Aus dem ICE zur Faustball-WM
Mannheim (nho). Bahnfahren ist manchmal spannender als jede Fernsehsendung: Bis vor wenigen Wochen wusste Ryohei Kobayashi noch nichts über Faustball. Nun ist der Mannheimer durch eine zufällige Zugbegegnung als Betreuer der japanischen Faustball-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft mit dabei.
Wer die Bahn und den ÖPNV in Deutschland kennt, muss viel Zeit zum Warten einplanen. Doch manchmal kann diese Wartezeit für Personen wie Ryohei Kobayashi ganz schön interessant sein. Der Mannheimer mit japanischen Wurzeln traf auf einer um über zwei Stunden verspäteten Zugfahrt von Oldenburg über Frankfurt nach Mannheim durch Zufall auf WM-Geschäftsführer Sönke Spille, der auf dem Weg zu einer Sitzung des Orga-Teams der WM war und ihm von der Faustball-Weltmeisterschaft erzählte. Und plötzlich hatten beide eine kuriose Idee: Da Ryohei in der Vergangenheit bereits japanische Nationalmannschaften bei der Handball-Weltmeisterschaft mitbetreut hatte, zudem bei einer Tourismusagentur in Frankfurt arbeitet und daher viel Erfahrung in der Koordination von Sportreisen aufweisen kann, mussten sowohl Sönke Spille als auch Ryohei Kobayashi nicht lange überlegen. Nun ist Ryohei der Teambetreuer der japanischen Nationalmannschaft bei der Faustball-WM.
Als wichtiger Vermittler für das japanische Team, bei dem niemand außer ihm Deutsch sprechen kann, übernimmt Ryohei überwiegend organisatorische Aufgaben und übersetzt für die Mannschaft ins Japanische. Dennoch steht er auch mit viel Engagement als Betreuer an der Seitenline und freut sich über jedes Spiel seiner Auswahl: „Wir erleben hier eine tolle WM. Die ersten Spiele haben wir nicht gut gespielt, aber uns immer mehr als absoluter Außenseiter ins Turnier reingekämpft.“
Ganz ohne Faustball-Expertise müssen die Japaner dabei zum Glück aber nicht auskommen: Als erfahrene Trainerin steht dem japanischen Team die Schweizerin Tanja Bonrath von Satus Faustball Kreuzlingen bei der WM zur Verfügung, die zehn Monate in Japan gelebt und dort sogar bei der Mannschaft mittrainiert hat. Außerdem werden die japanischen Spieler von Elea Oehy, Stefan Fehle, Neel Frei, Robin Ulrich und Luca Fontoura aus der Schweizer Faustball-Hochburg Widnau fachlich und beim Training vor den Spielen unterstützt. Großen Zuspruch gab es zudem von den Zuschauerrängen für die Underdogs aus Japan, die durch ihre herzliche Art und die unkonventionelle Spielweise die Herzen vieler WM-Besucher erobern konnten. Zwar beendete das Team die WM ohne Sieg und auf dem 16. Platz, aber immerhin holte sich Japan jeweils einen Satz gegen Australien und Serbien und durfte am Ende vor dem Publikum mehrere Ehrenrunden einlegen. Japan – Sieger der Herzen der Faustball-WM 2023!
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