr der Oberhaus-Zugehörigkeit ging es seinerzeit mit nur einem Saisonsieg am Ende der Spielzeit recht schnell zurück in Liga zwei. Der Klassenerhalt wäre damals durchaus möglich gewesen, mussten sich die Rheinländerinnen doch in gleich fünf Begegnungen erst im Entscheidungssatz geschlagen geben. In der vergangenen Spielzeit gelang dem Team von Trainer Hartmut Maus, mit Rang zwei in der 2. Bundesliga Nord, der direkte Wiederaufstieg. Die noch junge Mannschaft um die erfahrenen Spielerinnen Jessica Marks und Ann Kristin Stöckler hat sich für die Feldsaison 2019 vorgenommen, dieses Mal die Klasse zu halten – auch wenn es sicherlich wieder ein schweres Unterfangen wird. Einen kleinen Achtungserfolg gab es dabei schon einmal in der Vorbereitung: Beim IFA World Tour-Turnier in Karlsdorf gelang der Vorrunden-Gruppensieg, unter anderem mit einem knappen Erfolg gegen den TSV Dennach. Am Ende belegte der Ohligser TV Rang vier. Noch stärker präsentierte sich das Team dann beim TKH-Turnier. Hier marschierte die Mannschaft bis ins Finale.
Prognose: In der Vorbereitung ließ Ohligs bereits aufhorchen. Und auch in der Liga gelingt es dem Aufsteiger, anders als noch vor zwei Jahren, die Klasse zu halten. Am Ende steht das Team von Hartmut Maus mit Platz 7 knapp über dem Strich.

SV Moslesfehn

So ganz zufrieden war der SV Moslesfehn mit der abgelaufenen Bundesliga-Saison unter dem Hallendach sicher nicht. Das gesteckte Ziel, als DM-Ausrichter die Qualifikation aus eigener Kraft zu schaffen, verpasste die Mannschaft vom Querkanal mit Rang fünf. Doch bei den nationalen Titelkämpfen holte der SVM dann zum ganz großen Wurf aus! In der Vorrunde gewannen die Gastgeberinnen gegen den Nordmeister TV Brettorf und Titelverteidiger TSV Dennach und zogen damit als Gruppensieger ins Halbfinale ein. Hier setzte es dann gegen den VfL Kellinghusen eine Niederlage, das Spiel um Rang drei wurde im erneuten Duell mit Brettorf 2:3 verloren. Auch wenn es nicht zu einer Medaille reichte – das Team von Till Oldenbostel bewies, dass es weiterhin zu den Top-Teams in Faustball-Deutschland gehört. Nun startet Moslesfehn in die bereits 20. Feldsaison im Faustball-Oberhaus in Folge (nur Schneverdingen und Ahlhorn sind länger ununterbrochen in Liga eins). Personell wird sich dabei zur Hallen-DM nicht tun. Das eingespielte Team um Sabine Grüning und Karen Meyer im Angriff will, nach Platz eins bzw. fünf bei den Vorbereitungsturnieren in Essel und Hannover eine bessere Tabellenplatzierung als Rang sechs im Vorjahr angreifen.
Prognose: Wie schon 2018 erleben die Mossis die gesamte Saison über ein Auf und Ab und beenden die Saison wieder auf Platz 6.

TV Brettorf

Die erfolgreichste Bundesliga-Saison einer Frauenmannschaft liegt hinter dem TV Brettorf: Nach der Nordmeisterschaft schafften es die Schwarz-Weißen, nach Rang fünf bei der DM im Vorjahr, bei den nationalen Titelkämpfen in Hundsmühlen bis auf das Podest. Dabei schaltete das Team zunächst Titelverteidiger TSV Dennach aus, ehe es im Spiel um Rang – trotz 3:8-Rückstand im Entscheidungssatz – gegen DM-Gastgeber SV Moslesfehn zur Bronzemedaille reichte.
Personell wird sich zur kommenden Saison nur auf der Position neben dem Spielfeld etwas tun. Der dünne Kader aus den sechs Spielerinnen Laura Marofke, Karen Kläner, Laura Cording, Ida Hollmann, Jule Weber und Laura Koletzek bleibt bestehen, auf dem Trainerposten gibt es dagegen einen Wechsel. Pascal Osterheider verlässt aus beruflichen Gründen das Team, dafür kehrt mit Rieke Buck Osterheiders Vorgängerin an die Brettorfer Seitenlinie zurück – wenn auch nur für diese Spielzeit. Die TVB-Frauen haben eine bessere Platzierung als Rang fünf in der vergangenen Feldsaison als Ziel ausgegeben.
Prognose: Der Kader bleibt zwar unverändert, die Stärke der TVB-Frauen liegt aber eher unter dem Hallendach. Auf dem Feld belegt das Team Platz 4.

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