Ahlhorn (DFBL/ssp). Nach der Frauen-WM ist vor der Frauen-DM: Der Triumph aus Linz ist allen nach nicht einmal drei Wochen sicher noch in bester Erinnerung. Acht Spielerinnen aus dem erfolgreichen WM-Kader schlagen an diesem Wochenende nun in Ahlhorn auf. Dieses Mal aber nicht gemeinsam – sondern auf verschiedenen Seiten des Spielfeldes. Wer die besten Chancen auf den Titel hat? Sönke Spille hat für die DFBL die sechs Teilnehmer unter die Lupe genommen.
TV Jahn Schneverdingen (3. Nord): Der Traum vom Triple
Es ist schon beeindruckend, mit was für einem erfolgreichen Kader zu dieser DM nach Ahlhorn anreisen wird. Mit Theresa Schröder, Hinrike Seitz und Aniko Müller feierten gleich drei Spielerinnen vor nicht einmal drei Wochen den WM-Titel bei den Frauen. Kurz zuvor hatten bereits Helle Großmann, Laura Kauk und Luca von Loh die Goldmedaille bei der U18-WM in den USA gewonnen. Eins steht somit bereits vor der ersten Begegnung fest: Trainerin Tine Seitz hat die Qual der Wahl – eine der sechs Weltmeisterinnen wird im Quali-Spiel gegen den TSV Calw zunächst von der Bank aus sehen.Bereits früh in der Saison hatte der Titelverteidiger das DM-Ticket bereits gelöst, im Kampf um den zweiten Platz aber gegen den VfL Kellinghusen das Nachsehen.
„Mit dem bisherhigen Saisonverlauf sind wir relativ zufrieden“, sagt Zuspielerin Hinrike Seitz. „Natürlich hätte man in der Saison das ein oder andere Spiel noch gewinnen können, aber das Ziel war erstmal das DM-Ticket und das wurde erreicht.“ Wenn es nach den Heidschnucken geht, werden die Karten hier eh neu gemischt. „Es gilt unsere beste Mannschaftsleistung abzurufen, dann ist alles möglich.
Was an nur einem Wochenende möglich ist, zeigte auch der Champions Cup Anfang Juli. Hier setzte sich der TV Jahn auf eigener Anlage im Halbfinale gegen Nordmeister Ahlhorn durch und gewann Silber. Seitz: „Beim Champions Cup konnte wir eine gute Leistung zeigen und das gibt immer Rückenwind. Aber ich denke, die Weltmeisterschaften der U18 und Damen sind noch stärker in den Köpfen verankert und werden uns eine Menge Kampfgeist liefern.“ Das wird gegen Quali-Gegner Calw sicherlich auch nötig sein. „Sie haben eine Menge erstklassiger Spielerinnen und es wird ein Duell auf Augenhöhe“, glaubt die Jahn-Zuspielerin, die mit ihrem Team nach den DM-Erfolgen 2016 und 2017 ein ambitioniertes Ziel verfolgt: „Unser Ziel ist ganz klar das Triple. Durch den Champions Cup und die Weltmeisterschaften sind wir spielerisch schon sehr gut vorbereitet. Die entscheidenden Faktoren, die am Ende die Spiele entscheiden werden, sind die mentale Stärke und der gemeinsame Kampfgeist.“
DM-Tipp Hinrike Seitz: Jedes anwesende Team hat die Klasse den Titel zu gewinnen, ich hoffe persönlich aber auf Schneverdingen.
TSV Calw (2. Süd): Auch durch DM-Wochenende durchkämpfen
Nach der Südmeisterschaft im vergangenen Jahr reist der TSV Calw 2018 wieder als Zweitplatzierter zur DM. Der Saisonverlauf war dabei wieder einmal mit Höhen und Tiefen verbunden. Zum Saisonstart gewann die Mannschaft beim World Tour Final in Vaihingen/Enz die Bronzemedaille dank eines 3:2-Sieges gegen Sogipa Porto Alegre. Dann aber schleppte sich Henriette Schell mit Schulterproblemen durch die Saison. Hauptangreiferin Stephanie Dannecker war über das Europapokal-Wochenende in Schneverdingen angeschlagen und Anika Bösch hatte während der Spielzeit Probleme mit dem Knie. „Im großen und ganzen haben wir uns aber gut durchgekämpft und freuen uns schon sehr auf die Deutsche Meisterschaft am Wochenende“, sagt Weltmeisterin Stephanie Dannecker. Im Quali-Spiel geht es für den TSV gegen den TV Jahn. „Schneverdingen ist eine sehr starke Turniermannschaft und das wird nicht leicht für uns. Wenn wir aber alle zusammen unsere Leistung abrufen, können wir auch den Titelverteidiger packen. Wir haben nichts zu verlieren und so sollten wir auch in das Spiel gegen Schneverdingen gehen“, gibt Dannecker die Richtung vor.
Das Training vor der DM gestaltete sich etwas kompliziert. „Unser gemeinsames Training ist etwas begrenzt gewesen. Wir wohnen mittlerweile alle ein Stück auseinander und trainieren zum Teil alle alleine“, erklärt Dannecker. Alle hätten aber an ihren Defiziten gearbeitet und gefeilt. Anfang August hat dann noch ein Großteil des Teams bei den Obersee Masters in Jona und dem Grenzlandturnier in in Widnau gespielt. Dannecker: „Hier konnten wir nochmal etwas zusammen trainieren.“ An der Seitenlinie konnten die Calwer Löwinnen zu dieser Saison mit Martin Becker, einen der bekannteste deutschen Faustballer, für die Aufgabe als Betreuer gewinnen. Mit ihm will der TSV bei dieser WM wieder möglichst weit kommen.
DM-Tipp Stephanie Dannecker: Ich denke Dennach wird sich den Pokal wieder zurück holen.
VfL Kellinghusen (2. Nord): Mehr Begegnungen als bei erster Teilnahme
Zum zweiten Mal nimmt der VfL Kellinghusen an einer Deutschen Feld-Meisterschaft teil. 2015 schlug die Mannschaft aus Schleswig-Holstein bei der DM in Hirschfelde auf – war gegen den TSV Calw aber bereits nach drei Sätzen ausgeschieden. Im vergangenen Jahr hätte es dazu eigentlich auch mit der DM-Quali geklappt, den dritten Teilnehmerplatz nahm aber Gastgeber Moslesfehn ein.
Umso motivierter düfte die Mannschaft vom jungen Trainer-Duo Torbjörn Schneider und Rouven Kadgien nun in Ahlhorn antreten. 26:6 Punkte holten sich die Störstädterinnen in der abgelaufenen Bundesliga-Saison, nahmen dazu äußerst erfolgreich am erstmals ausgetragenen World Tour Finale teil. Hier schlugen sie den Schweizer Meister TSV Jona, forderten den TSV Dennach über fünf Sätze heraus und brachten auch den brasilianischen Vertreter von Sogipa Porto Alegre an den Rande einer Niederlage. „Es war die beste Saison in unserer Bundesligazeit“, sagt auch Angreiferin Anika Bruhn, die seit 2013 im Dress des VfL aufläuft. Es habe aber auch einige Phasen gegeben, in dem das Team zu unkonst gespielt hat. „Dies gilt es noch in den Griff zu bekommen.“
Gegner im Qualifikations-Spiel wird der TV Eibach sein, der bei der letzten Hallen-DM für Furore gesorgt hat. „Eibach schätzen wir sehr stark ein. Man hat in Tannheim gesehen wie stark und gefährlich sie sind“, sagt Bruhn. Dazu kenne man sich aus einigen Duellen aus der Jugendzeit. „Das kann man aber natürlich nicht mehr vergleichen.“ Bei den Turnieren in Jona und Widnau sowie einigen Trainingseinheiten wurde sich der letzte Feinschliff vor der DM geholt. Ziel des VfL ist ein Sieg gegen die Nürnbergerinnen, um am Sonntag noch zu spielen. „Das wichtigste für uns ist aber, dass wir unsere beste Leistung zeigen wollen.“
DM-Tipp Anika Bruhn: Die Titelfavoriten sind sicher der TSV Dennach und TV Jahn Schneverdingen – aber natürlich auch der Ahlhorner SV. Als Staffelsieger und dann haben Sie noch den Heimvorteil im Rücken.
TV Eibach 03 (3. Süd): Mit jungem Team wie bei der Hallen-DM begeistern
Sie waren die Überraschungs-Mannschaft der vergangenen Hallen-DM in Tannheim. Als Drittplatzierterte für die DM qualifiziert sorgte der TV Eibach zwei Tage lang für Furore und musste sich erst im Endspiel gegen den TSV Dennach geschlagen geben. Nun also ein ähnliches Bild: Wieder machen sich die jungen Spielerinnen mit Platz drei auf den Weg zur DM, wieder einmal ist es für sie eine Premiere. Die bisherige Spielzeit beschreibt Hauptangreiferin Svenja Schröder mit einigen „Hochs und Tiefs“. So gab es gegen den TSV Dennach und den TSV Calw jeweils einen Sieg, dann aber auch wieder unerwartete Niederlagen. „An einigen Spieltagen konnen wir leider alle nicht unsere Leistung abrufen“, gesteht Schröder. „Aber insgesamt ist es als so junges Team eine klasse Leistung wieder die DM-Qualifikation geschafft zu haben.“ Schröder selbst ist sicher die Anführerin im Team – und seit Ende Juli auch frischgebackene Frauen-Weltmeisterin.
„Die WM war ein richtiger Traum für mich das bis jetzt tollste Erlebnis“, sagt sie und gesteht über ihre Einwechslung im Halbfinale: „Ich hatte sehr großen Respekt, habe mich aber riesig gefreut und konnte befreit aufspielen.“
Die Erfahrungen aus diesem Event möchte sie nun in das Quali-Spiel gegen den VfL Kellinghusen einfließen lassen. „Kellinghusen ist eine starke Mannschaft vor der wir großen Respekt haben“, sagt die TVE-Angreiferin. Sie erwartet ein knappes und sehr spannendes Spiel: „Ich hoffe natürlich für ein besseres Ende für uns.“ Ziel ist nämlich das erneute Erreichen des Halbfinals. „Wenn wir das schaffen, ist alles möglich noch weiter zu kommen“, glaubt Schröder.
DM-Tipp Svenja Schröder: Wer Deutscher Meister wird, ist schwierig zu sagen. Ich tippe auf ein Finale zwischen Schneverdingen und Dennach.
Ahlhorner SV (1. Nord): Mit Heim-Fans im Rücken Bestleistung abrufen
Diese Bundesliga-Saison war ein echter Durchmarsch für die Frauen des Ahlhorner SV. 16 Spiele – 16 Siege lautet die Bilanz in der Bundesliga Nord. Nicht verwunderlich also, dass das Team von Trainerin Edda Meiners bei den Deutschen Meisterschaften auf eigener Anlage zu den Top-Favoriten zählt. „Dass es in dieser Saison so gut läuft, hätten wir so auch nicht erwartet“, gesteht Abwehrspielerin Sandra Wortmann. Umso größer sei nun die Freude, dass man sich direkt für das Halbfinale qualifiziert hat.
Somit steht bereits vor der ersten Angabe fest: Auch am Sonntag stehen die Ahlhornerinnen auf jeden Fall auf dem Platz. „Damit schneiden wir bei dieser Heim-DM auf jeden Fall besser ab als bei der letzten“, so Wortmann. Ansonsten würde sie nicht zu viel auf den Liga-Durchmarsch geben. „Bei der Meisterschaft steht alles auf Null. Beim Europacup Anfang Juli hat man bereits gesehen, dass wir auch schnell in Bedrängnis geraten können.“
Damals mussten die Blau-Weißen im Halbfinale gegen den TV Jahn Schneverdingen die Segel streichen – und ausgerechnet der TV Jahn könnte auch der Ahlhorner Halbfinalgegner werden. „Gegen sie haben wir auf Meisterschaften zuletzt immer das Nachsehen gehabt“, erinnert sich Wortmann nur ungern an die Finalniederlagen bei den letzten beiden Feld-Meisterschaften.
Zuvor muss sich der Titelverteidiger aber im Qualifikationsspiel gegen den TSV Calw durchsetzen. Egal, auf wen die Gastgeberinnen im Halbfinale treffen – dass sie ihr Ziel, eine Medaille, in diesem Jahr wieder erreichen können, haben sie in der Vorbereitung bewiesen. Neben Trainingsspielen gegen den Lemwerder TV gewann der ASV das topbesetzte Turnier in Jona. Wortmann: „Wir hoffen, dass wir mit den heimischen Fans im Rücken Bestform abrufen können.“
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