Faustball-Storys: Das Superjahr der Henriette Schell

Hatte ein erfolgreiches Faustball-Jahr 2022: Henny Schell (Foto: Detlef Hopp).
Verfasst am 23. November 2022
1. Bundesliga Süd Frauen Allgemein Bundesligen

Calw (DFBL/heu). Champions Cup, World Games, Europapokal und ein Engagement als Spielerin in Brasilien – Henriette Schell vom TSV Calw blickt auf ein aufregendes Jahr 2022 zurück. In unserer Rubrik „Faustball-Storys“ erzählen wir Geschichten über Menschen aus der Faustball-Familie wie die der 24-Jährigen. 

Als Schlagfrau der Nationalmannschaft und des Bundesligisten TSV Calw hat Henriette Schell schon vieles erlebt. Die 24-Jährige wurde Welt- und Europameisterin, zwei Mal deutsche Meisterin. Bereits als Kind, damals beim TV Enzberg, zeigte sich ihr Talent, aber im Heimatverein spielten zu wenige Mädchen. So wechselte sie mit 13 Jahren in die Hermann-Hesse-Stadt Calw. Seither sammelte sie Titel und Medaillen am Fließband. Insbesondere die vergangenen Monate waren gespickt mit unvergesslichen Momenten. „Ja, dieses Jahr ist richtig viel los“, blickt Henriette Schell, die allgemein eher zum Understatement und zu leisen Tönen neigt, selbst ungläubig auf das langsam ablaufende Jahr 2022 zurück.

Die Studentin (Wirtschaftsingenieurwesen) hat ihrer Sportart kräftig den Stempel aufgedrückt. Begonnen hat ihr persönliches Superjahr gleich Anfang Januar mit Platz zwei beim EFA Women’s Champions Cup zuhause in Calw. Ohne ihre Angriffskollegin Stephanie Dannecker, die bei diesem Turnier verletzt ihre große Karriere beendete, war Silber das Maximum, der TSV Dennach gewann das Finale 4:2.

In der Hallenrunde schaffte der fortan dezimierte TSV Calw dennoch den Sprung in die Endrunde um die deutsche Meisterschaft, holte nach den Titelgewinnen 2019 und 2021 diesmal Silber. Im Juli reiste die Welt- und Europameisterin mit der Nationalmannschaft zu den World Games nach Alabama, USA. Beim bedeutendsten Wettkampf der nichtolympischen Sportarten, der alle vier Jahre stattfindet, durften erstmals auch Faustballerinnen teilnehmen. Henriette Schell spielte anfangs, erkrankte aber während des Turniers und kehrte mit dem erhofften dicken Goldklunker um den Hals nach Hause zurück. Nur einen Tag später sicherte ihr Bundesliga-Team das Ticket zur deutschen Feld-Meisterschaft in Brettorf – wo der erhoffte Sprung ins Halbfinale allerdings nicht gelang.

Dafür schlug „Henny“ mit ihren TSV-Löwinnen beim Europapokal zu: Bronze im EFA Champions Cup in Widnau/Schweiz, diesmal unter anderem mit zwei Siegen über Lokalrivale TSV Dennach. Den anschließenden notwendigen Urlaub in Südfrankreich unterbrach sie für einen Flug nach Berlin, um aus den Händen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die höchste Sportauszeichnung der Bundesrepublik in Empfang zu nehmen, das Silberne Lorbeerblatt.

Aus dem Urlaub ging es wieder über den Großen Teich und weiter nach Brasilien: Der Weltklasseverein Clube Duque de Caxias verpflichtete Henriette Schell für einige Wochen. Sie sollte das Team in die Medaillenränge des Weltpokalturniers ballern, so wie es vor einigen Jahren schon ihr Calwer Angreifer-Vorbild Stephanie Dannecker tat. Duque, der Verein aus der Zwei-Millionen-Einwohner-Stadt Curitiba, war Gastgeber des Turniers, für das sich die jeweils acht stärksten Vereinsmannschaften (Frauen und Männer) über die World Tour qualifizierten.

Henriette Schell stand als „German super striker“ (O-Ton Faustball-Weltverband IFA) im Zentrum des Geschehens. In der Vorrunde wurden der brasilianische Konkurrent SG Novo Hamburgo sowie der österreichische Meister und Mitfavorit SG Union Nussbach 3:0 weggefegt, dann der VfL Kellinghusen mit 3:1. Im Halbfinale stand Duque mit seiner fleißigen „Gastarbeiterin“ dem deutschen Meister und Europapokalsieger TV Jahn Schneverdingen gegenüber. Ein 3:0-Feuerwerk ließ die Fans jubeln. Erst im brasilianischen Endspiel unterlag Duque gegen Sogipa Porto Alegre 1:3. „Aber es war ein überragendes Erlebnis“, sagt Henriette Schell, „und hinter mir liegt eine Zeit voller Höhepunkte, voller schöner Erlebnisse.“

Inzwischen herrscht wieder Bundesliga-Alltag. „Die Pausen waren kurz, aber das macht nichts. Ich liebe meinen Sport und freue mich auf jedes Spiel“, sagt Schell. Das beweist sie auch in der aktuellen Hallenrunde: vier Spiele, vier Siege, Tabellenplatz eins mit ihren Calwer „Löwinnen“. „So kann’s gerne weiterlaufen“, entgegnet die junge Sportlerin mit dem kurzen Blondschopf – und grinst verschmitzt.

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