Zum Start in die Hallensaison: Das sind die Frauen-Teams im Süden

Henriette Schell ist nach ihrer Verletzungspause zurück auf dem Feld. Foto: Bernhard Kaiser
Verfasst am 2. November 2023
1. Bundesliga Süd Frauen Allgemein Bundesligen

(heu) Eine kompakte Hallenrunde wird an diesem Sonntag eingeläutet: TSV Calw – SV Energie Görlitz – TV Stammheim und TV Unterhaugstett – TSV Ötisheim – TV Segnitz, so lauten die ersten Begegnungen. Bereits in dreieinhalb Monaten stehen die deutschen Meisterinnen fest. Spannend ist die Frage, welche Süd-Vereine neben Gastgeber Calw an der DM-Endrunde (17./18. Februar) teilnehmen werden. Die Entscheidung fällt vielleicht erst sieben Tage vorher, am 10. Februar, beim Treffen des TSV Pfungstadt, TV Käfertal und TSV Dennach. Dieser Spieltag wurde vom ersten auf den letztmöglichen Termin verlegt. So hat Dennach, gerade vom World-Tour-Finale in Brasilien (Platz 4) zurückgekehrt, mehr Regenerationszeit. Ein Blick auf die neun Süd-Mannschaften weist die „Pink Ladies“ als „Stern des Südens“ aus, dahinter balgen zwei bis drei Teams ums letzte freie Meisterschafts-Ticket und drei bis vier um den Klassenerhalt.

TSV Dennach

Wie im Vorjahr kehren die Weltklasse-Frauen ohne World-Tour-Medaille aus Brasilien zurück. Aber in der Bundesliga ist es angerichtet, Spielertrainerin Anna-Lisa Aldinger schöpft aus dem Vollen. Nationalspielerin Elena Kull wechselt nach Pfungstadt, dafür kommt Maya Mehle, die auch schon das Adler-Trikot tragen durfte, aus Hessen nach Dennach. Fenja Stallecker steigt nach überwundener Kreuzbandverletzung am Schlag neben der großen Sonja Pfrommer wieder ins Geschehen ein. „Ich habe den Luxus von 19 Spielerinnen“, freut sich Anna-Lisa Aldinger. Die Hallen-Vorbereitung fiel weitgehend aus, „aber wir haben das Faustballspielen nicht verlernt und ich sehe uns am Ende der Saison weit vorn in der Tabelle.“ Auch Sonja Pfrommer hegt Erwartungen: „Mit Maya, die Mitte und Angriff spielen kann, und mit Fenja stehen wir personell noch besser da als im Vorjahr, wo wir bereits als DM-Zweite unerwartet gut abgeschlossen haben. Ich würde gern wieder im Finale stehen.“

Prognose: Alles andere als Platz eins der Südstaffel wäre eine Überraschung.

TSV Calw

Die Calwerinnen haben ein verrücktes Jahr 2023 erlebt. Erst Platz drei bei der letzten deutschen Hallen-Meisterschaft in Ötisheim erobert, dann meldete sich Schlagfrau Henriette Schell zur Schulter-OP und für die Feldrunde ab. Prompt landete ihr Team auf einem Abstiegsplatz, bleibt aber aufgrund des Rückzugs vom TSV Gärtringen erstklassig. Nun ist „Henny“ Schell wieder im Training. Vieles hängt davon ab, wann die Weltmeisterin wieder zu 100 Prozent belastbar ist. Trainerin Melanie Münzenmaier fischt aus einem Pool von acht erfahrenen Spielerinnen. Laura Flörchinger (Mitte) fällt bis Jahresende aus, dafür stehen mit Samantha Lubik, Leonie Pfrommer, Ida Hollmann und Kapitänin Sandra Janot adäquate Defensivkräfte parat. Letztere steckt das Hauptziel ab: „Wir wollen bis zur DM unser Leistungshoch erreichen.“ So war es den „Löwinnen“ bei den vergangenen vier Hallen-Endrunden gelungen, zwei Mal Gold (2019 / 2021), einmal Silber (2022) und Bronze (2023) zu krallen.

Prognose: Die DM-Teilnahme ist gesichert, aber fast alles hängt an Henriette Schells Fitness.

TV Segnitz

Trainer Ulrich Lauck wird sich freuen, dass er mit einem unveränderten und eingespielten Kader in die Hallenrunde geht. Angeführt von den schlagstarken Angreiferinnen Svenja Schröder und Luise Kaemmer geht es einmal mehr darum, sich schnell ans Hallenformat zu gewöhnen. Denn, so Zuspielerin Tatjana Müller: „Wir konnten wieder nur in einer zu kleinen Volleyball-Halle trainieren.“ Der TVS bestritt auch kein Vorbereitungsturnier in kompletter Mannschaftsstärke. „Schwer abzuschätzen, wie schnell wir unsere Leistung abrufen können, auf jeden Fall freuen wir uns auf die Saison.“ Ein klares Zielbekenntnis bleibt aus, doch mit National-Angreiferin Svenja Schröder und ihren kampferprobten Mitspielerinnen dürfte die Teilnahme an der deutschen Meisterschaft in Calw schon im Kalender markiert sein. Neben Gastgeber Calw und Top-Favorit Dennach wäre schließlich noch ein Platz frei.

Prognose: Der TV Segnitz kämpft mit dem TSV Pfungstadt um das eine weitere DM-Ticket.

TV Unterhaugstett

Ein Schlag ins Kontor des Bad Liebenzeller Höhenort-Vereins ist der Verlust von Hauptangreiferin Pia Neuefeind, die nach Nussbach/Österreich wechselt. Elsa Katz und Alicia Koss pausieren, während Anke Philippi die zweite TVU-Mannschaft unterstützt. In der Abwehr stößt Nienke Maisch (Vaihingen/Enz) zum Team und im Angriff die eigenen Nachwuchsspielerinnen Sarah Eckert und Joleen Wenzelsdorfer. Der Kader von Betreuer Frank Lebherz wird also kräftig durchgemischt. Mit Conny Musch und Lisa Waldenmaier stehen zwei Konstante bereit. Auch die Sauerbrunn-Schwestern Julia (Abwehr) und Vera (Angriff) sowie Nadine Maisenbacher (Mitte) werfen reichlich Know-how in die Waagschale. Anders gesagt: Unterhaugstett weiß, wie Bundesliga geht. „Wir müssen uns als Mannschaft finden. Die 1. Liga ist diesmal sehr stark, daher ist der Klassenerhalt unser Ziel“, sagt Julia Sauerbrunn.

Prognose: Der Blick richtet sich nach unten – Platz 6 oder 7 ist aber drin.

TSV Pfungstadt

Mit einem deutlich veränderten, ja verstärkten Kader sollten die Südhessinnen selbstbewusst in die Runde gehen. Allrounderin Kim Trautmann: „Maya Mehle spielt in Dennach, Joanna Sator im Angriff fällt langfristig verletzt aus. Dafür kehrt unsere Trainerin Stephanie Thomas ins Spielgeschehen zurück.“ Gerade diese Stephanie Thomas, geborene Dannecker, vielfache Welt- und Europameisterin, Welt-Faustballerin 2021, wird als Schlagfrau darüber entscheiden, ob es für Pfungstadt in neue Sphären gehen kann. Auch die Defensive wird mit Elena Kull aus Dennach sowie U21-Nationalspielerin Leonie Modenese vom TV Vaihingen/Enz vielversprechend verstärkt. Kim Trautmann: „Wir haben hochklassige Einzelspielerinnen, müssen uns nun als Mannschaft schnell finden und verletzungsfrei bleiben. Die Top-5 ist auf jeden Fall das Ziel, mal sehen, was darüber noch geht. Wir freuen uns und sind gespannt.“

Prognose: Platz drei und die DM-Teilnahme sind angesichts namhafter Spielerinnen durchaus möglich.

TV 1880 Käfertal

Drei Wochen vor Saisonstart waren alle Spielerinnen zur Vorbereitung an Bord und konnten einige Trainingsspiele absolvieren. Der Kader geht die Saison in unveränderter Formation an, freut sich Abwehrspielerin Yasmin Yasin. „Wir haben unseren Stamm mit sechs Spielerinnen. Zeitweise helfen unsere Küken Jessica Chicova und Franzi Moritz aus der Jugend aus, zumal Angreiferin Natalie Moritz nur teilweise zur Verfügung steht.“ Als Erfolgsfaktor dürfte sich einmal mehr Hauptschlagfrau Marie Hodel mit ihren langen Bällen erweisen. Mit Platz 6 und 4 in den letzten Hallensaisons und Platz 5 zuletzt im Feld haben sich die Mannheimerinnen in der Beletage des Südens etabliert. „Wenn unsere Angreiferinnen in Fahrt kommen und wir in der Abwehr unsere Leistung abrufen, können wir vorne mitmischen. Unser Ziel ist daher ein Platz in der vorderen Tabellenhälfte“, sagt Yasmin Yasin.

Prognose: Das Abstiegsgespenst hat in der Kurpfalz nichts verloren. Platz 4 oder 5 ist realistisch.

TSV Ötisheim

Zuspielerin Stephanie Frech und Offensivkraft Kristina Schnaugst befinden sich in der Babypause – „das ist grundsätzlich schön, aber nicht gut für unseren Kader“, weiß Spielertrainerin Irina Kuhn, die aus der zweiten Mannschaft Francesca Runchina ins Zuspiel beordert. „Sie hat schon öfter in der Ersten gespielt. Dazu kommt die vielseitig einsetzbare Adriana Kicherer vom TV Bretten.“ In der Vorbereitung wurde ein internes Kurzturnier gespielt und Irina Kuhn zeigt sich „zufrieden. Wir wollen nun an die Leistung der letzten deutschen Meisterschaft anknüpfen, wo wir zuhause gegen die Großen eine starke Leistung zeigen konnten. Die Feldsaison verlief mit Platz 7 nicht optimal, da hat’s einfach nicht gestimmt. Das wollen wir nun hinter uns lassen. Alle haben Bock zu spielen.“ Wichtig für den Ötisheimer Kader ist, dass alle Akteurinnen – vor allem Angriffsroutinier Marie-Therese Rothmaier – verletzungsfrei bleiben.

Prognose: Das Team aus „Aize“ kämpft gegen den Abstieg.

SV Energie Görlitz

Wie jung das Aufsteiger-Team ist, verdeutlicht eine Anmerkung von Schlagfrau Lara Olbrisch: „Einige unserer Spielerinnen waren zuletzt beim Deutschland- und Jugend-Europa-Pokal unterwegs“, also mit der sächsischen U18-Landesauswahl. Mit dem SV Energie steht also eine Mannschaft mit Perspektive in der 1. Bundesliga, die mehrmals an die Tür zum Oberhaus klopfte. Spielpraxis wurde zuletzt beim Turnier in Merseburg und im Trainingslager gesammelt. Lara Olbrisch: „Wir haben einen Kader von neun Spielerinnen und gute Möglichkeiten in der Abwehr. Bis auf kleine Veränderungen haben wir so in unseren Zweitliga-Jahren zusammengespielt.“ Ob bald erste Zähler möglich sind? Geduld sind die Frauen von der sächsisch-polnischen Grenze gewohnt, denn für ihren Sport sitzen sie viel im Auto. Um Sprit, Zeit und Hotelkosten zu sparen, wurden die fünf Auswärts-Auftritte in Calw, Unterhaugstett, Stammheim, Pfungstadt und Mannheim auf drei Wochenenden gelegt. Der erste Auftritt steigt am Sonntag im 635 km entfernten Calw.

Prognose: Nur wenn’s richtig gut läuft, hat Görlitz die Chance auf ein weiteres Jahr Erstklassigkeit.

TV Stammheim

Coach Florian Gruner freut sich über zwei Neulinge, die den Rückraum hinter den Angreiferinnen Melanie Israel, Anja Brezing und Larissa Keser stärken dürften. Mit Abwehrspielerin Eva Winkler und Zuspielerin Lisa Knodel bringen gleich zwei U18-Nationalspielerinnen aus dem nahen Vaihingen/Enz frischen Wind in das Team aus dem Stuttgarter Norden. Darüber hinaus kehrt Annika Gruner nach langer Verletzungspause (Kreuzbandriss) zurück. „Wir haben positive Momente vom Vorbereitungsturnier in Gärtringen mitgenommen“, berichtet der Trainer. „Wir kämpfen gegen den Abstieg und dementsprechend setzen wir alles daran, den Klassenerhalt zu schaffen. Wir wollen uns in jedem Spiel gut verkaufen und an unser Leistungslimit gehen.“ Das Publikum des regen Faustball-Sportvereins aus Stammheim wird das sicherlich mit reichlich Applaus belohnen.

Prognose: Für die Stuttgarterinnen zählt jeder Punkt im Abstiegskampf.

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