Der DFBL-Teamcheck zur Frauen-DM 2020: Die Gruppe A

Reise ins Jahr 2016: Vor vier Jahren nahm der TV Jahn Schneverdingen um Hinrike Seitz zum letzten Mal an einer Hallen-DM teil. (Foto: DFBL/Harder)

Schneverdingen (DFBL/ssp). Sechs Teams, zehn Spiele an zwei Tagen und alle haben ein Ziel: den Deutsche Meistertitel! Am 29. Februar und 1. März sind in Schneverdingen die sechs besten deutschen Hallen-Frauenteams zu Gast und kämpfen um die nationale Krone. Wie gewohnt nimmt Sönke Spille die Mannschaften im Vorfeld unter die Lupe – und hat sich beim Expertentipp Unterstützung von Bundestrainerin Silke Eber geholt.

Los geht’s mit den ersten drei Teams die um den Titel kämpfen werden – und bereits die haben es in sich. Der SV Moslesfehn, der mit einem furiosen Schlussspurt noch auf den DM-Zug aufgesprungen ist, Titelverteidiger TSV Calw und Gastgeber TV Jahn Schneverdingen. Kurzum: Die Gruppe A im Check!

TV Jahn Schneverdingen: Der Gastgeber will den Heimvorteil nutzen

Bei keinen Spielerinnen dürfte die Aufregung so groß sein wie bei denen des Gastgebers: Sieben Jahren nach dem letzten Podestplatz, dem Deutschen Meistertitel bei der DM in Neuenbürg, wollen die Heidschnucken unter dem Hallendach wieder nach einer Medaille greifen. Aus der damaligen Starting Five sind mit Hinrike Seitz und Theresa Schröder noch zwei Spielerinnen verblieben. Und eine weitere Akteurin die einen Deutschen Hallentitel bei den Frauen vorweisen kann kommt noch hinzu: Annika Bösch, zur Feldsaison als frischgebackene Deutsche Hallenmeisterin vom TSV Calw in die Heideblütenstadt gewechselt, würde den Titel nur zu gerne auch mit ihrem neuen Verein gewinnen. „Für mich persönlich ist es die erste Halle-DM mit dem TV Jahn. Ich bin sehr froh Teil des Teams zu sein und freue mich auf die Deutsche Meisterschaft vor der Haustür“, sagt sie.

Auf die bisherige Saison blickt sie dabei mit gemischten Gefühlen zurück – trotz des ersten Nordmeisterschaft der Heidschnucken seit sechs Jahren. „Wir hatten im Saisonverlauf unsere Höhen und Tiefen, sind mal besser und mal schlechter mit den Gegebenheiten klar gekommen“, sagt sie. Trainerin Tine Seitz wechselte dabei viel durch, alle Spielerinnen sammelten somit die nötige Spielpraxis vor dem Turnier. Hier warten mit dem TSV Calw und dem SV Moslesfehn zwei anspruchsvolle Aufgaben. „Beide Begegnungen erfordern höchste Konzentration. Es beginnt jedes Spiel von ,Null‘ und jeder kann am Ende den Pokal in die Luft strecken“, weiß Bösch, die in der Vorrunde auch auf ihren Ex-Verein Calw trifft. „Der TSV verfügt über eine enorme Schlagstärke“, warnt sie. Nicht weniger unterschätzen dürfe man den SV Moslesfehn, der dem TV Jahn am letzten Ligaspieltag eine empfindliche Niederlage zufügte. „Sie sind für mich die kämpferisch stärkste Mannschaft und haben uns am letzten Spieltag unsere Schwächen aufgezeigt“, sagt die Defensivspezialistin.

An diesen Schwächen wird bis zur DM noch gearbeitet. „Jeder Einzelne hat seine Baustellen an denen er konkret zur DM arbeitet. Im Vordergrund liegt aber das Zusammenspiel und die Absprache“, erzählt Annika Bösch. Die Spielerinnen dürfen dabei den Fokus auf den Sport legen. „Die Last der DM-Vorbereitung liegt vorwiegend auf den Schultern von Olaf, Tine und Eric. Wir sind sehr dankbar, dass sie uns so den Rücken freihalten“, sagt Bösch, die sich mit ihren Mannschaftskameradinnen eine Medaille als Ziel gesetzt hat. „Wir wissen, dass wir viel Potenzial in unserer Mannschaften haben, aber es hat schon oft Überraschungen gegeben. Eine Deutsche Meisterschaft hat eben ihre eigenen Gesetze.“

Tipp Silke Eber: Sicherlich bei der Heim-DM einer der Topfavoriten auf den Titel. Sie haben im Team eine tolle Mischung aus sehr erfahrenen und hochtalentierten jungen Spielerinnen. Die Mischung machts, für mich ein heißer Endspielkandidat.

TSV Calw: Der Titelverteidiger fährt die Krallen aus

Im Angriff gefordert: Henriette Schell ist beim TSV Calw zur Führungsspielerin gereift. (Foto: Bernhard Kaiser)

Es war der größte Erfolg der jüngsten Vergangenheit: Nach zahlreichen erfolglosen Anläufen krönte sich der TSV vor einem Jahr zum Deutschen Meister und tritt in Schneverdingen als Titelverteidiger an. Doch ob die Calwer Löwinnen unbedingt das gejagte Team sein werden, bleibt abzuwarten – schließlich lief die Saison sehr durchwachsen. „Wir hatten anfangs keinen fixen Kader, bis zum Festspielen konnten anfangs auch noch Mädels aus der zweiten Mannschaft bei uns mitspielen“, berichtet Sandra Janot von vielen Schwierigkeiten bei den Absprachen. Dazu machte sich das Fehlen von Angreiferin Steffi Dannecker bemerkbar – auch wenn ihre Nachfolgerin Henriette Schell die großen Fußstapfen bereits sehr gut ausfüllt. „Henny macht ihre Sache als alleinige Angreiferin wirklich super“, sagt Janot. „Ich glaube wie sie das durchzieht würde das kaum eine andere schaffen.“

Die Defensive sei nun aber mehr gefordert, wenn nur eine Angreiferin auf dem Spielfeld steht. „Bälle müssen noch akribischer abgewehrt und zugespielt werden und die Angreiferin muss abwehrtechnisch und läuferisch entlastet werden“, berichtet Janot. Das alles habe bis zum Europapokal Anfang Januar nicht beständig genug geklappt. „Dort ist dann überraschend der Knoten geplatzt und wir haben eine wirklich saubere Leistung abgelegt“, freut sich die Kapitänin über die erkämpfte Bronzemedaille.

Diesen Schwung will der TSV nun auch in die Duelle bei der DM mitnehmen. „Gegen Schneverdingen und Moslesfehn müssen wir von Anfang an konzentriert und auf Topniveau sein“, weiß Calws Defensivspiezialistin – schließlich „lassen beide Teams keine Patzer zu“. Damit das klappt, werden in ein paar Extratrainingseinheiten die Abstimmungen und Laufwege noch einmal verfeinert. Und: „Wenn wir tatsächlich das Leistungsvermögen und faustballerische Talent abrufen können, ist alles möglich“, blickt Janot bereits voraus. „Natürlich ist unser Ziel, den Titel zu verteidigen. Wir sind hungrige Löwen, unsere Krallen sind gewetzt.“

Tipp Silke Eber: Das Leistungsvermögen dieser Mannschaft lässt sich gerade schwer einschätzen. Die Calwer Löwinnen wurden in dieser Saison stark von Verletzungen geplagt. Tritt das Team in Bestbesetzung an, ist auf jeden Fall eine Medaille drin.

SV Moslesfehn: Der Last-Minute-Teilnehmer plant die nächste Überraschung

Gelingt in Schneverdingen die nächste DM-Überraschung? Michele Werth (am Ball) und der SV Moslesfehn freuen sich auf die Titelkämpfe. (Foto: DFBL/denDulk)

Nein – so wirklich daran geglaubt hatten sie beim SV Moslesfehn an die DM-Qualifikation nicht mehr. Zu groß war der Abstand im Saisonverlauf auf einen Platz unter den Top3. Umso größer war die Überraschung nach dem letzten Spieltag, dass es doch mit der Quali geklappt hat. „Wir hatten im Vorfeld noch gewitzelt, dass wir es am Ende noch schaffen. Umso glücklicher sind wir natürlich, dass es geklappt hat“, meint SVM-Spielerin Marisa Meyer. Gedanken an die DM wurden im Saisonverlauf dabei nicht wirklich verschwendet. „Dass hat uns in den Köpfen sicherlich freier gemacht und wir haben uns nicht unter Druck gesetzt“, erzählt Meyer. Stattdessen stand der Spaß im Vordergrund. „Wir wollten endlich mal wieder eine konstante Saison spielen. Das war uns in jüngster Vergangenheit selten gelungen.“

Entscheidend für die Quali war am letzten Spieltag der Sieg gegen DM-Gastgeber Schneverdingen. Und ausgerechnet gegen den geht es bei der DM am Samstagvormittag im Eröffnungsspiel. Kurz darauf wartet Titelverteidiger TSV Calw. „Beide Teams sind für mich Kandidaten auf den Titel“, sagt Marisa Meyer. „Calw spielt seit Jahren sehr konstant, Schneverdingen hat ein unglaublich starkes Team. Wenn alle fit sind, werden sie für jede Mannschaft schwer zu schlagen sein.“ Der SVM möchte währenddessen seine Außenseiterchancen nutzen. „Wir haben nichts zu verlieren. Im vergangenen Jahr haben uns unsere Fans einfach ins Halbfinale getragen.“ An diese Leistung wollen die Frauen vom Querkanal nun auch in Schneverdingen anknüpfen. Fehlen wird bei dieser Mission aber ausgerechnet Kapitänin Sabine Grüning. „Wir werden bis zur DM daran arbeiten, uns in der ,neuen‘ Konstellation einzuspielen“, berichtet Marisa Meyer. Neben den normalen Trainingseinheiten stand auch ein gemeinsamer Trainingsabend mit den Frauen vom Ahlhorner SV an. „Hier konnte auf beiden Seiten Einiges ausprobiert und noch einmmal Spielpraxis gesammelt werden“, sagt die SVM-Spielerin. „Das Ziel bei der DM ist es, die Favoriten ein wenig zu ärgern. Alles was jetzt für uns noch kommt ist ein Bonus. Wir wollen diese DM genießen.“

Tipp Silke Eber: Wann immer Moslesfehn bei einer DM dabei war – sie haben in Sachen Teamstärke, Kampfgeist und Leistungsbereitschaft Topwerte abgeliefert. Diese Mannschaft kommt eindeutig über die starke Teamleistung, ist immer gefährlich und schwer bespielbar. Eine Halbfinalteilnahme ist daher nicht unrealistisch.

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