Die Nord-Frauen vor der Hallensaison 2019/20

Spielt in der Hallensaison wieder für die SG Stern Kaulsdorf: Aniko Müller (Foto: DFBL/denDulk)
Verfasst am 4. November 2019
1. Bundesliga Nord Frauen Allgemein Bundesligen

Brettorf (DFBL/ssp). Am kommenden Wochenende schlagen die Faustballerinnen der 1. Bundesliga Nord wieder auf. Fest steht bereits: Als DM-Ausrichter hat der TV Jahn Schneverdingen sein Ticket für die nationalen Titelkämpfe sicher. Doch wer schafft ebenfalls den Sprung auf den DM-Zug, wer landet im Tabellenmittelfeld und wer muss den Gang in Liga zwei antreten? Wie gewohnt macht Sönke Spille den Bundesliga-Check.

TV Jahn Schneverdingen

So wirklich zufrieden war man in der Lüneburger Heide mit der Feldsaison nicht. Zwar verloren die Heidschnucken wettbewerbsübergreifend nur drei Spiele (Bundesliga gegen Brettorf, Europacup-Vorrunde gegen Jona, DM-Finale gegen Ahlhorn), Platz zwei bei der DM und Rang fünf beim Europacup waren aber alles andere, als sich das Team vor der Saison ausgerechnet hatte. Der Anspruch mit der Mannschaft, die sich aus sechs Weltmeisterinnen (4x Frauen, 2x U18) zusammensetzt ist ein größerer.

Personell gibt es einen gewohnten Wechsel: Angreiferin Aniko Müller wechselt wie immer, in der Halle, nach Kaulsdorf zurück, dazu ist Luca von Loh bis Anfang April in Australien. Helle Großmann kehrt nach längerer Verletzungspause zurück. Sie wird den Platz von Alina Kahrametovic einnehmen, die in der vergangenen Feldsaison im Zweitangriff agierte, sich in der Saisonvorbereitung aber einen Kreuzbandriss zuzog und ausfallen wird. Somit verpasst sie auch die Heim-DM am 29. Februar und 1. März in Schneverdingen. Und obwohl die Heidschnucken als Ausrichter der DM einen Startplatz sicher haben, möchten sie sich auf regulärem Weg qualifizieren und einen der ersten drei Plätze erreichen. Dabei sollen die jüngeren Spielerinnen aus der eigenen Jugend weiterhin aufgebaut und an das Bundesliganiveau heran geführt werden.

Tipp: Der TV Jahn wird sich in dieser Hallensaison deutlich besser präsentierten als in den Jahren zuvor. Die Defensive stand bereits in der vergangenen Saison sicher, Theresa Schröder hat dazu hervorragende Qualitäten im Angriff. Wie das Zusammenspiel aussehen kann, bewies das Team von Tine Seitz zuletzt beim Turnier in Brettorf: Platz 2.

Ahlhorner SV

Mit diesem Erfolg hatte beim ASV niemand gerechnet: Nach Hoch- und Tiefpunkten über den gesamten Bundesliga-Saisonverlauf qualifizierten sich die Blau-Weißen am Ende mit Ach und Krach für die Deutsche Meisterschaft. Hier belohnten sich die Ahlhorner Spielerinnen für die harte Arbeit in der Vorbereitung. Zunächst kämpfte sich das Team zum vierten Mal ins Endspiel und schaffte hier – nach drei Finalniederlagen – den Titelgewinn. Diesen Schwung wollen die Blau-Weißen nun auch unter das Hallendach mitnehmen. Schließlich verpasste es Ahlhorn in der vergangenen Spielzeit, sich für die DM zu qualifizieren. Mit der Rückkehr von Nationalangreiferin Pia Neuefeind ist Ahlhorn jetzt noch einmal deutlich breiter aufgestellt. Neben Neuefeind kann der ASV auch auf Imke Schröder und Tokessa Köhler-Schwartjes in der Offensive zurückgreifen und somit sehr variabel auf verschiedene Situationen reagieren. Dazu hat sich auch Felicia Gißler auf dem Feld als „Joker“ bewährt und ist überall einsetzbar. Gemeinsam mit der starken Defensive um Sarah Reinecke und Nationalspielerin Michael Grzywatz will der Deutsche Feldmeister nun auch in der Halle um die DM Plätze mitspielen. An oberster Stelle steht aber erst einmal gut in die Saison zu starten und früh viele Punkte einzusammeln.

Tipp: Der DM-Erfolg in Kellinghusen gibt mächtig Rückenwind für die anstehende Hallensaison. Wenn das Zusammenspiel zwischen den drei Angreiferinnen Imke Schröder, Tokessa Köhler-Schwartjes und Pia Neuefeind gelingt, wird sich der ASV die Nordmeisterschaft sichern.

VfL Kellinghusen

Nur dank des Ausrichterfreiplatzes schaffte es der VfL Kellinghusen in der abgelaufenen Feldsaison zur DM. Die Ligaspielzeit hatte dabei viele Höhen und Tiefen, am Training nahmen viele Spielerinnen zu unregelmäßig teil. Das endete in der recht mageren Punkteausbeute. Auch im DM-Qualispiel gegen Titelverteidiger TSV Dennach sprach nach dem 0:2-Rückstand nicht mehr viel für die Schleswig-Holsteinerinnen. Danach gelang ein unerwartetes Comeback, in dem die junge Mannschaft ihr wahres Spielvermögen mit einer Menge Wille und Teamgeist zeigte. Am Ende reichte es nicht für eine Medaille, machte aber deutlich aber dass über die gesamte Spielzeit noch die Konstanz, Routine und das letzte Quäntchen Spielstärke fehlt.
Nun geht es unter dem Hallendach weiter, unter dem das Team in der vergangenen Saison mit DM-Silber den bisher größten Erfolg feierte. Zur neuen Saison ziehen wieder dunkle Wolken auf: Der Kader bleibt unverändert, doch viele Spielerinnen können durch Beruf und Studium nur bedingt trainieren. Geplant ist, dass einige Aktive aus der Zweitligamannschaft aushelfen werden. Dazu wird Coach Rouven Kadgien durch seine Spieltage mit der Männermannschaft einige Male fehlen. Dennoch hat sich Kellinghusen einen der ersten drei Plätze als Ziel gesetzt. Dieses Vorhaben – dass wissen auch die Störstädterinnen – wird nur mit invididueller Weiterentwicklung und konstant guter Leistung möglich sein.

Tipp: Dass noch viel Luft nach oben ist, war beim einzigen Vorbereitungsturnier in Brettorf zu erkennen, als der VfL bereits in der Vorrunde die Segel streichen musste. Im Saisonverlauf gelingt es den Störstädterinnen zwar, sich zu stabilisieren – mit Platz 4 wird die DM-Quali aber verpasst.

MTV Wangersen

Nach 26 Jahren ist der MTV zurück im Faustball-Oberhaus: Dank einer engagierten Nachwuchsarbeit hat es der Verein aus dem Kreis Stade nach einem Vierteljahrhundert wieder in die 1. Bundesliga geschafft! Das Erstligateam trainiert nahezu seit der U10 zusammen und spielte bei mehreren Deutschen Jugendmeisterschaften groß auf. Vor fünfeinhalb Jahren starteten die damaligen U14- und U16-Spielerinnen dann in der Bezirksliga im Frauenbereich. Der bisherhige Höhepunkt wurde mit dem Aufstieg vor rund einem halben Jahr erreicht. Den Doppel-Triumph mit dem Aufstieg auf dem Feld gelang Wangersen aber nicht. Nach einer dominanten Vorstellung in der 2. Bundesliga Ost – mit der Tabellenführung vom ersten bis letzten Spieltag – verpasste die Mannschaft ersatzgeschwächt den Aufstieg. Umso mehr ist die Vorfreude nun auf die anstehende Spielzeit unter dem Hallendach.

Tipp: Als Ziel hat sich die junge Mannschaft den Klassenerhalt gesetzt. Doch der Sprung ins Oberhaus ist doch noch etwas zu groß. Mit Platz 9 geht es zwar zurück in Liga zwei – doch hier wird der MTV ganz sicher den nächsten Anlauf zur 1. Bundesliga erfolgreich meistern.

SV Moslesfehn

Die vergangene Feldsaison lief beim SV Moslesfehn wieder einmal sehr durchwachsen. Von Beginn an war klar, dass die DM-Quali fast unerreichbar war, so ganz aus dem Auge wollte das Team von Trainer Till Oldenbostel diese dann aber doch nicht lassen. Der Saisonstart verlief holperig, nach drei Niederlagen aus den ersten vier Spielen befand sich der SVM sogar kurzzeitig in Abstiegsgefahr. Doch das Team kämpfte sich zurück und belegte am Ende einen versöhnlichen vierten Platz.
Unter dem Hallendach wollen die Damen vom Querkanal nun aber wieder angreifen. Bei der Hallen-DM marschierte die Truppe – wenn auch mit der Wildcard als Ausrichter – bis ins Halbfinale und bewies, dass sie mit den deutschen Top-Teams mithalten kann. Daran gilt es nun anzuknüpfen.
Der Kader bleibt dabei identisch zur Feldsaison, bei den Turnieren in Brettorf und Essel galt es einige Varianten auszuprobieren, um im Saisonverlauf den einen oder anderen Favoriten zu ärgern.

Tipp: Die Konkurrenz ist stark, der SVM hat in den vergangenen Spielzeiten zu unbeständig gespielt. Wenn sie das nicht abstellen können, wird es in der Saison „nur“ zu Rang 6 reichen.

TSV Bayer 04 Leverkusen

Eine Steigerung der Leistung möglich gewesen wäre – doch trotzdem: Bayer Leverkusen schaffte auch in der dritten Bundesliga Feldsaison in Folge frühzeitig den Klassenerhalt und kann für 2020 im Faustball-Oberhaus planen. Und auch unter dem Hallendach sind die Rheinländerinnen – nach einem Jahr Abstinenz – wieder in der ersten Liga aktiv. Der Kader aus der Feldsaison bleibt dabei bestehen. Einzig bei Maya Mehle, die auf den Spuren von Fabian Sagstetter wandelt, ist unklar wie oft sie mitwirken kann. Mit dem Volleyball-Team von Bayer 04 wird sie in den kommenden Wochen in der 2. Volleyball-Bundesliga angreifen. Dank des breiten Kaders, hofft der Werksverein aber, den möglichen Ausfall kompensieren zu können. Einen großen Vorteil versprechen sich die Spielerinnen dabei von den insgesamt drei Heimspielen. Mit der Unterstützung des lautstarken Publikums wollen sie den Klassenerhalt schaffen.

Tipp: Der Aufsteiger kämpft bis zum Schluss um den Klassenerhalt – muss sich am Ende aber knapp geschlagen geben und belegt Rang 8.

SG Stern Kaulsdorf

Nach einem Sommer Faustballabstinenz greift die SG Stern Kaulsdorf nun unter dem Hallendach wieder in das Spielgeschehen der Bundesliga mit ein. Aufgrund der Personalsituation konnte in der vergangenen Feldrunde keine Mannschaft gestellt werden, sodass man eine Zwangspause einlegen musste. Dafür stehen für die Aufgaben in der Hallensaison umso mehr Spielerinnen zur Verfügung. Neben der Rückkehr von Aniko Müller vom TV Jahn Schneverdingen stoßen zwei weitere Spielerinnen zum Kern der Mannschaft. Ulrike Andres und Jennifer Päßler vom VfK Berlin schließen sich dem Erstligisten an und sollen mit ihrer langjährigen Erfahrung und ihrem Spielwitz zur großen Unterstützung werden. Zwar kennt man sich bereits vom Spielfeld, aber doch eher von den gegenüberliegenden Seiten. Deshalb lag der Fokus der Vorbereitung, sich bestmöglich aufeinander abzustimmen und einzuspielen. Neben den gemeinsamen Trainingseinheiten wurden hierfür die Leipzig Open und das Turnier in Brettorf bestritten. In einer engen Liga ist es für die Kaulsdorferinnen schwer, ein Saisonziel auszugeben. Aufgrund der längeren Spielpause einiger Spielerinnen ist das oberste Ziel, so schnell wie möglich viel Abstand zum Tabellenkeller zu schaffen. Und Luft nach oben ist ja bekanntlich immer…

Tipp: Nach der Spielpause werden die Berlinerinnen unheimlich „heiß“ auf die anstehende Saison sein. Dazu sorgen die beiden Neuzugänge für einen breit aufgestellten Kader. Gerade Ulrike Andres kann für die nötige Entlastung von Hauptangreiferin Aniko Müller sorgen. Kaulsdorf schafft Platz 5.

TK Hannover

Eine durchwachsene Feldsaison liegt hinter den Hannoveranerinnen. Tolle Erfolge gegen die Ligafavoriten (unter anderem ein Sieg gegen die späteren deutschen Meisterinnen vom Ahlhorner SV) standen einer Niederlagenserie gegenüber. Wie so oft entschied die Anzahl an verfügbaren Spielerinnen über den Ausgang der Spieltage. Am Ende reichte es mit Platz sieben knapp zum Klassenerhalt.
Dieses Ziel hat sich das Team auch für die anstehende Hallensaison vorgenommen. Personell bleibt der Kern der Mannschaft zusammen, dennoch gibt es einige Änderungen. Defensivspielerin Karen Schulz kehrt nach ihrem Auslandsjahr zurück in die Mannschaft. Angreiferin Melanie Heidecke wird in der Hallensaison studienbedingt pausieren. Auch Wencke Doil wird den Angriff nur sehr sporadisch unterstützen. Durch ihren Umzug nach Berlin wird sie wohl in Kaulsdorf mit im Aufgebot stehen und gegebenenfalls die Spieltage in Hannover mitspielen. Verstärkt wird das Team durch Stine Burghardt vom TuS Spenge. Die junge Spielerin wird zunächst für die zweite Mannschaft agieren, bevor sie zur Saisonmitte zum Bundesligakader stößt.

Tipp: Mit Cindy Ristel verfügt der TKH über eine echte Waffe im Angriff. Mit ihr schaffen es die Hannoveranerinnen erneut auf den 7. Platz und damit den Klassenerhalt.

TV Brettorf

Viel knapper häte es eigentlich nicht laufen können. Im Kampf um das DM-Ticket stand der TVB punkt- und satzgleich mit dem Ahlhorner SV in der Tabelle der Feld-Bundesliga Nord. Schlussendlich gaben zwei weniger gewonnene Sätze den Ausschlag. Und während Brettorf bei der DM in Kellinghusen in die Röhre schaute, gewann Ahlhorn den DM-Titel. Mund abwischen und den Blick nach vorne richten ist daher, mit Blick auf die anstehende Spielzeit unter dem Hallendach, angesagt. Und unter dem fühlen sich die Brettorferinnen ja ohnehin pudelwohl. 2018 schafften es die TVB-Frauen erstmals zu einer Deutschen Meisterschaft, in der vergangenen Saison klappte sogar der Sprung auf das DM-Podest. Personell wird es auf dem Spielfeld keine Veränderungen geben. Der Stamm um Laura Marofke und Karen Kläner im Angriff sowie die Defensivreihe mit Ida Hollmann, Laura Cording, Laura Koletzek und Jule Weber bleibt bestehen. Einzig an der Seitenlinie gibt es eine Veränderung. Rieke Buck zog sich wie angekündigt zurück, das Training wird seitdem von Laura Marofke und Karen Kläner geleitet. An den Spieltagen wird zudem Christian Kläner als Betreuer zur Verfügung stehen. Als Ziel haben sich die Schwarz-Weißen gesetzt, die dritte DM-Teilnahme in Folge zu schaffen.

Tipp: Der TVB hat sich bereits in der vergangenen Spielzeit als echte Hallenmannschaft erwiesen. Doch durch das Fehlen einiger Spielerinnen beim Training, wird zum Saisonstart noch etwas Sand im Getriebe sein. Mit Platz 3 schafft Brettorf aber die dritte DM-Quali in Folge.

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