Uwe Schäfer: Mit 57 nochmal Bundesliga
Waibstadt (DFBL/bec). Das gibt’s wohl nur im Faustball: Aus Personalnot muss beim Faustball-Bundesligisten TV Augsburg der (durchaus etwas betagte) Trainer im Auswärtsspiel in Waibstadt auflaufen – und erntet dafür großen Applaus von den Heimfans. Das Ereignis vom vorigen Wochenende war der Rhein-Neckar-Zeitung sogar den folgenden Artikel wert.
Sie haben ihn nicht vergessen, natürlich nicht. Als Hallensprecher Michael Tschimmel seinen Namen vor-liest, brandet Beifall auf in der Schwimmbadsporthalle. Uwe Schäfer, der Trainer des TV Augsburg, bekommt bei der Vorstellung der beiden Mann- schaften den stärksten Applaus des Abends – ganz so, als sei er immer noch ein Mann des TV Waibstadt. Und ir- gendwie ist er das ja auch. Für den TVW ist er „Uns Uwe“ geblieben. „Der Emp- fang war sehr nett“, sagt der 57-Jährige.
Das Auswärtsspiel im Kraichgau, es ist ein Heimspiel für den gebürtigen Waibstädter. Beim Saisonfinale der Faustball-Bundesliga sitzen Mama Elisabeth und Papa Reinhard auf der Tribüne, unter den Fans sind etliche Freunde und Bekannte, die ihn früher schon bewundert haben. Schäfer, der Mann für alle Bälle, hat den TVW zu sechs deutschen Meisterschaften geführt, 1986 und 1990 ist er mit der deutschen Nationalmannschaft Weltmeister geworden.
Nun ist der ehemalige Weltklasse-Verteidiger zurück – und steht sogar auf dem Feld. Weil dem TV Augsburg fünf Spieler fehlen, stürzt er sich selber in die Arbeit und hechtet den Bällen hinterher. „Wir haben uns über-
legt, ob wir absagen sollen. Aber das wollten wir nicht. Das wäre auch für Waibstadt schade gewesen“, sagt Schäfer (Foto: Link). Trotz seiner 57: Alt aussehen tut er nicht. An ihm liegt es nicht, dass sein Team 1:5 verliert. Schäfer ist immer noch sehr ballsicher, der alte Fuchs weiß, wie der Hase läuft.
Rainer Frommknecht, der Trainer des TVW, freut sich über das Wiedersehen. Fünf Jahre hat er mit Uwe Schäfer frü- her in einem Team gestanden. „Für mich ist es eine Zeitreise, ihn jetzt spielen zu sehen. Er war damals einer der besten Verteidiger weltweit“, sagt Frommknecht und grinst: „Am Telefon hat er mich gefragt, ob ich heute nicht auch für Augsburg spielen will. Ich habe abgelehnt.“
60 Minuten dauert das sportliche Schäfer-Stündchen, dann ist die Partie vorbei. Mehr als ein 1:5 ist einfach nicht drin. „Ich bin froh, dass wir einen Satz gewonnen haben. Wir hatten nur Verteidiger, keine Angreifer dabei. Und Felix Färber hat zum ersten Mal den Schlagmann gespielt“, sagt Uwe Schäfer. Keine Frage: Schöner als die Begegnung unten auf dem Feld sind die Begegnungen oben auf der Tribüne. Mit den Bekannten und Fans. Und natürlich mit den Eltern.“
Bericht: Eric Schmidt/RNZ