Der DFBL-Teamcheck zur Frauen-DM
Moslesfehn (DFBL/ssp). Es ist wieder soweit: Am kommenden Wochenende kämpfen in Hundsmühlen, vor den Toren Oldenburgs, sechs Mannschaften um den Deutschen Meistertitel der Frauen. Wie zufrieden sind die teilnehmenden Teams mit der abgeschlossenen Bundesligasaison, verteidigt der TSV Dennach seinen Titel aus dem Vorjahr, kann Gastgeber SV Moslesfehn seinen Heimvorteil nutzen und wer tritt am Sonntag mit den Medaillen um den Hals die Heimreise an? Sönke Spille gibt im Vorfeld wie gewohnt einen Überblick.
Gruppe A
TV Brettorf: Die Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr nutzen
Zum zweiten Mal in Folge nimmt der TV Brettorf an den Deutschen Hallen-Meisterschaften der Frauen teil. Nach Platz zwei im Norden im Vorjahr steigerten sich die Schwarz-Weißen dabei noch einmal und reisen nun als Staffelsieger zu den nationalen Titelkämpfen. „Damit sind wir natürlich sehr zufrieden“, zeigt sich auch Angreiferin Laura Marofke zufrieden. „Trotz der Veränderungen auf gleich drei Positionen sind wir sehr gut in die Saison gestartet und haben größtenteils solide gespielt.“ Die Nordmeisterschaft sei dabei nur ein Etappensieg. „Das große Ziel war und ist es, eine erfolgreiche DM zu spielen.“
Hier bekommen es die Brettorferinnen in der Vorrunde mit Dennach und Gastgeber Moslesfehn zu tun. „Moslesfehn ist ein sehr erfahrener Gegner der den Heimvorteil auf seiner Seite hat“, blickt die Offensivspielerin auf das Duell mit dem Landkreis-Rivalen. „An einem guten Tag sind sie immer ein gefährlicher Gegner.“ Für den zweiten Gegner aus Dennach sprechen, so Marofke, „zahlreiche nationale und internationale Titel“. „Sie lassen ihren Gegner nur wenige Chancen und werden, nur mit einer sehr konzentrierten und kompakten Leistung zu schlagen sein.“
Helfen sollen dabei auch die Erfahrungen aus der vergangenen Saison. Hier zogen die Schwarz-Weißen im Duell mit den beiden späteren Finalisten aus Dennach und Eibach nur knapp den Kürzeren. „Wir haben die DM in Illertissen als wertvolle Erfahrung verbucht und konnten nun ein weiteres Jahr an unserer Leistung arbeiten“, verrät die Marofke, die auch schon mit dem TV Jahn Schneverdingen und MTSV Selsingen bei den Deutschen Meisterschaften antrat. In Moslesfehn wolle man beim TVB nun die beste Leistung abrufen und sich selbst für „eine gute Saison belohnen“. Marofke: „Wenn wir gut ins Spiel kommen und uns auf unsere Stärken besinnen ist der Halbfinaleinzug ein realistisches Ziel.“
DM-Tipp Laura Marofke: Auch dieses Jahr ist für mich Dennach der klare Favorit, den es im Kampf um den Titel zu schlagen gilt.
TSV Dennach: Wenn es darauf ankommt wieder in Topform sein
Lange Zeit führte der TSV Dennach in der laufenden Bundesligasaison die Tabelle im Süden ungeschlagen an. Ausgerechnet am letzten Spieltag setzte es dann die erste Pleite – und das gegen den direkten Konkurrenten TSV Calw, der dank des besseren Satzverhältnisses noch an den Pink Ladies vorbeizog. „Natürlich ist es ärgerlich, am letzten Spieltag Platz eins in der Tabelle herzugeben“, sagt auch TSV-Defensivspezialistin Anna-Lisa Aldinger. Die Schwarzwälderinnen erwischte vor den letzten beiden Saisonduellen eine Krankheitswelle, mit einem etwas minimierten Kader reiste das Team nach Calw und verlor hier die Begegnung gegen die Gastgeberinnen. Nach vier Staffelsiegen in Folge tritt Dennach somit „nur“ als Zweitplatzierter vor den Toren Oldenburgs an. Und auch an den weiteren sieben Spieltagen lief nicht alles rund. „Wir haben zu viele leichte Fehler gemacht und so zu viele Sätze liegen gelassen“, bemängelt Aldinger. Trübsal geblasen wird beim Titelverteidiger aber keineswegs. „Im Endeffekt fängt das Spiel an der Deutschen Meisterschaft wieder bei Null an, egal ob mit Platz eins oder zwei im Süden“, sagt die Nationalspielerin.
Dass sich die Dennacherinnen perfekt auf ein Meisterschaftswochenende einstellen können, bewiesen sie nicht zuletzt beim Europacup Anfang des Jahres und ergänzten ihre imposante Sammlung umd einen weiteren internationalen Titel. Aldinger: „Wir haben wieder gezeigt, dass wenn es darauf ankommt, wir sofort in Topform sein können.“ Auch gegen den TV Brettorf und den SV Moslesfehn wird das wieder nötig sein. „Beide Mannschafren zeichnen sich durch ihren Kampfgeist aus, da muss man dagegen halten“, weiß die TSV-Akteurin. Beide Teams dürfe man zu keiner Zeit ins Spiel kommen lassen. „Durch die Erfahrung von Laura Marofke schätze ich Brettorf einen Tick stärker ein.“ Als Ziel hat sich Dennach gesetzt, wie beim Europapokal, die beste Saisonleistung abzurufen. „Was am Ende für einen Platz herauskommt werden wir dann sehen. Aber natürlich wäre die Titelverteidigung das optimale“, blickt Aldinger voraus.
In der Vorbereitung wurde daran gearbeitet, die Baustellen der bisherigen Saison zu verbessern und an den eigenen Stärken weiter zu feilen. „Wir arbeiten auch sehr viel an der Kommunikation inneralb der Mannschaft“, verrät Anna-Lisa Aldinger.
DM-Tipp Anna-Lisa Aldinger: Einen Titelfavoriten in diesem Jahr auszumachen ist wirklich schwer. Ich schätze Brettorf und Calw als die größte Konkurrenz für uns im Kampf um den DM-Titel.
SV Moslesfehn: Bei Heim-DM zusätzliche Kräfte mobilisieren
Nur dank des Ausrichter-Freiplatzes können die Faustballerinnen des SV Moslesfehn an den nationalen Titelkämpfen in der heimischen Halle teilnehmen. 20:12 Punkte und Rang fünf standen nach den acht Spieltagen zu Buche – das angestrebte Ziel, die DM-Qualifikation auch aus eigener Kraft zu schaffen, verpassten die Frauen vom Querkanal somit. „Auch wenn sicherlich vieles schon auf den Saisonhöhepunkt ausgelegt war, zufrieden sind wir gewiss nicht“, gesteht auch Sabine Grüning. Zwischenzeitliche Trainingsausfälle und sehr durchwachsene Leistungen bei den Spieltagen machten den Mossis einen Strich durch die Rechnung. „Nichtsdestotrotz freuen wir uns sehr, dabei sein zu können und wollen uns von dem Gedanken frei machen, dass es ‚eigentlich‘ nicht gereicht hätte“, so Grüning. „Wir wollen unsere Heim-DM genießen, uns gut präsentieren und frei aufspielen.“
Leicht wird es in der Vorrunde wohl nicht werden: Gegner sind der amtierende Deutsche Meister TSV Dennach und der Nord-Staffelsieger vom TV Brettorf. „Natürlich wissen wir, dass wir eine ‚Hammer-Gruppe‘ erwischt haben“, sagt Sabine Grüning. Man gehe in beiden Begegnungen als Außenseiter ins Rennen. „Wir wissen aber auch, dass es bei einer Deutschen Meisterschaft auf die Tagesform ankommt. Wir geben uns selbstverständlich nicht kampflos geschlagen – und vielleicht ist es in eigener Halle mit unseren Fans im Rücken möglich, ins Halbfinale einzuziehen.“ Dass eine Heim-DM zusätzliche Kräfte mobilisieren kann, bewies der SVM bereits 2017 auf dem Feld. Hier hätte das Team von Trainer Till Oldenbostel Dennach beinahe bezwungen und damit für eine faustdicke Überraschung gesorgt. „Die Vorfreude auf eine Heim-DM ist immer sehr groß“, weiß auch Grüning. „Wir Spielerinnen, das Trainerteam und all unsere Helfer fiebern seit Monaten dataufhin und können es kaum erwarten, dass es endlich losgeht.“
Manschaftsintern gab es zwar einige Aufgaben in der Vorbereitung zu erledigen, jetzt liegt der Fokus aber voll und ganz auf der sportlichen Herausforderung. Grüning: „Wir versuchen uns individuell auf die Gegner einzustellen, aber gleichzeitig unser Spiel beizubehalten.“ Vor der DM wurde für den Feinschliff noch ein zusätzliches Trainingswochenende eingelegt. „Damit können wir mit einem guten Gefühl in die Meisterschaft starten.“
DM-Tipp Sabine Grüning: Für uns ist Dennach Favorit. Sie haben es in den letzten Jahren wieder geschafft, auf den Punkt fit zu sein und ihre Leistung abzurufen.
Gruppe B
TSV Calw: Den Schwung aus der Bundesliga mitnehmen
Die Bilanz kann sich sehen lassen: Zum neunten Mal in Folge nehmen die Frauen des TSV Calw nun schon an einer Deutschen Meisterschaft in der Halle teil. Den Sprung auf das Podest gelang dem TSV dabei dreimal (1x Bronze, 2x Silber) – doch der große Wurf mit dem DM-Titel wollte bisher nicht gelingen. Vielleicht ja nun in diesem Jahr. Schließlich reisen die Calwerinnen zum ersten Mal seit 2014 wieder als Südmeister zur DM. In Bad Staffelstein gelang dem Team damals sogar der Finaleinzug. Gegen eine Wiederholung hätte das Team um Angreiferin Steffi Dannecker sicherlich nichts einzuwenden. „Wir sind sehr zufrieden bisher“, sagt die Nationalspielerin. „Die Saison lief sehr gut und wir konnten uns mit dem Südmeistertitel schon etwas belohnen.“ Die „große Belohnung“, so Dannecker, stehe aber noch aus. So träumt das Team von Trainerin Elke Schöck – nach zwei vierten Plätzen zuletzt – wieder mit einer DM-Medaille die Heimreise antreten zu können. „Wenn diese Gold hätte, wäre es natürlich ein perfekter Abschluss“, so Dannecker.
Ein wichtiger Faktor könnte dabei der ausgeglichene Kader sein. „Wir haben dieses Jahr im Training und auch auf den Spieltagen sehr viel Aufmerksamkeit auf die Defensivarbeit gelegt“, verrät die Angreiferin. Dabei hätte man schon früh sehr deutlich die eigene Stabilität ausbauen können. „Unsere ‚Löwenbabys‘ trainieren kräftig mit und schauen sich einiges bei den ‚alten‘ Damen ab. Davon kommt auch die Ausgeglichenheit im Kader.“ Bereits in der Saison zeigte sich: Egal wer spielte, der machte seine Sache mehr als ordentlich.
In der DM-Vorrunde trifft der TSV nun auf Kellinghusen und Tannheim. „Gegen beide Teams muss man sehr konzentriert und stabil in das Spiel gehen“, glaubt Dannecker. „Beide Mannschaften sind sehr kampfstark und werden nicht aufgeben.“ Deshalb werde es besonders auf die Konzentration ankommen.
DM-Tipp Steffi Dannecker: Ich denke das es in diesem Jahr fast keiner nehmen lassen möchte den Titel zu holen, aber Dennach ist für mich Favorit.
VfL Kellinghusen: Bei erster Hallen-DM überzeugen
Jetzt hat es auch in der Halle geklappt: Nach den Deutschen Feldmeisterschaften 2015 in Hirschfelde und 2018 in Ahlhorn, fährt der VfL Kellinghusen nun auch zu einer DM unter dem Hallendach. „Auch wenn wir nicht immer unsere beste Leistung zeigen konnten, freuen wir uns natürlich riesig, die Qualifikation geschafft zu haben“, sagt Angreiferin Anika Bruhn. Besonders die lange und gute Vorbereitung und die Erfahrungen der Feld-DM habe dem jungen Team dabei geholfen. „Wir haben eine gute Mischung aus tollem Teamgeist und dem Willen, sich immer weiterzuentwickeln“, so Bruhn.
In der Vorrunde geht es mit Calw und Tannheim gegen gleich zwei Südvertreter. „Calw ist seit Jahren bei Deutschen Meisterschaften. Sie haben eine sehr gute Mischung aus Erfahrung und junger Mannschaft“, sagt Bruhn. Tannheim schätzt sie ähnlich stark ein. „Für uns sind sie ein unbekannter Gegner. Und für sie ist es die erste DM-Teilnahme – das kann ihnen einen zusätzlichen Schub geben.“
Als Ziel hat sich der VfL gesetzt, sich bestmöglich zu verkaufen. „Das haben wir an der Feld-DM leider nicht wirklich zeigen können und wollen es nun unbedingt besser machen“, blickt Bruhn auf den vierten Platz in Ahlhorn zurück. Damit das gelingt, wurden neben dem normalen Training noch zusätzliche Trainingseinheiten eingebaut, bei denen der Schwerpunkt auf dem Abwehr- und Angriffsspiel lag. Dazu habe jede Spielerin noch individuell für sich trainiert. „Wir wollen es schaffen, die guten Leistungen der Saison zu zeigen und gucken dann, was dabei rausspringt“, so die erfahrenste Spielerin im jungen VfL-Team.
DM-Tipp Anika Bruhn: Ich denke das Dennach als Europapokalsieger der klare Favorit ist.
SV Tannheim: Ein unverhoffter Anruf, der die Saison verlängerte
Eigentlich hatte der SV Tannheim seine Saison bereits abeschlossen, den Trainingsbetrieb beendet. „Wir waren mit unser bisher besten Saison sehr zufrieden, konnten früh den Klassenerhalt sichern und auch in den Spielen gegen Dennach und Calw über weite Strecken mithalten“, zeigte sich Franziska Kohler zufrieden. Dabei hatte der DM-Ausrichter des vergangenen Jahres mit vielen Verletzungen und krankeitsbedingten Ausfällen zu kämpfen, der den SV zu vielen unterschiedlichen Aufstellungen an den Spieltagen zwang. „Umso überraschender war für uns eigentlich das Ergebnis“, so Kohler über den vierten Platz, die sich mit ihren Mannschaftskolleginnen gedanklich bereits eher mit der anstehenden Feld- als mit der beendeten Hallensaison beschäftigte. Doch nach der Disqualifikation vom TV Eibach rückte der SV in der Tabelle auf Rang drei vor. „Als der Anruf von Karl Ebersold kam, haben wir uns alle sehr gefreut“, erinnert sich Kohler. Nach einer kurzen Absprache stand für alle fest, das „Abenteuer DM“ in Angriff zu nehmen. Denn: „Jeder träumt davon, an einer Deutschen Meisterschaft teilzunehmen“, gesteht die Tannheimer Defensivspielerin.
Die Konkurrenz aus Calw und Kellinghusen schätzen die Tannheimerinnen extrem stark ein. „Calw spielt seit Jahren bei Deutschen Meisterschaften. Einzig die Nerven hindern sie meiner Meinung nach, dass sie ‚endlich‘ den Titel gewinnen“, sagt Franziska Kohler. In dieser Saison habe der TSV wieder eine souveräne Saison gespielt und nur wenige Sätze abgegeben. „Der Nord-Zweite aus Kellinghusen ist für uns ein unbeschriebenes Blatt. Leidiglich bei einigen Jugend-Meisterschaften sind wir bisher aufeinandergetroffen.“
Wirklich optimal verlief die Vorbereitung nicht. Zunächst musste die Truppe Termine und Hallenzeiten finden, um wieder ins Training einzusteigen. „Ich denke aber, wir konnten die letzten zweieinhalb Wochen doch noch gut für uns nutzen“, meint die Tannheimerin. „Wir leben einen großen Zusammenhalt und haben auch neben dem Feld sehr viel Spaß“, beschreibt sie das Team. Gemeinsam wolle man das vorhandene Können zeigen. „Wir reisen als ‚Underdog‘ an und haben nichts zu verlieren“, sagt Kohler. „Dazu werden uns sicher unsere spontan mitgereisten Fans zu tollen Leistungen pushen. Sollte es dann wirklich für das Halbfinale reichen, wäre das natürlich toll.“
DM-Tipp Franziska Kohler: Einen Tipp abzugeben ist wirklich schwer. Bei mir hat im letzten Jahr der TV Brettorf einen bleibenden Eindruck hinterlassen, aber auch der TSV Calw gehört für mich zu den Favoriten (wenn sie die Leistung abrufen können die sie auch während der Saison zeigen). Wen man natürlich nie außer Acht lassen darf ist der TSV Dennach. Bei großen Ereignissen haben sie noch immer ihre ganze Klasse gezeigt!