Der WM-Triumph 2018 in den USA: „Solche Momente sind unbeschreiblich“

Grenzenloser Jubel: Helle Großmann (vorne) und Ida Hollmann (links) nach dem verwandelten Matchball im U18-WM-Finale 2018 (Foto: Sönke Spille)
Verfasst am 11. Juli 2022
Allgemein Nationalmannschaft World Games 2022

Birmingham (DFBL/ssp). Bei den World Games blickt die Faustball-Welt aktuell in die USA – zum zweiten Mal in der Geschichte. Exakt vier Jahre ist es her, da standen die Vereinigten Staaten schon einmal im Fokus der Faustballerinnen und Faustballer. Bei den U18-Weltmeisterschaften in Roybury (New Jersey) traten vom 11. bis 15. Juli 2018 die besten Nachwuchsteams an. In der weiblichen U18 gewann Deutschland den Weltmeistertitel. Mit Luca von Loh, Ida Hollmann und Helle Großmann waren drei aktuelle A-Kaderspielerinnen damals beim Erfolg in Roxbury dabei. Abwehrspielerin Hollmann – damals Kapitänin des Teams – und Angreiferin Großmann blicken auf den Triumph zurück.

Montag, 9. Juli 2018, Flughafen Frankfurt/Main: Nun ist es für Helle Großmann ganz nah, das erste große Turnier für die Faustball-Nationalmannschaft. Mit ihrem Team der weiblichen U18 sitzt sie im Flugzeug in Richtung USA – genauer genommen Roxbury. Das Ziel? Die Faustball-Weltmeisterschaft der U18. „Es war schon immer mein Traum, in der Nationalmannschaft zu spielen“, sagt sie: „Früher bei Bundeslehrgang der U13 bis U15 habe ich schon immer geschrieben, dass ich einmal in der Frauen-Nationalmannschaft spielen will. Die Nominierung für die U18-WM war schon einmal ein großer Schritt in diese Richtung.“ Emotional sei deshalb auch die Kader-Bekanntgabe im Anschluss an den Lehrgang in Gärtringen gewesen. „Jeder, der auf dem Nominierungslehrgang war, hat echt viel Fleiß und Arbeit in eine mögliche Nominierung gesteckt“, sagt Großmann.

Ida Hollmann fiebert bereits ihrem zweiten WM-Turnier entgegen. 2016 in Nürnberg hat sie den Weltmeistertitel bereits gewonnen. Nun soll sie die Mannschaft als Kapitänin anführen. „2016 waren unglaublich viele Fans dabei und wir haben seit Jahren Lehrgänge auf dem Eibacher Sportplatz gespielt, weshalb wir die Gegebenheiten gut kannten“, erzählt sie: „In die USA sind nicht ganz so viele Fans mitgereist. Durch die Entfernung und andere Umgebung war es dort etwas ganz Neues und Ungewohntes.“ Im Jahr zuvor hat sie mit dem U18-Nationalteam auch den Europameistertitel gewonnen. Nicht verwunderlich also, dass die deutsche Mannschaft nun auch den WM-Titel gewinnen will.

„Wir waren alle total aufgeregt“, verrät Hollmann: „Für viele war es die erste große Reise, der erste Flug.“ Sie selbst war vorher schon einmal in den USA gewesen, wusste somit ein wenig, was für ein Land und welche Kultur die Spielerinnen erwarten würde. „Ich war aber trotzdem gespannt auf die Reise und Meisterschaft.“ Besonders groß ist die Vorfreude dabei auf die brasilianische Nationalmannschaft. „Ein paar Mädels kannte ich noch aus Eibach und die waren damals schon richtig stark“, so Hollmann: „Ich habe deshalb schon damit gerechnet, dass es ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Brasilien werden könnte.“ Sie soll Recht behalten.

Zuvor aber trifft Deutschland in der Vorrunde auf Chile und die Schweiz, feiert hier zwei souveräne 3:0-Erfolge. „Für mich waren vor allem die ersten Tage ziemlich aufregend“, erinnert sich Helle Großmann. Nicht verwunderlich, schließlich bestreitet sie bei hochsommerlichen Temperaturen ihre ersten Länderspiele. „Vorher wusste ich überhaupt nicht, wie so etwas abläuft“, sagt sie. „Die Hitze war mit dem ganzen Adrenalin nur halb so schlimm.“ Mit Siegen gegen Österreich (3:1) und im Halbfinale erneut gegen die Schweiz (3:0) schafft Deutschland den Finaleinzug. „Jeder ist auf seine Einsatzzeiten gekommen, es konnte viel probiert werden“, erzählt Ida Hollmann. Gerade die Begegnungen gegen die Schweiz und Österreich seien trotz der recht eindeutigen Siege in den Sätzen teilweise hart umkämpft gewesen. „Trotzdem mussten wir noch nicht ans Limit gehen.“

Das ändert sich im Endspiel gegen Brasilien. Es ist Sonntag, 15. Juli, 15.30 Uhr, als das nervenaufreibende Duell beginnt. Die Sonne brennt auf Roxbury – doch viel merken die Spielerinnen davon nicht. Deutschland legt vor (11:6), befindet sich dann im Hintertreffen (9:11, 7:11) und kämpft sich mit 11:8 doch noch in den Entscheidungssatz. „Ich habe das Spiel von der Seitenlinie beobachtet. Das war nervlich schon sehr hart, weil es so eng war und man nicht aktiv ins Spielgeschehen eingreifen konnte“, erzählt Ida Hollmann: „Die Mädels haben aber alle unglaublich stark gespielt und ihre Bestleistung abgerufen.“ So auch Helle Großmann, die im deutschen Angriff für die Angabe verantwortlich ist. „Dass das Finale so unfassbar spannend war, ist mir erst im Nachhinein bewusst geworden“, gesteht sie: „Es gab viele Wechsel auf Seiten der Brasilianerinnen, die uns damit immer wieder ein neues Bild aufgezeigt haben.“ Der Spielstand sei während der Begegnung nur Nebensache gewesen. Und der hat es in sich! Denn erst in der Verlängerung des fünften Satzes fällt die Entscheidung: 14:12 – Deutschland ist Weltmeister.

Bei den zehn Spielerinnen, dem Trainerteam und den Fans ist Freude pur. „Solche Momente sind unbeschreiblich“, sagt Ida Hollmann. „Die Erleichterung, aber auch die Freude war groß“, erzählt Helle Großmann, die auf dem Platz auch die eine oder andere Träne verdrückt: „Nach so einem langen Spiel bei solchen Temperaturen fällt natürlich auch eine riesige Last von einem ab.“ Hollmann: „Man fällt sich mit dem Team in die Arme und ist unfassbar stolz. Bis man den Erfolg richtig realisiert hat, dauert das noch einige Zeit.“

Und das Geheimnis des deutschen Sieges? „Wir waren als Team eine Einheit, sowohl wir Mädchen als auch mit den Jungs“, erzählt Helle Großmann: „Man ist durch das viele Beisammensein auf dem Platz und auch in der Freizeit zusammengewachsen, hat sich kennengelernt. Es sind Freundschaften entstanden, die bis heute halten.“ So sieht es auch Mitspielerin Ida Hollmann: „Wir haben uns supergut verstanden. Von den drei U18-Mannschaften, in denen ich spielen durfte, war dort der Teamspirit von Anfang an am höchsten. Man hat jedem gegönnt dabei zu sein und zu spielen. Da war zu keiner Zeit Neid im Spiel. Wir haben uns gegenseitig zur Bestleistung gepusht und das Beste aus uns rausgeholt.“

Gemeinsam mit dem sportlichen Erfolg habe dies die Reise über den Atlantik zu einem unvergesslichen Erlebnis für beide WM-Spielerinnen gemacht. „Ich habe viele internationale Erfahrungen gesammelt und wir haben alle super miteinander harmoniert. Das hat die Reise zu einem meiner besten Erlebnisse gemacht“, sagt Helle Großmann. Für Ida Hollmann endete die WM mit einer neuen sportlichen Motivation: „Ich war ein wenig enttäuscht von meiner eigenen Leistung“, gesteht sie: „Aber gerade daraus habe ich viel Motivation und Schwung für die eigene Entwicklung mitgenommen. Insgesamt hätte ich solche Erlebnisse ohne diese Faustball-Gemeinschaft sicherlich nicht erlebt und dafür bin ich sehr dankbar. Hinter den ganzen Bildern, die in der Zeit entstanden sind, stecken so viele unglaublich viele Geschichten…“

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