Stellungnahme: Faustball Deutschland verstärkt Schutzmaßnahmen gegen Gewalt im Sport
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(tw) Faustball Deutschland hat am 12. Oktober 2024 Kenntnis von schwerwiegenden Vorwürfen gegen einen Schiedsrichter und ehemaligen Trainer erhalten. Der Verband hat unmittelbar reagiert und die Person, der diese Vorwürfe gemacht werden, am 15. Oktober von allen Ämtern suspendiert. Eine neu eingerichtete Safe Sport-Kommission unter Beratung des DTB führt eine umfassende Untersuchung durch. Der Verband unterstützt parallel die laufenden polizeilichen Ermittlungen. Die Präventionsstrukturen im nationalen Faustball werden grundlegend überarbeitet.
Maßnahmen nach Bekanntwerden der Vorwürfe
Der Vorstand von Faustball Deutschland wurde am 12. Oktober 2024 über schwerwiegende Vorwürfe gegen eine Person informiert, die zu diesem Zeitpunkt als Schiedsrichter und Schiedsrichtereinsatzleiter tätig war. Die Vorwürfe betreffen den Verdacht sexueller Grenzüberschreitungen gegenüber Minderjährigen in mehreren Fällen über mehrere Jahre. Der letzte dem Verband zum heutigen Zeitpunkt bekannte Vorfall liegt im Jahr 2017. Der Vorstand hat unmittelbar reagiert und am 15. Oktober 2024 folgende Maßnahmen ergriffen:
- Sofortige Suspendierung der beschuldigten Person von allen Ämtern und Funktionen bis zum Abschluss der Untersuchungen
bis zum Abschluss der internen und behördlichen Ermittlungen - Untersagung jeglicher Tätigkeit als Schiedsrichter und Einsatzleiter
- Ausschluss von allen Veranstaltungen des offiziellen Faustball-Spielbetriebs
- Information der internationalen Verbände (IFA/EFA)
- Einleitung einer umfassenden internen Untersuchung
Zusammenarbeit mit Ermittlungsbehörden
In dieser Angelegenheit läuft ein staatsanwaltschaftliches Ermittlungsverfahren. Faustball Deutschland unterstützt – parallel zu den eigene Untersuchungen – die Arbeit der Ermittlungsbehörden vollumfänglich. Nach Abschluss aller Maßnahmen wird Faustball Deutschland über weitergehende Konsequenzen entschieden.
Personen, die in diesem konkreten Fall Hinweise geben können oder selbst betroffen sind, können sich direkt an die zuständigen Ermittlungsbehörden wenden:
Polizeidirektion Lüneburg
Zentraler Kriminaldienst (ZKD) Soltau
Tel.: 05191-9380-0
Hinweise können aber auch bei jeder anderen Polizeidienststelle gemacht werden – mit der Bitte um Weiterleitung an den ZKD Soltau.
Safe Sport-Kommission nimmt Tätigkeit auf
Als nationaler Dachverband für Faustball in Deutschland haben wir uns bisher darauf verlassen, dass unserer Vereine in Safe-Sport-Fragen durch die Stadt-, Kreis- und Landessportbünde sowie Landesturnverbände gut beraten sind. Die aktuellen Ereignisse haben uns gezeigt, dass wir auf nationaler Ebene selbst auch Handlungsbedarf haben und als Dachverband eine eigenständigere und aktivere Rolle einnehmen müssen.
Als Konsequenz haben wir eine Safe Sport-Kommission eingerichtet, die unter der Leitung unserer Integritätsbeauftragten Heike Schneider steht. Als weitere Ansprechpersonen stehen Laura Kauk und Svenja Schröder (aktive Nationalspielerinnen) sowie Tom Hartung (aktiver Nationalspieler und Jugendtrainer) zur Verfügung. Diese Struktur gewährleistet, dass sich insbesondere junge Athletinnen und Athleten vertrauensvoll an Personen aus ihrem direkten Umfeld wenden können.
Als ehrenamtlich geführter Verband stehen wir vor besonderen Herausforderungen. Während hauptamtliche Organisationen auf fest etablierte Verwaltungsstrukturen und spezialisierte Fachkräfte zurückgreifen können, müssen wir viele komplexe Aufgaben mit begrenzten Ressourcen bewältigen. Gerade deshalb haben wir uns professionelle Unterstützung geholt und arbeiten eng mit dem DTB, aber in eigener Verantwortung, zusammen. Die Safe Sport-Kommission wird in ihrer Arbeit von der Safe-Sport-Referentin des Deutschen Turner-Bundes, Eva Reinschmidt, unterstützt.
Schutzauftrag und Prävention
Die familiäre Prägung unserer Sportart ist eine große Stärke, kann aber auch missbraucht werden. Wir haben gelernt: Die bloße Unschuldsvermutung darf nicht als Rechtfertigung für Untätigkeit dienen.
Ermittlungsbehörden und Gerichte arbeiten völlig zu Recht gründlich und zeitintensiv, um eine strafrechtliche Schuld zweifelsfrei nachzuweisen. Als Sportverband haben wir eine besondere Fürsorgepflicht, die über strafrechtliche Kategorien hinausgeht. Faustball Deutschland achtet die Unschuldsvermutung. Gleichzeitig verpflichtet uns unser Schutzauftrag dazu, bei ernstzunehmenden Hinweisen umgehend, manchmal innerhalb weniger Tage, zu handeln, um potenziellen Schaden von unseren Sportlerinnen und Sportlern abzuwenden. Entscheidungen dieser Tragweite treffen wir nie leichtfertig.
Wir sind uns bewusst, dass dies in jedem einzelnen Fall eine schwerwiegende Entscheidung ist, die das Leben aller Beteiligten nachhaltig prägen kann. Wir treffen diese nicht leichtfertig. Der Schutz unserer Athletinnen und Athleten steht dabei immer an erster Stelle.
Anlaufstellen und Unterstützung
Betroffene und Zeugen finden unter mehr.faustball.de/safe-sport alle Informationen zu Ansprechpersonen und Unterstützungsangeboten. Der Verband garantiert absolute Vertraulichkeit im Umgang mit allen Informationen.
Aufruf zur Mitwirkung
Wir bekennen uns zu einer Kultur des Hinsehens und Handelns. Hilfe zu suchen ist ein Zeichen von Stärke. Wer betroffen ist oder Kenntnis von Vorfällen hat: Du bist nicht allein – wir hören zu, unterstützen und handeln vertraulich. Jeder Hinweis wird ernst genommen. Betroffene entscheiden jederzeit selbst über das weitere Vorgehen.
Kontakt für vertrauliche Anliegen: safesport-hilfe@faustball.de
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