Zur Hallensaison: Neue Playoff-Regelung in den Männer-Bundesligen
Schneverdingen. Der neugegründete Sportausschuss von Faustball Deutschland hat die ersten Beschlüsse gefasst: In der 1. Bundesliga der Männer wird ab der Saison 2024/25 in der Halle im Modus „Playoff“ gespielt. Außerdem wird es ab der Saison 2024/25 keine Ausrichterfreiplätze mehr bei Deutschen Meisterschaften der Männer und Frauen geben. Olaf Neuenfeld als Vorsitzender des Sportausschusses erklärt die Regelungen und die Hintergründe.
Das Interview mit Olaf Neuenfeld findet ihr hier auch auf YouTube.
Wie ist die Idee für den neuen Modus „Playoff“ entstanden?
Olaf Neuenfeld: „In der Umsetzungsgruppe Spitzensport aus der ‚Schneider-Kommission‘ wurde diskutiert, wie die Zuschauerzahlen bei Bundesligaspielen, die sich bei den Männern bei ca. 80 und bei den Frauen noch darunter belaufen, gesteigert werden können. Und wie die Vereine Nicht-Faustballer in die Hallen bzw. auf die Plätze locken können. Dabei ist der Vorschlag des Playoffs entstanden und weiterentwickelt worden.“
Wie sieht der Modus genau aus?
„Damit jeder in der Vorrunde vier Heim- und vier Auswärtsspiele hat, wird die 1. Bundesliga Nord und Süd der Männer jeweils um eine Mannschaft auf dann neun Teams durch einen zusätzlichen Aufsteiger in der Hallensaison 2023/24 aufgestockt. In der Vorrunde haben alle Mannschaften acht Spiele an neun Spieltagen. Es findet pro Wochenende immer ein Spiel für jeden statt und jeder hat somit ein Wochenende frei. Die maximale Anzahl der Spiele pro Saison bis zur DM sind zwölf, das minimale zehn. Bisher hatte jeder 14 Spiele.
Die Plätze 1 und 2 nach der Vorrunde sind bereits für das Viertelfinale qualifiziert und haben 2 Spiele weniger. Wir wollen damit die gute Leistung belohnen und alle anspornen. Die Plätze 3 bis 6 je Liga treffen in einem Achtelfinale aufeinander, wobei der 3. Nord gegen den 6. Süd, der 4. Nord gegen den 5. Süd usw. spielen.
Bei allen Spielen im Achtel- und Viertelfinale hat zuerst das schlechter platzierte Team der Vorrunde Heimrecht. Wenn jeder ein Spiel gewinnt, kommt es im Rückspiel zu einem Entscheidungssatz. Das Satzverhältnis aus den beiden Spielen spielt keine Rolle. Also: Bei einem 5:0 im Hinspiel und einem 4:5 im Rückspiel steht es 1:1 und es gibt einen Entscheidungssatz. Und dann hat das besser platzierte Team den Heimvorteil, da dieser Satz in der eigenen Halle und vor den eigenen Fans gespielt wird. Das haben wir vom Fußball übernommen. Auch hier wieder: Gute Leistung und eine bessere Platzierung werden belohnt.
Die vier Sieger der Achtelfinalspiele treffen dann auf die 1. und 2. der Vorrunde. Dabei kann es dazukommen, dass auch Nord gegen Nord oder Süd gegen Süd aufeinander treffen können. Genauso kann es beider DM sein, dass dort nur vier Mannschaften aus dem Süden oder vier aus dem Norden spielen. Das sehen wir aber als Vorteil, da wir die besten vier Mannschaften in der Halle haben wollen und keine, die sich über eine Quote qualifiziert haben.“
Wie werden die Absteiger ermittelt?
„Die drei Letztplatzierten jeder Liga spielen in einer einfachen Runde nochmal jeder gegen jeden, allerdings nur jeder in seiner Liga ohne Nord-Süd-Vergleich. Nach der Vorrunde startet der 7. mit zwei Bonuspunkten, der 8, mit einem und der 9. ohne Bonuspunkt. Jeder muss einmal auswärts und einmal zu Hause antreten. Die beiden Letzten steigen dann ab.“
Was sind die Vorteile des neuen Modus´?
„Das wichtigste Argument ist, dass die komplette Saison inklusive Deutsche Meisterschaft einheitlich auf fünf Gewinnsätze gespielt werden kann. Es gibt in den Playoffs neue Paarungen Nord gegen Süd, die es sonst nur an der DM oder gar nicht gibt und somit werden den Zuschauern neue und andere Gegner präsentiert. K.o-Spiele sorgen für mehr Spannung – und es gibt insgesamt weniger Termine, was gerade von den Spitzenspielern immer wieder gefordert wird, um die Belastung zu verringern und die Regenerationszeiten zu erhöhen.“
Welche Nachteile gibt es?
„Der größte Nachteil ist die frühzeitige Hallenreservierung für die beiden Playoff-Runden. da die genauen Termine bzw. Heimspiele erst später feststehen. Maximal müsste jeder für vier Termine eine Halle reservieren, wovon dann letztendlich an einem bis zwei Tagen gespielt wird. Die höheren Kosten für die ein bis zwei Spiele Nord gegen Süd sind ein weiterer Nachteil. Das betrifft aber erstens nicht alle Mannschaften und zweitens sollen diese Kosten durch eine professionelle Vermarktung mit möglichst vielen Zuschauern gedeckt werden. Die DM findet nur noch mit vier anstelle mit sechs Mannschaften statt. Das kann man aber auch als Vorteil sehen, da es keine Mammutveranstaltungen mit acht bis zehn Stunden pro Tag gibt, die Nicht-Faustballer aus der Halle fern hält.“
Für welche Ligen gilt das Playoff?
„Es betrifft nur die 1. Bundesliga Nord und Süd bei den Männern. Bei allen anderen Ligen bleibt erstmal alles wie es ist.“
Warum?
„Bei den Frauen hat es im vergangenen Jahr eine Umfrage unter allen 18 Erstligisten gegeben, da hier die Umstellung von Dreierspieltagen mit 3 Gewinnsätze zu Einzelspielen mit vier Gewinnsätzen in der laufenden Saison weitreichendere Konsequenzen hätte. Das Ergebnis fiel mit vier Ja- und acht Nein-Stimmen eindeutig aus. Sechs Vereine haben die Umfrage gar nicht beantwortet. Daher wird das Thema im Frauenbereich nicht weiter verfolgt.“
Warum wurde bei den Männern keine Umfrage gemacht?
„Das haben wir überlegt, uns aber dann doch dagegen entschieden. Solche Umfragen bringen selten ein einheitliches Bild, siehe früher bei 11er Sätzen oder Dreier- anstelle Einzelspieltagen. Manchmal muss man auch Menschen zu ihrem Glück zwingen und wir halten die Veränderung für nicht so revolutionär. Wenn wir nach dieser Saison sehen, dass wir an der ein oder anderen Stelle korrigieren müssen, dann machen wir das. Außerdem haben wir vor kurzem allen beteiligten Mannschaften eine Fragestunde angeboten, die die wenigsten Vereine interessiert hat. Wir müssen einfach mal anfangen und etwas machen und verändern. Ansonsten können wir bei den wenigen aktiven Faustballern, die wir derzeit haben, die Tür bald abschließen. Stichwort: Mut zur Veränderung!“
Werden die Zuschauer jetzt durch einen Playoff-Modus automatisch in die Hallen strömen?
„Das sicherlich nicht. Wenn die Vereine nichts dafür tun wird alles so bleiben wie es ist, nämlich erschreckende Zuschauerzahlen im zweistelligen Bereich bei unserem Premium-Produkt, der 1. Bundesliga der Männer. Immerhin spielen hier die besten Spieler der Welt, und keinen interessiert es so wirklich. Für diese ein bis zwei Playoff-Spiele empfehlen wir den Vereinen, diese Spiele zu etwas ganz besonderem zu machen. Wir haben in Schneverdingen in der letzten Hallensaison der Frauen einen Spieltag gegen Brettorf und Wangersen zu etwas besonderem gemacht. Wir haben 1000 Freikarten (Druckkosten 60 Euro) verteilt, den Stadtrat und alle möglichen Firmen und Sponsoren eingeladen. Das Ergebnis waren an einem Sonntagmorgen anstelle der üblichen 80 Zuschauer 250. Durch den Verkauf haben wir auch ohne Eintrittsgelder den Gewinn mehr als verdoppelt.
Die Vereine sollen für die Playoff-Spiele jetzt keine Freikarten verteilen, aber mit vergünstigten Tickets, Getränkegutscheinen, Verlosungen o. ä. soll dieser Spieltag zu einem besonderen gemacht werden. Die Leute sollen hinterher aus der Halle gehen und begeistert sein. Sie sollen wiederkommen und im besten Fall noch Bekannte mitbringen. Klar ist auf jeden Fall: Wenn man nichts dafür tut wird sich nichts ändern.“
An welchen Tagen und zu welchen Zeiten sollen die Spiele stattfinden?
„Wir empfehlen den Samstagabend als generellen Spieltag für die Vorrunde und die Playoffs, da wir uns davon die größte Resonanz versprechen. Um den anreisenden Mannschaften bei den Nord-Süd-Vergleichen eine Anreise am Spieltag zu ermöglichen, soll nicht vor 14 Uhr angepfiffen werden. Abendspiele haben sich z.B. im Süden sehr gut bewährt. Wenn beide Mannschaften einen anderen Termin bevorzugen oder die Hallenreservierung am Samstag nicht möglich ist, so kann nach Absprache mit dem Staffelleiter auch ein anderer Termin gewählt werden. Gerade in der Vorrunde ist der Freitagabend bei Lokalderbys sehr beliebt und soll auch weiterhin dafür genutzt werden. Grundsätzlich soll es aber nicht mehr so viele Spielverlegungen geben wie momentan, wo es selten ein einheitliches Tabellenbild gibt.“
Werden die Playoff-Paarungen ausgelost?
„Das war unser erster Gedanke, den wir aber wieder verworfen haben. Es wird eine klare Struktur inklusive der DM geben. Dann weiß jeder, auf welchen Gegner er im Verlauf der Saison mit seiner erzielten Platzierung der Vorrunde treffen kann. So können z.B. die beiden Staffelsieger nach der Vorrunde erst im DM-Finale aufeinander treffen. Das sollte doch Anreiz genug sein.“
Danke für diese Informationen zum Playoff. Dann habt ihr noch ein zweites Thema behandelt und verabschiedet. Ihr habt den Ausrichterfreiplatz bei Deutschen Meisterschaften gestrichen. Warum?
„Vorweg muss ich sagen, dass dieser Beschluss aus dem Spielausschuss heraus kommt. Wir als Sportausschuss haben eine Empfehlung dazu abgegeben, die sich aber mit dem endgültigen Beschluss deckt. Der Ausrichterfreiplatz bei den Deutschen Meisterschaften der Frauen und Männer ist seit vielen Jahren ein heiß diskutiertes Thema. Jetzt hat der Spielausschuss entschieden, diesen ab der Hallensaison 2024/25 alternativlos zu streichen. Wir müssen wieder wie früher Vereine, die nicht in der Bundesliga spielen, diese Meisterschaften ausrichten lassen. Dazu werden seitens des neuen Verbands „Faustball Deutschland“ diesen Vereinen Hilfestellungen in der Organisation und Vermarktung an die Hand gegeben. Für diese Vereine bietet sich eine tolle Chance, ein besonderes Event für die Abteilung und den Gesamtverein sowie für die eigenen Jugendlichen auf die Beine zu stellen. Der TSV Gärtringen hat das bei der Hallen-DM der Männer gerade eindrucksvoll unter Beweis gestellt und finanziell lohnen sich solche Meisterschaften allemal.“
Ab wann gilt diese Regelung denn?
„So schnell wie möglich. Bei den bereits im letzten Jahr vergebenen Hallenmeisterschaften 2023/24 bei den Frauen in Calw und den Männern in Hagen werden die Ausrichter den zugesagten Freiplatz noch bekommen.“
Gilt das für alle Spielklassen, also auch bei Jugend und Senioren?
„Nein. Das gilt nur für die Frauen und Männer in Halle und Feld.“
Die neue Spielordnung Faustball: SpOF Juli 2023
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