Faustball Deutschland: Zwischen Tradition und Transformation – Eine Sportart gestaltet ihre Zukunft
Marathonsitzung mit weitreichenden Entscheidungen
Es war eine Marathonsitzung, die Faustball Deutschland am Samstag abhielt. Über vier Stunden lang debattierten die Mitglieder der Sportart virtuell über die Zukunft ihrer deutschen Dachorganisation. Die Mitgliederversammlung 2024 markierte einen Wendepunkt in der Geschichte des Verbands, mit weitreichenden Entscheidungen und klaren Weichenstellungen für die Zukunft.
Kernthemen und Herausforderungen im Überblick
Im Zentrum der Versammlung standen die Wahl eines neuen Hauptausschusses, die Bestätigung einer Integritätsbeauftragten und der Auftrag an den Vorstand, eine neue Beitragsordnung zu erarbeiten. Doch darüber hinaus ging es um grundlegende Fragen: Wie kann sich der Faustballsport in einer sich wandelnden Sportwelt behaupten? Wie lässt sich die finanzielle Basis stärken, ohne die Vereine zu überfordern? Und wie gelingt der Spagat zwischen notwendiger Professionalisierung und dem Erhalt des wertvollen ehrenamtlichen Engagements?
Ehrung verdienter Mitglieder
Ein besonderer Moment der Versammlung war die Ernennung zweier neuer Ehrenmitglieder:
Elke Rüther, eine ehemalige Spitzenspielerin und langjährige Bundestrainerin, wurde für ihre herausragenden Verdienste um den Frauenfaustball geehrt. Sie führte als Bundestrainerin die deutsche Frauennationalmannschaft zu Welt- und Europameistertiteln und prägte eine ganze Generation von Spielerinnen.
Karl Ebersold, liebevoll „Mister Spielplan“ genannt, wurde für seinen jahrzehntelangen Einsatz in der Organisation des Spielbetriebs ausgezeichnet. Seine akribisch ausgearbeiteten Spielpläne und sein tiefes Verständnis für die logistischen Herausforderungen des Faustballsports machten ihn zu einer unverzichtbaren Stütze des Verbands. Beide haben den deutschen Faustballsport maßgeblich geprägt und weiterentwickelt.
Folgerichtig hat der Hauptausschuss beide zu Ehrenmitgliedern von Faustball Deutschland ernannt.
Bilanz und Bestandsaufnahme
Licht und Schatten: Woitags gemischte Bilanz
Torsten Woitag, Sprecher des Vorstands von Faustball Deutschland, zog eine differenzierte Bilanz der vergangenen zwei Jahre. „Wir haben auf diesem ganzen Weg immer wieder Rückschläge hinnehmen müssen und auch mit Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt“, gestand er ein. „Manche Sachen funktionierten nicht wie am Reißbrett entworfen, weil sie einfach in der Sache noch nicht weit genug durchdacht waren, weil sie vielleicht nicht gut genug kommuniziert waren.“
„Als ich 2022 kam, hat mir der damalige relativ frisch gewählte Präsident Jörn Verleger erzählt: Wir sind 30, 35.000 Faustballer hier in Deutschland“, erinnerte sich Woitag. „Die Wahrheit ist, wir sind ein bisschen kleiner als wir dachten.“
Basierend auf den Zahlen der letzten Feldsaison haben in ganz Deutschland 343 Vereine am Spielbetrieb teilgenommen. Insgesamt waren es 11.327 Aktive, die im organisierten Faustballspielbetrieb den Ball über die Leine gebracht haben.
Besonders erfreulich entwickelt sich der Jugendbereich. „Die Zahl von ungefähr 800 mehr gegenüber dem Herbst 2022, also vor zwei Jahren, sind fast alles Aktive im Kinder- und Jugendbereich“, berichtete Woitag.
Als positives Beispiel nannte er den SC DHfK Leipzig, der mit 244 Aktiven, größtenteils Kinder und Jugendliche, neue Maßstäbe setzt. „Das ist nur ein stellvertretendes Beispiel, weil im Vergleich haben wir auch jetzt gesehen, dass in vielen, vielen anderen Stellen in Deutschland, in Niedersachsen schwerpunktmäßig auch in Schwaben und in Baden auch in Bayern viel viel Jugendspielbetrieb ist. Und das ist prima, denn das ist die Zukunft für Faustball.“
Gleichzeitig betonte Woitag die beeindruckenden Fortschritte: „In den letzten 18 Monaten haben wir im Ehrenamt eine Neuaufstellung des Verbands geleistet, für die in Unternehmen häufig Millionenbeträge für teure Berater ausgegeben werden – und die oft nicht annähernd so erfolgreich ist.“ Er hob hervor, dass die neu geschaffenen Gremien wie Hauptausschuss, Sportausschuss, Länderausschuss und die Athletenkommission bereits effektiv arbeiten und auch untereinander gut vernetzt sind.
„Alle diese Gremien haben in kurzer Zeit Beachtliches geleistet“, führte Woitag aus. „Sie haben kleine und große Projekte erarbeitet, wichtige Beschlüsse gefasst und kommuniziert sowie Maßnahmen umgesetzt, die bereits jetzt positive Wirkung zeigen.“ Als Beispiele nannte er die Neugestaltung der U16-Liga durch den Sportausschuss, die verbesserte Kommunikation zwischen den Landesverbänden durch den Länderausschuss und die stärkere Einbindung der Athletenperspektive in Entscheidungsprozesse durch die Athletenkommission.
Besonders hob Woitag die gelungene Abstimmung zwischen den Gremien hervor: „Auch wenn es bei der Entscheidungsfindung manchmal noch etwas holprig zugeht, am Ende steht immer ein gemeinsam abgestimmter und getragener Beschluss. Darauf können wir wirklich stolz sein.“ Diese Kultur der Zusammenarbeit und des konstruktiven Dialogs sei eine wesentliche Stärke des neu aufgestellten Verbands.
Woitag betonte auch die positiven Entwicklungen im Nachwuchsbereich: „Wir haben viele, viele Samen gesät, der ein oder andere Samen sprießt auch schon.“ Als Beispiele nannte er die steigende Zahl von Kindern und Jugendlichen im Faustballsport sowie die Einführung neuer Formate wie der U16-Deutschland-Liga und des Zweierfaustballs „wowball“.
Offener Blick auf Belastungsgrenzen
Bemerkenswert offen sprach Woitag auch die persönlichen Herausforderungen an: „Ich stehe hier und bin etwas erschöpft, und das gilt auch für meine Vorstandskolleg:innen und Kollegen in den Gremien, die vielfach auch ehrenamtliche Doppel- und Dreifach-Belastungen haben. Alle haben auf diesem ganzen kräftezehrenden Weg viel viel Herzblut und Leidenschaft und Zeit gelassen. Und das gilt für den gesamten Verband.“
Er beschrieb den Spagat zwischen Erschöpfung und Motivation: „Wir sind im Moment hier ein Stück weit am Ende unserer Kräfte und wollen aber gleichzeitig weiter vorankommen. Denn trotz dieser Erschöpfung treibt es uns ja an – dieses kleine Flämmchen, dass wir alle glauben, dass so so viel Potenzial im Faustball steckt und so viel mit Faustball möglich ist.“
Diese ehrliche Bestandsaufnahme unterstreicht die Herausforderungen des ehrenamtlichen Engagements und die Notwendigkeit, die Strukturen weiter zu professionalisieren. Gleichzeitig zeigt sie die tiefe Verbundenheit der Verantwortlichen und ihren unbedingten Willen, Faustball voranzubringen – auch wenn der Weg manchmal kräftezehrend ist.
WM 2023: Triumph und Herausforderungen
Besonders ambivalent fiel Woitags Bilanz zur Faustball-WM 2023 in Mannheim aus. Einerseits bezeichnete er sie als „Meilenstein“: „Da betraf die sportliche Präsentation mit beeindruckenden Bildern. Die Art, wie Faustball dort präsentiert wurde. 30.000 Zuschauer vor Ort, 10.000 am Finaltag. Insgesamt 100.00ende Menschen, die sonst nichts mit Faustball zu tun haben und die, die Schönheit und unseres Sports live im Stadion und der SAP Arena und Mannheim oder im SWR Fernsehen oder den Sportschau-Streams erleben konnten. Die Welt hat also gesehen, was Faustball kann.“
Andererseits sprach er von großen organisatorischen und finanziellen Herausforderungen. So habe sich das Organisationsteam der International Fistball Association (IFA) mit dem lokalen Organisationskomitee vom TV Käfertal „total zerstritten“. Bis heute seien da „tiefe Gräben geblieben“.
Zudem verzeichnete die Veranstaltung einen erheblichen finanziellen Verlust. Woitag verwies dabei auf eine Aussage von Jörn Verleger, Schatzmeister des Trägervereins der Weltmeisterschaft und IFA-Präsident, der in einer Sitzung des Sportausschusses des Deutschen Bundestags einen Verlust von 255.087,60 Euro zu Protokoll gegeben hatte.
Woitag, der wenige Monate vor der Weltmeisterschaft Vorstandsvorsitzender des Trägervereins wurde, erklärte: „Aus dieser Rolle heraus habe ich zwar keine tatsächliche Verantwortung für die Entscheidungen und Umstände, die lange zuvor ursächlich für diesen wirtschaftlichen Misserfolg waren. Formell haben aber am Ende vier Personen, mich eingeschlossen, in unterschiedlichen Anteilen privat den Großteil der Verluste getragen, abgemildert und finanziert.“
Die finanziellen Folgen wiegen auch für die International Fistball Association (IFA) besonders schwer. Woitag erläuterte: „Auch die IFA hat einen sehr hohen fünfstelligen Betrag mitzutragen. Dies hat bis heute spürbare Konsequenzen für den Weltverband.“ Die Möglichkeiten der IFA, in die weltweite oder sportliche Entwicklung von Faustball zu investieren, sind so erheblich eingeschränkt.
Die substanziellen wirtschaftlichen Belastungen sowohl des Trägervereins als auch der IFA unterstreichen die Notwendigkeit einer nachhaltigen finanziellen Strategie für zukünftige Großveranstaltungen.
Woitag betonte ausdrücklich: „Es ist wichtig klarzustellen, dass weder Faustball Deutschland noch seine Mitglieder für diesen Verlust haften. Die finanzielle Verantwortung liegt vollständig beim Trägerverein der Weltmeisterschaft.“ Diese Klarstellung soll Bedenken der Mitglieder hinsichtlich möglicher finanzieller Belastungen für Faustball Deutschland zerstreuen.
DTB und Länderausschuss: Neue Dynamik in der Zusammenarbeit
Ein besonders erfreuliches Kapitel in der Entwicklung von Faustball Deutschland ist die verbesserte Zusammenarbeit mit dem Deutschen Turner-Bund (DTB) und innerhalb des Länderausschusses. Woitag betonte die positive Entwicklung: „Wir haben eine tolle, vertrauensvolle Zusammenarbeit auf allen Ebenen im DTB. Unser Leistungssportbereich arbeitet mit den Leistungssportreferenten zusammen. In regelmäßigen Abstimmungen gibt es ein zweiwöchiges Jour fixe auf Vorstandsebene, wo wir uns über wichtige Sachen absprechen.“
Besonders hob Woitag die Unterstützung des DTB in Krisensituationen hervor: „Als im Sommer auf einmal die Leistungssportförderung mit Schreiben des BMI um 50% gekürzt werden sollte, haben sich Kalle Zinnkann, der Vorstandsvorsitzende des DTB, und Alfons Hölzl, der Präsident des DTB, persönlich eingebracht. Ohne diese Unterstützung hätten unsere U18-Teams und das Frauen-Team jetzt nicht nach Südamerika zur WM fliegen können.“
Die Entwicklung des Länderausschusses bezeichnete Woitag als bemerkenswert: „Der Länderausschuss zeigt mittlerweile eine lebhafte und früchtetragende Zusammenarbeit, die es vor 2 Jahren kaum gab. Um das zu verdeutlichen: 2022 kamen dem Ruf des damaligen Sprechers der Landesfachwarte, Karl Katz, für eine Online-Zusammenkunft gerade einmal 6 Personen nach, 2 davon der Sprecher und ich selbst, der um das Meeting bat. Karl hatte nicht einmal die Telefonnummern aller Landesfachwarte, und es existierte nur ein sporadischer Kontakt per E-Mail.“
Der Kontrast zur heutigen Situation könnte kaum größer sein: Bei einer kurzfristig einberufenen Sitzung des Länderausschusses in der vergangenen Woche waren 16 von 18 Landesfachwarten anwesend, die beiden fehlenden meldeten sich im Nachgang, um auf dem Laufenden zu bleiben.
Die Landesfachwarte sind die offiziellen Vertreter für die Sportart Faustball in den Landesturnverbänden sind. Diese Landesturnverbände wiederum nehmen die Aufgaben des DTB auf Landesebene wahr. Somit bildet der Länderausschuss eine wichtige Brücke zwischen der nationalen Ebene von Faustball Deutschland und den regionalen Strukturen des DTB, was die verbesserte Zusammenarbeit besonders wertvoll macht.
Finanzielle Realitäten: Spielräume für echte Entwicklung schaffen
Ein zentrales Thema der Versammlung war die finanzielle Situation des Verbandes. Woitag legte offen, dass Faustball Deutschland jährlich mindestens 150.000 Euro benötigt, um den Status quo zu halten. Davon entfallen 90.000 Euro auf den Eigenanteil für die Sportförderung und 60.000 Euro auf laufende Kosten wie Meisterschaften, Versicherungen und die Geschäftsstelle.
Doch der Vorstand will sich nicht mit dem Status quo zufriedengeben. Das ambitionierte Ziel: Ein Jahresbudget von 250.000 Euro. Mit den zusätzlichen 100.000 Euro sollen eine Fundraising-Manager:in sowie Verstärkung im Kommunikations- und Medienteam finanziert werden. Diese Investitionen sollen dem Verband die nötige „Beinfreiheit“ verschaffen, um echte Entwicklungsschritte zu gehen, Service-Angebote für die Vereine zu schaffen, um deren tägliches Engagement für den Faustballsport in der Fläche nachhaltig zu stärken. „Denn mit dem Erfolg der Vereine entscheidet sich der Erfolg von Faustball insgesamt“, ergänzt Woitag.
Berichte aus Vorstand und Gremien
Stephanie Thomas: Leistungssport im Aufwind
Stephanie Thomas, zuständig für den Leistungssport, berichtete von den Erfolgen der Nationalmannschaften und den Herausforderungen bei der Sportförderung. „Unsere Männer haben in Frauenfeld die Goldmedaille in einem sehr spannenden Finale wieder erobert,“ freute sich Thomas. Sie betonte auch die Bedeutung der anstehenden World Games und Europameisterschaften. Thomas hob die Schwierigkeiten bei der Finanzierung hervor, zeigte sich aber optimistisch für die Zukunft: „Trotz aller Herausforderungen blicken wir positiv auf die kommenden Wettbewerbe.“
Ein besonderes Augenmerk legte Thomas auf die Nachwuchsförderung im Leistungsbereich: „Wir arbeiten intensiv daran, die Übergänge zwischen den Altersklassen zu optimieren und unsere Talente bestmöglich zu fördern.“ Sie kündigte an, dass in Zusammenarbeit mit den Landesverbänden neue Konzepte zur Talentsichtung und -entwicklung erarbeitet werden. „Unser Ziel ist es, eine breite Basis an leistungsstarken Nachwuchssportlern aufzubauen, um auch in Zukunft international konkurrenzfähig zu bleiben,“ erklärte Thomas.
Thomas Kübler: Spielbetrieb im Fokus
Thomas Kübler, der seit September als neuer Vorstand den Spielbetrieb verantwortet und zuvor den Spielausschuss leitete, gab einen Einblick in die Neustrukturierung des Spielbetriebs.
Er berichtete von weiteren personellen Veränderungen: Rainer Frommknecht wird künftig als Koordinator für die Bundesligen im Südbereich (1. und 2. Liga) fungieren, während Sören Nissen diese Rolle für die Bundesliga Nord übernimmt. Frank Lebherz wird die Schiedsrichter-Einsätze im Süden verantworten, während Sören Nissen kommissarisch auch die Einsatzleitung Nord übernimmt. Hier wird eine dauerhafte Besetzung gesucht.
Kübler betonte seine Vision für einen athletengerechteren Spielbetrieb: „Das ist eines meiner Ziele, das einfach wieder ordentlich, nicht ganz so vollgestopft hinzubekommen, aber trotzdem sehr gestrafft.“ Konkret bedeutet dies, dass die Feldsaison Anfang Mai beginnen und Ende Juli mit der deutschen Meisterschaft der Aktiven enden soll. „Es hat den Vorteil, dass vielleicht auch wieder dann Turniere in den Sommermonaten aufleben können und die ganzen internationalen Geschichten dann im August stattfinden“, erklärte er. Dies betreffe dann nicht mehr alle Spielerinnen und Spieler, „sodass die Aktiven auch mal wieder Pause einstreuen können oder Turnierspieler oder einfach mal die Füße hochlegen.“
Ein besonderes Anliegen war ihm die ordnungsgemäße Anmeldung aller am Spielbetrieb Beteiligten: „Mein großer Wunsch oder eine große Bitte ist, dass alle Faustballer, die am Spielbetrieb teilnehmen, sich ordentlich anmelden mit DTB-ID und Jahresmarke, dass alle Mannschaften in faustball.com richtig angelegt werden.“
Den Abschluss bildete sein persönlicher Wunsch für die Zukunft: „Was ich mir weiterhin wünsche, ist, dass wir Faustballer wieder mehr zusammenrücken, dass wir die Neuerungen, die jetzt in den letzten Jahren kamen, annehmen und dass wir einfach wieder mehr Ruhe im Verband haben, generell und uns wieder generell auf unseren schönen Faustballsport konzentrieren können.“
Roland Schubert: Neue Konzepte in der Talentförderung
Roland Schubert, nun auch verantwortlich für den Bereich Talentförderung, stellte innovative Ansätze vor: „Wir rutschen mit dem Zentrallehrgang ein Jahr nach oben. Wir wollen aber das dezentrale nicht vergessen. Die Trainer, die alle Talente bisher gesichtet haben, stehen zur Verfügung. Und wir werden ein Trainerteam noch weiter aufbauen.“ Schubert betonte die Bedeutung einer bundesweit einheitlichen Talentsichtung und -förderung, um langfristig die Basis für Erfolge im Spitzensport zu legen.
Andreas Kruschka: Länderausschuss als wichtiges Bindeglied
Andreas Kruschka, der erst am Dienstag von Sören Nissen als neu gewählter Vorsitzender des Länderausschusses übernommen hat, betonte die besondere Bedeutung des Gremiums für den Austausch zwischen den Landesverbänden: „Dies ist ein spannendes Gremium. Dieser Austausch ist sehr, sehr zielführend. Wir stellen immer wieder fest, wie unterschiedlich wir eigentlich in den Landesverbänden auch bei dem einen oder anderen Thema unterwegs sind.“
Er skizzierte die künftigen Schwerpunkte der Arbeit: „Das wird auch zukünftig eine der Schwerpunktaufgaben sein, dass wir uns ein Stück weit bundesweit vereinheitlichen, immer da, wo möglich.“ Besonderes Augenmerk will Kruschka auf die Kommunikation legen: „Auch da mussten wir lernen und werden wir auch noch weiter lernen. Im Länderausschuss untereinander, aber auch mit den anderen Ausschüssen und Gremien. Ich glaube, da sind wir auf einem sehr, sehr guten Weg.“
Mit Blick auf die anwesenden Vereinsvertreter lud er ein, sich aktiv einzubringen: „Wenn es da Themen gibt, bringt das über eure Landesfachwarte ein. Dafür sind wir da.“
Sören Nissen: Neue Aufgaben im Schiedsrichterwesen
Sören Nissen, der Anfang der Woche das Amt des Vizepräsidenten Schiedsrichter übernommen hat, dankte zunächst seinem Vorgänger Michael Behrens für dessen großes Engagement. Zu den aktuellen Herausforderungen erklärte Nissen: „Die große Unruhe, die da gerade entstanden ist, hoffe ich, dass wir die schnellstmöglich wieder beruhigt bekommen, damit wir uns wieder voll und ganz auf unseren schönen Faustballsport konzentrieren können.“
Für die kommende Zeit skizzierte er konkrete Ziele: „Das Ziel bei den Schiedsrichtern ist es in absehbarer Zeit, die Lehr- und Lernplattform für die Schiedsrichter aktiv mit Leben zu füllen. Diese Plattform wurde mit sehr viel Einsatz und viel viel Arbeit von Thorsten Scheuba und Tobias Spaltenberger aufgebaut.“ Auch die Homepage für Schiedsrichter soll überarbeitet werden, „damit die Schiedsrichter sich auf dieser Homepage einfach zurechtfinden und damit die klar und deutlich strukturiert wird.“
Nissen räumte ein, dass es „noch einige weitere kleine Baustellen im Schiedsrichterwesen“ gebe, die angegangen werden müssten, bat aber um Geduld: „Wahrscheinlich schaffen wir nicht alle auf einmal.“ Er schloss mit den Worten: „Ich freue mich erst mal auf die neue Aufgabe und die neue Herausforderung und hoffe, dass ich mich relativ schnell in die neue Aufgabe einarbeiten kann. Daher bitte ich auch ein bisschen um Verständnis, wenn nicht gleich alles zur Vollzufriedenheit erledigt wird.“
Olaf Neuenfeld: Sportausschuss als Impulsgeber für Regelwerk und Spielbetrieb
Olaf Neuenfeld, Vorsitzender des Sportausschusses, präsentierte die umfangreichen Aktivitäten seines Gremiums. „Wir haben verschiedene Anträge seit 2023 behandelt und beschlossen,“ erklärte Neuenfeld. Er hob besonders die Anpassung der Wertung bei Punktgleichheit hervor, die nun dem internationalen Standard entspricht. Weitere wichtige Themen waren die Neugestaltung der U16-Liga und die Einführung eines Play-off-Systems in der Männer-Bundesliga.
Neuenfeld betonte die Bedeutung von Innovationen: „Lasst uns einfach mal Dinge ausprobieren. Nur dann können wir hinterher sagen: Okay, das war gut. Das war nicht gut.“ Er rief alle Beteiligten zur aktiven Mitarbeit auf: „Die paar Faustballer, die wir sind. Da müssen wir einfach zusammenhalten. Und nur so geht’s.“
Michaela Grzywatz: Athletenkommission als Stimme der Aktiven
Michaela Grzywatz berichtete von der Arbeit der Athletenkommission. „Wir beschäftigen uns im Austausch mit verschiedenen Gremien damit, was eigentlich die Athleten betrifft, was deren Meinung ist,“ erläuterte sie. Die Kommission hat sich als wichtiges Bindeglied zwischen den aktiven Sportlern und den Entscheidungsgremien etabliert.
Grzywatz hob die konstruktive Zusammenarbeit hervor: „Wir haben eine sehr wertschätzende Kommunikation erfahren, was total klasse ist.“ Sie kündigte an, dass für 2025 die Neuwahl einer breiteren Athletenkommission geplant sei, um die Interessen der Sportler noch umfassender vertreten zu können. Grzywatz rief interessierte Athleten dazu auf, sich bei der Kommission zu melden: „Jeder, der sich da irgendwie angesprochen fühlt oder jemanden kennt, der jemanden kennt, der darf sich gerne mal bei uns melden.“
Heike Schneider: Integrität als Grundpfeiler
Heike Schneider, im weiteren Verlauf erneut gewählte Integritätsbeauftragte, unterstrich die Wichtigkeit von Werten im Sport: „Respekt, Fairplay, Akzeptanz und Toleranz sind ganz wichtige Bausteine in unserer Gesellschaft und im Sport.“ Sie rief alle Mitglieder dazu auf, bei Problemen oder Verdachtsfällen nicht zu zögern, sich an sie zu wenden.
Christian Frenzel: Hauptausschuss als Kontrollinstanz und Impulsgeber
Christian Frenzel, Vorsitzender des Hauptausschusses, gab einen Überblick über die Arbeit des Gremiums. „Wir haben in der ersten Amtszeit des Hauptausschusses vieles erreicht, aber es gibt noch einiges zu tun,“ betonte Frenzel. Er hob die Rolle des Hauptausschusses als Kontrollinstanz und gleichzeitig als Impulsgeber für die strategische Entwicklung des Verbands hervor. „Die kontinuierliche Arbeit ist wichtig für eine stabile Zukunft von Faustball Deutschland,“ fügte er hinzu.
Frenzel unterstrich auch die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen dem Hauptausschuss und anderen Gremien: „Wir sehen uns als Bindeglied zwischen Vorstand, Sportausschuss und den Mitgliedern. Unser Ziel ist es, die verschiedenen Perspektiven zu bündeln und daraus zukunftsweisende Entscheidungen für den Faustballsport in Deutschland abzuleiten.“ Für die kommende Amtszeit kündigte er an, den Fokus verstärkt auf die langfristige Strategieentwicklung und die Stärkung der Verbandsstrukturen zu legen.
Der alten Hauptausschuss wurde von den Mitgliedern mit überwältigender Mehrheit entlastet:
Roland Schubert: Finanzielle Herausforderungen und Zukunftsperspektiven
Roland Schubert, Finanzvorstand von Faustball Deutschland, gab einen detaillierten Einblick in die wirtschaftliche Situation des Verbands. „Das Jahr 2023 war finanziell herausfordernd, insbesondere durch unerwartete Kosten im Zusammenhang mit der Weltmeisterschaft,“ erklärte Schubert. Auch 2024 sei durch die Unsicherheiten in der Sportförderung und die Auszahlung der ersten Mittel überhaupt erst im Anfang September sehr herausfordernd gewesen. Er betonte jedoch auch die positiven Entwicklungen: „Trotz der Schwierigkeiten konnten wir durch umsichtiges Wirtschaften und das große Engagement unserer Mitglieder einen kompletten finanziellen Einbruch verhindern.“
Schubert hob hervor, dass Faustball Deutschland die Chance der WM im eigenen Land nutzen wollte, um die Bekanntheit des Sports zu steigern – unabhängig vom Trägerverein. „Wir haben bewusst in die Kommunikation investiert, um die Aufmerksamkeit für Faustball anlässlich der WM zu maximieren,“ erläuterte er. „Die Kampagne ‚Uffbasse! Faustball‘ sowie intensive Medienarbeit haben zwar Geld gekostet, waren aber wichtige Investitionen in die Zukunft unseres Sports.“
Für die Zukunft sieht Schubert die Notwendigkeit, die Einnahmebasis zu verbreitern und neue Finanzierungsquellen zu erschließen. „Wir müssen die Lehren aus der WM ziehen und gleichzeitig innovative Wege finden, um unsere finanzielle Basis nachhaltig zu stärken,“ betonte er.
Uwe Schneider: Kassenprüfung bestätigt solide Finanzführung
Uwe Schneider berichtete über die durchgeführte Kassenprüfung. „Wir haben am 18. September in den Geschäftsräumen der Geschäftsstelle die Kassenprüfung vorgenommen,“ erklärte Schneider. Er lobte die konstruktive Zusammenarbeit mit der Geschäftsstelle und die Unterstützung von Hauptausschuss-Kollege Karl Katz. Er betonte: „Wir konnten in alle Unterlagen Einsicht nehmen und haben keinerlei Beanstandungen festgestellt.“ Aufgrund dieser gründlichen Prüfung entlastete der Hauptausschuss mit entsprechendem Beschluss den Vorstand für den Zeitraum 2022/2023.
Bert Märkl: Sportgericht als Garant für Fairness und Regelkonformität
Da Bert Märkl aus technischen Gründen nicht persönlich berichten konnte, stellte Christian Frenzel den schriftlichen Bericht des Sportgerichtsvorsitzenden vor. Das Sportgericht, die Rechtsmittelinstanz für Sportangelegenheiten, zeichnet sich durch seine unanfechtbaren Entscheidungen aus und hat eine zentrale Bedeutung für die Integrität unseres Sports.
Erfreulicherweise waren im Berichtszeitraum nur wenige formale Verfahren notwendig. Dies liegt auch an der präventiven Arbeit des Sportgerichts, das durch kurzfristige Beratung und verfahrensrechtliche Hinweise oft hilft, aufwändige Verfahren zu vermeiden. Im Jahr 2024 wurden lediglich zwei Einsprüche behandelt – einer in der 2. Liga West und einer in der 2. Liga Süd.
Märkl betont in seinem Bericht die Wichtigkeit einheitlicher Regelungen für alle Landesverbände und Vereine. Auch wenn Änderungen der Spielordnung Faustball (SpOF) kurzfristig möglich sind, plädiert er für eine strikte Einhaltung der bestehenden Regeln. „Es besteht kein Grund, im aktuellen Spielbetrieb ‚kreativ‘ mit der SpOF und ihren Anlagen umzugehen“, zitierte Frenzel aus dem Bericht.
Besonders wertvoll ist Märkls konstruktive Zusammenarbeit mit dem Sportausschuss und dem Spielausschuss. Durch seine Hinweise zu Formulierungen und Regelungen trägt er wesentlich zur Verbesserung der Rechtssicherheit bei. Ein besonderer Dank gilt auch Hans Retsch, Uwe Kienast und Sören Nissen für ihre Mitwirkung in den Schiedsgerichten.
>> Hier geht’s zum vollständigen Bericht des Sportgerichts (PDF)
Verbandsgericht: Juristische Absicherung für den Ernstfall
Das Verbandsgericht, unsere zweite juristische Säule neben dem Sportgericht, war im vergangenen Jahr glücklicherweise nicht gefordert. Während das Sportgericht für sportliche Belange zuständig ist, befasst sich das Verbandsgericht mit vereinsrechtlichen Streitigkeiten. Diese Differenzierung hat sich bewährt und unterstreicht unser Bestreben nach fairen und transparenten Strukturen im deutschen Faustballsport.
In diesem Sinne freuen wir uns besonders, dass wir mit der heutigen Wahl von Dirk Rykena und Jochen Böttcher zwei erfahrene Juristen für diese wichtige Aufgabe gewinnen konnten. Die ausbleibenden Verfahren im letzten Jahr zeigen, dass unsere Konfliktlösungsmechanismen auf Verbandsebene gut funktionieren.
Aussprache zu den Berichten: Konstruktiver Dialog
In der anschließenden Aussprache zu den Berichten zeigte sich das große Engagement der Mitglieder. Mehrere Teilnehmer äußerten sich positiv über die Transparenz und Offenheit der Berichterstattung. Kritische Nachfragen gab es insbesondere zu den finanziellen Herausforderungen und der Umsetzung der neuen Wettbewerbsformate. Die Diskussion verlief durchweg konstruktiv, wobei deutlich wurde, dass die Mitglieder die Entwicklung des Verbands aufmerksam verfolgen und aktiv mitgestalten wollen.
Strukturelle Veränderungen und Wahlen
Neuer Hauptausschuss: Frischer Wind und bewährte Kräfte
Ein Höhepunkt der Versammlung war die Wahl des neuen Hauptausschusses. Sieben Mitglieder wurden in das Gremium gewählt, das den Vorstand kontrollieren und beraten soll.
Das Ergebnis im Detail:
Der ehemalige Vorstandsvorsitzende Jörn Verleger, der sich ebenfalls um einen Sitz im Hauptausschuss beworben hatte, erhielt 887 Ja-Stimmen (16,05%) bei 4638 Nein-Stimmen (83,95%) und 283 Enthaltungen. Damit verpasste er deutlich den Einzug in den Hauptausschuss. Torsten Woitag würdigte Verlegers Verdienste: „Jörn Verleger gebührt Dank dafür, dass er 2022 Strukturen aufgebrochen und so die nötige Neuausrichtung und den Neuanfang erst ermöglicht hat. Die Gründung der Strukturreform-Kommission durch Jörn war der wesentliche Impuls, dass wir heute da stehen, wo wir sind.“
Karl Katz, langjähriger Landesfachwart und ehemaliger Sprecher der Landesfachwarte, erhielt mit 4065 Ja-Stimmen (76,50%) bei 1249 Nein-Stimmen (23,50%) und 494 Enthaltungen zwar die erforderliche Mehrheit und damit das Vertrauen der deutschen Faustball-Familie, verpasste aber als der Kandidat mit den wenigsten Ja-Stimmen knapp den Einzug in den Hauptausschuss. Sein jahrzehntelanges Engagement für den Faustballsport wurde von vielen Mitgliedern gewürdigt. Vorstandssprecher Torsten Woitag betonte Katz‘ Bedeutung für den Verband: „Karl war in den letzten zwei Jahren immer mittendrin statt nur dabei. Von der Schneider-Kommission bis zur Strategie-Klausur im September in Hamm. Ohne seine Erfahrung hätten wir bei manchen Themen sicher weniger gute Entscheide getroffen. Schön, dass er uns im Länderausschuss erhalten und aktiv bleibt.“
Somit besteht der neue und auf 4 Jahre gewählte Hauptausschuss so aus:
1. Christian Frenzel (5597 Stimmen)
2. Uwe Schneider (5504 Stimmen)
3. Michaela Grzywatz (5352 Stimmen)
4. Christine Noe (5291 Stimmen)
5. Alwin Oberkersch (5205 Stimmen)
6. Ludwin Hafer (4941 Stimmen)
7. Stefan Hasenjäger (4214 Stimmen)
Integritätsbeauftragte mit Rekordzustimmung
Fast einstimmig bestätigten die Mitglieder Heike Schneider als Integritätsbeauftragte. Mit 98,9% Zustimmung erhielt sie ein überwältigendes Mandat. In ihrer Bewerbungsrede betonte Schneider erneut die Wichtigkeit von Respekt, Fairplay und Akzeptanz im Sport. Sie rief dazu auf, bei Problemen oder Verdachtsfällen das Gespräch zu suchen: „Lasst es uns wissen, damit wir da was tun können.“
Verbandsgericht: Juristen für den Ernstfall
Als Mitglieder des Verbandsgerichts wurden Dirk Rykena und Jochen Böttcher gewählt. Beide sind aktive Faustballer und im Berufsleben Rechtsanwälte. Sie bringen umfangreiche Erfahrung im Sportrecht mit. Rykena betonte in seiner Vorstellung: „Ich hoffe ehrlich gesagt, dass das Verbandsgericht wenig zu tun hat und dass wir Faustballer es schaffen, uns so zu einigen und ein Verbandsgericht deswegen nur sehr, sehr selten benötigen.“
Danksagung an den Wahlausschuss
Ein besonderer Dank gilt dem Wahlausschuss, bestehend aus Michaela Lux, Fabian Sagstetter und Tim Lemke. Mit ihrer akribischen Vorbereitung und souveränen Durchführung der Wahlen haben sie einen entscheidenden Beitrag zum Gelingen dieser Mitgliederversammlung geleistet. Ihre Arbeit zeichnete sich nicht nur durch höchste Professionalität aus, sondern auch durch eine angenehme und positive Atmosphäre, die sie während des gesamten Wahlprozesses verbreiteten.
Michaela, Fabian und Tim meisterten die Herausforderung, komplexe Wahlvorgänge in einer virtuellen Umgebung zu organisieren, mit Bravour. Ihre Umsicht und ihr Engagement sorgten für einen reibungslosen Ablauf und trugen maßgeblich dazu bei, dass alle Teilnehmer Vertrauen in den demokratischen Prozess haben konnten. Mit ihrem Einsatz verkörpern sie den Geist des Ehrenamts, der für Faustball Deutschland von unschätzbarem Wert ist.
Zukunftsstrategien und Herausforderungen
Beitragsordnung: Klares Mitgliedervotum für finanzielle Handlungsfähigkeit
Ein zentrales Thema der Versammlung war die finanzielle Zukunft des Verbandes. Vorstandssprecher Woitag legte offen, dass Faustball Deutschland jährlich mindestens 150.000 Euro benötigt, um den Status quo zu halten. Das ambitionierte Ziel: Ein Jahresbudget von 250.000 Euro, um echte Entwicklungsschritte zu ermöglichen.
In intensiven Diskussionen wurden verschiedene Modelle zur Beitragserhöhung erörtert – und im Anschluss die Meinung der Vereine erfragt.
Am Ende erteilte die Versammlung dem Vorstand den Auftrag, gemeinsam mit Hauptausschuss, Länderausschuss und Vereinsrat eine neue Beitrags- und Gebührenordnung zu erarbeiten, die bei der nächsten ordentlichen Mitgliederversammlung 2025 vorgelegt werden soll.
Für 2025 bleibt der Vereinsbeitrag bei 60 Euro, aktive Mitglieder mit DTB-Jahresmarke bleiben beitragsfrei.
Zusätzlich wird es ab 2025 wird es jedoch Möglichkeiten geben, freiwillig einen höheren Beitrag zu leisten. Vereine, die einen besonderen Beitrag (Impact) zur Entwicklung des Faustballsports leisten wollen, können sich für einen erhöhten Beitrag entscheiden. Auch aktive Mitglieder erhalten die Option, durch Pro- und Premium-Mitgliedschaften handfeste Vorteile gegen einen zusätzlichen finanziellen Beitrag zu erhalten. Diese Modelle sollen es engagierten Mitgliedern ermöglichen, die Zukunft des Sports aktiv mitzugestalten und gleichzeitig von erweiterten Leistungen zu profitieren.
Entwicklung im Nachwuchs
Trotz finanzieller Herausforderungen gab es ermutigende Nachrichten aus dem Nachwuchsbereich. Woitag berichtete von einem Zuwachs von etwa 800 Kindern und Jugendlichen seit Herbst 2022. Besonders der Faustballverein in Leipzig wurde als positives Beispiel genannt, mit 244 aktiven Mitgliedern, größtenteils Kinder und Jugendliche.
wowball: Innovatives Format übertrifft alle Erwartungen
Mit dem „wowball“, unserer neuen Zweierfaustball-Variante, haben wir einen überraschend erfolgreichen Start hingelegt. Obwohl die Premierensaison sehr kurzfristig kommuniziert wurde, meldeten sich auf Anhieb 76 Teams an. „Das hat uns wirklich positiv überrascht“, freut sich Vorstandssprecher Torsten Woitag. „Besonders bemerkenswert ist, dass etwa 12-13% der Teilnehmenden Menschen sind, die vorher nicht mehr aktiv Faustball gespielt haben. Sie sind durch wowball wieder in unseren Sport zurückgekehrt.“
Der Erfolg des Formats liegt in seiner Einfachheit: „Es ist viel leichter, noch eine Person – auch vereinsübergreifend – zu finden oder ein Netz aufzubauen, mit der man ein Team bilden und dann einfach mal losspielen kann“, erläutert Woitag die Vorteile. Diese niedrige Einstiegshürde macht wowball besonders attraktiv für Wiedereinsteiger aber auch für Kinder und junge Erwachsene wie z.B. Studierende oder Auszubildende.
Die ersten deutschen Meister im wowball werden am Sonntag in Diepenau gekürt. Aufgrund der positiven Resonanz plant Faustball Deutschland bereits den Ausbau des Formats für die kommende Saison. „wowball zeigt eindrucksvoll, wie wir mit innovativen Ideen neue Zielgruppen erreichen und Menschen für unseren Sport begeistern können“, betont Woitag. „Das ist ein Pflänzchen, das hoffentlich schnell zu einer großen Pflanze wird.“
wow Forge: Internationale Entwicklungsschmiede für den Zweier-Faustball
Um wowball optimal weiterzuentwickeln, haben die drei großen Faustballnationen Deutschland, Österreich und die Schweiz die „wow Forge“ als gemeinsames Innovationslabor ins Leben gerufen. In dieser trinationalen Entwicklungsschmiede arbeiten Faustball Enthusiasten aus allen drei Ländern Hand in Hand: Alwin Oberkersch und Fabian Sagstätter für Deutschland sowie Klaus Wildmann und Martin Weiss für Österreich sowie David Berger und Elmar Bonetti für Schweiz leiten die Forge gemeinsam.
„Diese grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist ein Meilenstein“, freut sich Vorstandssprecher Torsten Woitag. „Wir bündeln das Know-how der drei stärksten Faustballnationen, um wowball von Anfang an international einheitlich und zukunftsorientiert zu entwickeln.“ Die wow Forge entwickelt nicht nur Regelwerk und Wettkampfformate weiter, sondern erarbeitet auch Konzepte, wie wowball noch stärker in Schulen, Universitäten und Ausbildungsstätten etabliert werden kann.
„Mit der wow Forge haben wir einen echten Innovationsmotor für Faustball geschaffen“, betont Woitag. „Die internationale Zusammensetzung garantiert, dass wowball von Beginn an grenzenlos gespielt werden kann. Was die Forge entwickelt, gilt einheitlich in allen drei Ländern – das ist ein enormer Vorteil für die weitere Entwicklung unseres Sports.“
Faustball Schnupper-Abzeichen Flizzy: Spielerischer Einstieg für den Nachwuchs
Ein besonders erfreuliches Projekt zur Nachwuchsförderung ist das neu entwickelte Faustball Schnupper-Abzeichen „Flizzy“. Vorstandssprecher Woitag präsentierte diese Initiative mit sichtlichem Stolz: „Lange haben wir darauf gewartet. Das ist eine Maßnahme, die uns, euch vor allen helfen wird, wenn ihr in die Schulen geht, wenn ihr Kinderveranstaltungen macht und neue Kinder ins Faustball holen wollt.“
Das Abzeichen richtet sich an Kinder zwischen 7 und 12 Jahren und umfasst fünf altersgerechte Übungen, die sowohl allgemeine sportliche Fähigkeiten als auch faustballspezifische Fertigkeiten testen. Es kann flexibel in der Sporthalle oder auf dem Sportplatz durchgeführt werden. Besonders wertvoll für Vereine: Das Konzept beinhaltet fertige Unterlagen wie Laufpässe und Urkunden, die direkt eingesetzt werden können.
„Das ist eine bestimmt ganz ganz tolle Sache, die euch direkt nützt und ein echtes Pflänzchen, das vielleicht schon eine große Pflanze zwischenzeitlich sogar ist“, betonte Woitag die Bedeutung dieser Initiative für die Basisarbeit in den Vereinen. Das Schnupper-Abzeichen soll nicht nur den Einstieg in den Faustballsport erleichtern, sondern auch die Bindung junger Talente an die Vereine fördern. „Danke an Hinrike Seitz, die das entwickelt hat. Und Danke an Peggy Walenta, die das grafisch so toll aufbereitet hat.“
Woitag kündigte an, dass im Laufe der kommenden Woche detaillierte Informationen zum Schnupper-Abzeichen auf der Website von Faustball Deutschland veröffentlicht werden. Vereine und Trainer, die es besonders eilig haben, können sich schon jetzt an Gunda Lehmann in der Geschäftsstelle wenden, um erste Unterlagen und Informationen zu erhalten.
Kommunikation als Schlüssel
Ein wiederkehrendes Thema war die Notwendigkeit, die Kommunikation und Digitalisierung im Verband zu verbessern. Stefan Hasenjäger, neu gewähltes Mitglied des Hauptausschusses, kündigte an, an Konzepten zu arbeiten, „um einfach die Basis mit Informationen zu versorgen“.
Woitag räumte Defizite in der Kommunikation ein und betonte die Wichtigkeit, Informationen aus den Gremien effektiver an die Vereine und Mitglieder weiterzugeben. Die geplanten Investitionen in das Kommunikations- und Medienteam sollen hier Abhilfe schaffen.
IFA und EFA: Faustball Deutschlands Standortbestimmung im internationalen Gefüge
Vorstandssprecher Torsten Woitag präsentierte eine differenzierte Einschätzung zur Rolle der internationalen Verbände IFA (International Fistball Association) und EFA (European Fistball Association). Seine Ausführungen spiegelten die gemeinsame Sichtweise wider, die sich in intensiven Diskussionen innerhalb der Verantwortungsträger im Vorstand, Hauptausschuss und weiteren Gremien von Faustball Deutschland herauskristallisiert hat. Diese Einordnung soll den Vereinen in Deutschland als Orientierung dienen und die Positionierung des deutschen Verbands im internationalen Kontext verdeutlichen.
Wertvolle Wettbewerbsorganisation
Woitag würdigte den unverzichtbaren Beitrag der internationalen Verbände für den Faustballsport durch die Organisation hochkarätiger Wettbewerbe. Welt- und Europameisterschaften sowie internationale Turniere bilden das Rückgrat des Spitzensports und bieten Athletinnen und Athleten eine Bühne, ihr Können zu präsentieren. Diese Leistung sei anzuerkennen und könne man nicht hoch genug wertzuschätzen.
Ressourcenengpässe und Entwicklungshemmnisse
Allerdings machte Woitag deutlich, dass die Ressourcen der Verbände durch diese Aufgaben nahezu erschöpft seien. „Hier kann uns aktuell nicht substanziell geholfen werden, dass Faustball ein anderer, vielleicht doch zeitgemäßerer Sport wird, weil die Ressourcen eben sowohl bei der IFA als auch bei der EFA knapp und eng sind,“ erklärte er.
Diese enge Ressourcenlage wird durch die finanziellen Lasten, die der IFA aus der defizitären Weltmeisterschaft 2023 entstanden sind, noch weiter verschärft. Für größere Weiterentwicklungen des Sports, die Schaffung zeitgemäßer und für Sportler wie Publikum noch attraktiverer Formate sowie die Gewinnung neuer Nationen in Europa und weltweit stünden nur wenige finanzielle Mittel und Zeit zur Verfügung.
Notwendigkeit eigener Initiativen
Angesichts der Ressourcenknappheit bei den internationalen Verbänden sieht Faustball Deutschland sich in der Verantwortung, selbst aktiv zu werden. „Wir sind auf uns selbst gestellt und müssen eigene Kräfte investieren, um den Sport weiterzuentwickeln,“ betonte Woitag. Dies bedeute, dass innovative Formate wie der „wowball“ oder die U16-Deutschland-Liga zunächst auf nationaler Ebene erprobt und vorangetrieben werden müssten, bevor sie möglicherweise international Anklang finden könnten.
Aufruf zu strategischer Neuausrichtung
Woitag unterstrich die Notwendigkeit eines tiefgreifenden Strategieprozesses für die internationalen Verbände. Ziel sollte es sein, Schwerpunkte über die reine Wettbewerbsorganisation hinaus zu definieren. Es gelte, Wege zu finden, wie neue Nationen für den Faustballsport gewonnen werden könnten und wie der Sport insgesamt weiterzuentwickeln sei. „Dieser zweijährige Prozess, den wir als Faustball Deutschland mit euch hinter uns haben – die Analyse, wo wir herkommen, was uns stark macht, wie wir unsere PS auf die Straße bringen – der liegt noch vor den internationalen Verbänden,“ erklärte Woitag.
Abschließend machte Woitag deutlich: Faustball Deutschland sei bereit, eine führende Rolle in der Weiterentwicklung des Sports zu übernehmen, sehe aber auch die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit mit den internationalen Verbänden aber auch mit den starken nationalen Nachbarverbänden aus Österreich und der Schweiz. Gerade mit diesen beiden Verbänden gäbe es seit einigen Monaten schon einen regen Austausch und gemeinsame Projekte. Nur gemeinsam könne es gelingen, Faustball fit für die Zukunft zu machen und seine Attraktivität für Sportler, Zuschauer und potenzielle neue Nationen zu steigern.
Ausblick und Fazit
Professionalisierung vs. Ehrenamt: Die große Balance
Ein Kernthema bleibt die Balance zwischen ehrenamtlichem Engagement und notwendiger Professionalisierung. Christian Frenzel machte deutlich: „Wir werden mittelfristig eine hauptamtlich besetzte Geschäftsstelle benötigen. Das ist eines meiner großen Ziele, diese mit aufzubauen, einfach um unsere Funktionäre bei der Stange zu halten.“
Gleichzeitig betonte er die unverzichtbare Rolle des Ehrenamts: „Wir brauchen eure Unterstützung, Es können noch viel, viel mehr Leute Verantwortung übernehmen. Wir haben für jede und jeden entsprechende Arbeitspakete.“
Stimmen zur Zukunft des Faustballsports
Christian Frenzel zog ein positives Fazit der Versammlung: „Die Disziplin und das Engagement hat uns wirklich sehr beeindruckt. Und das ist ein gutes Zeichen, jetzt optimistisch in die Zukunft zu gucken.“
Torsten Woitag betonte die Chancen, die in den aktuellen Herausforderungen liegen: „Wir haben viele, viele Samen gesät, der ein oder andere Samen der sprießt auch schon. Mit den richtigen Weichenstellungen können wir Faustball in eine erfolgreiche Zukunft führen.“
Würdigung Verstorbener und Danksagung
Würdigung verstorbener Mitglieder
In einer würdevollen Gedenkminute erinnerte die Versammlung an die in den vergangenen anderthalb Jahren verstorbenen Faustballerinnen und Faustballer:
Michael Niedermayer (Januar 2023), Heinz Wunnenberg (April 2023), Walter Zöttl (April 2023), Jörg Behm (Juni 2023), Norbert Wittke (Juni 2023), Martin Beils (August 2023), Rolf Heisch (Dezember 2023), Bernd Linsenbolz (April 2024), Horst Tillner (Mai 2024) und Holger Günther (Juni 2024) haben den Faustballsport in unterschiedlichsten Funktionen über viele Jahre geprägt und mitgestaltet.
Wir gedenken auch all jener verstorbenen Faustballerinnen und Faustballer, die hier nicht namentlich genannt wurden, aber durch ihr Engagement und ihre Leidenschaft für unseren Sport in Erinnerung bleiben werden. Ihr Einsatz und ihre Hingabe für den Faustballsport werden nicht vergessen sein.
Dank an alle Mitwirkenden
Faustball Deutschland möchte allen danken, die zur erfolgreichen Vorbereitung und Durchführung dieser Mitgliederversammlung beigetragen haben. Besonderer Dank gilt Peggy Walenta, Wolf-Dietrich Erhard, Uwe Schneider, Christian Frenzel und Hendrik Pusch für ihre unermüdliche Arbeit in der Vorbereitung und während der Durchführung.
Ein besonderer Dank gilt auch Philipp Schwarz von Votebox, der nicht nur den Samstag Abend für die technische Durchführung der Abstimmungen opferte, sondern auch mit seiner ruhigen und professionellen Art maßgeblich zum reibungslosen Ablauf der Wahlen und Abstimmungen beitrug.
Ein herzlicher Dank geht auch an das IT-Team, das sich über viele Wochen engagiert um die Mitgliedererfassung in campai gekümmert hat. Insbesondere Kim Pauligk und Philip Hofmann, aber auch Marcel Stoklasa und Felix Klassen haben hier Außerordentliches geleistet. Nicht zu vergessen sind Gunda Lehmann und Dirk Haase, die tatkräftig und fleißig die Informationen über die anstehende Erfassung in campai mit den Mitgliedern geteilt haben.
Ihr aller Einsatz unterstreicht den Teamgeist, der den Faustballsport auszeichnet und war entscheidend für den Erfolg dieser wichtigen Versammlung.
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