Neuenfeld: „Wir sollten so lange spielen, wie wir können“

Schneverdingen (DFBL/bec). Jahr zwei unter Corona war für Faustball-Bundestrainer Olaf Neuenfeld und seine Auswahl wieder kein einfaches Jahr. Immerhin: Für die ausgefallene Euro konnte ein Ersatzevent mit ganz viel Eigenarbeit auf die Beine gestellt werden. Im Interview zum Jahresabschluss zieht Neuenfeld Bilanz und blickt auch schon nach vorne.

Olaf, das Jahr 2021 neigt sich dem Ende entgegen. Wie lautet das Fazit des Bundestrainers?

Olaf Neuenfeld: „Sportlich gesehen konnten wir zum Glück mehr Maßnahmen durchführen als 2020. Neben einem Hauptlehrgang beim TSV Lola hatten wir noch zwei Regionallehrgänge und eine Woche in der Schweiz, wo wir vier Länderspiele gegen den Gastgeber bestreiten konnten. Im Oktober haben wir als Ersatzveranstaltung für die abgesagte EM in Italien dann den Nations Cup in Schneverdingen gespielt, der trotz einiger Nebengeräusche grundsätzlich doch zu einer erfolgreichen und für uns aufschlussreichen Veranstaltung wurde.“

Du hast den Nations Cup bereits angesprochen. Dieses Event war ja deine Idee und im Endeffekt auch „deine“ Veranstaltung in Schneverdingen. Danach gab es einige Unruhe. Kannst du dazu etwas sagen?

Neuenfeld: „Ich habe in einem voreiligen Statement direkt danach etwas Luft abgelassen, da uns in Sachen Zuschauerinteresse die sogenannte ‚Faustballfamilie‘ doch arg im Stich gelassen hat. Seitdem habe ich mich für drei Monate selbst aus der Schusslinie genommen und bis auf zwei Frauenspieltage kein einziges Faustballspiel angeschaut und keine Halle betreten. Alles Weitere zu diesem Thema ist aber Geschichte und für mich erledigt.“

Im Gegensatz zu einigen Landesverbänden hat das DFBL-Präsidium in seiner letzten Sitzung die Fortführung der Bundesligasaison beschlossen. Wie siehst du die Situation?

Neuenfeld: „Ich halte diese Entscheidung für richtig. Wir sollten so lange spielen, wie es geht. Abbrechen oder unterbrechen können wir immer noch, wenn sich die Situation verschlechtert. Da in allen Ligen bis auf einige wenige Spiele überall eine komplette Hinrunde gespielt wurde, können auch mit gutem Gewissen die beiden Deutschen Meisterschaften gespielt werden. Ich weiß, was es bedeutet, solche Events auszurichten und ich weiß auch, wie weit Hagen für die Männer-DM und Moslesfehn für die Frauen-DM schon in der Vorbereitung sind. Daher wäre es sehr schlimm, wenn diese Meisterschaften nicht stattfinden könnten.“

Corona beschäftigt uns weiterhin nicht nur im Faustball, sondern natürlich auch im gesamten Leben. Wie hast du die letzten 18 Monate erlebt und welche Veränderungen haben sich für dich persönlich ergeben?

Neuenfeld: „Zum Jahreswechsel 2020 dachte ich, dass das Schlimmste überstanden ist. Ich hätte damals nicht gedacht, dass das Jahr 2021 mindestens genauso unberechenbar und unschön wird. Menschen haben sich verändert, leider selten zu ihrem Vorteil. Das merke ich in allen Bereichen und die Diskussionen über die Impfungen kann man mit manchen leider nicht mehr auf einer sachlichen Ebene führen. Werte wie Solidarität und Gemeinschaft scheinen für viele Leute nicht mehr zu existieren. Seit Beginn der Pandemie haben einige ihr wahres Gesicht gezeigt und von diesen Egoisten distanziere ich mich zusehends.“

Hoffen wir auf ein besseres Jahr 2022 und blicken in die Zukunft. Was habt ihr mit dem A-Kader der Männer vor und welche Highlights sollte sich jeder Faustballfan merken?

Neuenfeld: „Wir werden das erste Mal überhaupt gleich zwei Events in einem Jahr haben. Vom 10. bis 12. Juni findet in Kaltern/Italien die bereits zweimal abgesagte Europameisterschaft statt. Nur vier Wochen später, vom 10. bis 14. Juli, stehen die World Games in Birmingham/USA an. Während wir den Kader für die World Games bereits nominiert haben, wird der Kader für die EM erst im April benannt. Wir müssen genau schauen und besprechen, in wie weit wir die Spieler zeitlich für alle Lehrgänge und Events belasten können. Von daher werden sich mit ziemlicher Sicherheit die beiden Mannschaften stark voneinander unterscheiden.“