Bundesliga Nord: Der Männer-Teamcheck zum Saisonstart

Treffen in der 1. Bundesliga Nord aufeinander: die Berliner Turnerschaft und der TV Brettorf (Foto: DFBL/Schönwandt)

Brettorf (DFBL/ssp). Und los geht’s: Für die 1. Faustball-Bundesliga Nord der Männer steht am Wochenende der Eröffnungsspieltag an. Nach den Wochen der Vorbereitung zählt es nun in den ersten Begegnungen. Mit dem SV Moslesfehn und TSV Lola komplettieren zwei ambitionierte Aufsteiger das Starterfeld, aus diesem auch 2022 wieder zwei Teams den Gang in Liga zwei antreten müssen. Auch zwei DM-Tickets sind zu vergeben – denn Gastgeber TV Brettorf hat seine Qualifikation bereits sicher.

Und natürlich treiben viele wieder die Fragen um: Gibt es Verstärkungen in den Teams? Wie lief die Vorbereitung? Und mit welchen Zielen gehen die Mannschaften in die Saison? Wie gewohnt gibt Sönke Spille einen Überblick – und wagt einen Blick in die Glaskugel.  

TSV Hagen 1860 

Es war für uns die nahezu perfekte Saison, die die Faustballer des TSV Hagen 1860 unter dem Hallendach ablieferten. Denn: Dass die Westfalen am Ende ihrer Heim-DM, die trotz Corona vor zahlreichen lautstarken Zuschauern stattfand, mit einer Silbermedaille belohnen würden, damit hätten sie wir vor der Saison wohl kaum gerechnet. Dabei gelang es den Sechzigern, in allen Mannschaftsteilen teilweise große Leistungssprünge zu machen und sie bewiesen, dass nicht nur auf dem Feld mit ihnen zu rechnen ist.  

Denn auch dort wurde der TSV vor einem Jahr Deutscher Vizemeister und will nun nicht nur das DM-Gefühl mitnehmen, sondern sich erneut für die nationalen Titelkämpfe qualifizieren. Dazu hat Hagen auch den Champions Cup im Blick, wo man zum ersten Mal seit 2002 wieder um die europäische Krone spielt. Und: Für die Nationalspieler Philip Hofmann, Ole Schachtsiek (beide World Games in den USA) und Kevin Schmalbach (Europameisterschaft in Italien) stehen noch weitere Highlights bevor. Personell bleibt das Team unverändert, auch an der Seitenlinie können die Westfalen mit dem Dreigespann aus Hartmut Maus, Dirk Schachtsiek und Andreas Schmitz auf viel Faustball-Kompetenz setzen.  

Und dann wäre da noch ein ganz besonderes Highlight, das für den Verein beim Saisonauftakt am 7. Mai bevorsteht. Denn nach mehr als 20 Jahren kehrt der TSV Hagen 1860 in diesem Sommer wieder auf das eigene Vereinsgelände zurück. Die Eröffnung der neuen Faustball-Arena findet im Rahmen des ersten Heimspiels gegen den SV Moslesfehn statt und wir mit einer Party abgerundet, zu der alle 120 Helferinnen und Helfer der DM im März eingeladen sind.  

Prognose: Beim Turnier in Stammheim lief noch nicht alles rund, doch beim TKH-Turnier eine Woche vor dem Saisonstart präsentierte sich Hagen bereits in guter Form. Mit der zusätzlichen Motivation “Champions Cup” marschiert das Team zur Nordmeisterschaft.  

TSV Lola 

Die Hallensaison in der 2. Bundesliga Ost war für den TSV Lola versehen mit Licht und Schatten. Auch wenn U18-Weltmeister Jannis Wethling die komplette Saison verletzungsbedingt nicht zur Verfügung stand und Rouven Kadgien sich aufgrund einer Handverletzung in den ersten Spielen nicht im Angriff einschalten konnte, hatte man sich die Runde anders vorgestellt. Nach vier Niederlagen konnte sich der TSV erst am letzten Spieltag für die Aufstiegsspiele qualifizieren. Hier musste sich das Team von Trainer Marcus Himmelhan zwar knapp gegen die Berliner Turnerschaft geschlagen geben, gewann aber gegen den SV Moslesfehn und MTV Wangersen. Für den Aufstieg reichte es aufgrund der gewonnen Sätze dennoch nicht – zum zweiten Mal in Folge. Denn auf dem Feld waren die Lolaner ebenso knapp gescheitert. Nach dem Rückzug des VfL Kellinghusen gibt es nun aber doch die Chance, sich als Nachrücker im Oberhaus zu beweisen. Zbd die möchte das junge Team nutzen, um sich weiterzuentwickeln.  

Trainer Himmelhan muss hierbei aber auf Jan Schütz (Auslandsaufenthalt) verzichten, dazu wird Melvin Hintz nach einer Operation erst Mitte der Saison auflaufen können. Damit nicht genug: Abwehrspieler und Kapitän Jonas Michaelis kann aufgrund seines Studiums und bevorstehenden Staatsexamen nicht bei allen Spielen dabei sein und auch Rouven Kadgien wird aus beruflichen Gründen nicht bei allen Spielen dabei sein. Trotz all dieser Schwierigkeiten möchten die Schleswig-Holsteiner die Runde motiviert angehen und alles daran setzen, die Liga zu halten. Immerhin stehen neben Nationalangreifer Rouven Kadgien mit Kjell Butzke, Jannis Wethling und Hannes Himmelhan (aktuell erweiterter Kader U21-Junioren) noch drei weitere Spieler zur Verfügung, die schon internationale Erfahrung gesammelt haben. Mit Routinier Malte Schultz kommt ein erfahrener Abwehrspieler dazu, der sich die letzten Jahre auch als Kommentator bei Deutschen Meisterschaften einen Namen machen konnte. Komplettiert wird der Kader von Max Alexander (18 Jahre), der seit der vergangenen Feldsaison eine feste Stütze ist. 

Prognose: In der 2. Liga Ost hat sich der TSV Lola mittlerweile etabliert. Doch der Sprung in Liga eins ist – auch aufgrund der personellen Schwierigkeiten über die Saison gesehen – noch etwas zu groß. Am Ende ist es Platz 8 und Lola nimmt noch einmal Anlauf aus Liga zwei.  

TV Brettorf 

Die DM in Hagen war das passende Ende einer durchwachsenen Hallensaison: Nach dem Bronzegewinn auf dem Feld war der TV Brettorf mit großen Ambitionen in die Winterspielzeit gestartet. Doch zu selten gelang es dem Team von Trainer Klaus Tabke, das eigene Leistungsvermögen abzurufen – insbesondere auswärts offenbarte man eklatante Schwächen. So blieben die Schwarz-Weißen in eigener Halle zwar ungeschlagen, brachten von den Auswärtsreisen als Ausbeute aber gerade einmal vier von 14 möglichen Punkte mit. Somit musste der TVB zeitweise sogar um das angepeilte DM-Ticket bangen. Bei der DM in Hagen waren die Schwankungen des Nord-Dritten dann in den beiden Begegnungen gegen den VfK Berlin und TV Vaihingen/Enz zu groß – nach der Vorrunde war bereits Schluss.  

Die Hallensaison will der TVB nun hinter sich lassen, hat stattdessen die Heim-DM im Blick, für die man dank der Ausrichterregelung bereits qualifiziert ist. Die Ansprüche sind nach der wechselhaften Saison aber keineswegs geschrumpft. Das Ziel des DM-Gastgebers, ist sich sportlich für die nationalen Titelkämpfe zu qualifizieren – und mit der Nordmeisterschaft möglichst vorzeitig ins Halbfinale einzuziehen. Personell wird es dabei kaum Veränderungen geben. Einzig Timo Kläner hat – nach andauernden Verletzungen – seine Karriereende bekanntgegeben, wird Coach Tabke aber als Co-Trainer zur Seite stehen. Dazu wollen die beiden an den Spieltagen in Hinblick zur DM auch Spielern aus der zweiten Reihe die Chance geben, sich im Bundesligateam zu etablieren.  

Prognose: Auf dem Feld hat sich das junge Team von Klaus Tabke schon in der Jugend wohler gefühlt als in der Halle. Dazu hat man das DM-Ticket bereits sicher, kann etwas befreiter aufspielen – und schafft mit Platz 2 auch sportlich die Qualifikation.  

Leichlinger TV 

Es war die beste Platzierung einer Leichlinger Mannschaft in der Bundesliga jemals: Bis zum vorletzten Spieltag mischte der LTV in der vergangenen Hallensaison im Kampf um die DM-Plätze mit und belegte am Ende einen starken vierten Platz. Damit zu rechnen war im Vorfeld nicht wirklich, zumal Angreifer Christian Weber nahezu die gesamte Vorrunde mit Rückenproblemen zu kämpfen hatte. Doch nicht nur er, das gesamte Team biss sich durch – und konnte am Ende über das gute Abschneiden jubeln. Personell sollte es bei den Rheinländern eigentlich kaum Veränderungen geben. Einzig die Rückkehr von Alexander Voos (nach Fingerbruch) ins Bundesligateam war geplant. Doch Lukas Geiger plagen aktuell Achillessehnenproblemen – und kurz vor dem Saisonstart verletzte sich dann noch Hauptangreifer Christian Weber (Sprunggelenksverletzung), der wohl die ersten sechs Saisonspiele verpassen wird.  

Somit sind die Saisonziele ganz andere, als man nach dem erfolgreichen Abschneiden unter dem Hallendach womöglich vermuten würde. Zumal es in der Vorbereitung bei der Turnierteilnahme in Unterhaugstett blieb. Für Hannover musste der LTV – auch aufgrund des U21-Lehrgangs, an dem Maxi Hoverath und Felix Hasenjäger teilnahmen – kurzfristig absagen.  

Prognose: Schlechter als mit der Hiobsbotschaft um die Verletzung von Christian Weber könnte die Saison wohl kaum starten für den Leichlinger TV, der ohnehin in der Halle etwas stärker einzuschätzen ist. Es ist zu befürchten, dass man gleich zu Beginn einem Rückstand zur Konkurrenz hinterherlaufen wird, der am Ende nicht mehr aufzuholen ist. Platz 7.  

Berliner TS 

War für eine tolle Leistung: Nach der DM-Teilnahme 2020 in Kellinghusen wiederholte die Turnerschaft dieses Kunststück in der vergangenen Feldsaison und marschierten hier sogar bis ins Halbfinale – ein toller Erfolg für das Team, das unter dem Hallendach nur wenige Wochen später in Liga zwei antreten musste. Hier gaben die Hauptstädter im Saisonverlauf dann nur einen Satz ab und kassierten bei den Aufstiegsspielen eine Niederlage. Am Ende war aber das Saisonziel “Aufstieg” geschafft. 

Nun also geht es wieder aufs Feld. Zur Vorbereitung nahm das Team um Angreifer Timon Lützow, der im vergangenen Jahr seine ersten Länderspiele für den A-Kader absolviert hat, am Wedding-Cup teil. In der offenen Klasse gewann das Team, im Wettbewerb der Bundesligisten musste man sich nur im Final-Derby gegen den VfK Berlin geschlagen geben. Dazu wurden vom seit einigen Spielzeiten unveränderten Kader vor dem Saisonauftakt noch einmal zusätzliche Trainingstage angesetzt. Aussagen, dass die Berliner ihre dritte DM-Qualifikation in Folge im Blick haben, sind ihnen vor dem Saisonstart aber noch nicht zu entlocken. Schließlich wird im Ligabetrieb zum Modus der fünf Gewinnsätze zurückgekehrt, das ausgegebene Saisonziel ist deshalb zunächst einmal der Klassenerhalt. Sollte der Saisonstart dazu Anlass geben, würden die Berliner das Ziel aber gerne auf die Teilnahme an der „Meisterrunde“ der besten vier nach oben korrigieren. 

Prognose: Auch wenn in der Feld-Bundesliga nun wieder fünf Sätze für einen Sieg nötig sind – ihren Platz unter den Top-Teams im Norden hat die Turnerschaft auch weiterhin sicher. Mit der dritten DM-teilnahme in Folge klappt es aber trotzdem nicht, wenn auch nur knapp: Platz 4.  

VfK Berlin 

Es war eine gute Saison, die die Faustballer des VfK Berlin unter dem Hallendach ablieferten. Trotz einiger personeller Schwierigkeiten und Spieltagen, an denen man nur mit drei Stammspielern auflaufen konnten, gelang es, sich die Nordmeisterschaft – und bei der DM in Hagen die Bronzemedaille – zu sichern. In eine ähnliche Richtung soll es auch unter freiem Himmel gehen. Für den VfK, der in den regulären Spielzeiten von 2012 bis 2019 ununterbrochen Nordmeister wurde, ist das Ziel, sich einen Platz unter den ersten drei Mannschaften zu ergattern und sich somit für die DM zu qualifizieren.  

Personell gibt es dabei nur eine Veränderung. Abwehrspieler Daniel Hlebaroff wird im Sommer den Fokus auf seine Football-Karriere legen und nur phasenweise zur Verfügung stehen. Deshalb rückt mit Lukas Lee seit längerem der erste Jugendliche fest ins Team und soll die VfK-Abwehr verstärken.  Außerdem stehen in der Defensive Manuel Kögel, Sascha Zaebe, Jonas Brune und gelegentlich auch Jascha Ohlrich zur Verfügung. Den Angriff bilden Lukas Schubert und Sebastian Kögel. Das Training übernimmt ab dieser Saison größtenteils Weltmeister Lukas Schubert. Bei den Spieltagen steht Maxe Ohlrich als Betreuer an der Seitenlinie. Als Vorbereitungsturnier nutzten die Hauptstädter in diesem Jahr nur den Wedding-Cup in Berlin. Hier konnte sich der VfK im Finale gegen den einzigen Mitvertreter der 1. Bundesliga Nord, der Berliner Turnerschaft, durchsetzen. 

Prognose: In der vergangenen Feldsaison scheiterte der VfK in letzter Sekunde an der DM-Qualifikation. In diesem Jahr sieht das anders aus: Die Hauptstädter fahren mit Platz drei nach Brettorf.  

TK Hannover 

So hatte sich der TK Hannover die vergangene Hallensaison nun wahrlich nicht vorgestellt: Hatte man zu Saisonbeginn – inklusive Auftaktsieg gegen den TV Brettorf – noch einen Platz in der oberen Tabellenhälfte im Blick, wurde den Klubberern schnell bewusst, dass es eine schwere Saison wird, an deren Ende sogar der Abstieg stand. Nach dem Erfolg gegen Brettorf folgten nur noch drei weitere Siege (darunter zwei gegen das abgeschlagene Schlusslicht Kellinghusen), auch weil die Leinestädter den gesamten Winter über von Verletzungen geplagt waren.  

Während in der Halle somit der direkte Wiederaufstieg sein wird, will der TKH auf dem Feld nun so schnell wie möglich den Klassenerhalt schaffen. Helfen sollen dabei Leon Pohl und Steffen Sellmann. Während Pohl, der vom SV Walddorf kommt und bereits in der vergangenen Saison in Hannover trainierte, langsam an Liga eins herangeführt werden soll, ist Neuzugang Sellmann (TV Augsburg) eine Sofortverstärkung. Mit seiner Sicherheit im Spiel soll der gestandene Bundesligaspieler für frischen Wind sorgen und die Verletzung von Leon Riederer sowie den obligatorischen Wechsel von Tim Vollmer (Spenge) kompensieren. Trainer-Duo bleiben Ole Brune und Merlin Sommer.  

Prognose: Der TKH ist auf dem Feld stärker einzuschätzen als unter dem Hallendach – insbesondere, wenn sie Angreifer Christos Michalakis in Szene setzen können. Das bewies man nicht zuletzt beim Heim-Turnier am vergangenen Wochenende. So werden die Klubberer einen deutlich ruhigeren Sommer erleben – Platz 5.  

SV Moslesfehn 

Auf sehr erfolgreiche zwölf Monate blickt der SV Moslesfehn zurück. Nach den Abstiegen in Liga zwei spielte der SVM nach der Corona-Unterbrechung so stark wie wohl nie zuvor. Erst gelang auf dem Feld die Rückkehr ins Oberhaus, vor wenigen Monate feierten die Mossis – nach einer beeindruckenden Saison in der 2. Bundesliga Nord und einem nervenstarken Auftritt bei den Aufstiegsspielen – dann auch unter dem Hallendach die Erstklassigkeit. Das ohnehin schon kompakte Gerüst der Mannschaft wirkt dabei so ausgeglichen und stark wie nie.  

Auch deshalb ist man vor den Toren Oldenburgs davon überzeugt, in diesem Jahr über die nötige Erfahrung verfügt, um – anders als bei den Versuchen zuvor – nun den Klassenerhalt in der Bundesliga auch zu schaffen. Auf dem Feld ist es seit 2014 bereits der vierte Anlauf, sich im Oberhaus zu etablieren. Die drei Male zuvor ging es nach nur einem Jahr direkt zurück in Liga zwei. Um es dieses Mal besser zu machen, kehrt Kapitän Pascal Töllner nach seiner Verletzung ins Team zurück, dazu ist seit der Hallensaison mit Julian Schödler ein Allrounder zum Team gestoßen, der dem SVM auf allen Positionen unterstützen kann.  

Prognose: Den Namen “Fahrstuhlmannschaft” können die Moslesfehner nach dieser Saison vorerst ablegen. Das Team ist gereift, neben der ohnehin schon starken Defensive hat Angreifer Florian Würdemann im vergangenen Jahr noch einmal einen großen Schritt gemacht. Der SVM bleibt in Liga eins: Platz 6. 

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