Deutsche Meisterschaft in Stuttgart: Sieben Frauen-Teams und ein Prolog
Das gab’s noch nie: Die Frauen starten mit einem spannenden Prolog in die deutsche Faustball-Meisterschaft in Stuttgart. Denn der TV Stammheim, Sechster der Bundesliga-Südstaffel, bekommt am Freitag ab 18.30 Uhr als gastgebender Verein die Chance auf den Sprung in die Endrunde. Dafür muss ein Sieg gegen den Süd-Dritten TSV Pfungstadt her. Klar verteilte Rollen? Von wegen: Die Schwäbinnen feierten vor wenigen Tagen im letzten Saisonspiel und mit dem letzten Ballgewinn (15:14) zum 3:2-Triumph den Klassenerhalt – beim TSV Pfungstadt, wohlgemerkt! Diese Punktlandung dürfte dem Underdog Rückenwind verleihen. „Wir werden Stammheim sicher nicht unterschätzen“, sagt Pfungstadts Nationalspielerin Kim Trautmann. „Sie haben uns besiegt und auch den anderen Spitzenteams immer wieder Sätze abgenommen. Das wird ein spannendes Duell. Wir freuen uns darauf und wollen in die nächste Runde.“
Bei den Viertelfinal-Begegnungen am Samstagvormittag tritt zunächst der Sieger des Vorabends an. „Falls wir es sind, die dann dem Ahlhorner SV gegenüberstehen, sind wir sicher nicht der Favorit“, so Kim Trautmann. „Aber wir haben in dieser Saison schon Dennach, Calw und Segnitz geschlagen und rechnen uns was aus.“ Die Blau-Weißen wiederum sind ein Meisterschafts-Dauerbrenner und echtes Turnier-Team. Zwar mussten sie sich auch in diesem Jahr im Norden mit Platz 2 hinter TV Jahn Schneverdingen zufriedengeben, allerdings nur aufgrund des schlechteren Satzverhältnisses.
Im zweiten Viertelfinale trifft mit dem TSV Dennach ein Titelfavorit und der frischgebackene World-Tour-Finalsieger auf Außenseiter MTV Wangersen. Das junge Team aus dem Kreis Stade schaffte am letzten Spieltag noch den Sprung von Platz 5 auf 3 „und das war so unreal, aber umso schöner“, berichtet Schlagfrau Vivien Werner. „Wir haben nichts zu verlieren und werden unser Bestes gegen Dennach geben.“ Eine wichtige Rolle wird Abwehrspielerin Janina von der Lieth zukommen, die als Routinier und einzige in der Mannschaft mit DM-Erfahrung auf die jüngeren, unerfahrenen Spielerinnen einwirken wird.
Nachmittags steigen die Halbfinals und die Süd- (TSV Calw) und Nord-Meister (Schneverdingen) sind gefordert. Die „Löwinnen“ aus Calw, die in den letzten vier Hallen-Meisterschaften Gold, Silber und zweimal Bronze gewannen, wollen nun auch auf dem Feld nach dem Titel greifen. Die Chancen sind mit der erfahrenen Abwehr und der starken Offensive, mit Fenja Stallecker an der Seite der wiedergenesenen Henriette Schell sicher gestiegen. Gegner wird der Ahlhorner SV, TSV Pfungstadt oder TV Stammheim sein. Für Sandra Janot, die seit 2009 mit den Löwinnen Bundesliga spielt, seit 2013 als Kapitänin, wäre der Einzug ins Endspiel ihrer 25. Deutschen Meisterschaft der glänzende Abschluss einer großartigen Karriere.
Am Samstagabend könnte es zum vorläufigen Höhepunkt kommen: Titelverteidiger TV Jahn Schneverdingen – gegen Dennach? Ja, wenn es nach Laura Kauk geht. „Wangersen hat eine richtig gute Runde gespielt und ich lasse mich gern überraschen. Aber ich gehe davon aus, dass wir wie am letzten Samstag in Mannheim dem TSV Dennach gegenüberstehen werden. Da ist Spannung garantiert. Man kann sagen, dass bei 50 Duellen jedes Team 25-Mal gewinnt. Nun müssten wir wieder dran sein“, sagt die Kapitänin der Heidschnucken augenzwinkernd mit Blick auf das hochklassige World-Tour-Finalspiels, das mit 4:2 an den Schwarzwälder Verein ging. Dennachs Sonja Pfrommer sieht das natürlich anders. „Wir haben ein frisches tolles Team mit einem krassen Kader, das sich nach Schwierigkeiten zum Saisonanfang stetig gesteigert hat.“ Mit dem vorläufigen Höhepunkt beim World Tour Finale. Die Abwehr war fast nicht zu überwinden und vorne wechselte Spielertrainerin Anna-Lisa Aldinger fleißig durch: Sonja Pfrommer, Pia Neuefeind und Maya Mehle zeigten nahtlos Faustball auf höchstem Niveau. „Das haben wir uns in dieser Feldrunde erarbeitet. Wir sind alle bodenständig, da ist kein King Käs‘ dabei“, so Sonja Pfrommer. So oder so: entweder Dennach oder Schneverdingen muss vor dem Endspiel zusammenpacken.
Hunderte Sieger scheinen bereits festzustehen – die Zuschauer. „Krass, was die Stammheimer aufziehen“, meint Wangersens Vivien Werner. Und Dennachs Sonja Pfrommer: „Ich habe schon viele Turniere hier mitgemacht und ich bin sicher, der TVS stapelt nicht zu tief mit der Aussage, die beste DM aller Zeiten auszurichten. Der Verein sorgt für perfekte Rahmenbedingungen. Nun liegt es an uns Sportlerinnen und Sportlern, die dazu passenden Leistungen abzuliefern.“
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