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Nationaltrainer A-Kader Olaf Neuenfeld

Schneverdingen (DFBL/bec). Direkt nach dem letzten Vorbereitungslehrgang und wenige Tage vor dem Abflug gen Südamerika sprach die Faustball-Liga mit Männer-Bundestrainer Olaf Neuenfeld. Im großen WM-Interview spricht er über Titelträume, Kontrahenten und kleine Konkurrenten.

 

Olaf, am Wochenende habt Ihr mit dem WM-Kader den letzten Lehrgang vor dem Abflug absolviert. Was stand denn nun noch einmal im Mittelpunkt – und wie ist der Lehrgang gelaufen? Sind die Jungs bereit?

Olaf Neuenfeld: „Im Fokus standen die Automatisierung der Laufwege und Abläufe sowie die Abstimmung der einzelnen Mannschaftsteile. Wir sind mit dem Stand der Vorbereitung sehr zufrieden. Alle Spieler sind fit und bereit. Von uns aus kann die WM sofort beginnen!“

Nun geht es in die heiße Phase: Am 7. November geht Euer Flieger gen Südamerika, am 15. November startet ihr in Santa Rosa mit dem Spiel gegen den Gastgeber Argentinien. Was habt in der Woche vor der WM geplant?

Olaf Neuenfeld: „Wir werden uns bei unseren Faustballfreunden in Rosario noch einige Tage vorbereiten. Akklimatisierung, Zeitumstellung und Eingewöhnung auf das Wetter und die Plätze stehen dort im Vordergrund bevor wir dann am 12.11. mit dem Bus nach Villa General Belgrano fahren und die WM dann dort am 15. November mit dem ersten Spiel gegen Argentinien los geht.“

In Eurer Vorrundengruppe habt ihr mit der Schweiz, dem Gastgeber, dazu Namibia und den USA durchaus einige Brocken vor der Brust . Wie schätzt Du die Gegner ein – und wie kommt man eigentlich an Infos von z.B. den Amerikanern oder Namibiern? 

Olaf Neuenfeld: „Das ist in der Tat eine harte Vorrundengruppe. Mit Argentinien und der Schweiz treffen wir auf zwei absolute Topteams. Informationen aus den USA und Namibia haben wir nur sehr wenige, haben aber gehört, dass sich beide Nationen enorm weiter entwickelt haben sollen.“

Erstmals wird die WM nach der Vorrunde nach einem neuen Modus ausgetragen. Ähnlich wie beim Beachvolleyball ist man nach einer verlorenen Begegnung nicht gleich raus aus dem Turnier. Was hältst du von der Regelung?

Olaf Neuenfeld: „Der Spielplan ist zwar auf den ersten Blick nicht so leicht zu durchschauen, aber auf den zweiten Blick halte ich ihn für sehr interessant und gut. Normalerweise bin ich ein Freund von KO-Spielen, aber ich freue mich darauf, den neuen Modus auszuprobieren. So erhält jeder eine zweite Chance und der Vorteil für die Mannschaften, die bis zum Finale alle Spiele gewinnen, liegt darin, dass sie ein Spiel weniger haben.“

Mit Südafrika, Australien, Pakistan und Indien sind diesmal gleich vier Neulinge dabei, auch Kolumbien ist zumindest bei den Männern noch nicht so recht in Erscheinung getreten. Was erwartest Du Dir von diesen Teams?

Olaf Neuenfeld: „Auf diese Mannschaften bin ich sehr gespannt. Im Internet sind ja einige schon sehr aktiv gewesen und ich freue mich sehr, diese in Argentinien begrüßen zu können. Mit Kolumbien haben wir schon 2013 bei den Worldgames ein gemeinsames Training absolviert. Die Jungs waren damals schon gut drauf und haben sich bestimmt auch weiter entwickelt. “

Ist es nicht schade, dass aufgrund des neuen Modus die „Kleinen“ gar nicht mehr die Chance haben, auf die meisten der „Großen“ zu treffen?

Olaf Neuenfeld: „Ich gehe mal davon aus, dass der Unterschied noch sehr groß sein wird. Von daher halte ich es für richtig, den Spielplan so gestaltet zu haben, dass die meisten Spiele in den Kategorien untereinander ausgetragen werden. Im ersten Zwischenrundenspiel spielt ja dann jeder von den ‚Kleinen‘ gegen einen von den ‚Großen‘.“

Anders als vor vier Jahren in Österreich, als 4000 deutsche Fans beim Finale dabei waren und das Stadion in einen echten Hexenkessel verwandelten, wird Dein Team diesmal nur von einigen wenigen Anhängern begleitet. Fehlt da nicht ein bisschen was zum  „WM-Fieber“?

Olaf Neuenfeld: „Das ist in der Tat sehr schade, aber auch durchaus nachvollziehbar aus Sicht der deutschen Fans. Eine WM in Europa bringt eben immer mehr Zuschauer in die Stadien als anderswo. Der Wechsel der WM-Gastgeber zwischen Europa und einem anderen Erdteil ist aber grundsätzlich in Ordnung. Da ich davon ausgehe, dass die nächste WM dann wieder in Europa (vielleicht in der Schweiz) stattfindet ist das so ok. Die deutschen Fans werden uns aber
sicherlich sehr fehlen.“

Damals habt ihr im Endspiel mit dem Gastgeber den haushohen Favoriten ausgeschaltet, diesmal geltet Ihr als die Gejagten. Welches Team hat Deiner Meinung nach die besten Chancen, euch den Titel wieder abzunehmen?

Olaf Neuenfeld: „Da kommen sehr viele Teams in Frage. Sportlich gesehen wird es wohl die engste und anspruchsvollste WM, die es jemals gegeben hat. Aus Europa sind natürlich Österreich und die Schweiz vorne mit dabei und aus Südamerika werden Argentinien, Brasilien und Chile ein Wörtchen bei der Titelvergabe mitreden.“

Im Vergleich zur vorigen WM und EM ist Euer Kader auf recht wenigen Positionen verändert. Scheint, als ob sich da ein echtes Team formiert hat?

Olaf Neuenfeld: „Wir verfügen zum Glück über einen sehr breiten Kader, der sich über Jahre nun formiert hat. Jede Position ist bei uns doppelt besetzt und jeder kann jeden eins zu eins ersetzen. Wir haben auch keine erste und zweite Fünf. Für sehr wichtig halte ich es auch, dass sich die Jungs auch außerhalb des
Platzes super verstehen. Neid und Missgunst sind bei uns Fremdwörter und Teamgeist und Kameradschaft keine leeren Floskeln.

Noch ein paar Worte zum Team hinter dem Team. Wie ist eigentlich die Aufgabenteilung zwischen Dir und Deinem Co-Trainer Chris Löwe. Und welche Rolle haben die anderen aus der Delegation?

Olaf Neuenfeld: „Chris ist am Spielfeldrand für die Organisation der Abwehr zuständig und ich für den Angriff. Die Ansprachen und Auszeiten teilen wir uns und bringen beide unsere Ideen mit ein. Als Masseur haben wir Willi Meyer-Weichelt und als Arzt Dr. Andreas Schmitz mit an Bord. Harald Muckenfuß als Teammanager wird uns in allen administrativen Bereichen den Rücken frei halten. Wir Fünf sind mittlerweile gut eingespielt und harmonieren genauso gut wie die Jungs auf dem Feld.“

WM Kommentar von Olaf Neuenfeld