Deutschland steht im Finale der Heim-WM

Jonas Schröter, Bundestraner Olaf Neuenfeld und Kapitän Fabian Sagstetter (Foto: den Dulk)

Mannheim (bec). Der Wahnsinn! Deutschlands Faustballer machen aus der Mannheimer SAP-Arena ein Festung. Im Halbfinale lassen sie starken Brasilianern nicht den Hauch einer Chance, gewinnen klar mit 3:0 (11:9, 11:8, 11:7). 

Deutschland mit Patrick Thomas, Fabian Sagstetter, Johannes und Jaro Jungclaussen sowie Jonas Schröter wird von 8000 furiosen Fans empfangen. Riesenjubel brandet bei jedem Punkt auf – Deutschland geht mit 3:1 in Führung. Schlagmann Patrick Thomas huscht bei jedem Ball ein Lächeln übers Gesicht. Auf dem erst am Vortag verlegten Rasen gelingen dem Pfungstädter erfolgreiche Bälle kurz wie lang. Brasilien agiert vor allem im Angriff ebenfalls stark, gleicht bei 9:9 aus. Thomas per Ass über Gabi Heck zum ersten Satzball – und nach Jungclaussen-Vorlage zum Satzgewinn.
 
 
Durchgang zwei verläuft ganz ähnlich. Auffällig sind die vielen langen Ballwechsel auf dem verhältnismäßig stumpfen Rasen. Deutschland trägt eine Zwei-Punkte-Führung durch den Satz, kann Brasilien aber lange nicht abschütteln. Nach Ausangabe von Bruno Arnold liegt der Titelverteidiger dann doch mal mit vier Punkten vorn. Brasilien versucht es mit Positionswechseln, verkürzt auf 7:9. Dann wieder Patrick Thomas: Per Ass macht er den Satz zu mit 11:8.
 
Lokalmatador Nick Trinemeier wird von Coach Olaf Neuenfeld im dritten Satz ins Rennen geschickt. Und der 33-Jährige fügt sich nahtlos ein. Richtig laut wird es dann, als ausgerechnet der Mannheimer Trinemeier die Vorentscheidung mit dem 7:3 erzielt. Nach Ausangabe Arnold hat Deutschland kurz darauf fünf Matchbälle. Nummer eins wird trotz sensationeller Aktion von Kapitän Fabian Sagstetter abgewehrt, den zweiten verpasst Thomas mit einem zu langen Service. Dann, im dritten Anlauf, schickt der Pfungstädter seinen Gegenüber in die Bande und Deutschland steht im Endspiel.
 
 

Das Halbfinale aus der Sicht von Faustball-Deutschland-Experte Hartmut Maus:

Eine Momentaufnahme mit Symbolcharakter: Der ansonsten nicht für Emotionsausbrüche bekannte Patrick Thomas führt einen kleinen Freudentanz auf. Der Grund: Im zweiten Satz läßt er den brasilianischen Aufschläger Bruno Arnold mit einer Finte zur 5:3-Führung ins Leere laufen. Und nun springt auch der Funke vollends auf die gut gefüllte SAP-Arena über. Zwar spielen die Brasilianer auf einem sehr hohen Niveau, doch die deutsche Mannschaft hat immer eine entsprechende Antwort im Köcher. Die Angriffsreihen mit Patrick Thomas und Johannes Jungclaussen auf der deutschen Seite sowie die Brasilianer mit Gabriel Heck und Bruno Arnold neutralisieren sich gegenseitig. Thomas hält Heck so unter Druck, das dem normalerweise annahmestarken Brasilianer gleich in drei Aktionen der Ball an den Körper springt. Dieses taktische Konzept geht klar auf die deutsche Habenseite. Der südamerikanische Cheftrainer Daniel Becker reagiert. Er lässt Heck und Arnold die Seiten tauschen und bringt Mateus Kuntzler für Kapitän Matheus Lommel. Kuntzler geht auf eine sehr weit vorgezogene Mittelposition und Heck lässt sich defensiv deutlich zurückfallen. Auch das bringt nicht den gewünschten Erfolg, denn Thomas variiert weiter sein Spiel. Im dritten Satz dann auf deutscher Seite der viel umjubelte Wechsel des Mannheimers Nick Trinemeier für Johannes Jungclaussen. Und der funkt sofort mit einer starken Annahme und einem spektakulären Passierball: Jetzt hält es keinen mehr auf seinen Sitzen. Beim 10:5 im dritten Satz liegen fünf Matchbälle auf der deutschen Seite. Den dritten Matchball verwandelt Patrick Thomas und die Halle steht Kopf. „Oh wie ist das schön“, schallt es aus den Boxen und die knapp 10.000 Zuschauer singen stimmgewaltig mit. Das Finale dahoam ist perfekt.

Neuenfeld: „Das ist der Hammer, was hier los ist“

Bundestrainer Olaf Neuenfeld (Foto: Spille/Faustball Deutschland)

Bundestrainer Olaf Neuenfeld: „Das nichts für schwache Nerven, aber das war uns vorher klar. Brasilien ist eine sehr starke Mannschaft, da kann so ein enges Spiel jederzeit kippen. Brasilien hat alles versucht, taktisch umgestellt – da haben sie uns zum Überlegen gebracht. So eine Stimmung haben wir alle noch nicht erlebt. Ich bin emotional fertig jetzt! In der Halle ist es so laut, da erreicht man die Spieler kaum. Das ist echt extrem. Jetzt hoffen wir, dass die Halle morgen noch voller wird. Es gibt noch ein paar Karten, da muss einfach jeder hin. Das muss jeder Faustballer erleben – das ist ein. Hammer, was hier los ist!“

 

Deutschlands Angreifer Patrick Thomas (Foto: den Dulk/Faustball Deutschland)

Angreifer Patrick Thomas: „Das ist jetzt meine vierte WM, aber es keine so gewesen wie diese. Ein absolutes Highlight! Wir mussten uns erst ein bisschen an den Rasen gewöhnen, der ist schon anders. Ich musste viel Druck aufbauen bei der Angabe, das ist gut gelungen. Die Atmosphäre ist absolut genial gewesen. Du kommst in die Arena und fängst sofort an zu grinsen. Da macht es einfach nur Spaß, Faustball zu spielen!“

 

Brasiliens Mateus Kuntzler (Foto: Spille/Faustball Deutschland)

Mateus Kuntzler, Brasilien: „Es hat leider nicht gereicht, Aber wir haben ein gutes Spiel gemacht. Es gab ein paar unglückliche Bälle im ersten Satz, da hätte die Sache anders laufen können. Um Weltmeister zu werden, muss man Deutschland schlagen, das haben wir nicht geschafft. Bei der Stimmung hat es uns viel Spaß gemacht in der Arena. Jetzt ist das Ziel die Bronzemedaille.“

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