„Wir haben eine gute Mischung und eine hohe Motivation“

Bundestrainerin Silke Eber

Rosenheim (DFBL/bec). An diesem Samstag beginnt das Unternehmen WM-Titelverteidigung für das deutsche Frauen-Team. In Rosenheim trifft sich der 10-köpfige Kader, um sich den letzten Feinschliff für das am Dienstag startende Turnier in Linz zu holen. Vor dem Teamtreffen stand Bundestrainerin Silke Eber der DFBL für ein ausführliches Interview zur Verfügung.

Silke, kurz vor der WM noch einmal ein Blick zurück zur gerade zu Ende gegangenen U18-WM in den USA. Dort hat der weibliche Nachwuchs den Titel geholt. Hast du die Spiele verfolgt – und was sagst du zur Leistung der Mädchen?

Silke Eber: „Wir hatten ja parallel den Teamlehrgang mit den Frauen in Niedernhall und haben – wenn es zeitlich ging – die Spiele der Mädels und auch Jungs mitverfolgt. Das Finale habe ich komplett gesehen und war von der Leistung beider Teams sehr beeindruckt. Das Spiel war nicht nur spannend sondern auch hochklassig. Großes Kompliment an das deutsche Team, das war eine richtig starke Vorstellung!“

Bei den Jungs gewannen die Brasilianer im Finale gegen die deutsche U18, die Mädchen behielten auch nur hauchdünn gegen die Südamerikanerinnen die Oberhand. Ist die zuletzt erlebte Dominanz der deutschen Auswahlteams in Gefahr?

Silke Eber: „Auch 2016 bei der Jugend-WM waren die Endspiele sowohl bei den Jungs als auch bei den Mädels sehr sehr eng. Beide Male hat Deutschland gewonnen. Auch bei der diesjährigen WM waren die Finalspiele knapp. Bei den Männern und Frauen waren es in den letzten Jahren auch keine Durchmärsche, ganz im Gegenteil: Deutschland ist immer noch die erfolgreichste Nation, aber gerade die Brasilianer haben in den letzten Jahren enorm aufgeholt.“
 
Sind denn die Brasilianerinnen, gegen die ihr zuletzt 2016 den Titel geholt habt, eure ärgsten Konkurrentinnen auf dem Weg zur Titelverteidigung? Zumal zuletzt auch der Weltpokal auf Vereinsebene meist nach Südamerika ging? Wer wird außerdem noch ein Wörtchen bei der Medaillenvergabe mitreden? 
 
Silke Eber: „Brasilien ist sehr stark, das haben sie nicht zuletzt duch ihre Erfolge auf Vereinsebene unter Beweis gestellt. Duque hat jetzt zum dritten Mal in Folge den Weltpokal bei den Frauen gewinnen können, das sagt so einiges über das Leistungsniveau aus. Dazu noch die junge, hochtalentierte Mannschaft aus Sogipa, da wird am Ende auch ein sehr gutes Nationalteam rauskommen. Wir rechnen mit einem extrem starken Gegner. Aber auch Österreich wird bei der Heim-WM um den Titel mitspielen wollen. Wir wissen, welch hohe Motivation so eine Heim-WM auslösen kann. Das haben wir 2014 in Dresden auch erleben dürfen. Die Schweizer sollte man auch nicht unterschätzen, an einem guten Tag sind die Schweizer für jedes Team gefährlich. Eine der vier großen Faustballnationen wird wohl den Titel holen, alles andere wäre eine große Überraschung.“
 
Ihr habt euren Kader im Vergleich zu 2016 leicht verändert – was zeichnet Team Germany 2018 aus?
 
Silke Eber: „Das Gros der Mannschaft blieb gleich, wir haben den Kader durch ein paar junge Spielerinnen ergänzt. Wir haben eine sehr gute Mischung im Team und was noch viel wichtiger ist, alle ziehen zu 100 Prozent mit, egal ob schon mal Weltmeister oder nicht. Ich spüre trotz der Erfolge der vergangenen Jahre eine hohe Motivation im Team. Der Teamgeist ist hervorragend, wir sind bereit für diese WM!“
 
Eine Zitterpartie gab es um die Teilnahme von Michaela Grzywatz, die sich beim Abschlusslehrgang verletzte und dennoch nominiert wurde. Ist die Bardowickerin wieder komplett belastbar?
 
Silke Eber: “ Noch nicht ganz, auch wenn sie den größten Teil der Trainingsübungen beim Lehrgang in Niedernhall mitmachen konnte. Michi ist fleißig, hat alles für ihre Genesung getan. Ich bin zuversichtlich, dass wir die Geschichte bis zur WM gut hinbekommen werden.“ 
 
Wie laufen die letzten Tage, bevor am Dienstag eure erste WM-Partie auf der imposanten Anlage von Linz angepfiffen wird? 
 
Silke Eber: „Der Kader trifft sich nach dem letzten Bundesligaspieltag am Samstag am späten Abend in Rosenheim, dort sind wir dann noch gut zwei Tage, wollen uns noch einmal intensiv auf diese WM vorbereiten. Am Montagnachmittag geht es dann erst in Richtung Linz, wo dann ja schon am Dienstag die ersten WM-Spiele auf dem Programm stehen.“
 
Abschlussfrage: Wird es tatsächlich die größte Frauen-WM aller Zeiten, die die Österreicher als Gastgeber ausgerufen werden?
 
Silke Eber: „Das kommt immer ein bisschen darauf an, wie man die Wörter ‚größte WM‘ auch definiert. Ich denke, dass die Österreicher ein hervorragender Gastgeber sein werden, dass alle Teams perfekte Bedingungen vor Ort vorfinden werden. Die Organsiation wird super sein! Elf Teams sind für eine Frauen-WM ebenfalls außergewöhnlich, auch wenn ich es sehr schade finde, dass das ursprüngliche Teilnehmerfeld von 14 Mannschaften nun doch nicht vollzählig sein wird. Gerade das Team aus Chile, das 2016 so sensationell bei der WM aufspielte und Vierter wurde, wird dieser WM fehlen. Zu einer richtig großen WM gehören aber in allererster Linie auch die Faustballfans aus aller Welt, erst die manchen aus dem Event etwas ganz Besonderes. Wir hoffen sehr, dass wir wie vor vier Jahren in Dresden vor einem Riesen-Publikum spielen dürfen. Die Faustballteams und auch die Organisatoren hätten es verdient.“
 
Vielen Dank für das Gespräch und natürlich alles Gute für die WM!

 

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