Interview mit Olaf Neuenfeld zum neuen Playoff-Modus
Die Achtelfinal-Partien im neuen Playoff-Modus sind gespielt. Am 01. und 08. Februar stehen nun die Viertelfinal-Begegnungen an. Faustball Deutschland hat Olaf Neuenfeld als Vorsitzenden des Sportausschusses und Bundestrainer der Männer zur aktuellen Bundesligasaison der Männer und zum neuen Playoff-Modus befragt.
Olaf, der Sportausschuss hat seinerzeit den neuen Playoff-Modus für die 1. Bundesliga der Männer für die laufende Hallensaison beschlossen. Was war der Grund dafür?
Es waren damals viele Vereine mit den geringen Zuschauerzahlen in den Hallen unzufrieden, die sich auf ca. 80 Fans im Schnitt belief. Das ist natürlich für unser Premiumprodukt im Faustball und noch dazu als amtierender Welt- und Europameister schlichtweg zu wenig. Daraus entstand unter dem Motto „Wir haben nichts zu verlieren“ die Playoff-Idee.
Jetzt sind die Achtelfinalspiele mit 4 Begegnungen Nord gegen Süd gespielt. Wie sieht das erste Fazit aus sportlicher und aus Sicht der Zuschauerzahlen aus?
Ich mache seit Beginn der Saison eine Auswertung mit allen Zuschauerzahlen, die die Vereine bei ihren Heimspieltagen in faustball.com notieren. Ich bin sehr erfreut, welch positive Entwicklung alleine in diesen Spielen des Achtelfinals zu verzeichnen ist. In der Vorrunde lag der Schnitt in der Nord-Bundesliga bei 76 Fans pro Spieltag und im Süden bei 110. In den Achtelfinal- und Abstiegsspielen waren es im Norden im Durchschnitt jetzt 128 pro Spiel und im Süden sage und schreibe 203!!! In manchen Hallen waren mehr als doppelt so viele in der Halle gegenüber der Vorrunde. Die Rekorde haben Stammheim mit 397 und Armstorf mit 380 in den Rückspielen erzielt. In Armstorf bin ich selbst gewesen und das Spiel, dass Käfertal mit 5:4 gewonnen hat, und die Stimmung in der Halle waren der Wahnsinn. Bemerkenswert sind auch die zahlreichen Fans, die ihre Mannschaft auswärts begleitet haben. So sind Stammheimer, Moslesfehner und Armstorfer Fans über 1.200 km gefahren, um ihr Team beim Auswärtsspiel zu unterstützen. Das stimmt uns sehr positiv, dass dieser Modus mit den KO-Spielen, dem Event-Charakter und einer gesteigerten Spannung angenommen wird. Leider ist es bisher noch zu keinem Entscheidungssatz gekommen. Diese Konstellation und Erfahrung wünsche ich mir für das Viertelfinale.
Was sind deine Erwartungen für die Viertelfinalspiele, die am 1. und 8. Februar ausgetragen werden?
Die Viertelfinals versprechen viel Spannung und tolle Spiele, die alle bereits DM-Feeling haben, obwohl die DM in Mannheim am 22. und 23. Februar erst noch ansteht. Bei den Hinspielen am 1. Februar lauten die Paarungen Schweinfurt – Brettorf, Käfertal – Vaihingen/ Enz, Moslesfehn – Leichlingen und Calw – Pfungstadt. Am 8. Februar werden dann die Rückspiele ausgetragen. Damit steht bereits jetzt fest, dass in Mannheim mindestens zwei Süd- und eine Nordmannschaft vertreten sein werden.
Du sprichst die DM in Mannheim an. Diese wird erstmalig im Final 4 – Modus ausgetragen. Wie ist der Ablauf genau und was verspricht man sich davon?
Es gibt jeweils 2 Spiele pro Tag. Am Samstag werden die beiden Halbfinals ausgetragen und am Sonntag dann die beiden Medaillenspiele. Alle Spiele gehen über 5 Gewinnsätze. Das war übrigens auch ein Grund für das neue Playoff-System, dass die gesamte Saison im gleichen Modus über 5 Gewinnsätze gespielt wird, und nicht wie bisher auf der DM plötzlich die Männer im System der Frauen mit 2 kürzeren Spielen pro Tag spielen müssen.
Was erwartet die Faustball-Fans noch in Mannheim?
Der TV Käfertal war 2018, 2019 und 2020 bereits dreimal Gastgeber einer Hallen-DM. Die GBG-Halle in Mannheim ist ein ausgezeichneter Austragungsort dafür und das sollte sich kein Faustball-Fan entgehen lassen. Durch den neuen Modus kommt es dieses Mal nicht zu einer Veranstaltung über 8-9 Stunden und jeder kann bequem am Samstagvormittag anreisen. Tickets gibt es im Vorverkauf unter Tickets – TV 1880 Käfertal Es wird zwar auch einen Livestream geben, aber dieser wird kostenpflichtig sein. Und mal ehrlich, Faustball live und Freunde treffen ist doch immer besser als alleine zu Hause vor dem Fernseher zu schauen. Und sowohl der Ausrichter als auch die Spieler haben eine volle Halle verdient finde ich.
Kannst du schon einen Ausblick geben, ob im nächsten Jahr wieder im Playoff gespielt wird?
Ja, das ist der Plan. Wir werden direkt nach den Viertelfinalspielen eine Umfrage an die 18 beteiligten Bundeligisten verschicken. Da sind wir sehr gespannt, wie die Vereine den neuen Modus sehen und wo es Verbesserungspotential gibt. Die Zuschauerzahlen aus den KO-Spielen sprechen eine eindeutige Sprache und da sollten wir die positive Entwicklung weiter vorantreiben. Das Ziel muss es sein, die Zuschauerzahlen aus den KO-Spielen bei jedem Spiel der Saison zu haben. Zusätzlich zu der Umfrage gibt es eine detaillierte Auswertung der Zuschauerzahlen und der gefahrenen Kilometer, die wir den Vereinen zur Verfügung stellen werden. Keine neue Erkenntnis ist hier, dass die Mannschaften der Nordbundesliga mit 30.000 Kilometern doppelt so viel wie ihre Kollegen aus dem Süden gefahren sind. Das war in der Vergangenheit im alten Modus genauso.
Auf welche Änderungen müssen sich die Faustballer in diesem Jahr noch einstellen?
„Müssen“ ist der falsche Ausdruck. Wir versuchen im Sportausschuss, den Faustballsport insgesamt voran zu bringen. Wir tun das nicht für UNS selbst, sondern für ALLE Faustballer. Das hat sich zwar noch nicht bei allen herumgesprochen aber wir arbeiten daran. Vor 3 Jahren haben ganz viele Menschen in der Umfrage der Schneider-Kommission nach Änderungen gerufen und dass es so nicht weitergehen kann und darf. Es gibt nur noch 12.000 aktive Faustballer, was alarmierend genug sein sollte und geradezu nach Veränderungen schreit. Jetzt haben wir einige Änderungen angeschoben und ausprobiert und sofort gibt es leider viele, die alles negativ sehen und bereits vorher wissen, dass etwas nicht funktioniert. Mit dieser Einstellung wird es dann meistens auch nichts und das hilft keinem weiter. Ein Beispiel ist das neue länderübergreifende U16-Pilotprojekt, dass aktuell noch läuft. Es gab hier einige Anlaufschwierigkeiten und viel Kritik, die teilweise auch berechtigt ist. Aber wenn wir sofort die Flinte ins Korn schmeißen, werden wir keinen Schritt weiterkommen. Konstruktive Verbesserungsvorschläge sind da immer willkommen. Mit dem U16-Projekt, dem Playoff in der Männer-Bundesliga und der neuen Kleinfeldvariante „wowball“ gibt es einige Innovationen, die jetzt zum Erfolg geführt werden sollen. Hinzu kommen die „Finals“ im Juli in Dresden, wo Faustball neben vielen anderen etablierten Sportarten die bisher einmalige Möglichkeit der Liveübertragung in ARD und ZDF hat. Dort werden vom 29. bis 31. Juli die Deutschen Meisterschaften der Frauen und Männer sowie die Finalspiele im „wowball“ ausgetragen. Diesen Termin sollte sich jeder schon mal im Kalender ankreuzen. Die Spiele werden wochentags stattfinden, da wir hier an die Vorgaben der Fernsehanstalten gebunden sind. Man kann sich vorstellen, dass die Argumente bei 12.000 Aktiven eher schlecht sind, auf die Termine Einfluss nehmen zu können. Wenn wir aber hier als Faustball insgesamt eine gute Figur mit einem vollen Stadion abgeben haben wir einen Fuß bei den großen Sportarten und den Medien in der Tür. Die Chance dürfen wir uns auf keinen Fall entgehen lassen.
Gibt es noch weitere Projekte für die Zukunft?
Es gibt Überlegungen, in der Männerbundesliga zukünftig immer auf 4 anstelle 5 Gewinnsätze zu spielen, um unter anderem die Spiele, die teilweise bis zu 3 Stunden dauern, attraktiver für die Zuschauer zu machen. Ein weiterer Gedanke ist die Zusammenlegung der Deutschen Meisterschaft der Frauen und Männer in der Halle ab der nächsten Saison mit jeweils 4 Mannschaften im Final 4 – Modus.
Weiterführende Erklärungen zum Playoff-Modus sind in einem Interview mit Olaf Neuenfeld aus dem Juli 2023 hier nachzulesen:
Zur Hallensaison: Neue Playoff-Regelung in den Männer-Bundesligen | faustball.de
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