Neue Gegner, mehr Spannung, weniger Belastung

Thomas Stoll (Foto: Lars Neumann)
Verfasst am 11. Dezember 2024
Allgemein Bundesligen

Der Startschuss in die Bundesliga-Saison der Männer ist gefallen und durch die Sporthallen von Kellinghusen bis Stuttgart, von Berlin bis Mannheim, weht ein frischer Wind: Gespielt wird nach einem neuen Modus, der zusätzliche Spannung und Attraktivität bei geringerer Belastung für die Sportler verspricht.

„Wenn wir nichts für bessere Zuschauerzahlen in der Bundesliga tun, dann wird sich auch nichts ändern“, forderte Olaf Neuenfeld. Er ist Bundestrainer der Männer und Vorsitzender des Sportausschusses, der den Modus beschlossen hat, und fordert mehr „Mut zur Veränderung“ zum Wohle des Faustballsports. Deshalb ruft er auch alle Bundesliga-Vereine auf, mit den Neuerungen auch die Vermarktung ihrer Heimspiele zu überdenken, um neues Publikum zu generieren. Thomas Stoll, Trainer des TSV Calw, freut sich: „Der Modus verspricht mehr Spannung. Die Spieler treffen auf neue Gegner und mitreisende Fans lernen neue Spielorte kennen. Das ist attraktiv und ich finde die Idee gut.“

Die Änderungen greifen so richtig ab Januar 2025. Dann wird erstmals in Play-off- und Play-down-Spielen ermittelt, wer ins Unterhaus absteigen muss und zum Meisterturnier darf. Die Bundesliga-Staffeln Nord und Süd wurden jeweils mit drei Aufsteigern auf neun Teams aufgestockt, die jetzt eine Einfachrunde jeder gegen jeden ausspielen. Jeder Verein hat vier Heim- und vier Auswärtsspiele. Danach wird gesplittet: Die Top-Sechs der Tabelle gehen in die Play-offs, die Siebt- bis Neunt-Platzierten in die Play-downs. „Für die ambitionierten Vereine bedeutet diese einfache Vorrunde, dass sie sich keine Ausrutscher leisten dürfen, um nicht in der Abstiegsrunde zu landen“, so Thomas Stoll.

In den Play-off-Achtelfinals trifft der Dritte Nord in Hin- und Rückspielen auf den Sechsten Süd, der Vierte Nord auf den Fünften Süd und so weiter. Die Fünften und Sechsten haben zunächst Heimrecht, sodass die Dritten und Vierten einen verdienten Vorteil genießen: Gewinnen beide Kontrahenten ein Spiel – egal, wie hoch –, dann folgt unmittelbar nach dem Rückspiel ein Entscheidungssatz. Das bedeutet Nervenkitzel pur für Zuschauer und Sportler. Die jeweiligen Achtelfinal-Sieger treffen auf die vorzeitig fürs Viertelfinale gesetzten Top-2 jeder Staffel und die vier Sieger haben das Ticket für die DM am 22./23. Februar in Mannheim gebucht. Der Ausrichter, in diesem Fall der TV 1880 Käfertal, ist künftig nicht mehr als Teilnehmer gesetzt.

Spannung versprechen auch die Play-down-Spiele, wo drei Teams in einer einfachen Runde, jeder gegen jeden, zwei Absteiger ermitteln. Der Vorrunden-Siebte geht mit zwei Bonuspunkten ins Rennen, der Achte mit einem Bonuspunkt und jeder Teilnehmer hat ein Heimspiel. So wird auch hier ein durchgängig faires Spielsystem gewährleistet. Und weil nur noch vier Mannschaften in der Endrunde um die Medaillen spielen, bleibt genug Zeit, um auch die DM-Begegnungen über fünf Gewinnsätze zu spielen (bisher drei Gewinnsätze) – für mehr Durchgängigkeit.

Neues zu etablieren geht selten ohne Kompromisse und Kritikpunkte ab. Das ist hier nicht anders. So ist die Reservierung der Sporthallen in den Gemeinden aufgrund der nicht optimalen Planbarkeit der Spieltage erschwert. Ein weiterer Aspekt mit zwei Seiten: „Aus meiner Sicht ist die Südstaffel derzeit stärker. Da müssen sich die Teams im Norden ganz schön strecken, um zur DM-Endrunde zu kommen“, gibt Tim Lemke, Co-Trainer des TV Brettorf, zu bedenken. Mit dem TSV Pfungstadt, auch in dieser Hallenrunde wohl der erste Titelanwärter, will sich im Viertelfinale niemand auseinandersetzen müssen. „Vielleicht findet in Mannheim eine Meisterschaft von vier Süd-Vereinen statt. Das wäre einerseits schade, andererseits ist es richtig und in Ordnung, dass sich nur die aktuell wirklich besten Teams für das Finalturnier qualifizieren sollen.“ Umgekehrt ist es theoretisch auch möglich, dass am Ende vier Nord-Vereine in die Kurpfalz reisen müssen, um den Titel auszuspielen – oder in Zukunft vier Teams aus dem Süden in den hohen Norden fahren.

Als ehemaliger aktiver Spieler weiß Tim Lemke auch, „dass die Belastung für die Spitzen-Faustballer sehr hoch ist. Der Veranstaltungskalender ist mit European Champions Cup, Weltpokal, Länderspielen und mehr wirklich ausgereizt.“ Hier bietet der neue Liga-Kalender Entlastung, da jede Mannschaft statt bisher 14 Spielen nur noch maximal 12 bestreitet. Manche Teams müssen nun für die Ausscheidungsspiele mehr reisen als bisher. „Andererseits sehe ich auch die Möglichkeit, dass man mit diesem spannenden Modus mit Viertel- und Halbfinals zusätzliches Publikum in die Hallen locken kann. Das erhöht wieder die Einnahmen durch Verkäufe und Eintrittstickets“, sagt Tim Lemke. Sein Fazit: „Grundsätzlich ist es gut, dass mal etwas Neues ausprobiert wird. Wenn es sich als gut erweist, wird man das beibehalten. Wenn nicht, kann man immer noch anpassen.“

Olaf Neuenfeld versprach bereits: „Wenn wir nach dieser Saison sehen, dass wir an der einen oder anderen Stelle korrigieren müssen, dann machen wir das.“ Konsens dürfte über alle Vereine hinweg herrschen: Die Männer-Bundesliga als Aushängeschild des deutschen Spitzen-Faustballs erfährt durch die Neuerungen eine sportliche Aufwertung und wird für Zuschauer attraktiver. Einen Versuch ist das allemal wert.

Zurück
Kempa GHP Kammachi Sportastic Ludwig Lobi