WM Story: Jörg Ramel – Ein Deutscher an der italienischen Seitenlinie

Trainer der Italienischen Nationalmannschaft: Jörg Ramel (links) (Foto: DFBL/Spille)
Verfasst am 12. August 2019
Allgemein WM Männer 2019 Schweiz

Winterthur (DFBL/ssp). Wenn am Montagabend die Deutsche Faustball-Nationalmannschaft auf Italien trifft, wird wohl jeder Deutsche dem Team in Schwarz-Rot-Gold die Daumen drücken. Jeder? Einer ganz sicher nicht: Jörg Ramel. Der Bayer ist seit 2015 Cheftrainer der Squadra Azzurra und will es dem Titelverteidiger mit seinem Team im Vorrundenspiel so schwer wie möglich machen.

Das offizielle Eröffnungsspiel der Faustball-Weltmeisterschaft in Winterthur läuft: Die Schweiz liefert sich mit Chile über weite Strecken eine spannende Begegnung. Für Jörg Ramel, Trainer der Italienischen Faustballnationalmannschaft, bedeutet diese Begegnung Spielanalyse vom Feldrand. Schließlich könnten die beiden Teams nach der Gruppenphase Gegner der Italiener werden. „Da sind schon spannende Ballwechsel bei“, sagt der ehemalige Spieler von Wacker Burghausen und ergänzt: „Chile sehe ich auf Augenhöhe mit uns.“

Deutsche Trainer sind bereits Tradition

Ein Deutscher im Diensten der italienischen Faustballer. Nichts ungewöhnliches wenn man einen Blick in die jüngere Vergangenheit wirft. Udo Schulz, Ulrich Richter, Hartmut Maus – sie alle betreuten die Südeuropäer bei internationalen Veranstaltungen bereits an der Seitenlinie. Jörg Ramel gehört seit 2003 zum Trainerstab. „Seit der damaligen Europa-Liga hatte ich mit den Italienern, allen voran Alex Biasion, Kontakt. Irgendwie hat es sich damals dann einfach ergeben“, erinnert sich der ehemalige Angreifer. Zunächst war er als Co-Trainer bei den Meisterschaften dabei, seit sieben Jahren ist er der Cheftrainer der italienischen Männer – und das obwohl er in Fürstenfeldbruck, etwa 25 Kilometer westlich von München, wohnt. „Das Training bedarf da schon einer gewissen Vorbereitung“, schmunzelt Ramel. „Es gibt einige Spieler, die nicht mehr in Bozen wohnen und ähnlich pendeln wie ich. Wir schauen dann bereits im Vorfeld wann ein Wochenende ist, an dem alle Spieler da sind. Dann setzen wir ein Trainingswochenende an, an dem ich auch nach Bozen reise.“

Jörg Ramel kann sich auf seinen Angreifer Armin Runer immer verlassen (Foto: DFBL/Schönwandt).

Dreieinhalb Stunden nimmt er dabei für eine Fahrt auf sich, vor einem internationalen Turnier wie der Weltmeisterschaft, erhöht er den Rhythmus seiner Reisen. „Unter der Woche übernimmt Armin Runer das Training, der dafür extra aus Innsbruck anreist“, berichtet Jörg Ramel und zeigt sich beeindruckt: „Obwohl er dort die Hauptlast in den Einheiten stemmen muss, leidet seine Leistung darunter nicht. Das ist schon echt toll.“ Doch gerade der italienische Hauptangreifer musste zu Beginn der WM-Woche etwas kürzer treten. „Beim Turnier in Jona am vergangenen Wochenende hat er über leichte Schmerzen im Rücken geklagt“, verrät Ramel. Bei der deutlichen 0:3-Pleite (1:11, 3:11, 0:11) verzichtete der Coach deshalb auf seinen Hauptangreifer, für den es bereits die fünfte Weltmeisterschaft ist. „Wir haben gegen Österreich auf die jüngeren Angreifer gesetzt, die befreit aufspielen konnten. Wir spielen in der Österreichischen Liga mit. Die Österreicher kennen uns, wir kennen sie. Sie haben das in dem Spiel extrem gut gemacht“, muss Ramel eingestehen. „Das war schon eine deutliche Klatsche.“

Platz fünf im Visier

Bei Armin Runer ist auch ein Einsatz am Montag gegen Deutschland fraglich. Gegen die starken Gegner sei dies aber alles nur eine Vorsichtsmaßnahme, versichert Ramel. Im vermeintlichen Spiel um den dritten Platz in der Gruppe gegen Argentinien soll Runer wieder auf dem Feld stehen. Schließlich wollen die Italiener bei dieser WM besser abschneiden als in den vergangenen Jahren. Bei den letzten drei Austragungen hatte die Squadra Azzura den siebten Platz förmlich gebucht – in Winterthur traut Ramel seiner Mannschaft eine bessere Platzierung bis Rang fünf zu: „Wir haben uns ein anspruchsvolles Ziel gesetzt und wollen alles daran setzen, das auch zu erreichen – auch wenn es natürlich nicht einfach wird.“ Bei den Europameisterschaften in Grieskirchen und Adelmannsfelden ärgerten die Italiener die „Großen“ wie Deutschland, Österreich und die Schweiz bereits – zu einer Überraschung reichte es aber noch nicht. „Wir machen jedes Jahr weitere Schritte in die richtige Richtung“, betont Jörg Ramel. Und vielleicht gelingt es ihm und seinem Team ja, eine der favorisierten Mannschaften „zu stürzen“. Auch wenn sie damit ja nicht unbedingt gegen Deutschland anfangen müssen…

Weitere deutsche Trainer im Einsatz

18 Nationen nehmen an der 15. Faustball-Weltmeisterschaft teil – bei gleich sechs Teams stehen Trainer aus Deutschland an der Seitenlinie. Neben Jörg Ramel bei Italien, sind auch Jochen Jansen und Guido Wennemacher bei der Niederlande, Hartmut Maus bei Belgien, Thomas Helber und Bianca Kruck bei Australien sowie Roland Schubert und Sören Nissen bei Dänemark im Einsatz. Und dann wäre da natürlich noch Olaf Neuenfeld, der das deutsche Team zur Titelverteidigung coachen möchte.

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