DM in Kellinghusen: Die Männer im Teamcheck

Auch 2019 mit dem TSV Pfungstadt der große Favorit auf den DM-Titel: Johannes Jungclaussen (Foto: DFBL/Schönwandt)

Kellinghusen (DFBL/aga/ssp). Nach der WM ist vor der DM: Mit Patrick und Sebastian Thomas, Ajith Fernando, Jonas Schröter (alle TSV Pfungstadt), Fabian Sagstetter (TV Schweinfurt-Oberndorf) und Lukas Schubert (VfK Berlin) sind sechs WM-Helden auch bei der Deutschen Meisterschaft der Männer im Einsatz und kämpfen am kommenden Wochenende um die nationale Krone. Trotzdem ist diese Deutsche Meisterschaft auch für die erfahrenen Nationalspieler etwas Besonderes.

Zeitgleich findet auf dem Gelände des VfL Kellinghusen auch die Deutsche Meisterschaft der männlichen und weiblichen U12 statt. „Auch wenn es organisatorisch sicherlich eine Herausforderung wird, ist es eine super Sache“, sagt Pfungstadts Zuspieler Sebastian Thomas. Und Raphael Schlattinger, Schweizer Nationalspieler im Dienste des TSV Calw, ergänzt: „Dadurch werden vielleicht noch mehr Zuschauer den Weg an den Centre Court finden und eine große Kulisse bilden.“

Andreas Gruber und Sönke Spille haben alle wichtigen Infos zu den sechs Männer-Mannschaften zusammengestellt.

TSV Pfungstadt (1. Süd)

Sie sind die Gejagten, der große Favorit: Bei der Titelvergabe führt wahrscheinlich kein Weg am TSV Pfungstadt vorbei. Der Kader ist seit Jahren mehr als erstklassig besetzt, auch wenn Abwehrspieler Andrew Fernando seine Zelte in Pfungstadt abgebrochen hat. Mit Patrick und Sebastian Thomas, Ajith Fernando sowie Jonas Schröter stehen gleich vier aktuelle Weltmeister in den Reihen des TSV – Johannes Jungclaussen komplettiert die Starting Five als U21-Europameister. Alexander Schmidt und Tim Arnold ergänzen das Who is Who des deutschen Faustballs. „Die DM-Quali war natürlich unser Ziel“, sagt Sebastian Thomas, der mit seinem Team – nach dem Europacup-Sieg in Diepoldsau (Halle) und Pfungstadt (Feld) und der Hallen-DM in Mannheim den vierten Vereinstitel in 2019 im Visier hat. „Selbstverständlich möchten wir wieder ins Finale einziehen“, sagt Thomas. Die Hessen legten nach der WM derweil eine Trainingspause ein. „Die Belastung während der einwöchigen Weltmeisterschaft sowohl physisch als auch psychisch sowie die intensive Vorbereitungen der Wochen und Monate davor haben definitiv Spuren hinterlassen“, erklärt der Pfungstädter Zuspieler. Erst in der DM-Woche wurden noch einmal zwei lockere Trainingseinheien absolviert. Mit diesen soll nun der nächste DM-Titel in Angriff genommen werden. Thomas: „Ich tippe auf eine Neuauflage des letztjährigen Finals zwischen dem VfK Berlin und uns. Und auch Calw traue ich definitiv wieder eine Medaille zu.“

TV Schweinfurt-Oberndorf (2. Süd)

Als Saisonziel hatten sich die Bayern die Qualifikation zur DM ausgegeben – die kann auf der To-Do-Liste nun abgehakt werden. Dreh- und Angelpunkt des TVO ist Kapitän Fabian Sagstetter, der nach der DM eine Faustball-Pause einlegen wird und als Libero in der kommenden Hallenrunde in der Volleyball-Bundesliga aufschlagen wird. In der Offensive zieht Oliver Bauer die Fäden und verfügt über einen äußerst harten und unbequemen Schlag, er wird schon aus der Angabe heraus den Gegner extrem beschäftigen und mürbe machen. Maximilian Lutz gibt vorne Rechts den defensiven Part und räumt alles ab was geht. In der Abwehr stehen Jaro Jungclausen, Janne und Johann Habenstein sowie Florian Dworazeck zur Verfügung. Auch im Angriff stehen mit Nicolas Bitsch und Robin Göttert weitere Alternative parat.
Anfang Juli konnte sich der TVO dann noch mit internationalen Meriten schmücken. Beim European Cup (ehemals IFA-Pokal) in Kleindöttingen errang das Team den dritten Platz. Einen Rang besser kam der TVO in der Liga ein. „Wir haben insgesamt eine gute Saison gespielt“, resümiert Fabian Sagstetter. „Wir haben alle direkten Konkurrenten auswärts geschlagen.“ Mit dem VfL Kellinghusen hat der TVO wohl die denkbar leichtere Aufgabe der beiden Qualifikationsspiele vor der Brust. Aber unterschätzen sollten der TVO, der in den vergangenen Jahren zweimal am TV Voerde im Quali-Spiel scheiterte, den VfL nicht. „Wir haben in der Vorbereitung das Balltraining noch einmal intensiviert“, berichtet Fabian Sagstetter. „Wir haben an den Wochenenden gemeinsam trainiert, hatten aber keine Testspiele. Der Fokus liegt voll und ganz auf dem Quali-Spiel gegen Kellinghusen.“ Der VfL kennt sein Anlage bestens und wird sicher auch durch jede Menge Fans unterstützt – der TVO will sich davon aber nicht auf dem Weg ins DM-Halbfinale abbringen lassen.

TSV Calw (3. Süd)

Es war sicherlich der größte Erfolg des Calwer Männer-Faustballs: In Ahlhorn jubelte der TSV bei der DM über die Bronzemedaille. Doch nach dem Abgang von Bernd Bodler zum Ende der Hallenrunde mussten sich die Schwaben im Angriff ein wenig umstellen. Das gelang mit Platz drei gut. Angeführt wird das Team von Raphael Schlattinger. Der Schweizer ist die ultimative Waffe im Angriff. Ihm zur Seite steht Dennis Gruber, der nach seiner Schulter-Operation langsam seine Schlaghärte zurückgewinnt und mit seiner Ruhe und Abgeklärtheit dem jungen zusätzliche Stabilität verleiht. Damit gelang beim European Cup in Kleindöttingen sogar der Titelgewinn – der erste eines deutschen Teams seit 2007. In der Abwehrschaltzentrale steht Nick Stoll, der von Lukas Gruner und Philipp Kübler flankiert wird. Mit Matthias Zierer, Nico Stoll und Leandra Schmidberger stehen weitere Backups bereits und können ohne Verlustpotenzial jederzeit in das Spielgeschehen eingreifen.
Einen Dämpfer erhielt die Truppe aus der Hessestadt aber am letzten Spieltag der Bundesliga-Süd. Trotz 3:0-Führung zog man im Kampf um den zweiten Tabellenplatz gegen Schweinfurt-Oberndorf. Im Quali-Spiel wartet somit der TSV Hagen 1860. „Wir haben noch nie gegen Hagen gespielt und die Videoanalyse fiel spärlich aus“, sagt Angreifer Raphael Schlattinger. „Wir freuen uns einfach gegen sie zu spielen, weil ich denke, dass beide Mannschaften das Potenzial haben ins Halbfinale zu kommen. Das wird ein heißer Tanz.“ Ganz rund lief es im Vorfeld der DM aber nicht – obwohl alle Spieler zum nationalen Saisonhöhepunkt fit sind. „Da die DM in diesem Jahr erst so spät stattfindet war es schwierig, sich vorzubereiten. Viele waren im Urlaub oder bei der Weltmeisterschaft in Winterthur. Am vergangenen Wochenende wurde aber noch einmal ein Training eingelegt“, berichtet Schlattinger. Er und seine Teamkollegen können sich bei der DM derweil auf eine „orangene Wand“ aus TSV-Fans verlassen. „Wir fahren mit einem Fanbus – einmal quer durch Deutschland – nach Kellinghusen“, sagt der Schweizer. „50 Fans werden uns auf der etwa zehnstündigen Fahrt begleiten.“

VfK Berlin (1. Nord)

Ohne Niederlage ist der VfK durch die Bundesliga-Saison marschiert, hat sich zum achten Mal in Folge die Nordmeisterschaft gesichert und auch beim Europacup den Sprung ins Finale geschafft. „Die Ergebnisse der Bundesliga-Saison waren natürlich sehr zufriedenstellend, die Leistung dagegen nur vereinzelt“, sagt Angreifer Lukas Schubert. Erst im Halbfinale und Finale des Europacups in Pfungstadt habe die Mannschaft dann den „Schalter für Topleistungen“ gefunden. „Schade war, dass wir im Anschluss knapp sieben Wochen keine Spiele mehr hatten, um diese Form zu konservieren.“ Stattdessen wurden nach der Silbermedaille auf europäischer Ebene ein paar trainingsfreie Wochen eingeschoben. „Die Möglichkeit, während des Sommers mal in den Urlaub zu fahren, hatten wir in den letzten 15 Jahren relativ selten und das haben die meisten ausgenutzt“, sagt Schubert. In den letzten drei Wochen wurde dann wieder trainiert. „Dabei haben wir aber traditionell keine andere Herangehensweise als vor oder während der Saison gehabt.“
Gegner im Halbfinale wird der Sieger aus der Partie zwischen Schweinfurt-Oberndorf und Kellinghusen. „Beide Mannschaften kennen wir ganz gut. Schweinfurt von vielen gemeinsamen Meisterschaften und Kellinghusen aus der Liga“, so Schubert. Beim VfL sei abzuwarten, in welcher personellen und spielerischen Verfassung er auftreten wird. Mit der Leistung aus der Liga, so Schubert, „werden sie gegen Schweinfurt wohl keine Chancen haben.“ Den TVO erwartet der Nationalangreifer dagegen in Bestform. „Am Ende wird es für uns entscheidend sein, dass wir sofort im ersten Satz wieder in die Spur finden. Das sollte nach der langen Pause jedoch schwer genug sein.“ Dennoch ist das ausgegebene Ziel, mindestens einen Sieg am Wochenende einzufahren. Schubert: „Durch die überraschend tolle Leistung beim Europacup und der weniger intensiven Vorbereitung durch die spiel- und trainingsfreie Zeit, können wir das Wochenende aber mit einer gewissen Lockerheit angehen und schauen was für uns möglich ist.“

TSV Hagen 1860 (2. Nord)

27 Jahre in der 1. Feld-Bundesliga, zehn Deutsche Meistertitel: Der TSV Hagen 1860 ist eine Über-Mannschaft im deutschen Faustballsport. Doch nach dem letzten Titel im Jahr 2001 wurde es ruhig um den Verein in Westfalen. 18 Jahre sind ins Land gezogen – doch jetzt greifen die Sechziger wieder bei nationalen Feld-Titelkämpfen an. „Natürlich haben wir uns sehr über die Quali gefreut“, sagt Ole Schachtsiek, Sohn von Jahrhundertfaustballer Dirk Schachtsiek, der 2001 noch zur Meistermannschaft gehörte. „Für ein Teil unseres Teams war in dieser Saison bereits der siebte Anlauf, sich für die DM zu qualifizieren. Da sind wir jetzt auch ein Stück weit erleichtert, es nun endlich geschafft zu haben.“ Einen Teil zum Aufschwung beigetragen haben dabei auch die Neuzugänge Kevin Schmalbach und Philip Hofmann, die in den vergangenen Jahren mit dem TV Voerde bei den Deutschen Meisterschaften mitmischten. „Die beiden geben uns noch einmla ganz neue Möglichkeiten. Unsere große Stärke ist unser großer Kader mit großer Flexibilität.“
Im Quali-Spiel müssen die Westfalen gegen den TSV Calw antreten, der im vergangenen Jahr Bronze gewann. „Sie haben durch den Sieg beim European Cup gezeigt, dass sie eine ganz starke Mannschaft sind. Wir gehen eher als Außenseiter in die Partie“, sagt Ole Schachtsiek. TSV-Angreifer Raphael Schlattinger beobachteten die Sechziger derweil bei der WM in Winterthur. „Ein Großteil der Mannschaft war vor Ort, ansonsten helfen die Videos aus dem letzte Jahr. Aber eine echte Analyse ist nicht möglich“, gesteht der Hagener Abwehrspieler. Vorbereitet hat sich sein Team – nach einer zweiwöchigen Pause – mit zwei Kurztrainingslagern. „Ansonsten haben wir unser Mannschaftstraining sehr regelmäßig abgehalten. Da hilft uns unser Zehn-Mann-Kader. Wir können eigentlich jedes Mal zwei Teams auf Bundesliga-Niveau gegeneinder spielen lassen, ohne andere Teams einzuladen“, erklärt Schachtsiek. Als Neuling hat man sich als Ziel gesetzt, am Wochenende „drei Spiele zu spielen“. Ole Schachtsiek: „Gegen Calw haben wir an einem optimalen Tag sicherlich eine Chance. Und der Blick auf ein mögliches Halbfinale gegen Pfungstadt ist sicherlich auch eine echte Zusatzmotivation.“ Trainiert wird die Mannschaft, neben Dirk Schachtsiek, übrigens auch von Holger Bock und Andreas Schmitz. Alle drei wurden bei der letzten Feld-DM-Teilnahme 2001 übrigens Deutscher Meister. Wenn das kein gutes Omen ist…

VfL Kellinghusen (3. Nord)

Es war eine Saison zum Vergessen für die Faustballer vom VfL Kellinghusen. Mit gerade einmal einem Sieg in der Hinrunde startete der DM-Gastgeber, steckte zu Beginn der zweiten Saisonhälfte als Tabellenschlusslicht ganz tief drin im Abstiegskampf. Oftmals fehlten Führungsspieler, der Kampf um jeden Ball – der die VfL-Akteure in den Spielzeiten zuvor immer ausgezeichnet hatte – fehlte. Doch mit drei Siegen in den drei Rückrundenspiele kämpfte sich die Mannschaft von Bernd Schneider mit Platz sechs doch noch über den Strich und wird auch in der kommenden Spielzeit im Oberhaus aufschlagen. Doch, dem Ausrichterfreiplatz sei dank, wird der VfL Kellinghusen an diesem Wochenende zum ersten Mal seit 1982 wieder bei einer Deutschen Meisterschaft aufschlagen.
Somit gehen die Störstädter als krasser Außenseiter in ihr Qualifikationsspiel gegen den TV Schweinfurt-Oberndorf. „Wir haben uns das Ziel gesetzt, mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung das DM-Halbfinale zu erreichen, uns dabei bestmöglich zu präsentieren, befreit aufzuspielen und den Zuschauern gute Spiele zu bieten“, heißt das optimistische Ziel der Gastgeber. Immerhin: Der Kader ist mit Blick auf die nationalen Titelkämpfe wieder komplett, bereitete sich beim Turnier in Jona vor. Ein Vorteil könnte zudem sein, dass nahezu niemand die Schleswig-Holsteiner auf der Rechnung hat. „Uns zeichnet als Team aus, dass wir immer für eine Überraschung gut sind“, heißt es deshalb auch von den Spielern. „Wir sehen uns selbst eher als Turniermannschaft.“ Und vielleicht gibt auch das heimische Publikum den nötigen Rückenwind. „Wir freuen uns auf zahlreiche Zuschauer. Allen die kommen, wollen wir ein Event bieten, das seinesgleichen sucht und das die Begeisterung und die Bekanntheit für Faustball in Schleswig-Holstein auf eine neue Ebene hebt.“

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