Zum Start in die Hallensaison: Die Nord-Männer im Teamcheck

Endlich wieder Hallensaison: Bei Florian Kutscher (links) und Leo Eckerle dürfte die Vorfreude auf die Spielzeit samt Heim-DM mit dem TSV Hagen 1860 doppelt groß sein. (Foto: DFBL/denDulk)
Verfasst am 27. Oktober 2021
1. Bundesliga Nord Männer Allgemein Bundesligen

8. März 2020: In der Mannheimer GBG-Arena kämpfen die besten deutschen Faustballteams der Männer um eine Medaille bei der Deutschen Meisterschaft. Mehr als 1.000 Zuschauer verfolgen das Spektakel auf der Tribüne. Was zu diesem Zeitpunkt noch niemand weiß: Es soll bis Ende Oktober 2021 dauern, bis sich die Bundesligateams unter dem Hallendach wieder im offiziellen Spielbetrieb messen.

Nach der abgesagten Hallensaison 2020/21 geht es 630 Tage nach dem letzten Bundesligaspieltag am Samstag wieder los. Sönke Spille nimmt zum Saisonstart die acht Teams der 1. Bundesliga Nord wieder unter die Lupe – samt Prognose, wie die Tabelle nach dem letzten Spieltag der Spielzeit 2021/22 wohl aussehen könnte.

VfL Kellinghusen

Den Absturz in die Zweitklassigkeit konnte der VfL Kellinghusen in der vergangenen Feldsaison gerade noch so verhindern: Die etwas spätere Terminierung der Spieltage in der verkürzten Spielzeit sorgte bei den Störstädtern für ein paar Probleme. So musste der VfL nach Platz sieben in der Bundesliga-Schlusstabelle bei den Relegationsspielen in Hohenlockstedt, um den verspäteten Klassenerhalt kämpfen – mit Erfolg! Zur Hallensaison ist der Kader nun auf gerade einmal sechs Spieler zusammengeschrumpft. Nach dem Wechsel von Angreifer Rouven Kadgien zum TSV Lola (zur vergangenen Feldsaison) stehen für diese Spielzeit auch Tobias Jung und Christopher Böhmker studien- und arbeitsbedingt nicht zur Verfügung. Dazu ist unklar, wann Torbjörn Schneider zum Team von Trainer Theo Holst dazustößt, da ihn eine langwierige Oberschenkelverletzung plagt. Angreifer Sascha Heidrich bereitet seit Anfang August und auch in der Hallenvorbereitung das Sprunggelenk Probleme. Daneben bleiben noch Hannes Brockmann und Till Pietsch, die beide endgültig den Sprung in die Mannschaft geschafft haben, Erik Maas und Marten Kabbe. Nach einer intensiven Vorbereitung mit Turnierteilnahmen in Leipzig, Wangersen und Brettorf sowie zusätzlichen Trainingstagen mit dem SV Moslesfehn und TSV Lola ist es nun das Ziel, sich möglichst schnell in der neuen Formation als Team zu finden und, einen Platz im Tabellenmittelfeld zu erreichen.

Prognose: Viel wird davon abhängen, wie der VfL mit der dünnen Personaldecke durch die Saison kommt. So viel steht aber fest: Sollte es dort keine Probleme geben, wird Kellinghusen in diesem Jahr nicht im Abstiegskampf feststecken. Platz 5.

TSV Hagen 1860

Es war der größte Erfolg seit genau 20 Jahren: Zum ersten Mal seit 2001 jubelte der TSV Hagen 1860 bei einer Deutschen Meisterschaft der Männer auf dem Siegerpodest. Anders als damals in Hamm streckten die Westfalen zwar nicht den Siegerpokal in den Brettorfer Himmel, dafür baumelte die Silbermedaille um den Hals der TSV-Akteure. Es war der Verdienst für eine starke Bundesligasaison, die mit den Nominierungen von Philip Hofmann und Ole Schachtsiek in den World Games-Kader noch einmal abgerundet wurde. Einzig, dass man den TSV Pfungstadt im DM-Finale nicht noch mehr in Bedrängnis bringen konnte, ist vielleicht ein kleiner Wehrmutstropfen.

Lange Zeit darüber nachzudenken, bleibt ohnehin nicht. Schließlich steht für die Sechziger in der Halle bereits der nächste Höhepunkt bevor. Am 12. und 13. März richtet der TSV in der Krollmann Arena die DM der Männer aus. Das Ticket zu den Titelkämpfen hat die Truppe von Trainer-Trio Hartmut Maus, Dirk Schachtsiek und Andreas Schmitz somit bereits sicher. Dennoch gilt es, auch sportlich die Qualifikation zu schaffen, dabei aber, allen Spielern genügend Spielanteile zu bieten, damit bis zur Heim-DM die optimalen Aufstellungen und Systeme gefunden sind. Insbesondere in der Abwehr wird es dabei wohl etwas mehr Zeit brauchen, sich gegenseitig abzustimmen – schließlich ist der TSV hier auf jeder Position doppelt besetzt. Das liegt auch an Rückkehrer Leo Eckerle, der nach seinem Studium in Stuttgart (als Spieler für TV Stammheim aktiv) zurückkehrt. Nicht mehr dabei sind wird dagegen Stefan Bösch. Der dienstälteste Spieler des TSV (seit 2014 in Hagen aktiv) beendete nach der Silbermedaille in Brettorf seine Bundesliga-Karriere.

Prognose: In der vergangenen Feldsaison präsentierte sich Hagen bereits als kompletteste Mannschaft, dazu wird die Heim-DM zusätzlichen Antrieb geben. Der TSV wird als Nordmeister in die Titelkämpfe der Krollmann Arena starten: Platz 1.

Ahlhorner SV

Es war das Ende eine Ära: 20 Jahre lang spielten die Männer des Ahlhorner SV ununterbrochen in der 1. Feld-Bundesliga – so lange wie kein anderes Team im Norden oder Süden. Doch mit einer stark verjüngten Mannschaft stand in der verkürzten Bundesligaspielzeit 2021 nur ein Sieg zu Buche, bei den Relegationsspielen in Hohenlockstedt gelang es dem Team von Spielertrainer Tim Albrecht nicht, den Absturz in die Zweitklassigkeit noch zu verhindern. Den wollen die Blau-Weißen unter dem Hallendach nun mit aller Macht verhindern. Denn auch hier musste man im Ahlhorner Lager vor nicht allzu langer Zeit zittern. 2018/19 steckte der ASV bis kurz vor Schluss im Abstiegskampf, rettete sich aber noch. Nicht verwunderlich also, dass man in Sachen Saisonziel tief stapelt. Das Hauptaugenmerk liegt darauf, möglichst schnell Punkte zu sammeln und sich so aus dem Abstiegsgeschehen rauszuhalten.

Dafür steht mit Jan Hermes, Jan Gißler, Erik Grotelüschen, Andrej Macht, Mats Albrecht und Tim Albrecht das Aufgebot aus der vergangenen Spielzeit zur Verfügung. Dazu sollen Offensivspieler Rafael Drenske sowie die Nachwuchstalente aus der A-Jugend gegebenenfalls eingebunden werden. Und: Angreifer Christoph Johannes hat nach zwei Jahren pause seine Hallenschuhe wieder aus dem Schrank geholt. Inwieweit er in der körperlichen Verfassung ist, den Bundesligisten zu unterstützen, wird sich wohl erst in einigen Wochen zeigen. Frischen Wind gibt es auch an der Seitenlinie. Der langjährige ASV-Angreifer Nils-Christoffer Carl wird Tim Albrecht als zusätzlicher Trainer unterstützen.

Prognose: Die Aufsteiger Armstorf und Leichlingen zum Auftakt, danach Kellinghusen und Hannover. Wenn Mitte November die ersten vier Saisonspiele absolviert sind, wird man beim ASV ziemlich genau wissen, wohin die Reise geht. Und: Anders als auf dem Feld, schafft das Team unter dem Hallendach den Klassenerhalt: Platz 6.

TV Brettorf

Was für ein Wochenende: Auf heimischer Anlage bot der TV Brettorf den Zuschauern bei der Deutschen Meisterschaft auf dem Feld drei packende Begegnungen. Erst bezwang das Team von Trainer Klaus Tabke den TV Käfertal im Qualifikationsspiel, dann brachte es Seriensieger TSV Pfungstadt im Halbfinale an den Rand einer Niederlage und belohnte sich schlussendlich gegen die Berliner Turnerschaft mit der Bronzemedaille. Zum ersten Mal seit 2011 endete für den TVB somit eine Feld-DM wieder auf dem Podest. Diesen Schwung will der TVB nun auch mit unter das Hallendach nehmen, in dem man sich rein statistisch deutlich wohler fühlt. Seit 2012 haben sich die Schwarz-Weißen für jede DM qualifiziert – Spitzenwert in der Liga Nord.

Nicht verwunderlich also, dass auch in diesem Jahr die nationalen Titelkämpfe das ausgegebene Ziel sind. Hierfür baut Coach Tabke auf das eingespielte Angriffs-Trio um Malte Hollmann, Hauke Rykena und Vincent Neu, dazu kommen Tom Hartung, Marcel Osterloh, Moritz Cording und Hauke Spille. Letztgenannter fehlte verletzungsbedingt jedoch die komplette Vorbereitung. 

Prognose: Beim Vorbereitungsturnier eine Woche vor dem Saisonstart machten es sich die Brettorfer mit Eigenfehlern noch selbst schwer. Wenn diese abgestellt werden, baut der TVB seine Serie der DM-Teilnahmen in der Halle weiter aus. Platz 2.

SV Armstorf

Zum vierten Mal schlägt der SV Armstorf in seiner knapp 100-jährigen Vereinsgeschichte in der höchsten deutschen Spielklasse auf. Nach einer sensationellen Hallensaison 2019/20 mit 16 Siegen aus 16 Spielen in der 2. Liga Nord, machte die Truppe mit drei weiteren Erfolgen bei den Aufstiegsspielen vor heimischer Kulisse den Aufstieg perfekt. In der vergangenen Feldsaison folgte – nach zwei Niederlagen zum Auftakt – dank einer starken Serie von sechs Siegen noch ein guter dritter Platz in Liga zwei.

Personell setzt die Mannschaft weiterhin auf Kontinuität: Es stehen nur Spieler im Kader, die das Faustballspielen beim SVA erlernt haben, Zu- und Abgänge sind auf den Spieler- und Trainerpositionen nicht zu verzeichnen. Die Mannschaft möchte das zum Vorteil nutzen und den Klassenerhalt im Faustball-Oberhaus schaffen. Den verpasste das Team aus dem Kreis Cuxhaven in der bis dato letzten Spielzeit 2018/19 nur denkbar knapp. Gerade in der eigenen Halle konnten dabei mit der lautstarken Unterstützung der eigenen Fans viele Favoriten mit leeren Händen nach Hause geschickt werden. Um das zu wiederholen, begann die Vorbereitung zur Hallensaison bereits Anfang September, die Leistungen bei den Vorbereitungsturnieren in Ahlerstedt und Brettorf passten. Doch eine Woche vor dem Ligaauftakt folgte eine Hiobsbotschaft: Armstorf muss bei der Mission Klassenerhalt ohne Hauptangreifer Jannik Peters auskommen, der sich beim Turnier in Brettorf an der Hand verletzte und die Saison ausfallen wird.

Prognose: Der Ausfall von Jannik Peters wiegt schwer und ist wohl kaum zu kompensieren. Mit ihm wäre dem SVA mit ähnlich furiosen Heim-Auftritten wie 2018/19 der Ligaverbleib zuzutrauen gewesen, so muss das Team aber einen neuen Anlauf über Liga zwei nehmen: Platz 8.

VfK Berlin

Es war ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Stadtrivale Berliner TS, in dem sich die Faustballer vom VfK Berlin im Kampf um ein DM-Ticket am Ende nur aufgrund des Satzverhältnisses geschlagen geben mussten. Somit ging Ende August zum ersten Mal seit 2007 Deutsche Feldmeisterschaften ohne den VfK über die Bühne, der davon überzeugt ist, aus dieser Erfahrung gelernt zu haben. Personell hat sich die Situation jedoch ein wenig verschärft. Abwehr-Routinier Sascha Zaebe wird kürzertreten und nur noch gelegentlich zur Verfügung stehen. Somit wird der Kern der Mannschaft aus den Defensivspielern Manuel Kögel, Jonas Brune, Daniel Hlebaroff und Angreifer Sebastian Kögel bestehen. An den einzelnen Spieltagen soll der Kader dann durch erfahrene und junge Spieler ergänzt werden. Dabei ist geplant, dass die Nachwuchsspieler zum Zug kommen und so zu ihren Einsatzzeiten im Oberhaus kommen. Aber auch Sascha Zaebe, Lukas Schubert und Jascha Ohlrich könnten das Team unterstützen.

Auch an der Seitenlinie gibt es wieder Unterstützung für den VfK, der in seine zwölfte Bundesliga-Hallensaison in Folge startet. Nach zwei Spielzeiten ohne Betreuer, wird Maxe Ohlrich das Team wieder an den Spieltagen begleiten. Mit ihm ist es das Ziel, möglichst viele Punkte zu holen. Und: Vielleicht springt am Ende ja ein Platz bei der DM in Hagen dabei heraus.

Prognose: Die verpasste Feld-DM dürfte noch einmal Ansporn gegeben haben. Dass neben dem Stammteam sowohl gestandene Bundesligaspieler als auch talentierte Nachwuchstalente eingesetzt werden soll, klingt nach einer guten Mischung. Der VfK belegt Platz 3 – und fährt zur Hallen-DM.

TK Hannover

Sie lief zu Beginn noch etwas holprig, nahm mit der Zeit aber immer mehr an Fahrt auf. Durchwachsen fällt beim TK Hannover somit auch das Fazit auf die Feldsaison 2021 aus, die erste mit Spielertrauner Merlin Sommer und Trainingsleiter Ole Brune. Insbesondere an den ersten beiden Spieltagen ließen die Leinestädter noch mächtig Luft nach oben. An den letzten beiden Spieltagen – insbesondere beim souveränen Auftritt in der Abstiegsrunde – bewies der TKH aber eine aufsteigende Form. Diese möchte man nun nur zu gerne mit in die Hallensaison nehmen, die die fünfte in Folge ist.

Präsentieren können die Klubberer mit Janik Harnack vom TSV Burgdorf einen talentierten Nachwuchsspieler, der im Faustball-Oberhaus seine Chance nutzen möchte, sein Potenzial auszuschöpfen. Hinzu kommt Tim Vollmer, der traditionell in der Hallensaison aus Spenge in die niedersächsische Landeshauptstadt wechselt. Somit können Sommer und Brune, die das Zepter weiterhin in der Hand halte, auf einen Kader von neun Spielern zurückgreifen, was für hervorragende Optionen im Training sorgt – und neue Formationen an Spieltagen ermöglicht. Auch deshalb möchte man beim TK, nach zwei sechsten Plätzen in den vergangenen Spielzeiten, in dieser Saison möglichst nichts mit dem Abstiegskampf zu tun haben und sich im Tabellenmittelfeld durchsetzen.

Prognose: Die letzten Ergebnisse in der Feldsaison haben es gezeigt: Läuft beim TKH alles zusammen, dann sind sie schwer zu schlagen – und können auch die Top-Teams der Liga vor unlösbare Aufgaben stellen. Damit erkämpft sich Hannover das beste Ergebnis seit 2008. Platz 4.

Leichlinger TV

Es war eine souveräne Saison, die die Faustballer des Leichlinger TV 2021 hinlegten. Mit 10:10 Punkten sicherten sie sich den Klassenerhalt und fügten dabei unter anderem den beiden DM-Halbfinalisten Berliner TS und TV Brettorf empfindliche Niederlagen zu. Ähnliches hat das Team nun unter dem Hallendach vor. Die Voraussetzungen dafür sind jedoch alles andere als einfach. Nach der Flutkatastrophe ist der LTV vorerst ohne Spielstätte. Das erschwert die Vorbereitung auf die anstehende Spielzeit ungemein. Dazu weichen die Leichlinger im Bundesligaspielbetrieb auf verschiedene Hallen in Nordrhein-Westfalen aus. Trainer Stefan Hasenjäger steht für das Unterfangen Klassenerhalt ein Grundgerüst an erfahrenen Spielern, ergänzt mit einigen Nachwuchstalenten zur Verfügung.

Prognose: Die Ausgangslage ist alles andere als einfach, denn für den LTV ist in dieser Saison jedes Spiel ein Auswärtsspiel. Auch deshalb wird für das Team die Saison so enden, wie 2019/20. Sollte es die Chance auf die Teilnahme zur Relegation geben, ist Leichlingen dabei. Platz 7.  

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