Was für ein Spitzenspiel zum Jahresabschluss!
Vaihingen/Enz (DFBL/aga). Das Spitzenspiel um die beste Ausgangsposition für die DM-Quali hielt, was es im Vorfeld versprochen hatte: Neun Sätze und viel Szenenapplaus gab es für die beiden Mannschaften aus Vaihingen und Schweinfurt. Der TV Vaihingen konnte sich gegen einen den direkten Konkurrenten Schweinfurt um einen DM-Startplatz durchsetzen und den Abstand auf vier Punkte gegenüber den Verfolgern ausbauen. Der TVV glänzte auch mit einem Rahmenprogramm in und vor der Halle und freiem Eintritt für Jugendmannschaften. Nach der Vorrunde steht der TSV Pfungstadt auf Platz 1, Vaihingen auf Platz 2 und der TV Käfertal auf Platz 3 – in Lauerstellung befinden sich der TV Schweinfurt/Oberndorf und der FBC Offenburg. Unterhaugstett belegt einen Nichtabstiegsplatz und am Tabellenende sind Calw und Waldrennach noch ohne Sieg.
TV Vaihingen/Enz : TV SW-Oberndorf 5:4
(11:8, 5:11, 11:1, 6:11, 11:4, 7:11, 11:6, 10:12, 11:8)
Das waren ganze Felsbrocken, die den Faustballern des TV Vaihingen nach dem verwandelten Matchball gegen den TV Schweinfurt-Oberndorf vom Herzen fielen. Michael Krauß sank auf die Knie mit den Armen zum Himmel gereckt, die Fäuste geballt. Daniel Wörsinger schrie seine Freude in die Halle. „Nach dem achten Satz habe ich eigentlich nicht mehr daran geglaubt, dass wir das Spiel gewinnen – vor allem, da wir im entscheidenden Durchgang eine 6:4-Führung zum Seitenwechsel gleich verspielt haben und mit 6:7 in Rückstand geraten sind“, berichtet TVV-Spielertrainer Kolja Meyer. „Aber die Kulisse hat geholfen. Es hilft einfach, wenn man das Publikum hinter sich hat und es sich auch bemerkbar macht.“
So wie Meyer ging es wahrscheinlich vielen in der Sporthalle am Alten Postweg. 10:6 bei 4:3-Satz-Führung lagen die Vaihinger im achten Durchgang vorne. Die ersten beiden Matchbälle wehrte Nicolas Bitsch ab, der den beruflich verhinderten Oberndorfer Hauptangreifer Oliver Bauer mehr als würdig vertrat. „Er stand Oliver Bauer nicht viel nach. Er hat stark abgewehrt – vielleicht sogar besser, als es Olli könnte“, zollt Meyer dem TVO-Angreifer Respekt, der in Unterfranken hauptsächlich in der zweiten Mannschaft zum Einsatz kommt. Beim Stand von 10:8 geriet dann ein Zuspiel der Gäste zu lang. Doch statt den Ball einfach im eigenen Feld aufspringen zu lassen, schmetterte Michael Krauß den Ball zurück, schlug dabei aber in die Leine. Es folgten zwei Ausangaben des TVV-Zweitschlagmanns. Bitsch nutzte dann den ersten Oberndorfer Satzball zum 12:10.
Den Schock steckten die Vaihinger aber zunächst gut weg. Ein Block von Meyer gegen Fabian Sagstetter, ein Punkt von Krauß und ein Angabenfehler von Sagstetter brachten die Gastgeber schnell mit 3:0 in Führung. Doch Bitsch und Sagstetter konterten zum 4:3. Mit einem Kraftakt wechselten die Vaihinger dennoch mit 6:4 die Seiten – auf die Spielhälfte, auf der sie die Wand auf der rechten Seite hatten. Denn bemerkenswerter Weise hatte bis dahin keine Mannschaft einen Durchgang für sich entschieden, die auf dieser Spielfeldhälfte stand. „Wenn wir die Wand rechts hatten, hat sich Micha mit den Angaben an Fabian Sagstetter die Zähne ausgebissen. Das sah jedes Mal aus, als hätte Micha den Ball nur eingeworfen. Dabei waren es geile Angaben“, erklärt Meyer. Und Sagstetter ergänzt: „Hätte Micha die Angaben auf diese Seite konstanter gebracht, wäre es nicht so ausgegangen. Aber generell ist es in dieser Halle einfacher, Angaben abzuwehren.“
Nach dem Seitenwechsel im neunten Satz nutzten dies die Oberndorfer sofort auf und gingen ihrerseits mit 7:6 in Führung. Zwei Ballwechsel später waren sie mit 8:7 immer noch im Vorteil. Doch dann schlug Sagstetter eine Angabe in die Leine. Wenig später hatte der TVV seinen insgesamt vierten Matchball, als Meyer einen Schmetterschlag Maximilian Lutz direkt vor die Füße servierte, so dass der Oberndorfer den Ball nur so abwehrte, dass ihn keiner mehr erreichte. Meyer machte dann auch den Sack zu. Zwar traf er im folgenden Angriff nur den Block von Bitsch. Doch vom Arm des TVO-Angreifers sprang der Ball ins Aus.
Schon in den sieben Sätzen davor hielt die Partie, was sie versprochen hatte. Beide Abwehrreihen gaben keinen Ball verloren. Auf Oberndorfer Seite stach neben Sagstetter vor allem Jaro Jungclaussen. „Ihn habe ich noch nie so gut gesehen. Was er abgegrast hat, war phänomenal“, lobt Meyer den Mittespieler des TVO. In der Regel hatten die Vaihinger einen Vorteil im Angriff. „Was uns zugutekam, war, dass Nicolas Bitsch nicht so gut im Block ist. Dadurch konnten wir den Ball näher an die Leine spielen und so den Winkel verändern, dass wir stärker prellen konnten“, berichtet TVV-Spielertrainer Meyer.
Die Oberndorfer konterten immer wieder mit Raffinesse. Vor allem Sagstetter als Zweitschläger düpierte die Vaihinger ein ums andere Mal, weil er TVV-Abwehrspieler mit einer Körpertäuschung in die Irre schickte oder weil er überraschende Schläge auspackte. So übertölpete er die Abwehr der Gastgeber, indem er abgeblockte Schmetterbälle gegen die aufgerückten Vaihinger direkt versenkte. Meyer: „Es ist Wahnsinn, was er schlägt. Ich habe den Ball in den Block geschlagen. Fabi schafft es, im Sprung zu schauen, wo die Lücken sind und diese direkt zu treffen. Andere würden sich dabei wahrscheinlich was brechen.“
TSV Pfungstadt : TV 1880 Käfertal 5:3
(11:9, 11:2, 11:8, 12:14, 9:11, 9:11, 11:5, 11:1)
Trotz der Verletzung von Marcel Stoklasa spielen die Mannheimer eine großartige Saison und befinden sich derzeit zurecht auf Platz drei der Tabelle. Vor allem die kompakte Spielweise, kombiniert mit großem Kampfgeist und Moral sind die Garanten für den käfertaler Erfolg. Das Ausnahmeteam aus Pfungstadt musste sich zwischenzeitlich deutlich strecken, um die Käfertaler im Zaum zu halten. Am Ende überzeugte aber ein überragender Patrick Thomas an der Leine und lies den Mannheimern im Schlussdrittel keine Chance.
Zur Mitte der Bundesligasaison schrieb der Mannheimer Morgen „Käfertal festigt Platz in Spitzengruppe“. Diese Überschrift haben vor der Saison einige Faustballexperten nicht erwartet. Im traditionellen „Teamcheck“ der Deutsche Faustball-Liga zu Beginn der Runde hieß es „Ohne Marcel Stoklasa kann es eng werden, aber zum Klassenerhalt reichen“.
Dennoch hat das Team von Trainer Leo Goth alle überrascht. Nach der Auftaktniederlage gegen den TV Vaihingen/Enz starteten die Käfertaler eine Serie von 5 Siegen in Folge. Vor allem in heimischer Halle sind die „Buwe“ eine Macht und selbst Spitzenteams wie Schweinfurt Oberndorf oder Offenburg mussten die Punkte in der Quadratestadt lassen. Damit hat der TVK schon nach der Hinrunde nichts mehr mit dem Klassenerhalt zu tun. „Insgeheim haben wir schon gehofft, dass wir auch ohne Marcel oben mitspielen können“, verrät Kapitän Dominik Mondl. „Wir wissen, dass wir defensiv gut spielen können und Nick damit auch einige Möglichkeiten geben können zu punkten. Dass es dann so gut läuft freut uns natürlich um so mehr.“
Nach dem zusätzlichen Ausfall von Fabian Braun als Stoklasa-Ersatz beorderte Goth Marcel Moritz auf die vakante Position vorne rechts. Ein guter Schachzug, wie sich im Laufe der Saison herausstellte. Das Dreieck mit Trinemeier, Moritz und Klassen auf der Mittelposition sorgte defensiv und im Spielaufbau für große Stabilität. Zusätzlich überzeugten Moritz und Klassen im Angriff, wenn die Gegner aus taktischen Mitteln versuchten, Trinemeier aus dem Spiel zu nehmen. Mit Mondl und Vetter auf den defensiven Außenpositionen griff Goth auf bewährte Kräfte zurück, welche die gegnerischen Angriffsreihen immer wieder zur Verzweiflung brachten. „Die Langzeitverletzten fehlen uns natürlich schon“, erklärt Goth im Interview mit dem Fernsehsender Ron TV „die Moral und der Teamgeist stimmt, und jetzt müssen wir schauen, dass wir auch bis zur Deutschen Meisterschaft weiter gut spielen.“
Zwar setzte es zum Abschluss der Hinrunde eine Niederlage gegen den Topfavorit aus Pfungstadt, aber das „drübt in keinster Weise die positiven Eindrücke der bisherigen Saison“, so Mondl. „Wir haben Pfungstadt drei Sätze abgerungen. Das sind mehr, als die komplette Liga zusammen geschafft hat. Darauf können wir Stolz sein und aufbauen.“ Fabian Braun gab gegen Pfungstadt sein Comeback und fügte sich gleich nahtlos ins Mannschaftsgefüge ein. Nun hat der TVK für die Rückrunde eine weitere Option und kann sein spiel noch variabler aufbauen.
TV Waldrennach : TV Vaihingen/Enz 0:5
(4:11, 8:11, 9:11, 6:11, 5:11)
So nerven- und kräfteraubend die Partie auch gewesen war, die Vaihinger präsentierten sich auch am nächsten Tag in guter Form. Ein Spaziergang wurde es aber nicht. „Waldrennach ist keine Gurkentruppe. Jeremy Wuhrer schlägt ganz unangenehme Angaben“, erklärt Meyer. Der Start gelang aber. Die Vaihinger lagen schnell mit 5:0 vorne und brachten Christopher Jess für Daniel Wörsinger. „Das hat auch gut funktioniert“, berichtet Meyer. „Wir dachten, so würde es nach dem 11:4 auch weitergehen. Doch vor allem die vier aus der Stammbesetzung spielten zu Beginn des zweiten Satzes nicht wirklich gut.“ Der TVV geriet mit 1:5 in Rückstand. Der TVV-Spielertrainer zog die Reißleine und wechselte Wörsinger wieder ein. Beim 5:5 war die Partie auch wieder ausgeglichen. Den Satz holten sich die Gäste souverän. Doch im dritten Durchgang wurde es zunächst noch schlimmer. Die Vaihinger lagen mit 3:8 zurück. Erst eine Auszeit brachte sie wieder in die Spur. „Es war nicht in meinem Sinn, dass wir in Bestbesetzung einen Satz verlieren. Wir wollten eigentlich Chrissy Jess und Tobias Knodel Spielzeit geben. Sie haben uns – wie auch die anderen Spieler aus der zweiten Reihe – schon viel geholfen. Allein schon dadurch, dass sie dabei waren“, berichtet Meyer. „So mussten wir noch mal glänzen, indem wir den Satz noch gedreht haben.“ Als der TVV auch im vierten Durchgang mit 9:5 führte, kam dann Tobias Knodel für Meyer. Und im fünften Durchgang durfte auch Jess noch einmal zeigen, dass er eine Option ist.
TV Waldrennach : FBC Offenburg 1:5
(3:11, 12:10, 8:11, 3:11, 14:15, 8:11)
Beim Aufsteiger fuhren die Offenburger einen wichtigen Sieg ein. Damit schufen sie vorerst ein komfortables Polster vor den Abstiegsränge. „Auch wenn das Ergebnis eindeutig scheint, war es doch ein ganz schönes Stück Arbeit. Jetzt können wir entspannt in die Jahrespause gehen“, sagte Abwehrspieler Mark Borho. Beim Stand von 1:1 nach Sätzen übernahmen die Gäste nach schwachem Start im dritten Spielabschnitt das Ruder. In der Abwehr hatten sie sich gut auf die ständig wechselnde Angriffsachse der Waldrennacher eingestellt. So zogen sie über weite Phasen ihr eigenes Spiel auf. Beim Stand von 1:3 nach Sätzen entwickelte sich der vierte Durchgang zum spannungstechnischen Höhepunkt. Der Aufsteiger spielte befreit auf und kam zu sehenswerten Punkten. Die Offenburger aber drehten den Satz von 9:3 auf 9:10. Eine Leinenangabe von TVW-Angreifer Jeremy Wuhrer beendete den Satz zu Gunsten des FBC. Im letzten Durchgang machte der FBC beim Stand von 8:6 mit fünf Punkten in Folge den Sack zu.
TSV Calw : TSV Pfungstadt 0:5
(3:11, 6:11, 7:11, 5:11, 4:11)
Das Publikum in der Calwer Walter-Lindner-Halle konnte ganz entspannt das Bundesliga-Match der zuletzt schwer angeschlagenen „Löwen“ gegen den international überragenden Gast aus Hessen beobachten. Einmal mehr bekamen sie auf Seiten des Gastgebers Mannschaftsaufstellungen zu sehen, die es so zuvor noch nicht gab. Der Grund dafür ist einfach: Neben Hauptangreifer Raphael Schlattinger, der seit Wochen schwer vermisst wird, konnte auch Zweitschlagmann Bernd Bodler (Schulter) nicht antreten. Verletzungsbedingt fiel auch noch Abwehrspieler Heiko Bestle (Knie) aus, so dass die Schwarzwälder gewissermaßen auf dem Zahnfleisch daherkamen.
Auch wenn im ersten Satz der Gast gleich mal zeigte, wer der Chef im Ring ist, so zeigten die Calwer doch den Mut der Verzweiflung und überraschten die Weltklasse-Gäste manches Mal. Die rechte Abwehrseite übernahm zunächst Mathias Zierer, der erst seit einigen Tagen wieder körperlich belastbar ist. Die linke Flanke deckte Lukas Gruner ab, die Mitte übernahm Nick Stoll. Philipp Kübler rückte erneut nach vorn neben Nico Stoll, der diesmal die Hauptarbeit der TSV-Offensive übernehmen musste. Im dritten Satz warf Trainer Thomas Stoll auf der rechten Defensivseite erstmals Nachwuchsspieler Leandro Schmidberger ins kalte Wasser. Der 18-Jährige aus Altburg machte seine Sache gegen die Brutalo-Angriffe der Pfungstädter Angreifer Patrick Thomas und Johannes Jungclaussen gut.
Natürlich ließen die Hessen keinen Zweifel aufkommen und gerieten nie in Gefahr, einen Satz zu verlieren. Dennoch: Schlagmann Nico Stoll überzeugte mit hervorragend platzierten Angaben. zeigte im Angriff manche gelungene Aktion. Für die Calwer Männer wichtiger wird der nächste Auftritt: Am Freitag, 20 Uhr, kommt es in der Sporthalle Neuenbürg zum Abstiegskrimi zwischen dem TV Waldrennach und dem TSV Calw – eines der Teams wird seinen ersten Saisonsieg bejubeln. Danach heißt es dann: Ab in die kurze Feiertagspause, Wunden lecken und im neuen Jahr wieder auf Punktejagd gehen.
Zurück